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Böttger. . g | bi | ! 5 3 Zweiter Theil. 2 x a! 4 Neue Auflage. 1 Nordhauſen, 1798. bei Karl Gottfried Groß, iu 10 I 7 11 11 3 a 55 | | | . \ Vorbericht t N | ed zu dem zweiten Theile. | AN h | za ich in dieſem zweiten Theile der Ge⸗ 0 ſchichte der Ynkas eine Zuſage halten 1 f muß, die ich am Ende der Vorrede zum er⸗ 0 ſten Theile gethan habe, dabei aber auch gerne u | aller uͤberfluͤßigen Zunoͤthigungen uͤberhoben N 0 ſeyn möchte; fo ' ſehe ich mich genöthiget hier | | eine k e Vorerinnerung herzuſetzen. l 0 Ich habe namlich Nea aus | \ den . des Inka,Sarcil laſſo, | il eine Beſchreibung von den, Einwohnern des 5 191; * 2 Lan⸗ 0 gt * ' | ' 0 | N) % Vorbericht... Landes Peru, ihren Sitten, Gebraͤuchen, a Gottesdienſte, Kunſtwerken und ſo fort, r herauszuziehen und dem zweiten Theile der Geſchichte beizufuͤgen. Ich werde es in dem ſechſten und lezten Buche dieſes Wer⸗ kscs thun; allein ich muß auch ſagen unter was fuͤr Einſchraͤnkungen ich mein Verſpre⸗ chen zu halten geſonnen bin. Ich entſchloß mich, dieſes ſechſte Buch f hinzu zu fuͤgen, ſowohl weil ich. glaubte, * daß dieſes Gemaͤlde der Verfaſſung und * Anziehendes fuͤr die Leſer habe; als auch, daß man ohne die Kenntuiß ihrer 1 und Gebräuche, ihre Geſchichte nicht v kommen verſtehen wuͤrde: : aber eben die⸗ fer Gedanke gab mir auch die Graͤnzen an, in welche ich mich einſchraͤnken ſollte. Die Religion der Ynkas und die Lan⸗ desregierung, nebſt allem was zu beiden gehört , find alfo die zwei Hauptartickel, — 0 der Sitten im Reiche der Hnkas viel 29 welche ich in dieſem Abtiſſe, ſo deutlich, gi als s mir moglich iſt, dem Leſer vor Au⸗ Alen gen * . | 1 | u * Vorbericht. | gen legen werde. Durch Beſchreibungen | vonderskandesart , den vierfuͤßigen Thie⸗ \ ren, den Voͤgeln, den Fiſchen, den Ge⸗ 9 1 waͤchſen, den Bergwerken, der Himmels» m gegend, den Bergen, den Seen, den Fluͤ⸗ 3 f fon ze. kurz von allem was in die Natur⸗ 4 ee Erdbeſchreibung dieſes Lan⸗ 7 des gehoͤrt, habe ich das Buch, welches nur die Geſchichte der Koͤnige von Peru verſpricht, nicht vergroͤßern wollen. Man wird dieſes in hundert andern Büchern fin⸗ den; in meinem aber ſollte nichts ſtehe n als was man nicht leicht, in ſo deutlichem 4 N Zuſammenhange anderswo antrifft. Auch 4 1 verbot mir der Tittel meines Buchs eine | | Nachricht darinne zu geben, wie es ſeit der * Eroberung der Spanier darinne ausſiehet. 1 Ich werde dieſes bei der Geſchichte de Unterjochung der ungluͤcklichen Peruaner und der darauf erfolgten were Krie⸗ ge thun. ima N Gh t Noch Eins: Ich haben in der Dor Ä m. rn zum erſten Theile, meinem Ynka = 900 x 3 GH * 1 ji Vorbericht. 1 Gareillaſſo einen hohen Rang unter den Verfaſſern der Geſchichte ſeines Va⸗ terlandes gegeben: Der vortreffliche englis ſche Geſchichtſchreiber von Amerika hat ihn, in feiner Würdigung der Schriftſteller dies ſer Art unter viele andere herabgeſetzt: Ich weiß dieſes. Es kann ſeyn, daß Herr Robertſon, außer der Urſache, daß die vor⸗ gezogenen Geſchichtſchreiber, außer Spa⸗ nien nicht leicht zu bekommen ſind, noch andere gehabt hat, jene Moͤnche uͤber die⸗ ſen Ynka zu ſetzen: allein mir ſind ſie nicht bekannt; es wird es mir alſo nie⸗ mand verargen, daß auch ich meine Urſa⸗ chen habe, dei meiner Meinung zu bleiben. Vielleicht ſetzet Herr Robertſon den Inka herab, wegen ſeinem Mangel der Kunſt, und ich ſetze ihn hinauf wegen ſeiner Wiſſen⸗ ſchafft und Aufrichtigkeit: ſo waͤren wir am Ende dennoch einig. 5 | Die Reihe, in welcher die Materien | im fechften Buche auf einander folgen, rührt nicht vom Ynka her, ſondern von mir. Ich habe Vorbericht, | habe fie ſo geordnet, wie die Vorhergehende der darauf Folgenden, meiner Meinung nach, Licht gab. Ich ſage: meiner Meinung nach: Ohne Zweifel haben andere Leute andere Meinungen; ſie koͤnnen ihnen folgen, wenn fie Buͤcher ſchreiben. Ich dringe ihnen mei⸗ ne Meinung nicht auf; ich hoffe alſo, m wer⸗ den eben ſo tolerant ſeyn. Ich bin nicht fo ſehr Schriftſteller, daß ich die Fruͤchte meines Geiſtes fuͤr ganz vortreflich und unentbehrlich anſehen ſollte; ich weiß, man koͤnnte mein Buch miſſen, ohne es ſehr zu vermiſſen. Daher habe ich es auch ſo wenig zu vergrößern geſucht, als es möglich war, ob mir gleich mein Vorbild noch Materie zu manchem Kapitel an die Hand gab. Allein ich bin auch nicht ein ſo unnatuͤrlicher Vater der Kinder meines Geiſtes, daß ich es gleichgültig anſehen folte, wenn man fie unvernünftig mißhandelt. Wer nicht gar zu gelehrt iſt, (und dieſe Herren noͤthige . zu u ae im geringſten nicht), 1 der Vorbericht. der wird das Buch nicht ohne alles Ver⸗ gnügen leſn; und wer gewohnt iſt über . wahre Begebenheiten nachzudenken; fuͤr den hu werden die Betrachtungen uͤber den plotzli⸗ MM chen Untergaug eines ſo feſtgegründeten und * ſo gut erhaltenen Reichs, und eber die Eitel⸗ 5 Teit aller menſchlichen Hoheit and: eee i 1 nicht ohne Nutzen ſeyn. n ds md nid Ja e bin md cb 200 243 18 8 in bund SG i And r ifa NER Bu abe dend am ee e e x in nie ng 0 Ro ande „mailen. | gädınme ug einer er (hun 83 bi 2400 * "biste um da nen Cg ttt 2 Bla ee 2 1 2 7 FT 4 4 2 * stan u bse Ban ne nien Winde ima ct ns iin dun a. bi 309 vasilird) gsanlam 2208 K 196 M nam met lat mdtun aNländiele | ann NEL} Yan eim PYNERITEIE PL/H N * getan rl, Mid Gm) In melden uz; (air neitgnigg mi mb ud Wi 0) 26 er . on Per! Viertes Buch. 6 e schichte ge von Zweyter Theil. 1 1 1 7 2 N au Aa 1 7 — 5 % 1 3 1 2 > 0 1 „ Fe MR N — 1 * * Nan . 5 * Innhalt des Vierten Buchs. Regierung des Anka pachakutek; ſeine Siege, Erobe⸗ — rungen, Verbeſſerung der Schulen und merkwürdi⸗ N \ e gen Sittenſpruͤche. Regierung des Inka Nupan⸗ qui; ſeine Eroberungen in Peru und Chili und was er ſonſt bis an ſeinen Tod gethan hat. — Erſtes Kapitel. | Der Ynka Pachakutek, neunter Koͤnig von Peru, thut eine Reiſe durch ſein N We ee und ih ſich die 2 * Vnka Pachakutek folgte ſeinem 5 Vater, dem Ynka Virakocha auf dem mächtigen Throne von Peru. So— bald er ſeinem Vater ein praͤchtiges Leichen begaͤngnis gehalten „wendete er die folgen⸗ den drey Jahre dazu an, die Regierung ſei⸗ ö nes Reichs vollkommen kennen zu lernen und N auf das Wohl feiner Volker zu denken, ohne \ ſich von Cusko zu entfernen. Nachdem dies \ fe Zeit verfloſſen war , durchreiſete er alle Bean dieſes groſſen Reichs, Eine nach Nes, A 2 der 4 Viertes Buch. der Andern. Denn ob die Ynkas gleich zu ihren Statthaltern und obrigkeitlichen Perſo⸗ nen mit groſſer Vorſicht die ehrlichſten Leu⸗ te waͤhlten, und auch dieſen, bey Lebensſtra— fe anbefohlen war, die Gerechtigkeit treu zu handhaben; ſo hielten ſie dieſes doch nicht für gnug. Sie durchreiſeten ihr Reich von Zeit zu Zeit, um zu verhindern, daß ihre Abweſenheit ihren Dienern nicht Gelegen⸗ heit geben möchte, das Anſehen ihres Amts zu mißbrauchen und die Unterthanen tyran⸗ niſch zu behandeln. Bey der Anweſenheit der Ynkas konnte jeder Unterthan feine Kla⸗ ge ſelbſt anbringen, wenn er Urſache dazu hatte. Die Könige pflegten alsdann, ohne die geringſte Partheiligkeit, Groſſen und Kleinen, Armen und Reichen, die ſtrengſte Gerechtigkeit wiederfahren zu laſſen; daher wurden fie auch von allen ihren Untertha⸗ nen bis zur Anbetung geliebt. Der Pnka Pachakutek brachte drey Jahre mit dieſer Reiſe zu, worauf er ſich wieder nach Cus⸗ ko begab. Als # 6 zu einem Kriegszuge; damit ein zu lan⸗ ger Friede ſeine Unterthanen nicht zum muͤs⸗ ſigen Leben gewöhnen, oder verurſachen moͤch⸗ te daß ſi 0 e das Kriegshandwerk gaͤnzlich ver⸗ gaͤſſen. Er zog zu dem Ende ein Heer von Neben Mann zuſammen, mit wel⸗ chem er nach dem Bezirk Chinkaſuyu mar; . ſchierte. Sein Bruder, Capak Yupanqui, ein tapferer Prinz, welcher den Namen, den man ihm gab, vollkommen verdiente, beglei⸗ tete ihn. Als er zu Villka, einem Graͤnz⸗ orte, angekommen war; verſahe er ſeinen Bruder mit allem Noͤthigen und ließ ibn, mit einem Theile der Armee, weiter vorruͤ⸗ cken. Capak Pupanqui ging alſo mit ſei⸗ ner Armee in die Landſchaft, welche die Ein⸗ gebohrnen Sauſa, die Spanier aber Kaura, nennen. Sie iſt ungemein ſchön und hatte damals uͤber dreyßigtauſend Einwohner, wel⸗ Er zu dem Volke der Huankas gehör⸗ Dieſes Volk behauptete, es ſtamme 2 einem Manne und einer Frau ab, wel⸗ che aus einer Quelle bervorgekemmen waͤ⸗ 87 | A 3 ren. Viertes Buch. 5 Als er zurückgekommen war, entſchloß er . V2 ˙3? W Än —— 6 Viertes Buch. ren. Dieſe Leute waren ſehr wild und graus ſam. Sie pflegten ihren Kriegsgefangenen die Haut abzuziehen, und ſie mit Aſche an⸗ zufüllen, alsdann hiengen fie fie in ihren Tempeln, als Sieges zeichen, auf: Andere machten Trommeln daraus und behaupteten; wenn man dieſe Trommeln rührte, ſo haͤt⸗ ten ſie die Kraft, die Feinde in die Flucht zu treiben. Ihre Staͤdte waren klein, aber nach ihrer Art wohl beveſtigt, und man hielt darinne beſtaͤndig gute Wacht. Denn ob ſie gleich alle von einem Volke waren, ſo hatten ſie doch wegen den Graͤnzen ihrer Aecker beftändig Streit mit einander. Dieſe alten Heyden ſollen, ehe ſie von den Ynkas unter das Joch gebracht wurden, die Figur eines Hundes in ihrem Tempel gehabt, und fie angebetet haben; wiewohl dieſes von Andern in Zweifel gezogen wird. So viel iſt aber gewiß, daß ſie nichts lieber gegeſſen haben, als Hundefleiſch; dieſes war auch bey ihren öffentlichen Feſten, ihr vor⸗ nehmſtes Gerichte. Ja, es ward zum allge⸗ meinen Spruͤchworte; wenn man fagen wol te, Viertes Buch. 7 te, es ſey Jemand ein aͤchter Huanka, den Ausdruck zu gebrauchen: Er iſt Huanka wie ein Hund. Sie verfertigten ſich auch aus den Hundekoͤpfen blaſende Inſtrumente, de⸗ ren fie ſich ſowohl im Kriege, als auch bey ihren Taͤnzen bedienten. Im Kriege, ſag⸗ ten fie, ſchreckt dieſer Schall unſere Feinde und beym Tanze erfreuet er unſer Herz. Dieſe verſchiedenen Wirkungen ſchrieben ſie einer beſondern Kraft ihres Gottes zu. Als ſie unter die Gewalt der Ynkas gekommen waren, ſchafften dieſe alle ſolche „ und ihre grauſame Lebensart ab. N Capak Yupangui brachte dies Volk auf eben die Art, wie die vorhergehenden Yn⸗ kas die meiſten andern Nazionen, mehr durch Freundlichkeit und Uiberredung, und daß er ihnen ſeine groſſe Macht zeigte; als durch den wuͤrklichen Gebrauch der Waffen unter den Gehorſam: worauf er, um allen ihren Streitigkeiten ein Ende zu machen, ihr Land in drey Theile theilte, und dann jedem Staͤdt⸗ chen ein ſolches Gebiete gab, als es noͤthig zu haben ſchien. Die erſte Provinz behielt N Ya den . Den — — —-— — ä — 8 Viertes Buch. den Namen Sauſa, die zweyte nennte er Markavillka und die dritte Llaskapallanka; und da ſie alle eine gewiſſe Art von Muͤz⸗ zen trugen, fo befahl Capak Hupanqui, daß ſich dieſe drey Staͤmme durch die Farbe ih⸗ rer Muͤzzen, die aber ihre vorige Geſtalt behielten, unterſcheiden ſolten. Dieſes Volk hatte den Namen, Huan⸗ ka, wie ich ſchon geſagt habe und man muß es wohl unterſcheiden von der Provinz Hu⸗ ankavillka, welche mehr als zweyhundert Meilen von dieſer, nicht weit von Tumpiz, am Meere liegt. Zweytes Kapitel. Capak Yupangqui erobert noch einige andere Landſchaften. Cabak Dupanqui unterwarf auf eben die Art ſeinem Bruder noch einige andere Lander, worunter die vornehmſten Tarma und Pumpu waren, welches die Spanier Bombon nennen. Anfangs kam es hier zu einigen leichten Gefechten, endlich aber muß⸗ ten fie der Macht des Ynka weichen und thaten Viertes Buch. 9 thaten weniger Widerſtand als Capat a a vermuthet hatte. Nachdem er dieſe beyden Laͤnder erobert bare, ging er weiter und bezwang verſchie⸗ dene Andere, welche dieſen gegen Morgen, nach den Andes⸗Gebͤͤrgen zu „liegen. Die Einwohner dieſer Gegenden beteten keinen Gott an, wohnten in keinen Staͤdten „und batten weder Ordnung noch Polizey. Sie lebten in den Wäldern und Thaͤlern, „wie die wilden Thiere und erſchlugen einander ohne Urſache bey der geringſten Veranlaſ⸗ ſung. Da ſie keinen Herrn erkannten, ſo hatten dieſe Landſchaften auch keine Namen. Dieſer Strich Landes hatte dreyßig Meilen ſowohl in die Laͤnge als in die Breite. Die⸗ ſe Leute waren leicht zu zwingen 4 daß ſie ſich unterwerfen mußten; allein „ fie zu einer menſchlichen Lebensart zu bringen ‚fie zu ge wohnen nach den Geſezzen der Ynkas zu leben, und in Staͤdten zu wohnen, erfor⸗ derte weit mehr Zeit und Muͤhe. Dennoch brachte Capak 1 dieſes alles zu Stande. 1 e % N | Capak Pr — m, * EPF ⅛²] n ęK—ͤUT— — —— 1 . ˙1 —— — 10 Viertes Buch. Capak Yupanqui drang hindurch bis zu dem Volke Chukurpu, welches eben ſo wild und grauſam, aber mehr zum Kriege abge richtet iſt. Die Gottheit dieſer Leute war ein Tiger. Der Prinz Capak Pupanqui war gezwungen ihnen einige Treffen zu lie⸗ fern, in welchen auf beyden Seiten viertau⸗ ſend Mann blieben. Endlich unterwarfen ſich dieſe Barbaren, nachdem ſie Beweiſe ſowohl von der Macht als von der Guͤte des Prinz zen geſehen hatten. Er freuete ſich daruͤber; denn er hatte ſchon angefangen zu glauben, dieſes Volk waͤre ſo wild, daß man es bey⸗ nahe ganz ausrotten muͤſſe, wenn man es zu einer andern und vernuͤnftigen Lebensart brin⸗ gen wolte. Er war auch ſchon im Begrif, es ſich ſelbſt zu uͤberlaſſen, weil er es nicht gerne vertilgen, und den Ruhm der Ynkas dadurch verdunkeln wolte. Allein eben als er deßwegen mit ſich ſelbſt zu Rathe ging, unterwarf ſich dieſes Volk dem Ynka Pa⸗ chakutek, nahm ſeine Geſezze an, entſagte feiner Abgoͤtterey und unvernuͤnftigen Lebens⸗ art, und fing an die Sonne anzubeten. Der Prinz Viertes Buch. 11 Prinz Capak Pupanqui ſezte ihnen einen Statthalter und Obrigkeiten, um ſie zu un⸗ terrichten, und für die Einkuͤnfte der Sonne und des Pnka zu ſorgen; er legte auch ei⸗ nige veſte Plaͤzze an, und legte Beſazzung binein, und ſezte hierauf feinen Zug, zur Rechten des groſſen koͤniglichen Weges, im⸗ mer weiter fort. Er eroberte mit gleichem Gluͤck und Geſchicklichkeit die zwo groſſen Landſchaften Ankarg und Huayllas; ſtrafte diejenigen in dieſer lezten Provinz, welche ſich des unnatuͤrlichen Laſters ſchuldig gemacht, auf das nachdruͤcklichſte, und ſezte auch in ung Ländern ich und u Statthalter Capak Dayandır hatte nunmehr in ei⸗ ner Zeit von drey Jahren ein Land erobert, welches ſich von Suͤden gegen Norden auf ſechzig Meilen erſtreckte, von Weſten gegen Oſten aber, die ganze Ebene bis an das Schneegebuͤrge unter ſich begrif. Er glaub⸗ te, die Abſicht des Ynka Pachakutek erfullt zu haben, und kehrte nunmehr nach Cusko Pe en wurde er vom Ynka mit groß ſer 12 Viertes Buch. ſer Pracht und herrlichen Siegesfeſten empfan⸗ gen, welche einen ganzen Monat dauerten. Drittes Kapitel. Gebaͤude, Geſezze und neue Eroberungen des Ynka Pachakutek. Der ODnka belohnte alle, die an dieſem glücklichen Feldzuge Theil gehabt hat⸗ ten, reichlich und unternahm hierauf eine neue Unterſuchungsreiſe durch ſein ganzes Reich, weil er wußte, daß er das Wohl ſeiner Unterthanen auf keine Art beſſer be— fördern konne. Bey dieſer Gelegenheit ließ er in den vornehmſten und reichſten Provin⸗ zen Tempel der Sonne und Haͤuſer fuͤr aus⸗ erwaͤhlte Jungfrauen erbauen; welches die Einwohner fuͤr eine ganz beſondere Gnade anſahen; weil fie dadurch, nach europaͤiſcher Art zu reden, naturaliſirt und zu Buͤrgern von Cusko gemacht wurden. Er ließ auch auf den Graͤnzen der eroberten Provinzen viele kleine Veſtungen anlegen, und in den Thaͤlern, in den angenehmſten Gegenden und an den Wegen groſſe Pallaͤſte für die Ynkas erbauen. erbauen. Er ließ auch in den Städten groſſe Vorrathshaͤuſer anlegen, um darinne Lebens⸗ mittel und andere Nothwendigkeiten aufzube⸗ wahren; um bey unfruchtbaren Jahren den Mangel abzuwenden, und die Untertbanen zu unterſtuͤzzen. Er gab auch viele heilſame Geſezze, „oh⸗ ne in den Provinzen ſolche alte Gebraͤuche abzuſchaffen, die ihm nuͤzlich ſchienen. Denn die Ynkas verwehrten es keinem Volke auf ſeine Weiſe zu leben; wenn in ſeinen Sitten nur nichts war, welches der Religion und dem natürlichen Geſezze zuwider lief. Dieſes gab ihren neuen Unterthanen zu er⸗ kennen, daß es ihr Wille nicht ſey, tyran⸗ niſch über fie zu herrſchen, ſondern nur ih⸗ nen ein vernuͤnftigeres und Wasa de⸗ . zu verſchaffen. Nach drey Jahren kam der Ynka in ſei⸗ ne Hauptſtadt zuruck, und wendete einige Monate auf Feſte und öffentliche Freudens⸗ bezeigungen. Nach dieſer Ruhe berufte er feine Kriegsraͤthe und überlegte mit ihnen, p% er ſich hinwenden koͤnnte, um neue Er⸗ ae oberungen — 14 Viertes Buch. oberungen zu machen. Es wurde beſchloſſen, wieder in die Provinzen von Chinkaſuyun zurück zu kehren, weil es nur noch auf Dies fer Seite Länder gaͤbe, die dieſer Muße werth waͤren. Der König beſchloß, dem Prinzen Ca⸗ pak Nupanqui, welcher fo viele Beweiſe ſei⸗ nes Muthes und ſeiner Erfahrung gegeben, dieſes Kommando aufzutragen. Man hielt es auch fuͤr zutraͤglich, den kuͤnftigen Thron⸗ erben, älteften Sohn des Ynka Pachakutek, welchen man Ynka Yupanqui nennte, die⸗ ſen Feldzug mitmachen zu laſſen; damit er ſich, unter der Anfuͤhrung ſeines tapfern Onkels in der Kriegskunſt geſchickt machen moͤchte. Dieſer junge Prinz, war zu dieſer Zeit ohngefehr ſechzehn Jahr alt, und war in demſelbigen Jahre, mit den gewoͤhnli⸗ chen Feyerlichkeiten zum Ritter gemacht worden. Der Koͤnig zog ein Heer von funfzigtauſend Mann zuſammen, worauf die beyden Ynkas, der Onkel und der En⸗ kel mit dieſer Armee zu Felde gingen, und bis in die Provinz Chukurpu, welches die Lezte Viertes Buch. 15 Lezte war, die man im vorigen Seldzuge er⸗ obert batte, vorrückten. 1, Hier lieſſen ſie, nach der Gewohnheit der VBnkas, die Einwohner der Landſchaft Pinßu, welche an Chukurpu graͤnzte, auffodern. Da ſich dieſe zu ſchwach fanden, einer ſo groſſen Macht zu widerſtehen, und außerdem wuß⸗ ten, daß die Ynkas ihre Unterthanen glück⸗ lich zu machen ſuchten, ſo antworteten fie. einmuͤthig; daß ſie ſich mit Freuden der Herrſchaft des Ynka tenen und a Glenn annaͤhmen. Ganz anders war die eig 100 Vöͤl⸗ N En in den Landſchaften Huara, Piskopam⸗ pa und Cuechuku, welche nach dieſen auf; gefodert wurden. Dieſe, anſtatt dem Bey⸗ ſpiele der Einwohner von Pinßu zu folgen; ſezten ihre eigenen Streitigkeiten, in welchen ſie zeither begriffen geweſen waren, bey Sei⸗ te, und vereinigten ſich mit einander den Ynkas ſich mit geſamter Macht zu wider⸗ ſezzen. Sie antworteten alſo den Botſchaf⸗ tern der Ynkas: Sie wolten eher ſterben, ae b een Geſezze fahren laſſen, und e N z = == 2. — — — — — — — — . — —— — ä = a —— — — — x Bass N ww 2 u...“ a 220 W 17 9 2 5 8 — == er nn 1 — WERE | * — Be En — ee — — n 16 Viertes Buch. neue annehmen; Sie befaͤnden ſich bey den Goͤttern, welche fie ſeit verſchiedenen Jahr⸗ hunderten von ihren Vorfahren verehrt wuͤß— ten, ſehr wohl; der Ynka koͤnne mit den Laͤndern ſo vieler Curakas, welche er, un⸗ ter dem Vorwande der Religion, an ſich ges bracht, zufrieden ſeyn. Da ſie gleichwohl ſahen, daß ſie im frey⸗ en Felde gegen die Macht der Ynkas nichts ausrichten wuͤrden; ſo hielten ſie fuͤr gut, ſich in ihre veſteſten Oerter zuruck zu ziehen; die Wege zu verderben; die Paͤſſe zu ver⸗ bauen, und die gefaͤhrlichſten Oerter zu vers theidigen. Dieſes alles thaten fie mit groß ſer Geſchwindigkeit und Fertigkeit. Viertes Kapitel. Die beyden Ynkas beſiegen die Voͤlker, welche ſich ihnen widerſezzen. o uͤbermuͤthig auch die Antwort war, welche die Feinde dem Feldherrn Ca⸗ pak Yupanqui gaben; fo machte fie ihn doch nicht beſtuͤrzt. Ein Geiſt, wie der ſeinige war, bleibt bey guten und bofen Worten, bey Viertes Buch. 17 bey guͤnſtigen und widrigen Vorfaͤllen ſich immer gleich: der Widerſtand vermehret nur feinen Muth. Er befahl alſo feinen Kriegs⸗ leuten, ſich bereit zu halten; und da er wuß⸗ te, daß ſich die Feinde in ihre veſten Oerter begeben hatten; ſo theilte er ſein Heer in vier Haufen, wovon er drey gegen die ve⸗ ſten Plaͤzze in der Gegend umher abſchickte; feinen Leuten aber verbot; ſich mit den Fein: den in kein Treffen einzulaſſen, ſondern fie eingeſchloſſen zu halten, ihnen die Lebensmit⸗ tel abzuſchneiden und ſie auf dieſe Art zur Uibergabe zu zwingen: Er aber blieb nebſt dem Prinzen ſeinem Vetter mit ſeiner Ab⸗ heilung im Felde ſtehen, um den Seinigen, vo es nöͤthig ſeyn würde, zu Huͤlfe zu kom⸗ nen. Damit aber ſeine Soldaten, im Fall er Krieg von langer Dauer waͤre „ keinen Mangel leiden möchten; fo ließ er den zu aͤchſt gelegenen Provinzen des Puka, feines Bruders, zu wiſſen thun, daß fie die zu lies enden Lebensmittel verdoppeln ſolten. Nach dieſer gebrauchten Vorſicht, mach⸗ er ſich auf alle Vorfälle des Kriegs, wel⸗ II. Theil. 8 cher 18 Viertes Buch. cher ſehr grauſam zu werden anfing, gefaßt. Die Feinde blieben hartnaͤckig bey dem Vor⸗ ſazze ſich zu vertheidigen; fie hielten alle Zus gaͤnge beſezt und wichen nicht aus den Oer— tern, welche durch ihre Lage veſte waren. Da ſie ſahen, daß es die Ynkas mit Fleiß vermieden, ſich mit ihnen in ein Treffen eins zulaſſen; ſo thaten ſie heftige Ausfaͤlle und griffen die Truppen des Pnka als verzweifel⸗ te Leute an. Die Pnkas lieſſen es indeſſen dabey bes wenden, fie zuruck zu treiben und erwarteten ruhig bis Hunger und Kriegsbeſchwerden die Feinde zwingen wuͤrden, ſich zu ergeben. Wenn ſie von ohngefehr auf dem Lande, oder in den verlaſſenen Staͤdten die Weiber und Kinder der Feinde fanden; denn ſie hatten ſie in der Eil nicht alle mitnehmen koͤnnen; fo redeten fie freundlich mit ihnen, gaben ih—⸗ nen zu eſſen, und ſchickten ſie Haufenweiſe ihren Vaͤtern und Maͤnnern zu: theils um ihnen zu zeigen, daß ſie nicht gekommen waͤ⸗ ren, ſie zu Sklaven zu machen, ſondern ſie zu einer beſſern Lebensart zu gewoͤhnen und N ihnen Viertes Buch. 19 ihnen vortrefflichere Geſezze zu geben, als ſie bisher gehabt haͤtten; theils auch, damit fe in ihren veſten Oertern mehr Perſonen zu ernaͤhren haͤtten und alſo den Mangel deſto ehe empfaͤnden; und endlich damit fie zicht fo freye Hände hätten. Denn ſie muß⸗ en in ihren Kriegsverrichtungen durch die inruhen, welche Weiber und Kinder verur⸗ achen, nothwendig ſehr geſtört, und durch as Geſchrey, „welches Hunger und Elend iefen Unſchuldigen auspreſſet deſto eher auf ie e fc zu en ehe wer⸗ N. di Gberchwehl hielten ſie e desen Krieg t 4 ſechs Monate mit vieler Hartnaͤckigkeit Als ſie aber endlich vom Hunger zu * gedrückt wurden, und täglich viele der hrigen, ſonderlich Weiber und Kinder, da⸗ n ſterben ſahen; faßten fie den Entſchluß, eſen Uibeln, welche ſchlimmer, als der Tod [ft waren, ein Ende zu machen. Sie urden alſo einig, Etliche von ihnen an die nkas abzuſchicken, die dieſe um Verzeihung tten, und in ihren Namen verſprechen ſol⸗ 22 5 ten, ee — * 1 \e\ WE „N 8 N 24 ee * — WI. ee * — ne — \ x x 2) * . ee ER — SIERT" 8 = A — Zu * De ee — 2 2 8 8 nn — “ >» N N F 20 Viertes Buch. ten, daß fie kuͤnftig den Inkas wolten zinß⸗ mit ihrer gewohnlichen Guͤte auf, und fags - — bar ſeyn. Die Ynkas nahmen dieſe Abgeordnete ten ihnen in ſehr freundlichen und liebreichen Ausdrücken: „Ein Jeder ſolle ſich in feine Stadt und Wohnung begeben und ſich da als ein guter und getreuer Unterthan auffuͤh⸗ ren, um ſich der Gnade des Pnka wuͤrdig zu machen; unter dieſer Bedingung ſolte alles Vergangene vergeſſen ſeyn.“ Höchſt zufrieden, daß ihre Verrichtung 0 gut abgelaufen war, begaben ſich dieſe Abge- ordnete wieder zuruck und berichteten den Ih— rigen dieſe gnaͤdigen Geſinnungen der Yn⸗ kas. Um den Befehlen derſelben nachzukom⸗ men, begab ſich Jeder in ſeine Stadt; wo fie alle mit dem, was fie noͤthig hatten, ver⸗ ſehen wurden: Capak Pupanqui bediente ſich hierzu der gedoppelten Lieferungen, wel⸗ che er von den Seinigen zu Anfange des Krieges gefodert hatte. Demohngeachtet em- pfanden die Einwohner dieſer neubezwunge⸗ nen Provinzen, wegen den groſſen Verwuͤ— ſtungen, | | Viertes Buch. 21 tungen, welche der Krieg angerichtet, im rſten Jahre, den Mangel gar ſehr. Die pnkas ſuchten dieſem Uibel fo viel als moͤg⸗ ich abzuhelfen; fie ſezten auch die noͤthigen Dbrigfeiten, welche die Ordnung in den Staͤdten und auf dem Lande erhalten, für ie Einkuͤnfte der Sonne und des Ynka for: en, und das Volk in der Religion und ſei⸗ en Pflichten unterrichten mußten. 12 50 ed 1195 Dr 5 5 h der gute Huamachuku unterwirft ſich dem Puka freywillig. Ney dem Fortgange dieſer Eroberungen —ruͤckte endlich Capak Pupanqui an die 5 raͤnzen eines Landes, welches man Hua⸗ ſachuku nennte; Ein mächtiger Herr „ wel: er eben den Namen führte, und viel Weiß⸗ it und Verſtand beſaß, herrſchete darinne. ber ſeine Herrſchaft war ſehr eingeſchraͤnkt, id das Volk glich ſeinem Haupte nicht im ringſten. Man kann ſich in der That ts unvernünftigers und zugleich unmenſch⸗ heres vorſtellen, als den Goͤzzendienſt und Kin 23 die 22 Viertes Buch. die Geſezze dieſer Leute. Sie beteten gewiß ſe vielfarbige Kieſel an, welche ſie an den Ufern ihrer Fluͤſſe fanden; indem ſie ſich thoͤrichter Weiſe einbildeten, es muͤſſe irgend eine groſſe Gottheit in dieſen Jaspisartigen Steinen verborgen ſeyn, weil ſie ſonſt nicht fo ſchöne Farben haben würden; und dieſen unempfindlichen Göttern opferten ſie Blut und Fleiſch von Menſchen. Sie hatten kei⸗ ne Städte, ſondern lebten in elenden Huͤt— ten hier und da auf dem Lande zerſtreut, und waren den wilden Thieren ſehr aͤhnlich. Ob⸗ gleich der gute Curaka Huamachuku an dieſer Wildheit keinen Wohlgefallen hatte, und groß Verlangen trug, ſie abzuſchaffen; ſo getrauete er ſich dennoch nicht, dieſes zu unternehmen; weil er ſich fuͤrchtete, ſeine Unterthanen moͤchten einen Aufſtand wider ihn machen, und ihn unter dem Vorwande, daß er die Religion und Gebraͤuche ihrer Vorfahren verachte, toͤdeen. Man kann ſich alſo die Zufriedenheit vorſtellen, welche die⸗ ſer gute Curaka empfand, als der Prin Capak Pupanqui die gewöhnliche Auffode⸗ rung Viertes Buch. 23 tung an ihn ergehen ließ, und ihm Frieden und Freundſchaft unter der Bedingung an⸗ bot, wenn ſein Volk die Religion und die Geſezze der Ynkas annaͤhme. Er gab ih⸗ nen zur Antwort: “Er wäre ſehr erfreut, die ſiegreiche Armee des Ynka an ſeinen Graͤn⸗ zen zu ſehen, welchen er ſchon ſeit langer Zeit zum Könige zu haben wuͤnſchte; weil er ſo viel Vortreffliches von ſeiner Religion und Regierung gehört hätte. Die Urſache, war⸗ um er nicht ſelbſt eher zu ihm gekommen, ihm zu huldigen, und als den Sohn der Sonne anzubeten, ſey Dieſe; weil er es nicht gewagt, ſein Land zu verlaſſen, und durch Länder zu reifen, die von feinen Fein⸗ den bewohnt wuͤrden. Gegenwaͤrtig aber, da feine Wünfche erfullt wären, erkenne er ihn mit Freuden fuͤr ſeinen Koͤnig und baͤte ihn demuͤthig; feine Dienſte eben fo gnaͤdig anzunehmen, als ſie ihm willig angeboten wuͤrden; und ihn und ſeine Unterthanen eben die Gnade wiederfahren zu laſſen, die er den andern Einwohnern dieſer Lander zugeſtan⸗ den haͤtte. 5 B 4 Als — - wi > .- — — — — —— — . ˙ : Viertes Buch. Als der Prinz Capak Yupanqui und fein Neffe der Ynka Pupanqui dieſe Ant⸗ wort des guten Huamachuku vernommen hatten; rückten ſie in ſein Land ein. Der er⸗ freute Curaka ging ihnen entgegen, empfing fie mit aller möglichen Hochachtung, und brachte ihnen von allem, was in ſeinem Lan⸗ de ſelten und vortrefflich war, Geſchenke. Worauf er ſich vor ihnen niederwarf, und fie anbetete. Der Feldherr Capak Pupan⸗ qui empfing ihn ſehr freundlich, und dankte ihm im Namen des Inka feines Bruders fuͤr die Zuneigung die er gegen ihn zu er⸗ kennen gegeben. Eben dieſes that auch der junge Prinz, im Namen ſeines Vaters und zugleich beſchenkte er ihn mit vielen Kleidern, ſowohl für ihn ſelbſt, als auch für feine Anz gehoͤrigen und die Vornehmſten des Landes. Seit dieſer Zeit bezeigte der Ynka Pacha⸗ kutek und ſeine Nachfolger fuͤr dieſen Hua⸗ machuku und ſeine Erben viele Achtung, und ertheilten auch ſeinem Volke viele Vor⸗ zuge und Freyheiten. Der Viertes Buch. a6 Diaer groſſe Curaka Huamachukn bat hier⸗ | auf den Feldherrn inſtaͤndig in ſeinem Lande | | U. eine gute Polizey einzuführen, und ſeinen | Unterthanen einen beſſern Gottesdienſt und beſſere Geſezze iu n ji e are . ' mar: Rust Ne 0 at. * Der Fuldherr⸗ eee t sn über Ber Wor⸗ te des Curaka. Er befahl, daß alle Ein⸗ wohner ihre Hutten und Wohnungen auf dem Lande verlaſſen, und an einem Orte, welchen er fuͤr den bequemſten dazu hielt, \ eine Stadt bauen ſolten. Er befahl ihnen — ferner durch einen öffentlichen Ausruf; keinen N andern Gott, als die Sonne, anzubeten; | die bunten Steine, welche ſie bisher thoͤrich⸗ ter Weiſe verehret, aus ihren Haͤuſern hin⸗ weg zu ſchaffen, und die Befehle und Ge⸗ ſezze des Ynkas auf das genaueſte zu be⸗ obachten. Er ſezte auch gewiſſe obrigkeitliche Perſonen, welche dafur Sorge tragen muß⸗ ten, daß alle dieſe Verordnungen en das . re ch 5 00 0 9 . n in, r u 7 { 9 * 11% u hc * — 7 14 — 26 Viertes Buch. 2 | Sechſtes Kapitel. 5 Der Feldherr Capak Yupanqui erobert : N die Landſchaften Caxamalka und Daus yu, und ziehet mit feinem Neffen tri⸗ umphirend in Cusko ein. en alle dieſe Einrichtungen, zum Ver⸗ gnuͤgen des guten Huamachuku, ge⸗ macht waren, gingen die beyden Ynkas mit ihrem Heere weiter, und kamen an die Graͤn⸗ 1 ze von Caxamalka. Dieſe Landſchaft, wel⸗ u h che in den folgenden Zeiten durch die Gefan⸗ EB | gennehmung des Atahuallpa fo berühmt ges I worden ift, war damals ſehr reich, bevoͤlkert, fruchtbar, und von einem weiten Umfange. Die beyden Ynkas ſchickten Botſchafter an die Einwohner, um ſie aufzufodern, ſich entweder zu ergeben, oder, im Fall der Wi⸗ | derſpenſtigkeit, zum Kriege gefaßt zu machen. 1 | Die Einwohner von Caxamalka, welche 9 ſehr kriegeriſch waren, und wußten, daß die Vnkas ſich ſchon die benachtbarten Völker mit den Waffen unterwuͤrfig gemacht hatten; verſahen ſich mit den noͤthigen Vorraͤthen, beſezten die Zugänge und haltbaren Plaͤzze, f und 1 und erwarteten den Prinz Capak Pupanqui und ſeine Armee veſten Fuſſes. Seinen Abs geordneten aber gaben fie, wie zu vermu— | then war, zur Antwort: Daß ſie, ihre Frey⸗ heit bis in den Tod vertheidigen wolten. Der Feldherr Capak Yupanqui ruͤckte hierauf mit ſeinem Heere in die Landſchaft Caxamalka; es kam zu einigen blutigen Ge⸗ fechten, worinne auf beyden Seiten viele blies ben; dennoch fielen fie gemeiniglich zum Vor⸗ theile der Vnkas aus. Der Feldherr Capak Yupanqui und der Prinz Puka Yupanqui lieſſen den Gefangenen ſehr gut begegnen, und die Verwundeten heilen, worauf ſie fie wieder mit der größten Freundlichkeit zu den Ibrigen zurück ſchickten, auch die, welche fie unbewaffnet auf dem Lande antrafen, wurden A das Beſte behandelt. Yon Ein ſolches Betragen waͤhrend dem ganz 95 Kriege , welcher ohngefehr vier Monate dauerte, nebſt der immer zunehmenden Macht der Ynkas, welche vom Inka Pachakutek Verſtaͤrkung erhielten, hatte die gewoͤhnliche Wg: Der Curaka und die vornehm⸗ 11913 ſten Wies Buch. 1 28 Viertes Buch. ſten der Völkerſchaft beſchloſſen der Noth⸗ wendigkeit nachzugeben, und Abgeordnete an den Feldherrn abzuſchicken, welche in ihren Namen ſagen mußten: „Nachdem ſie ſowohl die Güte der Ynkas, ihre ſanftmuͤthige Be gegnung und bewundernswuͤrdige Großmuth, als auch die unwiderſtehliche Staͤrke ihrer Waffen erfahren haͤtten; ſo geſtuͤnden ſie frey heraus, daß ſie wuͤrdig waͤren, Herren der ganzen Welt zu ſeyn. Da ſie gegen ihre Feinde ſo ſanftmuͤthig waͤren, ſo zweifelten fie nicht, daß fie ſich alles Gute von ih: nen wuͤrden zu verſprechen haben, wenn ſie das Gluͤck genieſſen wuͤrden, ihre Untertha⸗ nen zu ſeyn. Sie ſchaͤmten ſich alſo ihres bisherigen Betragens und ihrer Blindheit, daß ſie das, ihnen angebotene Gute nicht er⸗ kannt und mit Dankbarkeit angenommen hat ten; und baͤten den Prinz und den Feldherrn ſeinen Onkel, ihnen ihre Widerſezzung zu verzeihen, und bey dem Vnka ihre Vorſpre⸗ cher zu ſeyn. Kaum waren dieſe Abgeordnete im Daß der Ynkas angelanget, als der Curaka und die Viertes Buch. 29 die Vornehmſten des Volks beſchloſſen, ſelbſt binzugehen zu den Ynkas und ſie um Ver⸗ zeihung zu bitten, damit ſie deſto eher Gna⸗ de erlangen möchten. Sie kamen alſo an, als jene eben ihren Auftrag geendiget hat⸗ ten. Sie warfen ſich demuͤthig vor den Yn⸗ kas nieder und beteten fie, nach ihrer Lan⸗ desart an, worauf ſie beynahe eben die Wor⸗ te, welche ihre Abgeordneten geſagt hatten, wiederholten. Der Feldherr Capak Yupanz qui führte das Wort anſtatt feines Vetters und ſagte ihnen ſehr liebreich: Er verziehe ihnen im Namen ſeines Bruders, des Koͤ⸗ niges und des Prinzen ſeines Vetters: Er naͤhme ſie als deſſelben Unterthanen an, und wolle alles Vergangene vergeſſen; ſie ſolten nur künftig ihre Pflicht, als gute und ge horſame Unterthanen thun und ſich der Gna⸗ de des Ynka würdig machen; fo wurde der Koͤnig auch ihnen, nach ſeiner Gewohnheit Gnade erweiſen, und die Abſichten der Son⸗ ne an ihnen erfüllen; Uibrigens ſolle Jeder in Friede nach Hauſe gehen; ſi fie ſolten aber vw zerſtreuten Wohnungen und einzelnen Huͤtten des Landes, welche die Ynfag in einer neuer⸗ 30 Viertes Buch. Kürten verlaſſen und Städte bauen, und in Geſellſchaft mit einander leben; alsdann ſol⸗ ten fie den Ynka um jede Gnade bitten, die ſie nur verlangten. Auf dieſe Worte warf ſich der Curaka und die bey ihm waren, zum zweytenmale vor den Ynkas nieder, und ſagte zu ihnen: «Man ſaͤhe aus ihren Handlungen wohl, daß fie Kinder der Sonne waren: Sie ſchaͤz⸗ ten ſich nun für die gluͤcklichſten Menſchen, daß ſie unter die Herrſchaft eines ſo gnaͤdi— gen Herrns gerathen waͤren, welchem ſie auch kuͤnftig als getreue Unterthanen dienen wolten. Sie nahmen hierauf von den Yn⸗ kas Abſchied, und begaben ſich in ihre Woh⸗ nungen zuruͤck. Der Feldherr Capak Yupanqui war ſehr zufrieden, daß er die Landſchaft Caxamalka, welche auch von Einigen Caſſamarka ge nennet wird, erobert hatte; denn es war ei⸗ ne der volkreichſten und fruchtbarſten im gan⸗ zen Reiche ſeines Bruders. Er machte hier eben dieſelben Anordnungen zur Civiliſirung oberten oberten Provinz zu treffen pflegten: Er ließ auch einen Tempel der Sonne bauen und verſchiedene Waſſerleitungen anlegen, damit das Land an mehrern Orten ie ge⸗ 3 wurde. Kell Nunmehr beſchloß er 85 Eusto zurück | zu kehren, auf ſeinem Wege aber eine ge⸗ wiſſe Landſchaft, die er im Rüden liegen laſ⸗ ſen, um nicht aufgehalten zu werden, zu er⸗ obern. Dieſe Landſchaft, welche Yauyu hieß hatte tapfere Einwohner und war, vermöge ihrer Lage, gut zu vertheidigen; weil ſie aber nicht allzugroß war, hoffte der Feldherr, zwoͤlftauſend Mann wuͤrden hinlaͤnglich ſeyn, ſie zum Gehorſam zu bringen. Er behielt alſo nur ſo viel bey ſich, und ließ den Wel 3 ſeines Heeres ziehen. | Der Feldherr Capak Pupanqui hatte fh in feiner Hoffnung nicht betrogen. Alle Einwohner des Landes Yauyu nahmen die Ynkas einmuͤthig mit groſſen Feyerlichkeiten und öffentlichen Freudensbezeigungen auf. Der Feldherr war ſehr vergnuͤgt daruͤber; er beehrte den Curaka, ſeine Verwandten, N. 1 die Viertes Buch. gr — = 3 = > —_ - 3 W — — — — — 5 * > — — nn, — — —— * 9 — > — — — — 32 Viertes Buch. die Hauptleute und die Vornehmſten des Landes mit verſchiedenen Geſchenken; er ließ ihnen viele Kleider, von der feinen Wolle, welche man Compi nennet, geben, den Ge ringern aber gab er ſolche die aus der Wolle, Vaska, verfertigt waren. Ein jeder war nun erfreut, unter die Herrſchaft eines ſo guten Koͤniges gekommen zu ſeyn. Die beyden Ynkas machten nun auch in dieſer Provinz die gewöhnliche Einrichtung zur Regierung des Landes, zum Unterricht des Volks, und zu Hebung der Einkünfte für den König, und die Sonne, und kehr⸗ ten nach Cusko zurück. Hier wolte fie der Pnka Pachakutek feyerlich empfangen, deßwegen hatte er alle Zubereitungen zu einem triumphirenden Eins zuge machen laſſen, in welchem ſowohl ſein Bruder, als auch ſein Sohn, von jungen Leuten aus den eroberten Provinzen ſolten getragen werden. Alle Einwohner der Hauptſtadt und die Curakas, welche ausdrücklich, um dieſes Feſt zu ehren, dahin gekommen waren, gin— gen Viertes Buch. 33 gen in einer gewiſſen Ordnung, bey dem Schalle mufifalifcher Inſtrumente voran. Man ſang verſchiedene Lieder „ welche entwe⸗ der zum Lobe des Feldherrn, Capak Yu⸗ panqui, oder des Prinzen, ſeines Vettern gemacht waren. Nach den Einwohnern von Cusko und den Hofleuten folgte das Kriegs⸗ her, nach den Voͤlkerſchaften in Kompanien ingetheilt, mit den Waffen in der Hand. Dieſe beſungen, wie die Andern die Thaten hrer Ynkas, und verkuͤndigten ihre hohen kigenſchaften, ihren groffen Muth, ihre Ta- ferkeit im Streite, ihre Wachſamkeit und ute Anfuͤhrung in den kriegeriſchen Unter⸗ ehmungen, ihre Geduld, Sanftmuth und Sroßmuth in Ertragung des unverſchaͤmten zetragens der Unwiſſenden und Verwege⸗ en: ihre Gnade und Mitleiden gegen die iberwundenen; ihre Pracht und bewunderns— ürdige Freygebigkeit gegen die Hauptleute, Soldaten und ſogar gegen Fremde; und mit nem Worte, ihre Weißheit und Klugheit allen Unternehmungen und Eroberungen. ach den Kriegsleuten folgten die Ynkas II. Theil. C | von — 34 Viertes Buch.“ von koͤniglichem Gebluͤte, welche auch be waffnet waren, ſowohl die, welche aus der Stadt, als die, welche aus dem Kriege ka— men. Beyde gingen vermiſcht, ohne Unterz ſchied; weil ſie die Gewohnheit hatten, alle gleichen Antheil an den Thaten, die von ei nigen Ynkas verrichtet wurden, zu nehmen, als wenn fie alle dabey zugegen geweſen waͤ— ren. | Mitten unter den Ynkas befand ſich der Feldherr und hatte den Prinz zur Rechten; hinter ihnen ward der Ynka Pachakutek auf ſeinem goldenen Stuhle getragen. In dieſer Ordnung begaben ſie ſich zu dem Hauſe der Sonne, vor welchem die Pnkas von ihrer Stühlen herabſtiegen und ihre Sandalen ab legten, ausgenommen der König. Auf die fe Art gingen fie bis an die Thür des Tem: pels, vor welcher auch der Inka die San dalen ablegte, und hinein ging. Niemant als wer von koͤniglichem Blute war durft ihm hier folgen. In dieſem Tempel beteten die Ynkas die Sonne an und dankten iht für die Siege, die fie ihnen verliehen hat te * Viertes Buch. 35 te. Als dieſes Geber vollbracht war, kehe⸗ ten fie auf den groſſen offentlichen Plaz der Stadt zuruͤck, wo ein praͤchtiger Schmaus gegeben wurde. Dieſer ganze Tag ward mit Eſſen, Trinken, Taͤnzen 5 Geſaͤngen zugebracht. Bey dieſer offentlichen Luſtbarkeit ſtund Ein Volk nach dem Andern, nach dem Ran⸗ ge, dem ihn ſeine Unterwerfung unter die Herrſchaft der Inkas gab, von feiner Ta⸗ el auf, und ging hin und ſang und tanzte, or dem Pnka nach ſeiner Landesart, bey em Schall der Inſtrumente, welche von en Dienern geſpielt wurden; welche auch llezeit die Schlußzeilen der Geſaͤnge wieder⸗ olten. Wenn Ein Volk fertig war, ſezte s fi) wieder zu Tiſche und ein Anderes und auf. So wurde dieſer ganze Tag voll racht. Dieſes war jedoch nur der Anfang es Siegesfeſtes; es waͤhrete einen ganzen Nonat, in welchen man von nichts, als von Aumspen und Luſtbarkeiten hoͤrte. Alles dieſes war ſchon vorher bey jedem nchen Siegesfeſte geſchehen; wir haben rn eg es N — —— — — — Be —- nenne — — —— 2 — — — . — re — 36 Viertes Buch. es aber nur fuͤr dieſesmal wiederholen wol⸗ len; weil das Feſt des Capak Yupanquf eines der feyerlichſten war. Siebentes Kapitel. Unterwerfung der Thaͤler Hka und Pis— ko, und Auffoderung der Chinkas. Noch dieſen Siegesfeſten wendete der Dis ka drey bis vier Jahre auf die Culti— virung der eroberten Provinzen und die Ver⸗ ſchoͤnerung derſelben durch herrliche Gebaͤude. Die Einwohner der Städte feines Reichs ruheten von den Beſchwerden des Krieges aus, und genoſſen die Annehmlichkeiten des Hausſtandes in Frieden; Alle empfanden die Gluͤckſeeligkeit einer ſo ſanften und gerechten Regierung, als nie irgend einem enn zu Theil worden iſt. Endlich glaubte der Ynka Pachakutek daß es Zeit ſey, ſeinen Kriegsleuten wieder einige Beſchaͤftigung zu geben, damit die allzulange Unthaͤtigkeit fie nicht weichlich machen, oder ihren Muth einſchlaͤfern moͤch⸗ te. Sie ſelbſt wunſchten es: Denn nichts wird a | Viertes Buch. 37 wird den Menſchen, welche einmal die Un⸗ ruhe zu ertragen gelernt haben, laͤſtiger, als eine zu einfoͤrmige, unbeſchaͤftigte Lebensart, wenn ſie auch noch ſo gluͤcklich iſt. Es wurde demnach im Kriegsrathe ber ſchloſſen, die niedern Landſchaften am Meere, laͤngſt der Kuͤſte zu erobern. Zu dem Ende zog der Pnka eine Armee von dreyßigtauſend Mann zuſammen, und gab Befehl, daß ſich eine gleiche Anzahl bereit halten ſolle, um je⸗ ne abzuloͤſen: Dieſes ſolte alle zwey Monate geſchehen, weil dieſe niedern Landſchaften, wegen der übermäßigen Hizze, für die Ein⸗ wohner der Gebuͤrge hoͤchſt huge und ges aͤhrlich find. Nach dieſen . gab der Yn⸗ a Pachakutek Befehl, daß die lezten drey⸗ igtauſend Mann in den Graͤnzſtaͤdten in Beſazzung bleiben ſolten, bis fie zum Feld⸗ uge aufgefodert wuͤrden; die Erſtern aber nußten ins Feld ruͤcken. Der VYnka ſelbſt, ebft feinem Erbprinzen und dem Feldherrn Lapak Pupanqui führten fie an. Sie gin⸗ n bis in die Provinzen Rukana und Ha⸗ 8 8 C 3 f tum⸗ — . — — — — 4 = z 1 — —— ——ůů — ——— 38 Viertes Buch. tumrukana: Hier fand der Ynka Pachaku⸗ tek für gut, für feine Perſon zu bleiben; weil er von da aus ſowohl der Armee beyſte— hen, als auch fr das Innere feines König? reichs Sorge tragen konnte. Die beyden Tnkas aber, der Onkel und der Vetter ſez— ten ihren Marſch bis Nanaska fort, von welchem Orte aus ſie erſtlich die Einwohner des Thales Yka und dann auch die im Tha⸗ le Pisko auffoderten. Beyde Thaͤler unter⸗ warfen ſich ohne Schwierigkeit und nahmen die Geſezze und Sitten der Ynkas an; fie entſagten auch ihren Goͤzzen, und verſpra— chen kuͤnftig die Sonne anzubeten. Das Thal Yka liegt Nanaska gegen Norden, und iſt nun eines der fruchtbarſten; Die Ynkas haben ſich auch immer beſonders günſtig gegen daſſelbe bezeigt. Sie lieſſen von dem Gebuͤrge herab eine ſchoͤne Waſſer⸗ leitung durch dieſes Thal fuͤhren, weil der Fluß, welcher es durchſtroͤmt, ſehr wenig Waſſer hat, und es in dieſer Gegend ſelten regnet. Man erhielt durch dieſes Mitte noch einmal ſo viel zum Ackerbau taugliches Land, Land, und die Einwohner lebten von dieſer Zeit an im Uiberfluſſe. Alle dieſe Vorthei— le, welche die Ynkas ihren Unterthanen verſchafften, machten ihre Herrſchaft unge: mein beliebt, und zogen auch die Herzen derer an ſich, welche noch mit ihnen keiner Verbindung ſtanden. Wir muͤſſen nicht vergeſſen zu ſagen; daß die Einwohner dieſer ganzen Kuͤſte, von Truxillo gegen Norden, bis Tarapaka gegen Suͤden, welches eine Laͤnge von fuͤnfhundert Meilen iſt, das Meer, als ihre vornehmſte Gottheit, anbeteten; Denn außerdem hatte noch jede Landſchaft ihren beſondern Goͤzzen. Sie nennten es Mama⸗Cocha, das heißt: Mutter⸗Meer: weil nicht allein die Fiſche, welche fie im Meere fingen, ihre vornehm⸗ ſte Nahrung waren; ſondern weil fie auch ihre Felder mit den kleinen Fiſchen, die das Meer an das Ufer wirft, worunter vie⸗ le Sardellen ſind, duͤngten. Sie beteten naͤchſtdem auch insgeſamt den Wallfifch, we⸗ gen ſeiner Groͤße an; jedes Thal aber ver⸗ Pe insbeſondere wieder die Fiſche, welche Viertes Buch. | 39 C 4 | an 40 Viertes Buch. an ſeinem Ufer am haͤufigſten gefangen wur⸗ den. So war die Abgoͤtterey in dieſem Landſtriche beſchaffen, ehe er unter die Bots maͤßigkeit der Ynkas kam. | An das Thal Pisko graͤnzt das fehr weit⸗ laͤuftige und volkreiche Thal, welches von dem maͤchtigen Volke der Chinkas, oder Punkas bewohnt wurde. Dieſe Chinkas glauben, daß ihre Vorfahren aus einem ſehr entfernten Lande, deſſen Namen ſie aber nicht ſagen koͤnnen, unter der Anfuͤhrung eines eben fo frommen, als tapfern Heerfuͤhrers hierher gekommen ſind; und ſich da, nach Eroberung des ganzen Thales und Vertil— gung aller ſeiner Einwohner, niedergelaſſen haben. Als fie vernahmen, daß die Einwohner ei— nes benachtbarten groſſen Thales, ihrem Gotte Pachakamak einen praͤchtigen Tempel gebauet haͤtten; ſo kam es ihnen ein, dieſen nachzu⸗ ahmen. Da ſie aber hoͤrten, daß Pachaka⸗ mak den bedeutete, welcher die ganze Welt erhielte, ſo bildeten ſie ſich, nach ihrer ro⸗ a hen Einfalt ein, wenn Pachakamak ſo viele | Leute Viertes Buch. 4¹ Leute zu naͤhren haͤtte; ſo moͤchte er fi vers geſſen oder verſaͤumen, oder ihnen nicht ſo vielen Unterhalt verſchaffen können, als ihre groſſe Anzahl noͤthig haͤtte. Sie hielten als fo für beſſer, ſich einen eignen Gott zu ma chen, der ſie unter ſeinen beſondern Schuz nähme. Sie thaten es und gaben dieſer neuen Gottheit den Namen Chinka-Camak, das beißt: Erhalter der Chinkas. Auf dieſen Gott verlieſſen ſie ſich vornemlich: Sie er⸗ zaͤhlten viel groſſe Siege, welche ſie unter feinem Beyſtande erhalten haͤtten, die aber in der That erdichtet waren: Und im Ver⸗ trauen auf dieſem, widerſezten ſie fi ch auch is, der Macht der Ynkas. Als der Feldherr Capak Yupanqui die gewoͤhnliche Auffoderung an ſie hatte ergehen laſſen; Sich entweder dem Ynka Pachaku⸗ tek zu unterwerfen und die Sonne anzube⸗ ten; oder zu einem Kriege gefaßt zu machen; ſo gaben fie zur Antwort: „Sie Hätten ei⸗ nen Fuͤrſten, dem fie gern unterthan waͤren, weil er aus ihrem eignen Volke abſtammte, fie würden alfo den Ynka nie für ihren Herrn 18259 C 5 erken⸗ 42 Viertes Buch. erkennen; die Unterthanen des Ynka moͤch⸗ ten immer, da fie auf den Gebuͤrgen wohn⸗ ten, die Sonne anbeten; ſie ſelbſt verehrten das Meer, welches eine viel wohlthaͤtigere Gottheit waͤre, als die Sonne, die nur ihre Felder verſengte; und ihren Schuzgott, Chin⸗ Fa⸗Camak, welcher nie zugegeben hätte, daß ſie von ihren Feinden waͤren uͤberwunden worden. Die Pnkas wuͤrden alſo gerechter und kluͤger handeln, wenn ſie zuruͤck auf ihre Gebuͤrge gingen, und ſie nicht beunruhigten. Auf dieſe hartnaͤckige Antwort ruͤckten die Ynkas in das feindliche Land ein. Der Curaka der Chinkas ging ihnen mit einem ſtarken Heere entgegen, und es kam zu ver⸗ ſchiedenen Angriffen. Ich will dieſen Feld⸗ zug nicht ausfuͤhrlich beſchreiben, weil er mit verſchiedenen vorhergehenden zu groſſe Aehn⸗ lichkeit hat. Die Ynkas gingen mit ihrer gewöhnlichen Behutſamkeit und Schonung zu Werke: Der Feldherr ließ, zu Verhuͤtung des Krankwerdens ſeiner Leute, zweymal ein anderes Heer anruͤcken, und ſchickte das vor⸗ herge⸗ prinz, feinen Neffen zurückkehren; Er bot den Chinkas, mitten unter den Feindſeelig⸗ keiten, beftändig Friede und Freundſchaft an. Alles dieſes, nebſt der Noth, worein die Fein⸗ de, durch Mangel geriethen, brachte die ge⸗ woͤhnliche Wirkung hervor; daß die Chinkas erſtlich Abgeordnete an die Ynkas ſchickten, welche fie ihrer Bereitwilligkeit, ſich zu unter⸗ werfen verſichern ſolten; und daß hernach der f Curaka der Nazion ſelbſt in das Lager des Feldherrn, Capak Yupangui, reiſete, um ihn zu huldigen, und ſich fuͤr einen Vaſallen des Koͤniges, ſeines Bruders zu erkennen. | Capak Pupanqui war über die Ankunft des Curaka ſehr erfreut; er begegnete ihm ſehr freundlich und verſicherte ihn der Ver⸗ zeihung des Königs. Er theilte auch Ge ſchenke unter ihn und ſeine Begleitung im Namen des Königs aus und ließ fie insge⸗ ſamt vollkommen zufrieden wieder von ſich. Nachdem die Ynkas dieſes Land in Ber ſiz genommen und fo, wie ihre andern Pro⸗ vinzen, eingerichtet hatten, fo verherrlichten ir fie Viertes Buch, 1 bergehende zurück; Er ließ ſogar den Erb: 44 Viertes Buch. ſie es auch durch viele praͤchtige Gebaͤude. Dieſes Thal iſt auch immer in den folgenden Zeiten Eines der ſchoͤnſten im ganzen Reiche geweſen, und der ganze nördliche Bezirk des Reichs der Ynkas hat von dieſem Volke den Namen Chinkaſuyu bekommen. Achtes Kapitel. Chuquimanku, Beherrſcher von vier Thaͤlern wird beſiegt. Nochden der Feldherr Capak Pupanqui den groſſen Curaka der eigentlichen Chinkas ſich zu unterwerfen gezwungen hat— te; verlangte er von dem Koͤnige ſeinem Bruder eine neue Armee um mehrere Thaͤ⸗ ler zu erobern. Der Ynka willigte in feine Bitte, und ſendete ihm ein gutes Heer, das mit erfahrnen Hauptleuten verſehen, und vom Prinz Inka Yupanqui, welcher eine groſſe Neigung zum Kriege zeigte, ange— führt ward. Als dieſe Armee beym Feld⸗ herrn angekommen war, verließ er das Thal der Chinkas, und ruͤckte in das ſchoͤne Thal Ru⸗ nahuanak. Dieſer Name bedeutet, Schre⸗ cken Viertes Buch. 45 cken der Menſchen: Er iſt zuſammengeſezk aus den beyden Wörtern: Runa, welches Leute, und Huanak, der durch Schaden 128 macht, bedeutet. Das Thal Nunahuanak und drey ande⸗ \ e welche noͤrdlicher liegen, nemlich Hu⸗ arku, Malla und Chillka wurden auch von Chinkas oder Yunfas bewohnt, und gehörs ten Einem Beherrſcher „ Namens Chuqui⸗ manku. Dieſer Curaka gab ſich das An ſehen eines Königes „und verlangte, daß alle Angraͤnzende ihn fuͤr ihren Herrn erken⸗ nen ſolten. Als er hoͤrte, daß die Ynkas mit einer Armee wider ihn im Anzuge wär ren, brachte er ein Heer zuſammen, und ging ihnen entgegen, um fie zu verhindern, daß ſie nicht uͤber einen tiefen und gefaͤhrli⸗ chen Fluß, welcher durch das Thal Runa⸗ huanak firome, ſezzen möchten. Es kam hier zu einem Gefechte, in welchem auf bey⸗ den Seiten viele blieben: Jedoch da Chuqui⸗ manku den Krieg nicht verſtand, ſeine Sol⸗ daten ſich ſchlecht vertheidigten, und die Uns das mit vielen Floͤſſen verſehen waren; fo a ſezten 46 Viertes Buch. ſezten dieſe gluͤcklich uͤber den Fluß; Chuqui⸗ manku beſchloß, ſich in das Thal Huarku zurück zu ziehen; weil er glaubte, daß er den Krieg hier mit groͤſſerm Vortheile fuͤh— ren wuͤrde. Auf dieſe Art bemaͤchtigten ſich die Ynkas in weniger als einem Monate des ganzen ſchoͤnen Thales Runahuanak. Der Feldherr Capak Yupanqui ließ Be⸗ ſazzungen in dieſem Thale, ſowohl um ſich den Rüden zu decken, als auch, um deſto ſicherer die Vorraͤthe, welche ihm der Yn⸗ ka zuſchicken würde, zu erhalten, worauf er in das Thal Huarku vorruͤckte. Hier ward er gendthigt, einen grauſamen Krieg zu führen. Chuquimanku hatte hier ſeine ganze Macht zuſammen gezogen, welche zwanzigtauſend Mann betrug, und war entſchloſſen, fuͤr ſein Land und ſeinen Ruhm auf das tapferſte zu fechten. Er that auch in der That mehr, als man ſich zu ihm verſehen hatte. Die Vnkas gebrauchten ihrer Seits auch alle Kriegskunſt und Tapferkeit gegen dieſen Feind, doch blieben ſie ihrem Grundſazze getreu, das Blutvergieſſen ſo viel als moͤglich zu vermei⸗ Viertes Buch. 47 vermeiden. Dieſes Lezte gelang ihnen nicht ſo gut, als fie wuͤnſchten; Die Chinkas vers theidigten ſich mit einer Hartnaͤckigkeit, wel⸗ che den Feldherrn zwang, ſein Herr dren oder viermal mit neuen Truppen zu erſezzen, und die, welche in dieſen heiſſen Gegenden nicht aushalten konnten, nach Hauſe ziehen zu laſſen. Um aber dem Feinde zu zeigen, daß er den Krieg nicht aufgeben würde „ bis er ihn gänzlich überwunden haͤtte; theilte er ſein Lager eben ſo ein, wie die Abtheilungen der Stadt Cusko waren, und gab ihm auch eben den Namen; wobey er die groͤßte Sor⸗ ge trug, ſeinen Soldaten alle Bequemlich⸗ keiten zu verſchaffen, die ſie in ihren eigenen Wohnungen wuͤrden gehabt haben; und den Feinden alle Zufuhre abzuſchneiden. Der fuͤrchterlichſte unter allen Angriffen, der Hunger, nahm hierauf in dem Lager des Chuquimanku außerordentlich überhand. Seine Leute ſuchten ihn zu überreden , nicht das Aeußerſte abzuwarten, ſondern ſich zu ergeben, und da er ihnen kein Gehör gab, gingen viele zu den Ynkas über, und berich⸗ teten 48 Viertes Buch. teten ihnen den traurigen Zuſtand, worinne ſich ihr Curaka mit ſeiner Armee befaͤnde. Dieſes thaten ſonderlich die Soldaten, wel⸗ che er aus dem Thale Runahuanak mitge⸗ nommen hatte; dieſe verlieſſen ihn insge⸗ ſamt. Da Chuquimanku befuͤrchtete, daß die Uibrigen ihrem Beyſpiele folgen moͤchten; ſo gab er endlich nach, und verlangte hier⸗ inne den Rath der Vornehmſten des Volks zu wiſſen. Sie waren alle einſtimmig der Meinung; daß ſie insgeſamt, ohne Ver⸗ zug, in das Lager der Ynkas geher, ſich ih⸗ nen zu Fuͤſſen werfen, und um Verzeihung bitten muͤßten. | Die beyden Ynkas nahmen. fie hoͤflich auf, verziehen ihnen, beſchenkten ſie, und lieſſen ſie nach Hauſe gehen. | Die Ynkas hielten es ſich für eine fo groſſe Ehre, daß fie den groſſen Curaka Chuquimanku dem Könige Pachakutek zins⸗ bar gemacht hatten, daß ſie beſchloſſen, der Nachwelt ein Denkmal dieſes Sieges zu hin⸗ terlaſſen. Sie erbaueten zu dem Ende in dem Thale Huarku, eine zwar kleine, aber ſehr Viertes Buch. 49 ſehr ſtarke Veſtung, welche der Zeit würde getrozt haben, wenn ſie nicht von den Spa⸗ niern ware zerſtort worden. Die Rudera davon ſahe man noch im Jahr 1560. Neuntes Kapitel. Von den Thaͤlern Pach aka mak und 2 | Rimak. De Ynkas machten nach der ER des Curaka Chuquimanku in ſeinem Lande die gewöhnlichen Einrichtungen „ was den Gottesdienſt, die Geſezze, Gebräuche und Abgaben anbetrifft, und gingen auf die | Thaͤler des Curaka Cuysmanku loß. Die 1 ſer Curaka verlangte eben ſowohl, als Chu⸗ | uimanku, daß man ihn Hatun-Apu, das ſt den Großherrn nennen ſolte. Dieſer dittel bedeutete in dieſem Lande fo viel als donig. Er war Beſtzzer von ſechs Thaͤlern, inter welchen die vorzuglichften Pachakamak ind Rimak genennt wurden. Ehe ich in reiner Erzählung weiter gehe, muß ich von ieſen en das ehe erwaͤhnen. i. Zei. 18 5 Die 50 Viertes Buch. Die Ynkas erkannten, daß es einen ober⸗ ſten Beherrſcher der Welt geben muͤſſe, der alle Dinge und auch die Sonne geſchaffen habe: Dieſen Gott nennten fie Pachakamak; Dieſes bedeutet ſo viel, als derjenige, wel⸗ cher Alles geſchaffen hat und erhaͤlt; Sie ſagten er ſey unſichtbar; um deßwillen baueten ſie ihm keinen Tempel, brachten ihm auch keine Opfer, wie der Sonne; ſondern fie beteten ihn nur, mit der größten Ehr⸗ furcht, in ihrem Herzen an; welche ſie auch durch die Bewegung des Hauptes, der Au— gen, der Arme und des ganzen Leibes be— zeugten, ſo oft ſie ihn nur nennten. Die Ynkas breiteten dieſe Lehre in ihrem ganzen Reiche aus, und die uͤberwundenen Voͤlker nahmen ſie insgeſamt eherbietig an. Die Vorfahren des Curaka Cuysmanku allein nahmen fie an, ehe fie noch von den Ynkas beſiegt waren; aber freylich nicht in der Rei⸗ nigkeit, wie fie bey dieſen war. Sie baue ten dem Pachakamak einen Tempel und bes nennten das ganze Thal nach ſeinem Namen. Allein ſie ſezten auch ihre Goͤzzen in dieſen Tem⸗ Viertes Buch. 5 Tempel, welche fie unter der Geſtalt verſchie— dener Thiere und Fiſche anbeteten. Dieſer Tempel, welcher ſowohl wegen des herrli⸗ chen Gebäudes, als auch wegen des feyerli⸗ chen Dienſtes, der darinne verrichtet wurde, einen groſſen Vorzug hatte, war der Einzige in ganz Peru, wo die Chinkas Thiere, und an groſſen Feſten ſogar Menſchen, opferten. Das Thal Rimak iſt vier Meilen von Pachakamak nach Norden gelegen. Der Name bedeutet Einen welcher ſpricht. Es wurde alſo benennt von einem Goͤzzenbilde, welches hier in der Geſtalt eines Menſchen verehret ward, und den Fragenden, wie der Apoll zu Delhi, mit Orakelſpruͤchen antwor⸗ tete. Dieſer Goͤzze ſtand in einem praͤchtigen Tempel, welcher aber dennoch dem Tempel des Pachakamak nicht gleich kam. Die Spa⸗ tier nennten in den folgenden Zeiten dieſes Thal Lima, und erbaueten darinne die Stadt zos⸗Reyes, oder die Stadt der Könige, veil ſie am Feſte der heil. drey Koͤnige den Srund dazu legten. Das Wappen dieſer Stadt ſind drey Kronen und ein Stern. . D 2 Doch — m — 1 _ . 52 Viertes Buch. Doch ich kehre wieder zu meiner Geſchichte zuruͤck. | Die Ynkas lieffen an den Curaka, oder wie er ſich nennte, Hatun-Apu, Cuys⸗ manku die gewoͤhnliche Auffoderung ergehen; allein dieſer, welcher waͤhrend dem Kriege der Unkas mit dem Curaka Chuquimanku vermuthet hatte, daß die Reihe auch an ihn kommen würde, hatte ſich ſchon in Bereit ſchaft geſezt. Er ließ auch alle ſeine Haupt⸗ leute und Soldaten zuſammen kommen, das mit ſie bey der Anrede der Abgeordneten der Ynkas gegenwärtig wären. Als dieſe geſchehen war, gab er zur Antwort; daß ſei⸗ ne Unterthanen keinen andern Koͤnig, als ihn und keine andern Goͤtter, als die ſie ſchon laͤngſt verehrt haͤtten, erkennen wolten. Denn ihr Gott Pachakamak ſey groͤſſer und maͤch⸗ tiger als die Sonne, weil er alle Dinge und ſelbſt die Sonne geſchaffen habe; und ihr Gott Rimak verdiene um deßwillen alle Ver⸗ ehrung, weil er ihnen die zukuͤnftigen Din⸗ ge offenbare. N Die Viertes Buch. 53 Die Ynkas waren ſehr erfreut, als fie hoͤrten, daß die Unterthanen des Cuysman⸗ ku, den Pachakamak verehrten, welchen ſie ſelbſt, als den hoͤchſten Beherrſcher Himmels und der Erden, innerlich anbeteten. Sobald ſie alſo mit ihrer Armee in das Thal Par chakamak eingerückt waren, ſchickte der Feld⸗ herr Capak Nupanqui an den Cuysmanku Abgeordnete und ließ ihm einen Waffenftil- leſtand antragen, bis ſie ſich wegen der Ver⸗ ehrung der Goͤtter weitlaͤuftiger mit einander wuͤrden beſprochen haben. Der Koͤnig Cuys⸗ manku nahm dieſen Vorſchlag an und es wurde endlich ein Friede geſchloſſen, unter dieſen Bedingungen: Daß beyde Voͤlker fer⸗ nerhin den Pachakamak verehren, Cuys⸗ manku aber die übrigen Gözzen aus deſſen Tempel entfernen und die Menſchenopfer ab- ſchaffen ſolte: Daß die Unterthanen dieſes Leztern die Sonne, die Unterthanen der Pi Tas aber den Rimak für einen Gott erken⸗ nen ſolten: Daß Cuysmanku im ruhigen Beſiz feiner Länder bleiben, aber den Ynka für ſeinen Oberherrn erkennen; feine Geſezze f D 3 und \ 54 Viertes Buch. und Gebraͤuche annehmen und die gewoͤhnli⸗ chen Auflagen fuͤr den Tempel der Sonne und den Ynka abtragen ſolte: Hingegen würde auch der Ynka dem Thale Pachaka⸗ mak die Ehre erweiſen, und ein Hauß fuͤr auserwaͤhlte Jungfrauen darinne erbauen laß ſen. Der Feldherr Capak Yupanqui legte ei⸗ ne hinlaͤngliche Beſazzung in das Thal Pa⸗ chakamak und entſchloß ſich nach Eusfo zus ruͤck zu kehren um feinem Bruder dem Ins ka einen ausfuͤhrlichen Bericht von Allem, was bey dieſen Eroberungen vorgefallen war, abzuſtatten. Er nahm auch den König Euys⸗ manku mit um ihn dem Ynka vorzuſtellen. Cuysmanku that dieſe Reiſe mit dem groͤß— ten Vergnügen, weil er ſehon lange hoͤchſt neugierig geweſen war, die Stadt Cusko, von welcher man im ganzen ſuͤdlichen Ame⸗ rika ſo viel Wunderbares erzaͤhlte, zu ſehen. Der Ynka Pachakutek, welcher ſich waͤhrend dieſem ganzen Feldzuge in Rukana auf⸗ gehalten, hatte dieſes alles kaum erfah⸗ ren, als er nach Cusko zuruͤckkehrte und die praͤch⸗ a — — — Viertes Buch. 55 praͤchtigſten Anſtalten machen ließ, ſeinen zu⸗ ruͤckkommenden Sohn und Bruder wohl zu empfangen. Er ging ihnen entgegen und holte fie mit eben dem triumphirenden Einzuge ein, wie die vorigen Male. Er bewies ihnen die ‚größten Freundſchaftsbezeigungen und em⸗ pfing auch den Cuysmanku auf das gnaͤdig⸗ ſte; er befahl ſogar, daß er bey dem Einzu⸗ ge feinen Rang zwiſchen den Ynkas von Eis niglichem Blute haben ſolte. Dieſe Gnade überhäufte den Cuysmanku mit Freude; fie zog ihm aber auch den Neid aller andern Cu⸗ rakas zu. Nach Vollendung der Siegesfe⸗ fie ließ der Jnka den Cuysmanku nebſt al⸗ len denen, welche ihn begleitet hatten, mit Eh⸗ renbezeigungen und Geſchenken uͤberhaͤuft und hoͤchſt vergnügt, wieder in ihr Land ziehen. In den folgenden Zeiten, nachdem der Tempel des Pachakamak von den andern Goͤzzen gereinigt war, ertheilten die Priefter deſſelben auch Orakelſpruͤche, aber nur in ſol⸗ chen Sachen, welche die Angelegenheiten der Koͤnige und Vornehmſten des Landes betra⸗ Bi; D 8 fen. 56 Viertes Buch. fen. Das gemeine Volk bediente ſich der Ausſpruͤche des Goͤzzen Rimak. Der Inka Pachakutek wendete nunmehr einige Jahre bloß auf die Verbeſſerung und innere gute Einrichtung ſeines groſſen Reichs: er ließ ſchoͤne Gebäude aufführen, ſchaffte eis nige Mißbraͤuche ab, welche ſich eingeſchlichen hatten, machte neue Geſezze und Anordnun⸗ gen und ‚führte gottesdienſtliche Gebräuche ein, welche ſeine Unterthanen noch mehr in ihrer Religion beveſtigen folten. Er berei⸗ cherte inſonderheit den Tempel der Sonne und ließ feine innere Wände mit goldenen Blech überziehen. Mit einem Worte; er zeigte ſich als einen vortrefflichen König, ei⸗ nen würdigen Hohenprieſter und groſſen Feld: herrn. Zehntes Kapitel. 5 Krieg mit dem groſſen Curaka Chimu und Beſiegung deſſelben. f Sechs Jahre hatten die Unterthanen des Pnka Pachakutek einen ungeſtörten Frieden genoſſen, und ſich von allen Beſchwer⸗ | den Viertes Buch. 57 den der lezten Feldzüge erholt; als der Yn⸗ ka für gut hielt, feinem Sohne, dem Prin⸗ zen PUnka Pupangqui das höoͤchſte Kommando zu geben, und ihn allein einen Verſuch feiz nes Kriegsgluͤckes machen zu laſſen. Er zog zu dem Ende ein Heer von dreyßigtauſend Mann zuſammen, und ſechs der weiſeſten und erfahrenſten unter den Ynkas wurden dabey zu Unterfeldherren und Rathgebern des Prinzen erwaͤhlt. Mit dieſem Heere ſchickte der Inka Pachakutek feinen. Erb⸗ prinz ab, die Thäler an der Seeküſte zu ers obern, welche unter dem Striche von Ca⸗ ramalka liegen; denn fo weit erſtreckte fich dieſſeit dem Gebuͤrge fein Reich. Seinen Bruder aber, den groſſen Feldherrn Capak Yupanqui, welchen er ſeinen rechten Arm u nennen pflegte, behielt er bey ſich, ernenn— e ihn zum Generalſtatthalter, und theilte eynahe die koͤnigliche Gewalt mit ihm. Sobald die Armee in Bereitſchaft war, ing er auf dem Wege des Gebuͤrges, mit er erſten Abtheilung davon, voraus bis in die 5 drovin; Haupu, welche unter eben dem Him⸗ 0 „ mels⸗ 58 Viertes Buch. melsſtriche, als Los⸗Reyes liegt, wo er der Heft feines Heeres erwartete. Nachdem die fer angekommen war, ging er nach Rimak Die beyden Curakas Cuysmanku und Chu quimanku kamen ihm mit guten Trupper entgegen, welche fie ihm, zu feinen Erobe rungen anboten. Der Prinz bezeigte fid uber ihre Anerbietung ſehr zufrieden, unk ertheilte ihnen viele beſondere Vorrechte Aus dem Thale Rimak ging er zum Tem pel des Pachakamak, in welchen er fi) oh, ne ein Opfer zu bringen begab; weil er den Gott, nach der Gewohnheit der Ynkas, nur im Herzen anbetete. Aus dieſem ging er in den Tempel der Sonne, wo er viele Opfer und Gaben von Gold und Silber darbrach— te. Endlich befahl er auch, daß man dem Rimak opfern, und ihn wegen dem Aus— gange dieſer Unternehmung befragen ſolte. Rimak gab zur Antwort; daß der Feldzug gluͤcklich ſeyn würde. Als er endlich in dem Thale Huaman, dem lezten, das unter Pe— ruaniſcher Herrſchaft ſtand, angekommen wa ; ſchickte er Abgeordnete mit den gewöhnlichen Viertes Buch. | 59 Auffoderungen an einen groſſen Fuͤrſten, wel⸗ chen man Chimu nennte. Alle Thaͤler, von Huaman bis an den Ort, wo izt die Stadt Druxillo liegt, gehörten ihm: Die Vornehm⸗ ten davon waren Parmunka, Huallmi, Santa, Huanapu und Chimu, welches das heutige Truxillo der Lage nach iſt. Der naͤchtige Chimu fuͤhrte den Namen von die⸗ em Thale, weil er feinen Siz darinne auf⸗ zeſchlagen hatte. Er lebte hier als ein Koͤ⸗ ig, und war allen feinen Nachbarn fuͤrch⸗ erlich. 5 Der groſſe und mächtige Chimu gab auf ie Auffoderung des Inka zur Antwort; Er ſey bereit in der Vertheidigung ſeines andes, feiner Geſezze und Gebräuche mit en Waffen in der Hand zu ſterben: Er erde nie andere Götter, als die Seinigen erehren, und auch dem Ynuka nie eine ans ere Antwort geben. Der Prinz Ynka Jupangui hatte dieſen Entſchluß des groſſen himu kaum vernommen, als er grade af das Thal Paramunka zu marſchierte, o ihn der Feind erwartete. Chimu ließ 8 | a es 60 Viertes Buch. es alsbald zu einigen leichten Treffen kon 5 men, um die Staͤrke der Truppen des Ynk u zu erforſchen. Er ſtritt lange Zeit, um il nen den Eingang in das Thal zu verwel u ren; aber ohngeachtet aller feiner Bemühur » 4 | gen, konnte er doch nicht verhindern, da 1 fie an einem vortheilhaften Orte, darinr ihr Lager aufſchlugen. Der Prinz, welche den hartnaͤckigen Widerſtand der Feinde fi he, fuͤrchtete, daß die geringe Anzahl fein Truppen den Feinden noch mehr Muth me chen möchte; er ſchickte alſo zu feinem Vate und bat ſich noch zwanzigtauſend Mann vo ihm aus, um dem Kriege deſto eher ein Er de machen zu koͤnnen; Nach Abſendung di fer Boten ſezte er den Krieg mit dem groͤß ten Nachdrucke fort. Die beyden Curaka von Pachakamak und Runahuanak zeigte ſich hierbey als die größten Feinde des Chi mu. Unterftüze durch die Macht des Ynk ſuchten fie ſich wegen des Schadens und de Beleidigungen an ihm zu raͤchen, welche fi 160 in den vorigen Kriegen, wegen der Graͤnze 1 erlitten hatten. Sie waren in dieſen Krie | g Viertes Buch. 61 zen fo gegen einander erbittert geweſen, daß ie alle Gefangene zu Sklaven gemacht hat⸗ en. Nichts brachte den groſſen Chimu ſo ihr auf, als die Rache der beyden Cura⸗ as, aber nichts trug auch zu feiner Beſie⸗ ung ſo vieles bey. In kurzer Zeit erober⸗ en fie das ganze Thal Paramunka, ſchlu⸗ en die Einwohner von Huallmi bey ver⸗ hiedenen Gelegenheiten, und zwangen ſie or Land zu verlaſſen und in das Thal Sans zu flüchten. | Die Einwohner von Santa, welche mus iger und kriegeriſcher, als Jene waren, ritten tapfer zur Vertheidigung ihres Lan⸗ s; fie griffen die Feinde bey allen Gelegen⸗ iten an und widerſtunden ihnen viele Tage ng. Ihre Thaten erhoͤheten den Muth s groſſen Chimu ſehr; Er ſuchte daher die einigen zu uͤberreden, daß der Prinz Yn⸗ 1 Yupanqui von einer ſchwaͤchlichen Ge⸗ ndheit ſey, welche ihm nicht zulaſſen wüͤr⸗ „den Krieg lange fortzuſezzen; Die An⸗ hmlichkeiten des Hofes, würden: ihn auch ld veranlaſſen, ſich zuruͤck zu begeben, und 2 das 62 Viertes Buch. das Verlangen feiner Soldaten, ihre Haus ſer, Weiber und Kinder wieder zu ſehen, wuͤrde auch zur Endigung des Feldzuges das ſeinige beytragen; und ſolte dieſes alles die gehoffte Wirkung nicht hervorbringen, ſo wuͤrde doch das heiſſe Clima des Landes den Vnka bald zwingen, ſich mit feiner Armee zurück zu ziehen, oder fie insgeſamt aufrel- ben, wenn er thoͤricht genug wäre, auf ſei⸗ nem Vorſazze zu beſtehen. Dieſe eitle Hof nung machte ihn immer halsſtarriger ſo, daß er alle Vorſchlaͤge zum Frieden, welche ihm der Ynka thun ließ, zuruͤck wieß. Er ließ beſtaͤndig neue Truppen aus den entfernten Thaͤlern herbeykommen um damit den Ver⸗ luſt, welchen feine Armee liste, zu erſezzen, ſo daß der Krieg immer blutiger ward und auf beyden Seiten viele Leute blieben. Den⸗ noch ſahen die Curakas, welche unter dem groſſen Chimu ſtunden, daß ſie der groſſen Macht der Ynkas am Ende nicht gewach⸗ fen ſeyn, ſondern über Lang oder Kurz ſich gezwungen ſehen wuͤrden, die Geſezze des Siegers anzunehmen; Allein ſie unterſtanden ſich nicht, ihrem Herrn ihre Meinung zu ers kennen zu geben, wiewohl ‚fie öfters. ſehen mußten, daß ihre eigenen ManEoeNbenen zu Sklaven gemacht wurden. | Als die Sachen in dieſem Zuſtande wa⸗ en, ſahe der Ynka die zwanzigtauſend Mann inkommen, welche er von ſeinem Vater ver⸗ ange hatte. So wie die Armee des Ynka urch dieſe Verſtaͤrkung neuen Muth bekam; d wurde hingegen die Hoffnung und der Stolz des groſſen Chimu durch die Nach⸗ icht davon aͤußerſt niedergeſchlagen. Er ſa⸗ e die Macht des Ynka, eben als er fie ih⸗ em Ende nahe zu ſeyn glaubte, verdoppelt; nd zog in Erwaͤgung, daß dieſe neue Huͤlfe, elche der Feind bekommen, „den Muth der einigen, die ohnedem nur noch, um ihm ı gefallen, geſtritten hatten, gänzlich nie⸗ erſchlagen wuͤrde. In der That ſahe er uch bald darauf ſeine angeſehenſten Verwand⸗ n zu ſich kommen, welche ihm vorſtellten, fi fie es fuͤr hoͤchſt gefaͤhelich hielten, dem nka laͤngern Widerſtand zu thun; ihre he Feinde bereicherten ſich mit ben Viertes Buch. 63 64 Viertes Buch. ihrem Raube; ſie führten ihre Weiber und Kinder gefangen hinweg, und wenn er die Friedensvorſchlaͤge des Ynka noch ferner vor der Hand wieſe, ſo wuͤrde dieſer Prinz ihnen vielleicht die Gnade nicht wiederfahren laſſen, die er andern Voͤlkern erzeigt, ſondern iht Land mit Feuer und Schwerd verwuͤſten, und ſie gaͤnzlich aufreiben. Der ſtolze Chimu erſtaunte über dieſt Vorſtellungen der Seinigen ſehr; und wei er in der That keine fernern Huͤlfsmittel fa he, beſchloß er in ſeinem Herzen, die nad) ſten Vorſchlaͤge, welche ihm der Prinz wie der thun wuͤrde anzunehmen. Doch wolte er ſelbſt ſie nicht thun, noch das Anſehen haben, als ob er den Frieden wuͤnſche: Ci antwortete den Seinigen vielmehr; „Es fehle ihm weder an Hoffnung noch an Huͤlfs; mitteln, dem Ynka zu widerſtehen, und den Krieg auf eine ruͤhmliche Weiſe zu endigen, wenn fie nur wieder ein Herz faſſen wol ten: Sie wären verbunden für ihr Vater land und Freyheit zu fechten; ſie ſolten ſich alſo von der ruͤhmlichſten Tapferkeit ihre | Vor⸗ Viertes Buch. 65 Vorfahren nicht entfernen: Das Kriegsgluͤck ſey unbeſtaͤndig und heute dieſem „ morgen enem guͤnſtig: Wenn der Feind ihre Wei⸗ der und Kinder gefangen hinweg fuͤhrete, fo olten fie bedenken, daß ſie auch Gefangene 1 enug gemacht hätten; er würde auch wiffen, N je wieder in Freyheit zu ſezzen: Uibrigens önnten fie ſich auf ſeine Worte verlaſſen, hre allgemeine Erhaltung ſey ihm lieber, ie ſelbſ t Nee Mit dieſem Troſte und ſchwachen Hoff⸗ ungen ließ der groſſe Chimu fein i Leute ieder von ſich „war aber ſehr beftürge, ſie a niedergeſchlagen zu ſehen. Er fejteden 10 rieg dennoch, ſo gut, als es ihm möglich N ar fort, bis ihm der Prinz von neuem Ab⸗ 5 1 ordnete ſchickte, um ihm noch einmal Ver⸗ ſſenheit des Vergangenen und ſeine Freund⸗ aft anzubieten, wenn er ſich ergeben wol⸗ Ob dieſes gleich eben das war, was himu wuͤnſchte, ſo ließ er ſich doch von nem geheimen Vorſazze nichts merken. Er twortete den Abgeordneten; Ob er fuͤr ſei⸗ | 10 Perſon gleich der Mann nicht ſey, der c u II. Theil. E auf 0 66 Viertes Buch. auf einen Vergleich daͤchte, ſo wolle er doch izt die Neigung ſeiner Unterthanen zu Ras the ziehen, und ſich darnach richten. Ei ließ um deßwillen ſeine vornehmſten Haupt leute und Verwandten zuſammen kommen, und trug ihnen das Erbieten des Pnka vor Er ſagte ihnen; fie ſolten reiflich überlegen was izt das Vortheilhafteſte zu thun feat und verſicherte ſie, wenn ſie es fuͤr gut hiel ten, ſich dem Puka zu unterwerfen, f wurde“ er ihre Zufriedenheit feinem: eng Wille vorziehen. 0 \ DIE Hauptleute und Wear er freut ihrem Herrn ſo reden zu hoͤren, ſtimm ten ſalle einmüthig dahin, daß er das Erbie ten das Yuka unverzüglich annehmen, un ſich ſeiner Gnade zu verſichern ſuchen ſolle Um ichen zu zeigen, daß er entſchloſſen fen ihren Willen zu thun, ſchickte er Abgeord nete an den Prinz Inka Pupanqui, ur ihn in ſeinem Namen zu bitten, daß er ihn und ſeinen Unterthanen eben die Gnade wie derfahren laſſen möchte, welche die Ynka andern uͤberwundenen Voͤlkern erzeigt haͤtken e 0 Viertes Buch. 67 Er bekenne, daß er der einzige Schuldige ſey; weil feine Unterthanen ſich nur aus Ges horſam gegen ihn, ihrem Uiberwinder wider⸗ ſezt hätten, Er verſpraͤche aber durch ſein uͤnftiges gutes Verhalten, ſeinen begangenen Fehler wieder gut zu machen. 1950 Ti Dieſe Geſandſchaft war dem Prinz deſto ingenehmer, weil er befürchtet hatte, daß Thimu es auf das Aeußerſte würde ankom⸗ nen laſſen. Er empfing alſo die Abgeſand⸗ en ſehr gnaͤdig, und ſagte ihnen; ſie ſolten u ihrem Curaka zurückkehren und ihn zu om bringen, damit fie zugleich nebſt ihm ih⸗ e Verzeihung aus dem Munde des Vnka oͤren, und von ſeinen eigenen Haͤnden die Vohlthaten empfangen moͤchten, die er ih⸗ en zugedacht haͤtte. Chimu war über dies gnaͤdige Erklärung ſehr erfreut: Er begab ch alsbald zum Prinzen, unterwarf ſich in en demüthigſten Ausdrücken und fiel ſogar or ihm nieder, indem er die Bitte wieder⸗ olte, welche ſeine Geſandten in ſeinem Na⸗ en hatten thun muͤſſen. Der Prinz ſuch⸗ ihm den Kummer zu benehmen, worinne * en er 7 LM MÄDNM MEE 68 Viertes Buch. er ihn ſahe; er redete ihn daher ſehr gnaͤdie an und befahl zween von ſeinen Hauptleuter ihn aufzuheben und nachdem er ſich lange Zeit mit ihm unterhalten, verſicherte er ihn, daß er alles Vergangene verziehe. Uibrigent ſey er nicht gekommen, ihn ſeines Landes zi berauben, ſondern nur, eine beſſere Religior und beffere Geſezze darinne einzuführen. E ſezze ihn daher in den vollkommenſten Beſi ſeiner Staaten wieder ein; mit der Bedin gung, daß er alle Goͤzzen abſchaffen, die zeit her unter der Geſtalt der Fiſche und andere Thiere darinne waͤren angebetet worden; daf er, nebſt ſeinen Unterthanen die Sonne an bete, und feinem Vater diene. Chimu war ſich vor dem Prinzen zum zweyten Male nie der und antwortete: Daß er ſich gluͤcklich ſchaͤzze, einem fo gütigen und großmürbiger Könige zu gehorchen, und daß er alles, wat ihm der Prinz in Anſehung der Religion, der Geſezze und der Gebraͤuche befoͤhle, au das genaueſte beobachten wuͤrde. Der Friede ward auf dieſe Bedingungen geſchloſſen und der Ynka gab dem Chimu und Viertes Buch. 69 und ſeinen Edeln koſtbare Kleider. Hierauf beſahe er die Thaͤler ſeines Landes; ließ Vorrathshaͤuſer fuͤr die Einkuͤnfte der Son⸗ te und des Ynka anlegen; gab einige Waſ— erleitungen an, wodurch die fruchtbaren Laͤn⸗ jereyen ſehr vermehret wurden und ließ end: ich in der Provinz Paramunka ein veſtes Schloß von bewundernswuͤrdiger Bauart an⸗ egen. Es wurde nach der Landesart mit len möglichen Zierrathen ausgeſchmuͤckt und te ſowohl zu einem Denkmale der daſelbſt rhaltenen Siege, als auch zu einem Auf— nthalte, der eines Koͤniges würdig waͤre, ienen. Der Prinz beſtimmte hierauf gewiſ- Perſonen, welche die Gerechtigkeit und die infünfte der Sonne und des Koͤniges ver⸗ alten ſolten, legte Beſazzungen in die dazu quemen Oerter und kehrte zu feinem Va⸗ r zuruͤck, von welchem er mit eben den Fey⸗ lichkeiten, wovon wir ſchon mehrmals gere⸗ t haben, empfangen wurde. Der Chimu er beherrſchte fein Land unter dem Schuz s Ynka mit der größten Zufriedenheit. N 28 ar — ML MÄNN ME n — 70 Viertes Buch. Eilftes Kapitel. 0 N Thaten des Vnka Pachakute bis an ſeinen Tod. Der Ynka Pachakutek hatte zu ſeinen Reiche ein Land von hundert und dreyßi, Meilen in die Länge und ſechzig Meilen i die Breite hinzugefuͤgt. Er war mit dieſe Eroberungen zufrieden und wendete den Uiber reſt ſeiner Jahre auf die Verbeſſerung un Verſchoͤnerung feines Reichs. Er erbauet viele Städte, wo ſonſt keine geſtanden hat ten, und machte durch Kanäle und Waſſer leitungen duͤrre Wuͤſteneyen fruchtbar. G ließ an den groſſen Landſtraſſen noch mehrer Vorrathshaͤuſer und Zeughaͤuſer fuͤr die, ü den Krieg ziehende Truppen anlegen ut auch koͤnigliche Pallaͤſte zum Aufenthalte de Vnkas dabey erbauen. Er befahl auch i allen Staͤdten ohne Unterſchied Vorraths haͤuſer anzulegen, und fie von den Einkünf ten der Sonne und des Ynka anzufüllen um daraus den Unterthanen, im Falle de Noth beyzuſtehen. Er vergröfferte die Stad Cusko und zog viele Einwohner dahin un ließ ſich, nahe bey der Schule, welche Yn— ka Roka geſtiftet hatte, einen fchönen Pal⸗ laſt bauen und machte es zum Geſezze, daß Jedermann die Hofſprache, oder die Sprache von Cusko lernen ſolte. Zu dem Ende ver⸗ mehrte er nicht nur die Lehrer in obener⸗ waͤhnter Schule, ſondern er ſtiftete auch ſol⸗ che Schulen in den vornehmſten Städten als ler Provinzen und befezte fie mit Leuten, wels che in den Geſezzen und Gebraͤuchen der Ynkas vollkommen erfahren waren. Es konn⸗ fe auch niemand zu einem öffentlichen Amte gelangen, welcher dieſe Sete a voll⸗ kommen redete. 8 Der Nnka Pachakutek 1 0 doch 15 je Zeit in ungeftörter Ruhe: in allem aber äber funfzig Jahr. Er ward von allen ſei⸗ zen Unterthanen aufrichtig geliebt und ſtarb n einem hohen Alter eben fo herzlich von Allen betrauert. Sein Leib ward balſamirt, as Leichbegaͤngniß mit feinen Ceremonien ind die Trauer um ihn, waͤhrete nach der hergebrachten Gewohnheit, ein ganzes Jahr. Sein Nachfolger auf dem Throne war ſein ihn. € 4 aͤlte⸗ Viertes Buch. un | b 9 0 72 Viertes Buch. aͤlteſter Sohn der Ynka Yupanqui, welcher er mit feiner Gemalin und Schweſter Coyc Anahuarque erzeugt hatte. Man ſagt, daf BEE er außer dieſem noch vierhundert Kinder ge: 7 1 habt habe. 0 Zwölftes Kapitel. I ) Einige Geſezze und merkwürdige Spruͤche 1 des Pnka Pachakutek. Och muß noch Einiges von dieſem Ynka * anführen, welches ich in den Schriften eines ſpaniſchen Schriftſtellers gefunden ha; be, und das mir merkwuͤrdig geſchienen hat. Es iſt der ehrwuͤrdige Pater Blas Valera, deſſen Schriften ich ſchon zu mehrern Ma— len genuzt habe, welcher von dieſem, bey den Peruanern fo hochgeachteten Ynka, außer dem ſchon erwehnten, folgendes erzähle: Der Pnka Pachakutek verordnete, daß außer den Prinzen vom Gebluͤte und ihren Soͤhnen, kuͤnftig niemand Gold, Silber, Edel— ſteine, bunte Federn oder Kleider von der Wol— le der Vikunhas, oder wilden Ziegen, tragen ſolte: daß ſich Jedermann an den Tagen des Neu⸗ Viertes Buch. 73 Neuen⸗ oder Vollenmondes und den übrigen Feſttagen vorzüglich gut kleiden ſolle: daß ſeine Unterthanen im Eſſen maͤßig ſeyn ſol⸗ ten; in Anſehung des Trinkens aber ſchrieb er ihnen nichts vor: Er verordnete beſonde⸗ re Richter gegen die Landſtreicher und Faul— lenzer; ſogar den Blinden, Samen und Stum⸗ men wurde ſolche Arbeit angewieſen „ die fie verrichten konnten: Alte Leute, die zu keiner Arbeit mehr geſchickt waren, und auf oͤffent⸗ iche Unkoſten gekleidet und ernaͤhret wurden, nußten wenigſtens die Vögel von dem Ge rade verſcheuchen: Alle Monate waren drey Feſttage verordnet, welche unter öffentlichen uſtbarkeiten zugebracht wurden. Er befahl erner, daß die Landleute alle neun Tage in ie Staͤdte kommen ſolten, um zu hören und u ſehen, was der Pnka und fein Staats— ath für Einrichtungen gemacht haͤtte: den ewoͤhnlichen oͤffentlichen Markt, welchen man zatu nennte, ließ er täglich, die groſ⸗ n Maͤrkte aber an den Feſttagen halten: lußerdem gab er einen offentlichen Befehl raus, daß jede Provinz ihre beſtimmten ni Es Graͤn⸗ 74 Viertes Buch. Graͤnzen, und jede Stadt ihr bezeichnetes Gebiete haben ſolte, in welchem die Berge, Felder, Viehweiden, Gehoͤlze, Fluͤſſe und Seen, die ihr zugehörten begriffen, und ih: rer Gerichtsbarkeit unterworfen waͤren: Die Felder mußten nach dieſer Verordnung gleich getheilt werden, und die Bearbeitung derſel, 0 ben, mußte auch nach einer gewiſſen Orb: Ki nung geſchehen. Dieſes waren die wichtig: ſten Einrichtungen, welche dieſer Ynka machte, Eben dieſer ſpaniſche Schriftſteller, hat einige merkwuͤrdige Sprüche des Ynfa Pas 14 N chakutek aufgezeichnet, wovon keiner zur ul | Probe dienen ſollen: 4 3 \ Ein Reich genieſſet innerlich die balken N. menſte Ruhe, wenn Unterthanen, Hauptleu⸗ 9 te und Curakas ihrem Koͤnige gern und von | Herzen gehorchen. | I Der Neid iſt ein Wurm, welcher 0 N Eingeweide der Neidiſchen verzehrt. | } Es iſt beffer, daß Du von Andern bene Im det wirft, weil Du ein ehrlicher Mann biſt als wenn Du aus Bosheit Andere beneid teſt. 8 n een ee Viertes Buch. 75 Einen Andern beneiden, 0 ſich Top Schaden thun. Wer einen Neid es einen ebeti chen Mann hegt, findet bey ihm ſein eigenes Verderben; Gleichwie die Spinne Gift aus den ſchoͤnſten Gewaͤchſen ziehet. Die Trunkenheit, der Zorn und die 11 5 heit gehen beynahe einen Weg; nur daß die beyden Erſten eine kurze 15 die Lezte aber 1 dauert. Derjenige verdammt ſ m ſabſt zum To⸗ 5 1 welcher einen Andern Ba Urſache und Befehl tödrer. In einem wohlengeriheren . muß man nie die Riedertraͤchtigen dulden, welche ihren Unterhalt ehrlich erwerben koͤnnten, und doch aus Liebe zum Muͤßiggange ſteh⸗ len. Es iſt alſo vernünftig, Bube mit a Zode zu beftrafen. Die Ehebrecher, welche dos e und die Ehre Anderer beflecken, und alſo die Ruhe und den Frieden in den Familien ſtö⸗ ren, muͤſſen für Räuber gehalten, und ohne n mit dem Tode beſtraft werden. ® 92 Ein | 76 Viertes Buch. Ein edles und großmuͤthiges Herz erken⸗ net man an Geduld und Standhaftigkeit im Ungluͤck. Die Ungeduld iſt das Zeichen eines nie⸗ drigen Herzens, welches ſchlecht unterrichtet iſt, und boͤſe Gewohnheiten angenommen hat. Die Könige und Statthalter muͤſſen ger gen gehorſame Unterthanen gnaͤdig ſeyn, die Ungehorſamen aber ohne Nachſicht ſtrafen. Boͤſe Richter, welche Geſchenke nehmen, muß man als Raͤuber anſehen, und mit dem Tode beſtrafen. Die Statthalter in den Provinzen, müf ſen vornemlich auf zwey Dinge ſehen. Erſt⸗ lich, daß ſie ſelbſt die Geſezze und Befehle ihres Oberherrns genau beobachten, und ſie auch von Andern beobachten laſſen. Zwey⸗ tens, allezeit gute Raͤthe zu haben, welche mit Sorgfalt und Wachſamkeit auf das Be⸗ ſte des Landes und ſeiner Einwohner insbe⸗ ſondere ſehen. Ein Menſch, welcher nicht Verſtand ge⸗ nug hat, ſein eigenes Hausweſen gut einzurich⸗ ten, wird die Angelegenheiten des Staats noch Viertes Buch. 77 noch weniger verwalten konnen. Man muß en alfo nicht über, Andere ſezzen: Ein Arzt, welcher die Eigenſchaften der Pflanzen nicht kennet, oder wenn er ſie von Einigen kennet, nicht ſucht die Uibrigen auch kennen zu lernen, taugt zu nichts. Will er alſo den Tittel verdienen, welchen er fl ch giebt, fo muß ſich feine Kenntniß auf alle Pflanzen, ſowohl ſchaͤdliche als n er⸗ ſtrecken. 8 0 Derjenige . hab man ibn aus- ache, welcher nach den Knoten der u os nicht zählen kann, und doch die Sterne im e zaͤhlen will. a 5 Dreyzehntes Kapitel. der data Yupanqui, zehnter König von Peru, unternimmt neue Erobe⸗ 5 Agen. „ una , Ne der Prinz Ynka 1 das Leichenbegaͤngniß ſeines Vaters gehalten, nd durch Umlegung der Binde von rothen Schnuren feyerlich vom Reiche Beſt iz genom⸗ nen, ſo beſuchte er alle ſeine Laͤnder, wo⸗ der j mit F —————K r E % > * ; - im — — —— — ä — - we — — = S zur e — = — — tl \ — = — = = > — Be — > is 2 u — u — nn — — — — x * * — — ar — d —— “ — = * . 0 0 2 — n A = A ge — — ———— 78 Viertes Buch. mit er drey Jahre zubrachte. Einige Zeit nach feiner Zuruͤckkunft überlegte er mit ſei⸗ nen Raͤthen, ob er das Land der Antis, wel⸗ ches Cusko gegen Morgen liegt, zu ober ſuchen ſolte. Das groſſe Gebürge, welches von dieſer Seite das Reich der Ynkas be gräͤnzt, iſt zu allen Jahreszeiten ſo mit Schnee bedeckt, daß es unmöglich iſt, hin⸗ über zu kommen. Der Pnka ließ alſo einen Fluß aufſuchen, welcher ſein Heer von We⸗ fen nach Oſten führen koͤnnte. Der Pnka hatte gehört, daß das weit⸗ läuftige Land, welches jenſeit dem Schneeges buͤrge liegt, nicht allenthalben gleich bewohnt ſey, und daß es da viel Berge, Seen und Moraͤſte gabe, welche einen Theil davon un⸗ zugänglich machten. Zugleich hoͤrte er, daß die beſte Gegend dieſes Landes von den Mus zus bewohnt würde, welche die Spanier ige 10s Moxos nennen; und daß man auf einem groſſen Fluſſe, welcher von Cusko nach Oſten zu gehet, dahin gelangen könnte. Es find fünf ziemlich groſſe Flüſſe, welche ſich vereinigen, und alsdann den Namen Ama⸗ rumayn Viertes Bu 79 rüumayu annehmen. Seine Tiefe und die Schnelligkeit ſeines Stroms zeigten an, daß fein Lauf ſich . ſehr weit erſtrecken muͤſſe, ob fin Ausfluß ins Meer gleich damals unbe⸗ zannt war. Die Spanier haben ihn in der ſolgenden Zeit Rio de la Plata genennt, wel⸗ hes ſo viel bedeutet, als der Silberfluß. Man ſagt er habe feinen Namen von fols zender Begebenheit bekommen: Als die Spa⸗ tier zuerſt auf dieſem Fluſſe ankamen, frage en ſie die Eingebohrnen, ob es hier Silber 1 Dieſe antworteten; ſie wuͤrden in der egend, wo dieſer Fluß entſpraͤnge, viel 'on dieſem Metalle finden; ob es gleich in er That keines da giebt. Nach dem Fluſſe Drellana muß man ihn fuͤr den groͤßten hal⸗ en, die in dem ganzen ſuͤdlichen Amerika kannt find. Die Einwohner nennen ihn Parahuay. Iſt dieſes ein peruaniſches Wort, o heißt es: fo viel als: Laſſet mich regnen; sit es aber aus einer andern Sprache, fo: ſt mir ſeine Bedeutung unbekannt. Den Namen Amarumayu hat man ihn wegen * einer Groͤſſe gegeben: Denn Mapu bedeu⸗⸗ A 8 f tet, 80 Viertes Buch. tet, Fluß, und Amaru nennet man die größte Art der Schlangen, welche auf Die ſem Gebuͤrge angetroffen werden. Der PYnka glaubte, daß fein Heer auf dieſem Fluſſe in das Land der Muzus ein: dringen koͤnne; denn zu Lande hielt er es für unmoglich. Er ließ alſo eine unglaubli che Menge von ſolchen Baͤumen faͤllen, wel: che die Europaͤer Feigenbaͤume nennen, wei ihr Holz eben ſo weich und geſchmeidig iſt, als das Holz der Feigenbaͤume „ wiewohl ſie gar keine Frucht tragen. Zwey Jahre wur⸗ den damit zugebracht, ſolche Baͤume niederzu⸗ hauen, und Kaͤhne und Floͤſſen daraus zu ınaz chen. Hierauf ſchiffeten ſich zehntauſend Mann mit allein noͤthigen Mund⸗ und Kriegsvor⸗ rathe darauf ein. In der Mitte jedes Fahr⸗ zeuges war eine Elenhohe Erhoͤhung, auf welche man dasjenige brachte, was von dem Waſſer verdorben werden konnte. Der Ynka hatte den Feldherrn, den Unterfeld⸗ herrn und alle Hauptleute aus den Ynkas von koͤniglichem Gebluͤte erwaͤhlt. Dieſe gin⸗ gen nun mit ihren auf den Fahrzeugen ein⸗ geſchiff⸗ Viertes Buch. 81 Er erſtlich zu den Chunkus, welche bey⸗ e Ufer des Fluſſes bewohnten, mit welchem 3 Gefechte hatten. Dieſe Barbaren hoſſen eine groſſe Menge langer Pfeile auf e ab, wenn ſie an das Land treten wolten. die waren im Geſichte, an den Armen, Bei⸗ en und dem ganzen Leibe mit Flecken von ancherley Farben gezeichnet, vermuthlich, eil ſie wegen der Sonnenhizze nackend gin⸗ n. Auf den Koͤpfen trugen ſie Sederbitz je von Papageyen und andern Voͤgelfedern. A vielen Eleinen Treffen und Unterhand⸗ agen verſprachen fie endlich „ ſich dem Yn⸗ Dupanqui zu unterwerfen, und ſchickten n, als einen Tribut, verſchiedene Arten ı Affen » Papageyen, Honig, Wachs und e Menge andere Dinge, welche ihr Land vor bringet. Sie fuhren damit fort, bis den Tod des Tupak Amaru, den lez⸗ ‚Inka dieſer Gegend, welchem Dom Fran⸗ o de Toledo den Kopf abſchlagen ließ. ige Chunkus gingen mit den Abgeſand⸗ nach Cusko und baten den Ynka Pu⸗ . Theil. F panqui, chifften Heere den Fluß hinab „und ge⸗ 92 Viertes Buch. panqui, daß er ihnen erlauben moͤchte, ein Stadt, nicht weit von Tono, und ſechs uni zwanzig Meilen von Cusko, zu bevoͤlkern Dieſe Bitte ward ihnen zugeſtanden, und ih re Rachkommen bewohnen fie noch beftändig Nachdem die Ynkas dieſes Volk zur Gehorſam gebracht, fo gingen fie weiter, un bezwangen noch verſchiedene andere Volker bis ſie in das Land der Muzus kamen, we ches zweyhundert Meilen von Cusko gege Oſten iſt: Die Einwohner deſſelben find ſel kriegeriſch. Es wird von den Ynkas a e g glaubt, daß ihre Truppen in geringer a zahl in dieſem Lande angekommen ſind; de fie ſich bemuͤhet haben, die Muzus zu uͤbe zeugen; Ihr eigener Vortheil erfodere e dem Ynka zu gehorchen; daß fie ihnen ve geſtellt haben: Er ſey der Sohn der Sonn ſein Vater habe ihn auf die Erde geſand die Menſchen zu lehren, wie man vernünft leben muͤſſe. Ihre Vorſtellungen haͤtten au einen folchen Eindruck auf die Muzus gemad daß ſie ihnen eine weitlaͤuftige Erfläru v Viertes Buch. g 83 50 ihren Geſezzen und Gebraͤuchen gegeben und ihnen die Geſchichte ihrer Beherrſcher, nd wie ſich die meiſten Völker ihnen frey⸗ willig unterworfen, ausfuͤhrlich erzähle haͤt⸗ ten. Die Muzus haͤtten ſich hierauf ent⸗ ſchloſſen, mit den Ynkas in Buͤndniß und Freundſchaft zu treten; ihnen alle Dienſtge⸗ fälligfeiten, die fie nur konnten, zu leiſten, ihre Geſezze, Gebräuche und Religion anzu⸗ nehmen; aber fie haͤtten ſich nicht als Un⸗ kerthanen dem Ynka unterwerfen wollen, weil ſie nicht durch die Waffen waren über⸗ vunden worden. Man waͤre auf dieſe Be⸗ dingungen uͤbereingekommen und die Mu⸗ us haͤtten den, von jener Armee noch übri— zen tauſend Mann, erlaubt, ſich unter ih⸗ ten niederzulaſſen, und ſich unter ihren Toͤch⸗ ern Weiber zu nehmen. Nach dieſer Ver⸗ indung ſchickten fie Abgeſandte nach Cusko, im den Pnka, als den Sohn der Sonne, nzubeten und das Freundſchaftsbuͤndniß, pelches fie mit feinen Unterthanen gemacht, eſtaͤtigen zu laſſen. Der YVnka nahm fie ihr wohl auf und befahl, daß man ihnen ne F 2 5 eine e —————ä K — 84 Viertes Buch. eine. hinlaͤngliche Kenntniß von ſeinem Hofe, ſeinen Geſezzen, ſeiner Religion und ſeiner Lebensart ertheilen ſolle. In allen dieſen Sachen wohl unterrichtet, kehrten die Mus zus ſehr zufrieden wieder zuruck. Dieſes Bündniß dauerte bis zu der Ankunft der Spanier in Peru und die Muzus haben noch izt eine groſſe Ehrerbietung gegen die Nachkommen der Pnkas, welche ſich damals bey ihnen niedergelaſſen haben. Vierzehntes Kapitel. | FVergeblicher Verſuch des Ynka upan— qui die Chirihuanas zu einer vers nuͤnftigen Lebensart zu bringen. Vier Jahre nach dieſem Feldzuge gegen die Muzus beſchloß der Vnka Yupanqui eis nen Verſuch gegen die Chirihuanas zu ma— chen; ein Volk, welches eine groſſe Landſchaft in dem Gebürge Andes, der Landſchaft Char⸗ kas gegen Oſten, bewohnt. Weil man aber noch wenig Kenntniß von dieſem Lande hatte, ſo ſchickte der Ynka Kundſchafter dahin, um ſowohl Viertes Buch. 95 En die Lage des Landes, als auch die Sitten der Einwohner zu erfahren, damit er deſto beſſer wiſſen möchte, was er fuͤr Vor⸗ bereitungen und Zuruͤſtungen zu einem fol chen Feldzuge machen müſſe ? d am Bey ihrer Rückkunft berichteten dieſe Kundſchafter; daß das Land ſchlecht, voller Berge, Abgründe und Moraͤſte ſey; daß der Boden an den mehreſten Orten ſo unfrucht⸗ ar ſey, daß man ihn gar nicht zum Acker⸗ au gebrauchen könne; und daß die Einwoh⸗ er nackend, ohne Staͤdte und Doͤrfer gleich en wilden Thieren lebten, keine Gottheit nbeteten, keine Regierungsart haͤtten, Men⸗ henfleiſch aͤßen und weder Geſezze noch Ehe⸗ | and kenneten. Kurz, fie wären die wilde: en unter allen Menſche. 0 Nachdem der gute Ynka Pupanqui die n Bericht der Kundſchafter angehoͤrt hatte, endete er ſich zu ſeinen Onkeln, Bruͤdern id andern Anverwandten, und ſagte: & Es gewiß, daß unſere Verbindlichkeit ein olk zu Annehmung unſerer Sitten zu brin⸗ n niemals fo ſtark geweſen ift, als izt, bey W 5 3 den — F — —„— — — 86 Viertes Buch. den Chirihuanas. Dieſes Volk muͤſſen wir von feiner äußerftsthierifchen Lebensart abbrin⸗ gen, und ihm menſchliche Sitten geben: denn hierzu hat uns mein Vater, die Son⸗ ne auf die Erde geſandt. Hierauf befahl er daß ſich zehntauſend Mann zu dieſem Feldzuge bereit halten ſolten und gab ihnen die geſchickteſten und erfahrenſten Anfuͤhrer und Hauptleute, welche insgeſamt aus dem koͤniglichen Geſchlechte der Ynkas waren. Als dieſe im Lande der Chirihuanas angekommen waren und die Unfruchtbarkeit deſſelben ſahen, gaben ſie dem Koͤnige Nachricht davon, und baten, daß man ihnen Lebensmittel zuführen möchte, weil in dieſem Lande in der Tha weniger zu finden waͤre, als man vermuthe haͤtte. Der Ynka verſorgte fie uͤberfluͤßit und die Hauptleute ſowohl, als die Solda ten wendeten alle ihre Klugheit und Kräft an, um dieſem Unternehmen einen glückliche Ausgang zu verſchaffen. Allein zwey Jahre welche ſie mit dieſem Bemuͤhen zubrachten ohne das geringſte ausrichten zu koͤnnen, über zeugten ſie hinlaͤnglich; daß die mehreſtet | Gegen Viertes Buch. 87 Gegenden dieſes Landes eben ſo unzugaͤnglich, als feine Einwohner unfähig wären, irgend eine Verbeſſerung der Sitten anzunehmen. Sie gaben dem Puka von dieſen Umſtaͤnden Nachricht, und er ſahe ſich genoͤthiget feine Truppen, ohne ſeinen Hauptendzweck erreicht zu haben, zurück zu rufen. Dennoch behau— pten die Ynkas, daß die Chirihuanas, durch den Aufenthalt ihrer Armee in dieſem Lande, einen Theil ihrer Wildheit abgelegt und ger lernt haͤtten, Huͤtten und Haͤuſer zu bauen und beyſammen zu wohnen; da ſie vorher, gleich den wilden Thieren zerſtreut auf den Gebuͤrgen in Hoͤhlen und Kluͤften ſich aufge⸗ halten. Sie bauen lange, offene Hallen, die in viele kleine Huͤtten abgetheilt ſind; in die⸗ ſen wohnen ſie beyſammen und jede dieſer Hallen ſtellet ein Dorf vor. Dieſes Volk lebt noch in ſeiner Wildheit und Ungezaͤhmtheit. Der ſpaniſche Vizekd⸗ nig Dom Franzisko de Toledo hat mit grof fen Zurüftungen und einer ziemlich betraͤcht⸗ lichen Armee einen Verſuch gemacht, ſie zu uasochenz allein er ward gezwungen, ſich - 3 35 4 mit 88 Viertes Buch. mit groſſem Verluſte zurück zu ziehen und entging mit Noth dieſem wilden Volke. Funfzehntes Kapitel. Zuruͤſtungen des Dnfa Hupanqui das Land Chili zu erobern. Obgleich die Unternehmung des Ynka Yu⸗ panqui auf das Land der Chirihuanas keinen gluͤcklichen Erfolg hatte, ſo dachte er dennoch auf mehrere Eroberungen. Das Staatsſyſtem der Ynkas war auf die Maris me gebaut, immer mehrere Voͤlker zu be zwingen, und fie in ihrer Religion und Sitz ten zu unterrichten, und die Groͤſſe ſelbſt, wozu ihr Reich und ihre Macht gelanget war, machte dieſes nothwendig. Sie muß⸗ ten ihre Unterthanen, welche alle nach der Reihe Kriegs dienſte zu thun pflegten, be ſchaͤftigen; und ihre groſſen Einfünfte, wel: che in Mund» und Kriegsvorrath, Waffen, Kleidern und dergleichen beſtanden, anwen⸗ den; welches ſie beynahe auf keine andere Art, als bey neuen Eroberungen thun konn⸗ ten. Alle Länder und Königreiche, die ihnen unter⸗ Viertes Buch. 89 unterworfen waren, mußten jährlich einen gewiſſen Tribut von allen dieſen Dingen ge⸗ ben: Gold und Silber aber gaben fie nicht, außer wenn es ausdrücklich, zur Verſchöne⸗ rung der Tempel und königlichen Pallaͤſte verlanget ward. Da ſich nun der Ynka Dupanqui von allen feinen Unterthanen ge⸗ liebt ſahe, und an allem was zu einem Kriegszuge gehoͤrt, einen groſſen Uiber fluß hatte, beſchloß er das weitlaͤuftige Land Chili u erobern. Er trug dieſes Vorhaben ſei⸗ nem Staatsrathe vor, und machte alle ndͤ⸗ thige Vorbereitungen dazu. Er beſtellte hier⸗ auf die noͤthigen Miniſter zur Negierung des Staats und Handhabung der Gerechtigkeit in Cusko, und begab ſich nach Atakama, welches, nach Chili zu, die aͤußerſte Provinz fe, die von den Ynkas war beſezt und be⸗ vͤlkert worden. Weiter gegen Mittag zu ft eine groſſe Wüfte, welche man nothwen⸗ dig zurück legen muß, ehe man nach Chili zmmt. Zu Akakama fertigte er viel Kund⸗ chafter ab, welche den bequemſten Weg ſu⸗ er und alle Schwierigkeiten bemerken ſol⸗ eee F 5 ten, — # GEGEN — — „ —AB——BBB — welche ihnen folgten, wiſſen möchten, wo 90 Viertes Buch. ten, damit man in Zeiten ſich auf Gegen⸗ mittel gefaßt machen und fie heben, oder er- leichtern koͤnne. Diejenigen, welche dieſes verrichteten, waren ſelbſt von dem Geſchlech⸗ te der Ynkas, weil der König fi) auf kei— ne Andere, wegen einer ſo wichtigen Sache, verlaſſen wolte. Um dieſes Geſchaͤfte deſto beſſer und leichter zu verrichten, befahl er, daß einige Einwohner aus den Ländern Atas kama und Tukuman die Kundſchafter bes gleiten, und ihnen zu Fuͤhrern dienen muß⸗ ten. Er trug ihnen hierbey vornemlich auf; ſo wie fie fortruͤckten, ihm jeden Tag von ihren Entdeckungen Nachricht zu ertheilen; damit er, nach Beſchaffenheit der Sache, die noͤthigen Einrichtungen machen koͤnne. Die⸗ fe ausgeſchickten Leute befolgten feine Befeh—⸗ le auf das genaueſte; ſie litten viel in dieſen Einoͤden, worinne ſie aber allezeit von Wei⸗ te zu Weite Zeichen machten, damit ſie ſich auf dem Ruͤckwege nicht verirren, und die, ſie ihren Marſch hingenommen haͤtten. Auf dieſe Art legten ſie von Atakama bis Co⸗ payapu Viertes Buch. 91 bayapu achtzig Meilen in der Wüſte zurück. Copayapu iſt eine kleine bewohnte Landſchaft, welche rund herum mit groſſen Wuͤſteneyen umgeben iſt. Denn von da bis Cuquimpu iſt noch eine andere achtzig Meilen breite Wuͤſte. Als die Kundſchafter zu Copayapu angekommen waren, ſo kehrten ſie mit der größten Eilfertigkeit zuruck, um dem Ynka ſelbſt von dem, was ſie in der Wuͤſte ent⸗ deckt hatten, Rechenſchaft zu geben. Dieſem Berichte zufolge, beſtimmte der Ynka zehn⸗ tauſend Mann, und ſchickte ſie unter der Anführung des Feldherrn Chinchiruka und zweener Unterfeldherren aus dem Geſchlechte der Pnkas ab. Er befahl auch, daß man ihnen eine Menge Lebensmittel und Vorrath von aller Art, auf Laſtthieren zuführen fols te, welche groſſen Schaafen ähnlich find, und im Fall der Noth zur Speiſe dienen konn⸗ ten „ weil ihr Fleiſch ſehr gut iſt. Sobald der Ynka Hupanqui die erſten zehntauſend Mann hatte marſchieren laſſen; ſezte er andere zehntauſend Mann in den Stand, ihnen nachzufolgen. Dieſe verſahe * | er 93 Viertes Buch. er auch mit allem Nothwendigen ſehr reich⸗ lich, und ließ ſie kurze Zeit darauf ihren Marſch antreten; ſowohl jenen zu Hülfe zu kommen, als auch die Feinde in Furcht zu ſezzen. Als das erſte Heer in der Nachbar⸗ ſchaft von Copayapu angekommen war, ſchickte der Feldherr, nach der Gewohnheit der Ynkas, Botſchafter an die Einwohner ab, welche ſie auffodern mußten, ſich dem Sohne der Sonne zu unterwerfen, und feis ne Religion und Geſezze anzunehmen. Sie mußten hinzuſezzen, daß dieſe Unterwer⸗ fung alsbald und freywillig geſchehen muͤſſe; da ſie doch zulezt, entweder im Guten oder mit Gewalt dem Ynka gehorchen muͤßten, welcher der Herr der vier Theile der Welt ſey. Dieſe Auffoderung erbitterte die Ein⸗ wohner von Copayapu, und ſie griffen zum Waffen, um den Ynkas den Eingang in ihr Land zu verwehren. Dennoch fielen zwiſchen beyden Partheyen nur einige leichte Gefechte vor, bey welchen die Feinde mehr die Tas pferkeit der Inkas kennen lernten, als große | fen Schaden von ihnen litten. Dieſes mach: 12 5 te Viertes Buch. 93 te fie unentſchloſſen; weil fie ſowohl ihre Frey⸗ beit ſehr liebten, als auch voller Furcht war ren, ſich gänzlich. ins Verderben zu ſtürzen, wenn ſie ſich den 505 en wider⸗ . | "erjehnte Kapitel. . von Chili und einige Vorfaͤlle 1 mit andern Voͤlkern. Weben der Zeit daß die Unentſchloſſen⸗ heit der Feinde noch dauerte, kam die wote Armee an, welche der Ynka der Erſten zuf dem Fuſſe hatte nachfolgen laffen. -Dies e ſezte die Feinde in ein ſolches Schrecken, aß fie ſich ohne Verzug zum Ziele legten, veil ſie gar wohl urtheilten, daß ſie einer o groſſen Macht nicht würden widerſtehen oͤnnen. Als der Puka dieſes erfuhr, war r ſehr vergnuͤgt daruͤber, daß ihm auf dieſe Art der Weg zu der Eroberung von Chili jeöffnet war. Denn er hatte beſorgt, daß, s ihm ſchwer werden würde, dieſes Land, velches durch fo groſſe Wuͤſten von dem ſei⸗ igen eee und ſo weit entfernt war, „ 1 zu 94 Viertes Buch. zu erobern. Um ſich den erhaltenen Vor⸗ theil zu nuzze zu machen, brachte er, nachdem er genauere Kundſchaft von jenem Lande ein⸗ gezogen, noch zehntauſend Mann zuſammen, welche er den vorhergehenden Armeen zu Huͤl⸗ fe ſchickte. Auch dieſe verſahe er mit allem Uiberfluſſe und ließ dem Feldherrn zu wiſſen thun, feine Eroberung fortzuſezzen, und al les, was er fuͤr noͤthig hielte, von ihm zu fodern. Nach Erhaltung dieſes Beyſtandes und dieſes Befehls, ruͤckten die Feldherren noch achtzig Meilen, mit Uiberſteigung ungemei⸗ ner Schwierigkeiten fort, und kamen in ein Thal, Namens Cuquimpu, welches ſich ih⸗ nen alsbald unterwarf. Hier lieſſen ſie ihre Truppen ein wenig ausruhen, worauf fie ih— ren Zug weiter fortſezten, und alle Voͤlker, bis an das Thal Chili, von welchem das ganze Land den Namen hat, bezwangen. Die Meiſten erzaͤhlen, daß die Ynkas ſechs Jahr mit der Eroberung dieſes Landes zugebracht. Waͤhrend dieſer ganzen Zeit trug der Koͤnig Sorge, daß es feiner Armee an nichts fehl—⸗ te und daß ſie von Zeit zu Zeit mit neuen Voͤl⸗ Viertes Buch. 95 Völkern verſtärkt wurde; wodurch fie endlich zu einer Anzahl von funfzigtauſend Mann anwuchs, welche auf ihrem Feldzuge beſtaͤn⸗ dig eben ſo gut verſehen waren, als ob ſie in Cusko waͤren. Als der Feldherr das Thal Chili dem Onka auch unterworfen hatte, gab er ihm von dieſer Vollſtreckung ſeines Befehls Nach⸗ richt und ruͤckte, nachdem er die gehörigen Anſtalten zu Behauptung des eroberten Sans des gemacht, immer weiter gegen Suͤden. Alle Volker mußten dieſem reiſſenden Stro⸗ me nachgeben, bis an den Fluß Mauli, welcher ohngefehr funfzig Meilen vom Tha⸗ le Chili iſt. Die Laͤnge dieſes eroberten Lan⸗ des von Atakama bis an den Fluß Mauli betraͤgt zweyhundert und ſechzig Meilen. Mit dieſer betraͤchtlichen Erweiterung der Graͤnzen des Reichs nicht zufrieden „ wolten die Ynkas ihre Herrſchaft noch weiter aus⸗ breiten und gingen mit zwanzigtauſend Mann über den Fluß Mauli. Sobald ſie an dem jenſeitigen Ufer ſtanden, ſchickten fie Bot⸗ Pr an Dun Volk der Purumaukas und lieſſen E ̃ — — - * 96 Viertes Buch. lieſſen ſie auffodern, ſich ihrem groſſen Köoͤ⸗ nige zu unterwerfen, oder ſich zum Kriege gefaßt zu machen. Die Purumaukas hatten ſchon von den Ynkas gehoͤrt und waren nebſt ihren Nachbarn, den Antullis, Pinkus und Cauquis, die ſich mit ihnen vereinigt hatten, entſchloſſen, ſich tapfer zu vertheidi— gen, und lieber zu ſterben, als ihre Freyheit zu verlieren. Sie gaben alſo einſtimmig zur Antwort: Die Sieger wuͤrden Herren der Uiberwundenen ſeyn. | Drey oder vier Tage darnach wiederhol⸗ ten die Inkas die Auffoderung; allein die Feinde, deren Anzahl ſich ohngefehr auf zwanzigtauſend Mann belaufen mochte, tha⸗ ten hierauf nichts, als daß. fie ſich im Anger ſicht der Ynkas lagerten. Als dieſe ihre Auffoderung zum dritten Male wiederholten und bey Sonne und Mond ſchwuren, daß fie nicht kaͤnen, die Purumaukas ihres Lan⸗ des und ihrer Güter zu berauben; ſondern ſie eine beſſere Religion und beſſere Sitten zu lehren, wenn fie den Ynka für ihren Koͤ⸗ nig wuͤrden erkannt haben; ſo gaben die Pu⸗ rumaukas Viertes Buch. 97 rumaukas unerſchrocken zur Antwort: Sie haͤtten ſich hier nicht mit andern tapfern Voͤl⸗ kern vereinigt, um die Zeit mit vergeblichen Geſpraͤchen zuzubringen, ſondern um zu ſchla⸗ gen; die Ynkas möchten alſo keine Botſchaf⸗ ter ferner an ſie ſchicken, welchen ſie auch hnedem kein Gehör geben wuͤrden; ſondern ich auf den folgenden Tag zu einem Treffen jereit machen. | | us. ig I». 8 Fi Siebenzehntes Kapitel. | Blutiges Treffen zwiſchen den Ynkas und den Voͤlkern jenſeit dem Fluſſe 196 r Mauli. 8 N 5 Die beyden Armeen ruͤckten am folgenden Tage aus ihren Lagern, und Buben ei— e Schlacht an, bey welcher ſich wenigſtens en fo viel Hartnaͤckigkeit als Tapferkeit igte. Sie dauerte den ganzen Tag; auf yden Seiten wurden viele getöͤdtet und vers undet, ohne daß Jemand nur Einen Fuß ruͤck wich. Die folgende Nacht brachte des Heer in feinem Lager zu „ aber den ig darnach, ſtritten ſie wieder mit eben fo II. Theil. Sr. vieler 98 Viertes Buch. vieler Hartnaͤckigkeit, als den Erſten. Das Treffen wurde den dritten Tag ſogar erneuert; man focht wieder bis in die Nacht; die Haͤlfte beyder Armeen blieb; die Uibriger waren verwundet, aber kein Theil konnte fid eines Vortheils ruhmen. Den vierten Tay brachten ſie damit zu, daß ſie ihre Lage beſſer verwahrten, worauf ſie ſich noch zweein Tage darinne ftille hielten. Endlich gerie then die Purumaukas nebſt ihren Verbun denen in Furcht, ihre Feinde moͤchten neu Hülfsvoͤlker bekommen: Zufrieden den Wal fen der Ynkas, die man bisher fir unuͤben windlich gehalten, widerſtanden zu haben zogen fie ſich zurück in ihr Land, und ſchrie ben ſich, weil ſie nicht waren uͤberwunde worden, einen völligen Sieg zu. Der Feldherr und die andern Puka welche die Armee anführten, hielten hieran einen Kriegsrath und uͤberlegten, ob fie fi ſche Voͤlker vom Könige verlangen und de Krieg fortſezzen ſolten, bis die Feinde en weder bezwungen, oder gaͤnzlich vertilgt w ren? Die Meinungen waren verſchiedes | 556 endli nblich aber entſchied die angefuͤhrte Maxime er alten Ynkas; Daß man die Bezwingung ines Volks, welches man nicht anders, als urch feine gaͤnzliche Ausrottung beſiegen koͤnn⸗ „aufgeben muͤſſe. Es wurde alſo beſchloſ⸗ n: Es dabey bewenden zu laſſen, daß der luß Mauli die ſüdliche Graͤnze des Reichs r Pnkas wäre, bis man deßwegen vom nka Yupanqui, welchem man von allem achricht geben wolle, neue Befehle erhielte. ieſe erfolgten und lauteten fo, daß; man r izt nicht ſowohl neue Laͤnder zu erobern, vielmehr die bezwungenen, nach den Geſez⸗ und Gewohnheiten der Ynkas einzurich⸗ ſuchen muͤſſe. Der Ynka empfahl ihnen vorzuͤglich, den Wohlſtand der neuen Un⸗ thanen zu befördern; damit die angraͤn⸗ den wilden Voͤlker, wenn fie das gluͤckli⸗ re Leben ihrer Nachbarn ſaͤhen, bewogen rden, ſich auch der wohlthaͤtigen Aalen ig der Ynkas zu unterwerfen. Auf dieſe Art ſezten die Ynkas, on bey der Armee in Chili befanden, ihren aberungen Graͤnzen. Sie beſtellten die 0 RN EN Regie⸗ beträgt. Dieſer groſſe König beſchaͤftigte fi 100 Viertes Buch. Regierung des Landes und die Verwaltung der Gerechtigkeit; ſorgten fuͤr die Einkuͤnft der Sonne und des Königs, und lieſſen di Voͤlker in der Religion und Sittenlehre un terrichten, welche fie mit vieler Begierd annahmen. Achtzehntes Kapitel. Die lezten Lebensjahre des Bnka Yı pan qui, bis an feinen Tod. Des Drka Yupanqui Reich erſtreckte fü — nunmehr an der Seekuͤſte hin auf tan ſend Meilen. Er glaubte in der Cultiv rung der neuerworbenen Provinzen Befchäft gung gnug zu finden, um an keine ferner Eroberungen zu denken. Denn von Atakam bis an den Fluß Mauli, welches die Grän der neuen Beſizzungen in Süden iſt, rechn man tiber drittehalbhundert Meilen, und den noͤrdlichen Gegenden des Reichs hatte die Heere der Ynkas die Thaͤler an der Ki ſte von Chenku bis Chimu bezwungen; we ches auch über hundert und funfzig Meilt vo on nun an gänzlich damit, fein Reich blu⸗ end und gluͤcklich und ſeinen Namen un⸗ erblich zu machen. Er ließ zu dem Ende erſchiedene Veſtungen, Sonnentempel, Haͤu⸗ r für auserwaͤhlte Jungfrauen und oͤffent⸗ che Vorrathshaͤuſer bauen: Er ließ viele zegenden zum Ackerbau geſchickt machen, und Baffer in Kanaͤlen auf allzutrockene Sand: riche leiten; und obgleich der Sonnentem⸗ zu Cusko gar keiner Verſchoͤnerungen ehr bedurfte; ſo machte er ihn doch durch is daran verſchwendete Gold und andere oſtbarkeiten noch glaͤnzender. Sein wich⸗ zſtes Werk aber war das Schloß, oder e beſondere Veſtung, welche er zu Cusko uen ließ: Sein Vater hatte dieſen Vor⸗ ſchon gehabt, und deßwegen eine Menge geheuer groſſer Steine zuſammen bringen ſſen unter dieſer Regierung aber ward die⸗ Vorhaben ausgefuͤhrt. Allein ich behalte ir vor an einem andern Orte ausfuͤhrlich n dieſem bewundernswuͤrdigen Gebaͤude zu den. Alle dieſe Beſchaͤftigungen hielten den ka EN ab, für das Beſte feiner Völker RER: G 3 eeine Viertes Buch. 101 102 Viertes Buch. eine fo beſondere Sorge zu tragen, daß man ihm den Zunamen, der Wohlthaͤtige gab. Er durchreiſete alle ſeine Laͤnder vo ſeinem Tode noch einmal; er ſorgte fuͤr di Armen, und nahm ſich der Unglüdlichen an und erwarb ſich die Liebe und Ehrfurcht a ler ſeiner Unterthanen. In ſeiner lezte Krankheit empfahl er nochmals feinen Kir dern die Eintracht; und ſeinem Erbprinze die Wohlfarth feiner Unterthanen, die Ef haltung der Religion, und die Handhabun der Gerechtigkeit. So ſtarb dieſer gute Fuͤrſ mit Ruhm und Ehre überhaͤuft, und vo jedermann aufrichtig betrauert. Zum Erbe ſeines Thrones hinterließ er ſeinen aͤlteſte Sohn Tupak Ynka Pupanqui, welchen mit ſeiner Gemalin und Schweſter Coy Chimpu Oello gezeugt hatte. Er war übe haupt Vater von zweyhundert und funfz Kindern, woruͤber man ſich nicht wunder wird, wenn man die Menge der Weiber betrat tet, welche die Ynkas in allen Provinzen hatte Ende des Vierten Buchs. | | Geſchich K on ige von Peru. * n ae e g Yes Theil. Zweyter Fünftes Buch. ur. Srrbelt des ziuſten dude 1 Rags des Nnka Tupak Yupangui, „des Inka Zuayma Capak, des Anka Suaskar und donn ney des Anka Atahuallpa. Sünftes Buch. 105 e ure ee 1 | Erſtes Kapitel. 0 En echt, eilfter ra aus i 1 „ . Geſchlechte der Ynkas erobert deu An er Be Duatradutu 8 | an Ce Antrit der Regierung een gel K. Tupak Yupanqui geſchahe mit den eee Gebraͤuchen: Er nahm nach dem Tode ſeines Vaters, durch Umlegung der rothen Kopfbinde, als des gewoͤhnlichen Dia⸗ dems der Ynkas, feyerlich Beſiz von der Regierung, hielt dem verſtorbenen Koͤnige ein praͤchtiges Leichenbegaͤngnis, „ und brachte vier Jahre damit zu, ſein Reich zu durch⸗ eifen, „ und ſich die Herzen aller ſeiner Un⸗ terthanen geneigt zu machen. Nach ſeiner Zuruͤckkunft in Cusko gab er Befehl, daß ich. vierzigtauſend Mann auf das folgende Jahr bereit halten ſolten mit ihm zu Felde u gehen, weil er geſonnen fen nach dem Benfpiele feiner Vorfahren, mehrere von den eo Voͤlkern mit ſeinem Reiche zu NR G 5 verei⸗ LL — — 408 Fünftes Buch. vereinigen, und zu einer vernünftigen Lebens art zu noͤthigen. Als dieſes Heer in Bereitſchaft ſtund, ernennte der Koͤnig einen Statthalter, weh cher in ‚feiner Abweſenheit die Regierung zu Cusko verſehen ſolte, und trat ſeinen Marſch nach Caxamalka an: feine Abſicht ging auf die beyden groſſen Landſchaften Chachapuya und Huakrachuku, welche Oſtwarts von Caramalka liegen. Chachapuya iſt ein grof⸗ ſes Land; es hat funfzig Meilen in die Länge und mehr als zwanzig in die Breite, das Land Muyupampa ungerechnet, welches auch dazu gehort, und beynahe dreyßig Meilen lang iſt. Man glaubt, daß in Chachapu⸗ ya die fehönften Weiber von ganz Peru fi nd, und die Männer werden für ſehr tapfer ge— halten. Sie banden anſtatt des Kopfpuzzes eine Schleuder um den Kopf: dieſe war nach Beſchaffenheit des Standes auch von ver⸗ ſchiedener Geſtalt; es war dasjenige Gewehr, deſſen ſie ſich im Kriege am beſten zu bedie⸗ nen wußten. Die Einwohner dieſes Landes verehrten den Vogel Cuntut als ihre vor⸗ nehmſte Fuͤnftes Buch. 107 nehmſte Gottheit, naͤchſt dieſem auch die groſſen Schlangen des-Gebuͤrges. Die Land⸗ ſchaft Huakrachuku iſt Caxamalka näher, als die vorhin erwähnte. Ihre Lage ift ſehr veſt, ſie iſt groß, und ihre Einwohner waren kriegeriſch. Sie trugen ehmals anſtatt eines Ehrenzeichens, eine ſchwarze weißgefleckte Schnur um den Kopf, und anſtatt der Fe⸗ dern, ſteckten fie die Spizze eines Horns von einem Rehbocke, einem Hirſche, oder einem Gems hinein; auch ſoll das Wort Huakra⸗ chuku einen ſolchen Kopfpuz bedeuten. Ehe dieſes Volk dem Pnkas zinßbar wurde, ‚be tete es die groſſen Schlangen ia 7 man im Lande findet. Der Inka Tupak Papa ruͤckte ger gen dieſe leztere Landſchaft mit ſeinem Heere an, weil er ſie nothwendig erobern mußte, wenn er zu dem Lande der Chachapuyas ge⸗ langen wolte. Sobald die Huakrachukus hiervon Nachricht bekommen, ruͤſteten ſie ſich und waren entſchloſſen, ſich tapfer zu verthei⸗ digen; weil ſie glaubten, daß ihr Land, we⸗ gen fler veſten Lage nicht zu erobern ſey. Wale In P ²˙»ꝛ —ꝛi˙— —ꝛ]ʃ . —˙ mn men 1 — — 2 = 8 vw 2 — . £ — 1 - — - — — — = 5 Ta — —— — P 108 Fuͤnftes Buch. In dieſer Zuverſicht beſezten ſie die vornehm⸗ ſten Paͤſſe, durch welche man in ihr Land gelangen konnte, wo ſie ſich in der That ſo tapfer wehrten, daß in verſchiedenen Gefech⸗ ten auf beyden Seiten viele blieben. Der Ynka verſammelte hierauf feinen Kriegsrath, um zu überlegen, was zu thun ſey; Hier wurde beſchloſſen, nochmals gelinde Mittel bey den Huakrachukus zu verſuchen und ih⸗ nen vorzuſtellen, daß der Ynka nicht geſon⸗ nen ſey, ihre Curakas zu vertreiben „oder ihnen ihr Land zu nehmen; ſondern ſie nur zu einer beſſern Religion und beſſern Sitten zu bewegen, und uͤbrigens ihnen, wie allen Voͤlkern, welche unter ſeiner Herrſchaft ſtuͤn⸗ den, viel Gutes zu erweiſen. Als dieſe Bor ſchaft an die Huakrachukus gelangete, und in Uiberlegung genommen wurde, waren die Alten der Meinung, man muͤſſe ſich dem Ynka unterwerfen; die Jungen aber, deren Anzahl weit ſtaͤrker war, ſezten es durch, daß man ſich dem Eindringen der Feinde ferner widerſezzen muͤſſe. Da ſie mit fo vieler Hef⸗ tigkeit auf dieſen Entſchluß gedrungen, ſo glaub⸗ Fuͤnftes Buch. 109 glaubten fie auch, daß fie nunmehr ſiegen oder ſterben muͤßten und fochten mit aller Entſchloſſenheit, die man von tapfern Leuten erwarten kann. Der Ynka, welcher glaub: te, daß es nunmehr Zeit ſey ſeinen Ernſt und ſeine Macht zu zeigen, verſtaͤrkte ſeine Armee und ließ die Feinde an verſchiedenen Orten angreifen; es erfolgte ein Haupttreffen in wel⸗ chem die Feinde fo geſchwaͤcht wurden, daß es den Ynkas nicht ſchwer ward, einige der veſteſten Plaͤzze in ihre walk zu bekom⸗ men. Die Huakrachukus ſahen ſich hierdurch fo ſehr in die Enge getrieben, daß fie beſchloſ⸗ fen ſich dem Ynka zu unterwerfen und um Vergebung zu bitten. Der Pnka ertheilte ihnen dieſe, nach dem Beyſpiele ſeiner Vor⸗ fahren, alsbald und befahl den Seinigen, den Huakrachukus als Brüdern zu begegnen. Er beſchenkte die Curakas mit einer Menge Kleidern von feiner Wolle, unter das Volk aber ließ er Kleider von grsbertr Wolle aus⸗ theilen; und da der Krieg die ganze Sands ſchaft erſchoͤpft hatte, verſorgte er fie mit Le⸗ bensmitteln im Uiberfluß. Dieſe gute Be⸗ ee per . gegnung 110 Fuͤnftes Buch. gegnung verſezte die neuen Unterthanen in groſſe Freude, und machte, daß ſie alle Furcht vor der Strafe ihrer Hartnaͤckigkeit verloren. Der Ynka beſchloß dieſes Jahr nicht weiter zu gehen: er verlegte ſeine Armee an den Graͤnzen dieſes Landes an verſchiedenen Orten in die Quartiere und gab Befehl, daß ſich noch zwanzigtauſend Mann, auf den kuͤnftigen Feldzug bereit halten und zu ihm ſtoſſen ſolten. Nach dieſer Einrichtung bes ſchaͤftigte ſich dieſer Prinz damit, die Hua⸗ krachukus in ſeiner Religion und in ſeinen Sitten unterrichten zu laſſen: Er ließ ihnen Anweiſung geben, Waſſerleitungen zu machen, ungleiche Gegenden zu ebenen und neue Ae⸗ cker anzulegen. Alle dieſe nuͤzlichen Anſtal⸗ ten gaben dem Volke zu erkennen, wie groß der Vortheil ſey unter der Herrſchaft eines mächtigen und weiſen Koͤniges zu leben. Fünftes Buch. a8 rn Bmweyted Kapitel. Eroberung. der Landſchaften C 0 u. puya und Huanka⸗ Pampa. Sead im folgenden Jahre die zwanzig⸗ tauſend Mann, welche der groſſe Tu⸗ bak Pupanqui verlangt hatte, zuſammen ge⸗ kommen waren, ging dieſer Fuͤrſt mit ſei⸗ nem Heere zu Felde, und ließ es, bis an die Landſchaft Chachapuya vorruͤcken. Die⸗ es Volk antwortete ihm auf ſeine Auffode⸗ ung, daß es ſich auf das Aeußerſte verthei⸗ igen wuͤrde, ehe es ſich ihm unterwuͤrfe. In dem Kriege, welcher dieſer Erklaͤrung olgte, blieben auf beyden Seiten viele Leute. Die Chachas, ſo nennte man die Einwoh⸗ zer dieſer Landſchaft, hatten ſich ſchon lan⸗ ze, als ſie gemerkt, daß ſich das Reich der Ynkas bald bis zu ihnen erſtrecken wuͤr⸗ de, auf dieſen Krieg gefaßt gemacht: Sie hatten verſchiedene Schloͤſſer, an ſolchen Oer⸗ tern erbauet, die von Natur ſehr unzugaͤng⸗ ich find; fie hatten auch verſchiedene Paͤſſe, durch welche man in ihr Land dringen konn⸗ te, beveſtigt, und ſich mit Waffen und an⸗ Nellie dern 112 Fuͤnftes Buch. dern Nothwendigkeiten im Uiberfluß verſe⸗ hen. Alles dieſes zeigte gnugſam, wie hart⸗ naͤckig ſie ſich zu vertheidigen willens waͤren. Der Ynka mußte ſich nothwendig entſchlieſ⸗ ſen, einige dieſer beveſtigten Zugaͤnge zu er⸗ obern. Es gelang ihm in der That mit Einigen, aber nicht ohne groſſen Verluſt am Volke. Die Erſten von dieſen Plaͤzzen lagen auf einem Gebuͤrge, wo man ohnge fehr drittehalb Meilen aufwaͤrts ſteigt. Man nennt es die Seite der Pias, weil man ein Volk dieſes Namens antrifft, wenn man über dieſes Gebuͤrge hinuͤber iſt. Dieſe Landſchaft, welche auf dieſer Seite achtzehn Meilen in die Laͤnge hat, iſt eine der vornehmſten. Der Ynka machte ſich mit vieler Schwierige keit Meiſter davon, und fand, daß die Ein⸗ wohner die Hauptſtadt verlaſſen hatten, um ſich in veſtere Oerter zuruͤck zu ziehen; es waren nichts, als alte Greiſe und Kinder darinne geblieben, die man nicht hatte mit⸗ nehmen können. Der groſſe Ynka Tupak Yupanqui befahl, daß man ihnen alle gute Begegnung ſolte angedeihen laſſen. Er verließ Fuͤnftes Buch. 113 erließ hierauf die Stadt der Pias und te mit ſeinem Heere weiter: Er ſchickte zer Mann, lauter auserlefene Leute b, um das Land weiter zu entdecken; alen a um Unglück kamen fie in einem engen Paſſe 8 Schneegebuͤrges, welchen man Chirmak⸗ aka, oder das unglückliche Thor nennet, sgeſamt im Schnee um. Dieſer Unfall ar Schuld, daß der Ynka einige Tage an⸗ und, durch dieſen Paß zu dringen. Die hakas, welche ſich einbildeten, daß ihn Furcht abhielte, ſtreueten das Gerüuͤcht s; er habe ſich ſchimpflicher Weiſe zuruͤck zogen, und die Flucht genommen. Allein der Schnee aufgehoͤrt hatte, auf dieſem ebürge fo häufig zu fallen, ſezte der Ynka ten Marſch fort, und eroberte nach und h alles Land bis an Cuntur-Marka, ches auch eine ihrer vornehmſten Staͤdte Aber dieſe Eroberung geſchahe nur mit ler Mühe, weil die Einwohner die, ohne⸗ ſehr beſchwerlichen Zugaͤnge, mit vieler nft beveſtiget hatten. Die Einwohner der adt Cuntur⸗Marka, welche ſehr zahlreich I. Theil. | H wa⸗ en Fünftes Buch. waren, thaten einige Tage lang tapfern Wi derſtand: Der Ynka aber ließ ſo viel Mann ſchaft gegen fie anruͤcken, daß fie endlic zum Weichen gezwungen wurden. Sie en gaben ſich alſo dem Puka, der fie mit ſe ner gewöhnlichen Güte aufnahm. Er erwie ihnen viele Wohlthaten, um ihre Gemuͤthe völlig zu beſaͤnftigen, und ihre Nachbarn z reizen, ihnen nachzuahmen. Nach gemach ten noͤthigen Einrichtungen ging er weiten und bemaͤchtigte ſich aller Staͤdte und veſte Plaͤzze, die er antraf, ohne viel Blut f vergieſſen; weil ſie die Begegnung, welch den Einwohnern von Cuntur-Marka wi derfahren war, geneigter gegen den Yul gemacht hatte. Der König gelangete endli nach Caſſamarquilla, eine anſehnliche Sta die acht Meilen von Cuntur-Marka in nem ſehr gebürgichtem Lande, liegt. D Einwohner von Caſſamarquilla, welche zal reich und ſehr kriegeriſch waren, widerſezt ſich anfangs, und ſtritten ſehr tapfer. En lich aber, da ſie in einigen Gefechten ſe eingebüßt, und die Tapferkeit der Soldat d Fünftes Buch, 135 5 Vnka empfunden hatten, nahmen ſte moch zu ſeiner Gnade Zuflucht, und wur⸗ ihm zinebar. Der Pnka Tupok Yupanqui bemaͤchtig⸗ ſich auf dieſem Feldzuge ferner der Staͤd⸗ und Provinz Papamarka und Raymi⸗ ampa. Welcher lezten er dieſen Namen ib, weil er an dieſem Orte das Sonnen— ſt, Raymi, beging. Wir werden von eſem Feſte in der Folge ausfuͤhrlicher re⸗ n. Von Raymipampa ging der Ds nach Suta und von da nach Llavan⸗ „welches die lezte und vornehmſte Stadt der Landſchaft Chachapuyas iſt. Alle fe Hauptſtaͤdte und eine groffe Anzahl klei⸗ re unterwarfen ſich ihm ohne Widerſtand. ie Landſchaft Caskayunka und viele Ans re unter dieſem Himmelsſtriche hielten ſich weniger für vermoͤgend den Ynka Wi⸗ rſtand thun zu Finnen, als die Chakas d verſprachen ihm Gehorſam. Hier ſezte r Ynka I Tupak Yupanqui für dieſes Jahr nen Eroberungen Graͤnzen, verlegte ſeine mee in verſchiedenen Gegenden in die . SAGEN 339 3 „Tuc 116 Fuͤnftes Buch. Quartiere, und ließ aus den benachtbarte Provinzen ſeines Reichs Vorrath und L bensmittel ſowohl fuͤr ſeine Soldaten, al auch für feine neuen Unterthanen herbe bringen. Im folgenden Jahre ging der Ynka m einem Heere von vierzigtauſend Mann z Felde, und drung in die Landſchaft Huanke Pampa ein. Sie iſt groß, und war de mals von vielen Voͤlkern, verſchiedener He kunft und Sprache bewohnt. Dieſe Volk hatten weder Krieg noch Frieden mit einaı der. Jedes Volk lebte für ſich, ohne beſtaͤl dige Obrigkeit. Wenn fie Krieg führten, | thaten fie es nicht, um Eroberungen zu me chen, oder einander zu unterjochen, denn f wußten nichts von Oberherrſchaft und Re che; auch nicht, um einander ihre Guͤter z rauben, denn ſie hatten keine und ginge ganz nackend: Ihre Beute waren die We ber und Maͤdchen der Uiberwundenen, vo welchen ſie keine entkommen lieſſen. Wo die Männer betrifft, die wurden von dieſe Wilden gefreſſen. Ihre Religion war di gewoͤhr Fuͤnſtes Buch. 117 wöhnliche diefer alten Völker; jede Fami⸗ > hatte ihren eigenen Goͤzzen. Oefters beten fie hartnaͤckige Kriege mit einander n ihrer Goͤzzen willen. | Es koſtete keine groſſe Muͤhe, ein Land, ffen Einwohner in folcher Verwirrung leb⸗ 1, zu erobern. Aller Widerſtand, welchen thaten beſtand darinne, daß fie, wie wil⸗ Thiere, auf hohe Berge flohen, oder ſich nahgelegenen Thaͤlern und Felſenhoͤhlen eſteckten. Der Hunger zog die mehreſten vor, und brachte ſie zu den Fuͤſſen des a: Viele aber verhungerten auch in ih⸗ Zufluchtsörtern, wo ihre Körper zuwei⸗ gefunden wurden. Der König Tupak wanqui trug Sorge, alle dieſe Volker zu ameln; fie zu lehren, Städte anzulegen, Acker zu bauen, und ſich Kleider von olle zu machen. Dieſe Provinz iſt in der [ge eine der fruchtbarſten im ganzen Rei⸗ geworden. Man wird leicht vermuthen; der Pnka den Gözzendienſt und die wil⸗ Sitten abgeſchafft und dafür die Vereh⸗ g der Sonne und die menſchliche Lebens 1 H 3 art 118 Fuͤnftes Buch. f art der Ynkas eingeführt habe. In dieſeſ Allen bewieſen ſich die armen Wilden ſeh | gelehrig; weßwegen der Ynka auch einen de ſchoͤnſten Sonnentempel und ein Hauß fü auserwaͤhlte oder geheiligte Jungfrauen hie erbauen ließ, welches als eine befondere Ge wogenheit angeſehen wurde. in Drittes Kapitel. Noel 0 Eroberung dreyer andern Laͤnder. 40 N | Nach Bezwingung der Provinz Huanke 1 pampa wendete ſich der Ynka Tupa Vupanqui gegen die drey Sander Caſſt Ayahuaka und Callua. Es wohnten verſchi N. ö dene Voͤlker darinne, die alle gut polizie 0 waren. Sie hatten Städte, veſte Schlö Ui ſer und Oerter, wo ſie zu gewiſſen Zeite 1 zuſammen kamen, um ſich über ihr gemein 1 175 | * ſchaftliches Beſte mit einander zu berathſchl⸗ I N gen. Sie erkannten weder einen König N | noch einen andern unumſchraͤnkten Beben 1 ſcher; ſondern fie erwaͤhlten einhellig obri keitliche Perſonen, zu Beſorgung der bürge lichen Sachen, und Hauptleute zur Anfül | run Fiuͤnftes Buch. 119 ung ihrer Heere. Sie verehrten beyde ſehr nd gehorchten ihnen auf das genaueſte 0 ſo inge fie ihre Aemter verwalteten. Der HYnka ließ dieſe Volker auf die ge⸗ öhnliche Weiſe auffodern und verſprach ih⸗ en, wenn fie ihn für ihren Beherrſcher ers enten, alle Vortheile und Gunſtbezeigun⸗ en, die er andern habe angedeihen laſſen. hre Antwort war; Sie hätten niemals eis en Herrn über ſich erkannt, fie würden al auch izt lieber ihr Leben laſſen, als ſich Fr Freyheit begeben, vielweniger wuͤrden e ſich einem Manne unterwerfen, „der ſie An machen wolle; ſie verlangten auch kei⸗ e andere Gunſtbezeigung von ihm, als dies daß er mit feinem Heere zurück kehrte, nd nicht weiter daran daͤchte, ſie zu ine merehanen zu machen. Er Der Krieg, welchen dieſe Erklaͤrung nach ich zog, war heftig. In der erſten Schlacht lieben von Seiten der Ynkas achttauſend Mann. Um ſich zu rächen, und die Fein⸗ e in Furcht zu jagen, verheerten fie alles nit Feuer und Schwerd. Allein die tapfern N) 3 H 4 Ein⸗ 120 | Fünftes Buch. Einwohner dieſer Länder erſchracken daruber gar nicht, ſondern duldeten alles Ungluͤck des Kriegs mit einer unüberwindlichen Stand⸗ haftigkeit; fo ſehr wuͤnſchten fie ihre Frey: heit zu erhalten. Sobald die Ynkas irgend einen veſten Ort erobert hatten, ſo verlieſſen die Entflohenen ihre Wohnungen, und ver: ſchanzten ſich an einem andern bequemen Orte, ohne ſich um ihre Weiber und Kin— der zu bekuͤmmern; wo ſie ſich von neuem verzweifelt wehrten. Nach und nach eroberten dennoch die Ynkas beynahe das ganze Land, und es blieb den Feinden nur noch ein kleiner Win— kel uͤbrig. Hier verſchanzten fie ſich, und beſchloſſen, es auf das Aeußerſte ankommen zu laſſen. Sie erduldeten auch in der That alles nur erdenkliche Uibel, um dem Ynkg nicht zinsbar zu werden. Endlich ſahen ih— re Hauptleute deutlich ein, daß es ohnmoͤg⸗ lich ſey, den Ynkas zu widerſtehen; ſie be⸗ griffen, daß ſie insgeſamt ihr Leben ohne Nuzzen aufopfern würden, und beſchloſſen; die Waffen niederzulegen, den Pnka für ih j ren N Sünftes Buch, 4385 ren Herrn zu erkennen, und ihm alle, welche unter ihrem Befehle ſtanden, zu uͤberant⸗ worten. Sie konnten ihr Vorhaben nicht ausführen, ohne daß unter ihren Soldaten Unruhen entſtanden; zulezt aber gaben auch dieſe ſtuͤrmiſchen Gemüͤther nach. Der Ynka empfieng ſie ſehr gnaͤdig und befahl, daß man ihnen, wie ſeinen eigenen Kindern be⸗ gegnen ſolte. Er ließ auch Leute aus den benachtbarten Landern kommen, um dieſe, durch den Krieg fo ſehr verheerten Provin⸗ zen wieder zu bevoͤlkern. Nachdem er die gehörigen und gewöhnlichen Anordnungen auch in dieſen Laͤndern gemacht, kehrte er . Cusko zurück, Die groſſe Hartnaͤckigkeit dart zulezt be⸗ wungenen Völker, und der Verluſt vieler alten, getreuen Unterthanen brachte dem Yn⸗ ka einen Widerwillen gegen den Krieg bey. Er gab auch zu erkennen, daß er dieſe Voͤl⸗ ker ihrem eigenen Schickſale wurde uͤberlaſſen haben, wenn er nicht haͤtte befürchten müß fen; andere Volker würden ihrem Beyſpiele folgen, und ſich eben ſo halsſtarrig gegen ihn r H 5 bezei⸗ — EEE x 122 Fünftes Buch. * | bezeigen. Dieſes war Urſache, daß der Yn⸗ ka verſchiedene Jahre lang auf keinen neuen Feldzug dachte, ſondern ſich gänzlich mit dem Innern feines Reichs beſchaͤftigte, und infons derheit das bewundernswuͤrdige Schloß zu Cusko, welches fein Vater Ynka NYupanqui zu bauen angefangen hatte, vollendete. Nachdem endlich die Wunden des vorigen Krieges gleichſam verharrſcht waren, beſchloß er dennoch mit einem ſtarken Heere noch eis nen Verſuch zu machen, ob er die noͤrdlichen Laͤnder vollends unter ſeine Botmaͤßigkeit brin⸗ gen könne. Er machte bey der Landſchaft Huanuku den Anfang. Sie war von vers ſchiedenen wilden, mit einander im beſtaͤndi⸗ gen Streit lebenden, Voͤlkern bewohnt. Je⸗ de dieſer Voͤlkerſchaften hatte in den Gebuͤr⸗ gen einige Schloͤſſer, wohin die Uiberwunde⸗ j nen, in ihren beſtaͤndigen Kriegen flohen. Dem Ynka koſtete es nicht viele Mühe, die⸗ fe uneinigen Völker zu bezwingen. Es iſt wahr, ſie wehrten ſich im Anfange mit einer außerordentlichen Entſchloſſenheit und Wild⸗ heit. Die Peruaniſchen Befehlshaber ver- fuh⸗ Fünſtes Buch, 97 fuhren hierauf ſehr ſtrenge mit ihnen, allein der Pnka befahl ihnen, ſich zu maͤßigen und die Vorſchriften des Stifters ihres Reichs, des Manko Capak nicht zu vergeſſen, wel: cher gewolt, daß man die Volker mehr durch Gute und Uiberredung, als durch die Gewalt der Waffen unter die Herrſchaft der Ynkas N zu bringen ſuchen ſolle. Die Furcht, welche | Mn jene Härte den Huanakus beygebracht und / 1 das guͤtige Bezeigen, welches ihnen izt vom I Onka wiederfuhr, machte daß ſie ſich ihrem Uiberwinder unterwarfen, Staͤdte baueten, ſeine Religion annahmen und ruhig unter ſeiner Regierung lebten. Dieſe Provinz, wel⸗ che wegen der Fruchtbarkeit ihres Bodens und der Güte der Luft viel Vorzug hatte, kam gar bald in einen bluͤhenden Zuſtand. Auch hier ward ein praͤchtiger Sonnentempel und ein Hauß fuͤr geheiligte Jungfrauen er⸗ baut und zwanzigtauſend Einwohner des Sans des mußten vierteljaͤhrig kommen und die Dienſte dabey verrichten. Der Koͤnig ließ bey dieſem Tempel auch für ſich einen Pal⸗ Ian laſt erbauen, welcher nach der Landesart ſehr e . praͤch⸗ I. 124 Fuͤnftes Buch. prächtig und wegen der Gröffe der Steine, daraus er aufgeführt war, Bewunderung er⸗ wecken mußte. Es kam ihm auch keiner in allen den Provinzen, welche an die eee gebürge graͤnzen, gleich. 5 Viertes Kapitel. Eroberung der Landſchaft der Canarinen, und Beſchreibung des Reichthums ih⸗ res Tempels. | Der Inka Tupak Yupanqui machte im folgenden Jahre groͤſſere Zuruͤſtungen, als vorher, und nachdem er eine maͤchtige Armee auf die Beine gebracht, zog er von Cusko aus, um ſeinen Vorſaz, die Land⸗ ſchaft der Canarinen zu erobern, auszuführen. Dieſes Land war groß, und die Einwohner tapfer. Die Völker, von welchen es bewohnt war, trugen ſehr lange Haare, welche ſie auf dem Wirbel zuſammen banden, und ei⸗ nen Schopf daraus machten. Die Edeln, und wer ſonſt auf den Puz hielt, trugen anſtatt der Münze, ein rundes, Siebförmiges Nez, das ohngefehr drey Finger breit war; in | Fünftes Buch. | 125 in der Mitke deſſelben hatten fi ſie, um galant zu ſeyn, eine Menge mancherley Flechten und Locken. Das gemeine Volk aber Bes . deckte ſich den Kopf mit runden halben Kuͤr⸗ biſſen und glaubten „daß ihnen dieſes recht wohl ſtüͤnde. Um deßwillen nennten die an⸗ dern Voͤlker dieſer Gegend, die Canarinen gewohnlich Mathiuma, das iſt Kürbisköpfe. Es gab bey den Völkern, die unter dem all⸗ gemeinen Namen Canarinen begriffen wa⸗ ren, eine groſſe Anzahl Herren: Sie waren nicht alle gleich maͤchtig, daher verbanden ſich die Schwaͤchern mit einander um ſich gegen die Maͤchtigern, welche Andere öfters unter⸗ ac zu vertheidigen. Dieſes Land war der Gegenſtand der mene des Ynka Tupak Dupanqui. Er bezwang auf dem Wege dahin die Land⸗ ſchaft Palta, aus welcher die vortreffliche und ſchmackhafte Frucht, welche eben den Namen fuͤhret, nach Cusko gebracht ward. Die Einwohner dieſes Landes unterſchieden ſich von andern Voͤlkern dadurch, daß fie ſehr ungeſtaltete Koͤpfe hatten. Dieſe Haͤß⸗ un} f lichkeit — — ” nn * — | * N — 2 > _ — — — = ee - > — — (—⅛ — —— 126 Fuͤnftes Buch. lichkeit gefiel ihnen; fie hielten fie ſogar für eine groſſe Schoͤnheit. Sobald ein Kind auf die Welt gekommen war, legten ſie ihm zwey kleine viereckigte Breter, Eins vor die Stirn, und das Andere an das Hintertheil des Kopfes. Dieſe kleinen Breter zogen ſie alsdann durch Baͤnder veſt zuſammen, und nahmen ſie dem Kinde nicht eher ab, bis es drey Jahre alt war. Durch dieſes Mit⸗ tel bekamen ſie insgeſamt ſo mißgeſtaltete Koͤpfe, daß ſie bey den benachtbarten Voͤl⸗ kern zum Spruͤchworte wurden. Wenn man bey dieſen Jemanden vorwerfen wolte, daß er eine ungeſtaltete Stirn, oder platten Kopf habe; nennte man ihn Paltahuma, das iſt einen Paltakopf. Der Koͤnig machte in die⸗ ſer Provinz die gewoͤhnlichen Einrichtungen, und ruͤckte nun an die Graͤnzen des Landes der Canarinen. | Als dieſe Völker von dem Ynka was ren aufgefodert worden „ überlegten fie, daß es ihnen, bey ihrer allgemeinen Uneinige keit unmoͤglich ſeyn wuͤrde, ſeiner Macht au widerſtehen. Sie erboten ſich alſo einhellig, ihm * Fuͤnftes Buch. 1327 ihm zu gehorchen, und fuͤr ihren Koͤnig zu erkennen. Sie gingen ihm mit groſſen Freudensbezeigungen entgegen, um ihn ein⸗ zuholen, und ihre Curakas begleiteten fie. Der Ynka empfing fie mit den geößten Lob⸗ ſpruͤchen, erwieß ihnen viele Gnade, und ließ Kleider unter ſie austheilen; worauf er auch bald die noͤthigen Anſtalten zu ihrem Unterricht in der Religion und zu der Lan⸗ desregierung machte. Ehe die Canarinen un⸗ ter die Herrſchaft der Inkas kamen, ver⸗ ehrten ſie den Mond, als ihre vornehmſte Gottheit; naͤchſt dieſem, die groſſen Baͤume und dann auch außerordentliche Steine, vor⸗ zuͤglich die Jaspisartigen. Durch den Une terricht aber, welchen ihnen die Ynkas ger ben lieſſen, lernten ſie die Sonne anbeten. Die Ynkas erbaueten in dieſer Provinz der Sonne einen ſehr praͤchtigen Tempel, wel⸗ cher ganz mit Platten von Gold oder Sil⸗ ber bedeckt war. Sie baueten auch ein Hauß fuͤr geheiligte Jungfrauen, und verſchiedene koͤnigliche Pallaͤſte, wo man in den Zimmern, anſtatt der Tapeten, Pflanzen, Blumen 0 8 und Sa Zei 128 Fuͤnftes Buch. und Thiere, von Golde oder von Silber in ihrer naturlichen Geſtalt und Groͤſſe nach⸗ geahmt, und vorgeſtellt ſahe. Auch die Thir ren waren mit Gold uͤberzogen, und mit Edel⸗ A gefteinen, inſonderheit Tuͤrkiſſen und Schma⸗ 5 ragden beſaͤet. Denn dieſe Volker liebten N h | die Ynkas ſo ſehr, daß fie ihre Haͤuſer und N Tempel mit allen Schaͤzzen und Koſtbarkei⸗ Al. | ten, die fie nur finden konnten, ausſchmuͤckten. A 1 Unter den Völkern, welche ſich der Yn⸗ 5 ka in dieſer Gegend unterwuͤrfig machte, wa⸗ ren auch die Quillakus, welche man fuͤr die niedertraͤchtigſten und kleinmuͤthigſten unter allen Menſchen hielt: ſie waren ſo furchtſam und geizig, daß ſie beſorgten, ſelbſt an Luft 17 und Waſſer Mangel zu leiden. Dieſe wa⸗ N ren es, denen die Ynkas den ſeltſamen Tri⸗ but an Laͤuſen und Floͤhen auflegten. Ihr Name ward ein Spruͤchwort; wenn man eis nen recht niedertraͤchtigen Menſchen nennen wolte; ſo ſagte man; Es iſt ein wahrer Quillaku. | ie } Fünf⸗ Fuͤnftes Buch. 129 Fauͤnftes Kapitel. Der Ynka erobert verſchiedene andere Laͤnder, bis an die Graͤnzen von Quito. nka Tupak Pupanqui wendete, nach der ) Gewohnheit dieſer Könige, verſchiedene jahre auf die Civiliſirung der zulezt be- vungenen Volker und die innern Angele⸗ enheiten ſeines Reichs, ehe er wieder auf ue Eroberungen dachte. Als er es aber eit zu ſeyn glaubte, verſammelte er ein an⸗ hnliches Heer, und ging damit bis an die raͤnzen von Tumipampa. Da ſich die inwohner dieſes reichen Landes ſeiner Herr⸗ aft freywillig unterwarfen, fo ertheilte er nen alle Gunſtbezeigungen, welche die Yn⸗ 8 den Voͤlkern, welche fie vorzüglich ehren en, nur zuzugeſtehen pflegen. Er ließ ieſer Provinz nicht nur einen Sonnen: npel und ein Hauß für geheiligte Jung⸗ en bauen, welches an ſich ſelbſt ſchon Einwohnern das Bürgerrecht von Cusko pr ſondern er erlaubte ihnen ſogar, die teine dazu, aus dem Gebiete von Cusko U. Theil. 3 zu 11 —————————K———K——— — — 130 Fuͤnftes Buch. zu holen. Da Cusko vierhundert Meile von Tumipampa, und der Weg unglaublic beſchwerlich iſt; ſo kann man ſich vorſtellen wie hoch die Einwohner von Zumipamp dieſe Gunſt muͤſſen geſchaͤzt haben, da f alles dieſes gleichwohl mit Freuden gerhai Dieſer Tempel ward eben ſo praͤchtig, w der bey den Canarinen mit Gold und Gilb: ausgeſchmuͤckt. Außerdem befand ſich darii ne, nach der Erzählung des Pedro de Cieke eines ſpaniſchen Geſchichtſchreibers ein ung mein groſſer Schaz, welcher aus Vaſel Töpfen und anderm Geraͤthe von Gold un Silber, wie auch aus koſtbaren Kleider die mit ganz kleinen Goldkoͤrnern beſezt w ren, beſtund. Die Peruaner allein konnt dieſe ungemein kleinen Koͤrner verfertige und nennten fie Chaquira; die Spanier abe denen es nicht moͤglich war, ſie nachzum chen, nennten ſie Goldarbeit. So klein waren; fo hatten fie doch insgeſamt Loch wodurch ſie konnten angereihet werden. Der Ynka ſezte feine Eroberungen fot und machte ſich einen Strich Landes r Fuͤnftes Buch. 131 at, welcher ſich ohngefehr auf funfzig Mei⸗ en in die Breite erſtreckte, und bis an die Franzen von Quito reichte. Die bekannte⸗ 'en unter dieſen Provinzen ſind Chanchan, Noka, Quesna und Pumalakta, oder Lö⸗ jenland. Der Name dieſer lezten Provinz ihre daher, weil es in dieſer Landſchaft iehr Löwen, als in andern Gegenden giebt, nd weil dieſe Thiere von den Einwohnern gebetet werden. Die minder beträchtlichen rovinzen in dieſem Landſtriche find, Tixam⸗ „ Dinkaſſa, Cayampi, Urkollaſſu, Ti⸗ ouraku und Andere. Dieſe waren größten eils ſehr unfruchtbar und ſchlecht bewohnt, id ihre Einwohner entweder die duͤmm⸗ n Goͤzzendiener, oder fo wild, daß fie ir nicht wußten, was Verehrung oder An⸗ tung ſey. Uibrigens lebten ſie ohne Ge⸗ ze und Obrigkeit in dem Lande zerſtreut. s gehörte alſo wenig dazu, fie unter das och zu bringen; deſtomehr aber, ſie zu un⸗ richten und zu einer bürgerlichen Ordnung gewöhnen. Die Ynkas thaten alles, was oglich war zu dieſem Zweck zu gelangen; * . es — — — —— öWV⁴́— . — — 132 Fuͤnftes Buch. es wurden auch koͤnigliche Pallaͤſte und Vor rathshaͤuſer, aber keine Sonnentempel noch | Haͤuſer für geheiligte Jungfrauen, in * \ Lande gebaut. Indem der Inka Tupak Pupanqui da mit beſchaͤftiget war, dieſe Länder zu erobert und ihre Einwohner unterrichten zu laffen, ſchickten andere Voͤlker, welche dieſen geger Weſten, nemlich an den Graͤnzen der vor den Spaniern hernach Puerto Vieyo ge nannten Provinz wohnten, Abgeſandte an ihn, welche ihm Geſchenke brachten, und ihn bit ten mußten, Er moͤchte ſie zu ſeinen Unter thanen aufnehmen und ihnen Hauptleute unk andere Perſonen ſchicken, welche faͤhig waͤrer ſie zu unterrichten, wie ſie Staͤdte bauen und den Ackerbau treiben mußten; damit ſie auc ſo vernuͤnftig und gluͤcklich, wie ſeine andert Unterthanen leben mochten. Sie verſpra chen ihm, ſich gegen ihn als gute und ge treue Unterthanen aufzuführen. 90 Der Ynka nahm dieſe Geſandten fef wohl auf, und befahl, ihnen nichts, was foderten, zu verſagen. Sie nahmen Fuͤnftes Buch. 133 Derfonen mit, welche fie in der Religion und uten Sitten unterrichten konnten. Der Yn⸗ a gab ihnen auch Leute mit, welche ihnen Vaſſerleitungen anlegen und fie den Acker⸗ au lehren mußten. Aber nachdem ſie alle ieſe Wohlthaten empfangen hatten, waren e ſo undankbar, und vergaſſen ihre Zuſage leichtſinnig, daß fie alle dieſe Befehlshaber nd Lehrer, welche ihnen der Puka geſchickt atte, umbrachten. Dieſe Geſchichte wird von m ſpaniſchen Geſchichtſchreiber Pedro de Cie; de Leon eben ſo erzähle. Aber ſchon ehe fie h zutrug, kehrte der Ynka, nach vollendeter roberung dieſer Lander, nach Cusko zuruck | Seccſtes Kapitel. roberung des Reichs Quito, bey wel— cher ſich auch der Prinz Huaͤyna Capak befand. Nachdem der Ynka Capak Pupanqui das Vergnuͤgen des Friedens einige Jahre ig genoſſen hatte, beſchloß er das beruͤhm— Koͤnigreich Quito zu erobern. Die Grdf deſſelben war anſehnlich; denn es hatte | J 3 ſieben⸗ — 7 —————————— —N!JN ' oem x 134 Fünftes Buch. ſiebenzig Meilen in die Länge und dreyßig in die Breite; und war eben ſo volkreich, ale fruchtbar. Er zog alſo ein Heer von vier: zigtauſend Mann zuſammen und nahm mi ſelbigem den Weg nach Tumipampa, wel ches an den Graͤnzen dieſes Reichs liegt Von hieraus foderte er den König von Qui to auf, ſich ihm zu unterwerfen, und fein Religion und Geſezze anzunehmen. Dieſe Fuͤrſt, welcher ſtolz und maͤchtig war, ant wortete ſo, wie man es vermuthen konnte Er ſagte zu den Abgeordneten: „Er fe ſelbſt ein unumſchraͤnkter Beherrſcher eine Königreichs, fo gut, als der Inka: Er be foͤhle ſeinen Unterthanen was ihm gut duͤnk te; er ſelbſt aber nahme von Niemanden Be fehle oder Geſezze an, und befaͤnde ſich übri gens bey den Göttern feiner Vorfahren fi wohl, daß er nie Andere zu verehren gefon nen ſey. Der Ynka verſchob den Ausbrud des Krieges noch eine Zeitlang, um zu ſehen was er durch Guͤte auszurichten vermögen! ſey; allein die Unterthanen des Koͤniges Quito wurden deſto uͤbermuͤthiger, je 1 el Fuͤnftes Buch. 135 er den feindlichen Angrif auf dieſelben ver⸗ zögerte. Es kam alſo zu verſchiedenen Ge⸗ | fechten und Treffen, in welchen von beyden N Seiten viel Volk blieb. Auf dieſe Art dau⸗ I rte der Krieg verſchiedene Jahre; woben doch der Ynka immer weiter in das feindli⸗ he Land eindrung. Da er indeſſen ſahe, daß ich die gaͤnzliche Eroberung dieſes Königs eichs in die Laͤnge ziehen würde, fo ließ er einen Erbprinzen Huaͤyna Capak, welcher . damals ſein zwanzigſtes Jahr zuruͤckgelegt | . . hatte, mit einer Verſtaͤrkung von zwoͤlftau⸗ N end Mann kommen, damit derſelbe, bey dieſer Gelegenheit, die Kriegskunſt lernen moͤchte. Der Name Huaͤyna Capak, welcher ei⸗ nen Mann anzeigt, der ſchon von feiner Ju— gend an reich an guten Eigenſchaften gewe⸗ en iſt, ward dieſem Prinzen gegeben, weil er ſich von Jugend auf außerordentlich gnaͤ⸗ dig gegen die Unterthanen ſeines Vaters be⸗ zeigt und Jedermann, auch dem a Be Gehör gegeben hatte. 25 Sobald dieſer Prinz in Quito ingetomd | en wee uͤbertrug ihm der Pnka Tupak N | ie 34 Yupanz ie —— —̃ —̃——ͤ—ͤ — = % 136. Sünftes Buch. | Yupanqui die Anführung der Armee. Der junge Prinz bemaͤchtigte ſich nach und nach des groͤßten Theils dieſes Koͤnigreichs, indem er zugleich dem Koͤnige deſſelben, und dem Volke von Zeit zu Zeit Frieden und Freund⸗ ſchaft anbot. Als der Ynka ſahe, daß die ſer Krieg von ſeinem Sohne ſo gluͤcklich ge— führe wurde; ging er nach Cusko zuruck, beſchaͤftigte ſich bloß mit der Regierung ſei— ner Laͤnder und überließ dem Huaͤyna Ca⸗ pak vollkommene Gewalt, dasjenige zu en⸗ den, was er ſo gluͤcklich angefangen hatte. Als er die Anfuͤhrung der Armee drey Jah⸗ re gehabt; und den Koͤnig von Quito im⸗ mer mehr in die Enge getrieben hatte, ſtarb dieſer endlich vor Verdruß, da er ſahe, daß er ſein Reich gegen die Macht der Ynkas nicht behaupten konnte. Das ganze Land uns terwarf ſich nunmehr dem Huaͤyna Capak, und dieſer empfing die Curakas, welche ſich an ihn ergaben, auf das freundlichſte, und beſchenkte ſie mit ſchoͤnen Kleidern und an⸗ dern koſtbaren Sachen; eben ſo gnaͤdig b zeigte e er ſich auch gegen die Geringern | | Fuͤnftes Buch. 137 Volks. Um einen noch ſtaͤrkern Beweis zu geben „wie ſehr er dieſes Land, welches ſei⸗ ne erſte Eroberung war, liebte; ließ er hier inen Sonnentempel, und ein Hauß für ge veyhete Jungfrauen erbauen, und ſchmuͤckte te mit eben den Koſtbarkeiten aus, welche nan an andern Gebäuden dieſer Art ſahe. Er ließ auch Waſſerleitungen anlegen, und eranftaltete alles, wodurch der Reichthum ind die Fruchtbarkeit dieſes Landes vermehret berden konnte. Endlich ward die Zuneigung es Huaͤyna Capak zu dieſem Lande fo groß, aß fie ihn verleitete, zu deſſelben Vortheile Dinge zu thun, welche die Ynkas niemals ethan hatten, und welche Urſache an dem Zerfalle feines Reichs, und dem Untergan⸗ e des königlichen Stammes waren. Dieſes erden wir an feinem Orte erzählen, izt ollen wir ihm, bey feinen ir Erobe⸗ ge , re it Aus Quito rückte cp Cavak in ne Landſchaft, welche man Qulllazenka, it Naſe von Erz, nannte; weil fich die ER J Ein⸗ 138 Fuͤnftes Buch. Einwohner derſelben den Knorpel, welche zwiſchen den beyden Naſenloͤchern iſt, zu durchbohren, und ein Stuͤckchen von irgend einem Metall, Gold, oder Silber, oder Kupfer hinein zu haͤngen pflegten. Dieſe Leute lebten in dem elendeſten Zuſtande; 10 ne Religion, ohne Sitten und ohne Klei⸗ der. Sie waren ſo begierig Fleiſch zu eſſen, daß ſie ſogar kein todtes Aas liegen lieſſen; hierbey hielten fie fo wenig auf Reinlichkeit, daß fie hinwiederum vom Ungeziefer beynah aufgefreſſen wurden. Der Prinz unterwa ſich dieſe Leute ohne Schwierigkeit, und gin aus dieſer Provinz weiter in die — Paſto, welche von eben ſolchen Elenden ber wohnt war; nur daß dieſe Jenen in der Art ihrer Nahrung gar nicht glichen: Denn ſo wie Jene beynahe nichts als Fleiſch affen, fe genoſſen dieſe hingegen gar keines; und wenn fie von andern dazu genöthiget wurden, ſo ſagten ſie; Sie waͤren keine wilden Thiere. Beyden Voͤlkern gab der Prinz Leute, e fie unterrichten ſolten; anſtatt aller Abgaben aber, mußten ſie einen Tribut von dem Fünftes Buch. 139 Ungeziefer, welches fie von ihrem Körper ablaſen, bringen. Die Provinz Otavallu, deren Einwohner mehr poliziert und kriege⸗ riſch waren, that zwar einigen Widerſtand, allein ſie mußte ſich ihm dennoch bald un⸗ terwerfen; eben fo ging es mit der Landſchaft eee ſehr wilde Einwohner hat⸗ Sie beteten Löwen, Tiger und groſſe Sagen an, und opferten dieſen Goͤzzen das Herz und das Blut ihrer Feinde „ das Fleiſch derſelben aber aſſen ſie ſelbſt. Huaͤy⸗ na Capak ſorgte für ihren Unterricht, und verbot ihnen Menſchen zu opfern, und ihr Fleiſch zu eſſen. Dieſes waren die lezten Eroberungen, welche die Ynkas an den Graͤn⸗ zen von Quito, auf dieſer Seite machten. Siebentes Kapitel. Die drey Vermaͤlungen des Huaͤyna Ca⸗ pak; Tod des Koͤniges ſeines Va⸗ lers, nebſt einigen denkwuͤrdigen Spruͤchen deſſelben. 5 DYnka Tupak Pupanqui uberließ, wie All wir geſagt haben, die Fuͤhrung der | U Kriege | . Kriege gänzlich feinem Sohne, und beſchaͤf⸗ tigte ſich bloß mit den innern Angelegenhei⸗ ten ſeines Reichs, welches er aus Liebe zu ſeinen Unterthanen zu verſchiedenen Malen durchreiſete. Er ſezte auch den Bau des Schloſſes zu Cusko, welchen fein Vater an- gefangen hatte, fort. Dieſes war ein ſo ungeheuer groſſer Bau, daß er ohne Unter⸗ laß zwanzigtauſend Mann beſchaͤftigte. Je⸗ des Volk und jede Landſchaft mußte nach der Reihe Arbeiter dazu hergeben. Tupak Nupanqui ſchickte auch alle drey Jahre neue Statthalter in das Reich Chili, welche alle— zeit für die, ſich daſelbſt aufhaltenden, Inkas und für die Curakas des Landes eine Men⸗ ge Kleider mitnahmen, wogegen dieſe dem Vnka Gold, fchöne Federn und andere Sel⸗ tenheiten ihres Landes zurück ſchickten. Der Prinz Huaͤyna Capak kehrte nach der Eroberung des Königreichs Quito und der Landſchaften Quillaneika, Paſto, Ota⸗ vallu und Caranque nach Cusko zuruͤck, wo er mit groſſen Lobeserhebungen empfangen wurde. Er vermaͤlte ſich einige Zeit a nach Fuͤnftes Buch. | 141 tach zum zweytenmale mit feiner zweyten Schweſter, Rava Oello, weil er mit ſeiner ilteſten Schweſter Pileu Huako keine Kin⸗ der zeugen konnte. Seine dritte rechtsvolle Vermaͤlung geſchahe mit Mama Runtu, her Tochter feines Onkels Auqui Amaru Tupak Pnka. Dieſe drey Weiber von dem Bebluͤte der Ynkas nahm er, weil er recht— naͤßige Prinzen, welche einſt Erben des throns ſeyn koͤnnten, zu erzeugen wuͤnſchte. Ich habe ſchon erwaͤhnt, daß der Tittel Au⸗ ui, welchen fein Onkel führte, bey den ynkas fo viel bedeute, als bey den Spani⸗ en Infant; Amaru aber nennet man in Peru die größte Art der Schlangen, im Lan⸗ e der Antis. Die Pnkas nahmen derglei⸗ hen Namen von Thieren und Pflanzen an, im dadurch zu verſtehen zu geben; Daß fie ich einen eben ſo groſſen Vorzug unter den Nenſchen zu erwerben ſuchten, wie dieſe Din⸗ e alle Andere in ihrer Art uͤbertraͤfen. Der König Tupak Ynka Pupanqui und ein ganzer Rath gaben den Befehl, daß die enden lezten Gemalinnen des Huaͤyna Ca⸗ . pat 142 Fuͤnftes Buch. pak fuͤr eben ſo rechtmaͤßig als die Erſte, und auch mit dem Tittel Coya, oder Koͤni⸗ gin, beehret werden, die Soͤhne aber, welche mit ihnen wuͤrden erzeugt werden, des a nes faͤhig ſeyn ſolten. Huaͤyna Capak zeugte mit feiner en Gemalin, Rava Oello, den Ynka Inti Cuſi Huallpa mit dem Zunamen Huaskar, mit ſeiner dritten Gemalin aber den Man⸗ ko Puka. b f N Tupak Ynka Yupanqui merkte nunmehr daß ſein Ende heran nahe; Er ließ alſo nebſt ſeinem Erbprinzen, alle ſeine Kinder, deren er zweyhundert hatte, zu ſich kommen; und nachdem er ſie ermahnt, fuͤr das Beſte des Volks zu ſorgen, und ſich als wahre Kin⸗ der der Sonne zu zeigen, befahl er ſeine aͤlteſten Sohne, Huaͤyna Capak ausdruͤck— lich; die wilden Voͤlker zu dem Reiche der YVnkas zu bringen, und fie zu Anbetern de Sonne und zu geſitteten Menſchen zu m chen. Vornemlich aber trug er ihm auf, di Verraͤtherey der Huanka-Villas und ihr Nachbarn zu beſtrafen; welche die Hau Fuͤnftes Buch. 143 eure und königlichen Diener, welche er ih⸗ ten, auf ihr Bitten zugeſchickt, auf eine fo zrauſame Art ermordet haͤtten. Er ſezte hinzu; wenn eine fo ſchwarze Undankbarkeit ingeftraft bliebe; fo konnte dieſes feine eige⸗ ien Unterthanen verleiten, einem ſo ſchaͤdli⸗ hen Beyſpiele zu folgen. Tupak Yupanqui chloß ſeine lezte Rede mit einer Ermahnung in feine Kinder, in Friede und Freundſchaft nit einander zu leben; worauf er nach weni⸗ zer Zeit verſchied. So ſtarb dieſer groffe Koͤ⸗ lig und hinterließ in den Herzen feiner Unter- hanen, ein immerwaͤhrendes Gedaͤchtnis ſei⸗ ier Gnade, Güte und der groſſen Vorthei⸗ e, welche er ſeinem Reiche verſchafft hatte. Sie gaben ihm daher nicht nur die Ehren⸗ ollen Tittel, welche feine Vorfahren von ih⸗ gen erhalten hatten; ſondern fie nennten ihn auch vorzüglich Tupak Haya; welches fo viel heiſſet, als der glaͤnzende Vater. Er hatte mit ſeiner Gemalin und Schweſter Mama Oello, außer ſeinem Erbprinzen, noch fünf Kinder maͤnnlichen Geſchlechts. Der Erſte von dieſen hieß Auqui Amaru Tupak „ Ynka; 144 Fünftes Buch. YInka; der Zweyte Quehuar Tupak; det Dritte Huallpa Tupak Ynka Pupanqui; dieſer war der Urgroßvater des Verfaſſers | dieſer Geſchichte, von der muͤtterlichen Seite. Der Fuͤnfte wurde Auqui Mayta genennt. Ich muß noch einige merkwuͤrdige Ne: den anführen, welche der ehrwuͤrdige Pater Blas Valera von dem groſſen Tupak Ynka Hupanqui in feiner Geſchichte von Peru, welche in lateiniſcher Sprache geſchrieben war, aufgezeichnet hat; aus welchen man die daͤm⸗ mernde Erkenntniß dieſes Ynka ſiehet. Tupak Pupanqui pflegte zu ſagen: Man glaubt daß die Sonne lebendig und der Schoͤ⸗ pfer alles desjenigen ſey, was in der Welt hervorgebracht wird; allein mir duͤnkt, daß der, welcher Etwas macht, dabey gegenwaͤr⸗ tig ſeyn muß. Aber es entſtehen doch vie le Dinge, zu der Zeit, wenn die Sonne abs, weſend iſt; Sie macht alſo nicht alles. Man kann auch ſchlieſſen, daß ſie kein Leben hat, weil ſie niemals aufhoͤrt, ihren Lauf durch den Himmel fortzuſezzen, ohne jemals muͤde werden; da fie hingegen eben fo wie wir ermü⸗ Fuͤnftes Buch. 145 emuͤden würde, wenn fie ein Leben haͤtte. geſaͤſſe fie ferner eine vollkommene Freyheit, wuͤrde fie auch die Gegenden des Him— els beſuchen, wo ſie niemals hinkoͤmmt. Nan kann ſie alſo einem Thiere vergleichen, elches angebunden iſt, welches beſtaͤndig in en demſelben Kreiſe herum laͤuft; oder mit nem Pfeile, welches nur den Strich durch— egt, in welchem es abgeſchoſſen wird; ohne ß es ihm möglich iſt, aus eigenem Vers oͤgen dahin zu gehen.“ Eben derſelbe chriftſteller berichtet, daß er dieſe Worte s Puka Roka oft habe pflegen zu wieder⸗ len, weil fie ihm für das Beſte des ge⸗ einen Weſens ſehr wichtig geſchienen haͤt— 1: “Man muß die gemeinen Leute nicht den Dingen unterrichten, welche nur die deln lernen ſolten; ſolche hohe Wiſſenſchaf⸗ ı möchten ſonſt verurſachen, daß fie ſich bſt verkenneten, und Ungluͤck im Staate fingen: Solche Leute muͤſſen ſich darauf ſchraͤnken, die Kunſt ihrer Vaͤter zu ler⸗ n; denn es koͤmmt ihnen nicht zu, Andern befehlen; und ihnen die Regierung des u, Theil. K Staats 835 Fünftes Buch. IH ' Staats anvertrauen, heißt dem gemeinen “ill Beſten ſchaden. Auch folgende Lebensre⸗ geln des Tupak Yupanqui hat uns der Par ter Blas Valera aufbehalten: „Geiz und Ehrgeiz koͤnnen fi fo wenig als andere Lei— 3% denſchaften maͤßigen: der Geiz wendet das N | Herz des Menſchen vom gemeinen Beſten i ab und es ift die vornehmſte Eigenſchaft des Ehrgeizes, daß er den Verſtand des Stol— zen hindert, den guten Rath weiſer und tu— gendhafter Leute anzunehmen. 5 Win Achtes Kapitel, ' A Huaͤyna Capak, zwölfter König aus dem Geſchlechte der Inkas laͤßt eine groſſe goldene Kette machen. Als Huaͤyna Capak Beherrſcher we weitläuftigen Reichs geworden war; wen dete er das erſte Jahr ſeiner Regierung auf die Trauer um ſeinen Vater und die Balfas mirung des Leichnams deſſelben. Er durch reiſete hierauf ſein ganzes Reich und ward allenthalben mit groſſen Freuden aufgenoms men. Wo er nur durchzog, kamen ihm di Cura⸗ Fuͤnftes Buch. 147 urakas mit ihren Unterthanen entgegen, eſtreueten den Weg mit Blumen und rich⸗ ten ihm Triumphbogen auf: an allen En⸗ n erſchallte der Name Huaͤyna Capak. r hatte ſich auf dieſer Reiſe noch nicht weit 'n Cusko entfernt, als er die Nachricht bez im, daß ihm ſeine zweyte Gemalin einen rbprinzen gebohren habe, welchen man in r Folge Huaskar Ynka nennte. Er hatte eſes ſo ſehr gewuͤnſcht, daß er alsbald wie⸗ r umkehrete, um bey dem Feſte zu ſeyn, elches bey ſolcher Gelegenheit gefeyert ward. ieſe Feyer dauerte zwanzig Tage: Der Koͤ⸗ g wendete hierauf alle feine Gedanken dar⸗ f, Etwas außerordentliches zur Ehre des⸗ nigen Tages zu erfinden, an welchem man nen Prinzen gewoͤhnen, ihm die erſten Haa⸗ abſchneiden und ihm einen Namen geben wde Um der Fenyerlichkeit dieſes Tages zen beſondern Glanz zu geben, ließ Huaͤy⸗ | Capak eine goldene Kette machen, wel⸗ fo ſtark, als die Fauſt eines Mannes, d dreyhundert und funfzig Schritte, oder benhundert Fuß lang war. Der Gebrauch, 1 8 2 zu 148 Fuͤnftes Buch. zu welchem dieſe Kette gemacht war, wan folgender: Eine jede Provinz in Peru hatte ihren beſondern Tanz, ſo wie ſich auch din Einwohner derſelben durch die Verſchieden heit ihrer Muͤzzen, oder Huͤte unterſchieden Nie ward in dieſen Taͤnzen die Muſik ver ändert, noch auch die Schritte, oder der Takt wie ſie es von ihren Vaͤtern gelernt hatten Von dieſen allen war der Tanz der Ynkat unterſchieden: dieſer war voller Ernſt unt Anſtand; Die Tänzer machten dabey weder Spruͤnge noch Kapriolen: Es waren auch keine Frauenzimmer dabey, ſondern es wur den nur Mannsperſonen dabey zugelaſſen ſie gaben dabey einander die Haͤnde und ſchie nen eine Kette zu machen. Zuweilen belie ſich die Anzahl der Tanzenden auf dreyhun dert Perſonen; nachdem nemlich das Feſt ſeh groß und feyerlich war. Aus Ehrerbietung gegen ihren Fuͤrſten, tanzten fie in eine ziemlichen Entfernung von ihm. Der Erſtz oder der Vortaͤnzer, welcher den Reihen führ te, ging nach dem Takte und nach mi folgten ihm auch die Andern; fo tanzten fi immer Fuͤnſtes Buch. 149 mmer fort, bis fie mitten auf den Plaz ka⸗ nen, wo ſich der Ynka befand. Hierauf ang Einer nach dem Andern, und ihre Ge inge, welche mit dem Takte des Tanzes berein kamen, hatten den Ruhm des Ynka, der ſeiner Vorgaͤnger, oder auch anderer dringen aus dieſem Geſchlechte, und ihre roſſen Thaten zum Innhalte. An den vor⸗ ehmſten Feſten tanzte zuweilen der Koͤnig lbſt mit, um fie deſto feyerlicher zu machen. Dieſe Art von Reihentanze, brachte den nka Huaͤyna Capak auf die Gedanken; aß es majeſtaͤtiſcher und praͤchtiger anzuſe⸗ en ſeyn würde, wenn die Taͤnzer, anſtatt nander mit den Haͤnden anzufaſſen, eine dene Kette hielten; aus dieſer Urſache ließ bey Gelegenheit des Feſtes, da ſein erſter oh einen Namen bekam, dieſe berühmte ette machen. Sie erſtreckte ſich, nach m Zeugniß des Onkels meiner Mutter, sjenigen alten Ynka, von welchem ich im fange dieſer Geſchichte geſprochen habe, n einem Ende des groſſen Plazzes in Cus⸗ „bis zu dem Andern. Dieſer Plaz, wel— — — — — — — * A - — Das > * — — — — —ñ—ñ— — £ — 2 — K —— — — L * un = * z — — - —_ — Pe * — 4 u a — — “AUMh̃ —— . . — —— a P u —— —— a 150 Fuͤnftes Buch. cher zu ſolchen feſtlichen Aufzügen beſtimmt war, und von den Einwohnern Haußaypa⸗ ta genennt wurde, mochte ohngefehr zwey hundert Schritt, von Süden gegen Norder lang, und hundert und funfzig, von — gegen Weſten breit ſeyn. Sobald die Peruaner erfuhren, daß di Spanier in das Reich der Pnkas eingedrun gen waͤren, und ſich feindſeelig darinne be zeigten, verſteckten ſie dieſe koſtbare Kette nebſt vielen andern Schaͤzzen, und es iſt dei Spaniern niemals gelungen, ſie wieder 5 finden. Der junge Prinz erhielt die Namen In ti Cuſi Huallpa und den Beynamen Huas Far. Dnti bedeutet die Sonne; Cuſi abe heiſſet muntere Zufriedenheit; den Beyname Huaskar gab man ihm, weil bey Geleger heit feines Feſtes, jene außerordentliche Ke te war verfertigt worden. Denn Huask heiſſet in der Sprache der pen eine Ke te oder ein Seil. 10 Nachdem der Ynka Huaͤyna Capak de Befehl gegeben, dieſe Kette zu verfertigen und Fuͤnftes Buch. ‚151 4 ind nachdem er alle Ceremonien zu dem Fe⸗ ö te der Entwehnung und Benennung feines 11 Sohnes angeordnet, trat er ſeine Reiſe, zur | Beſichtigung feines Reichs wieder an, welche r in zwey Jahren endigte. Nach ſeiner Zu⸗ uͤckkunft zu Cusko, feyerte man dieſes dest nit aller Magen DAR, Neuntes Kapitel. N Die ne der zehn Thaͤler an der N | Kuüſte unterwerfen ſich dem Pnka frey⸗ ö 1 willig, wie auch Tumpiz. N Din Jahr nach dieſer Feyerlichkeit, brachte 5 RL der Ynka ein Heer von vierzigtauſend If Mann zuſammen, und ging damit in das Königreich Quito. Auf dieſer Reife nahm r die aͤlteſte Tochter des verſtorbenen Koͤni⸗ es von Quito zur Gemalin vom zweyten Range, und zeugte mit ihr in der Folge den Atahuallpa nebſt einigen andern Prinzen. Von Quito ging der Ynka mit feiner Ar nee hinab in die niedrigen Gegenden an dern 919 Seekuͤſte. Als er im Thale Chimu, wo fein Um | e der Ynka Yupanqui feinen Er 0 K 4 oberun⸗ 152 Fuͤnftes Buch. oberungen ein Ziel geſezt hatte, angekomme war; ſo ließ er die Einwohner der Thaͤl Chakma und Pakasmayu durch ſeine Be ſchafter auffodern. Dieſe hatten immer vi len Umgang mit den Unterthanen der Y. 1 4 kas gehabt, und von ihnen erfahren, de | 3 ihre Regierung ſehr gerecht und gelint a } | ſey; fie gaben alfo zur Antwort; daß f ſchon lange gewuͤnſcht haͤtten, dem Ynka zi zugehoͤren, ſeinen Geſezzen zu gehorcher und ſeine Religion anzunehmen. Ihre Beyſpiele folgten die acht andern Thaͤlen welche zwiſchen Pakasmayn und Tump liegen: ihre Namen ſind, Ganna, Colqu Quintu, Tukmi, Sapanka, Mutupi, Pu chive und Sullana. Man brachte zwey Jahr damit zu, den Ackerbau in dieſen Provinze in gehoͤrige Ordnung zu bringen, und Wa ſerleitungen anzulegen, welche in ganz Pert ſehr noͤthig find, wenn man das Land fi gut als moͤglich iſt nuzzen will. Der Ynke war indeſſen genoͤthiget, feine Armee drey mal mit friſchen Truppen zu ergaͤnzen; ol er gleich feine Soldaten an die geſundeſter Oerter Fuͤnftes Buch. 153 Oerter verlegt hatte. Day die Luft dieſer niedrigen Gegenden u den Fremden ſehr unguͤnſtig. Sobald der Pnka die Thaͤler an dieſer Kuͤſte erobert hatte, begab er ſich nach Qui⸗ 0 wo er ſich ſehr gnaͤdig gegen alle Ein⸗ wohner des Landes bezeigte, und die Stadt und das Land mit vielen ſchoͤnen Gebaͤuden ierte. Zwey Jahre brachte er mit dieſen Beſchaͤftigungen zu, worauf er funfzigtauſend Mann zuſammen zog, und mit dieſer Macht aͤngſt der Kuͤſte, bis in das Thal Sullana zing. Dieſer Ort iſt nahe bey Tumpiz. Die Einwohner des Thales Tumpiz, welche ehr zahlreich und mächtig waren, lebten un: jemein wolluͤſtig. Ihre Curakas hatten ge voͤhnlich Poſſenreiſſer, Hofnarren, Taͤnzer ind Muſikanten um ſich herum, und auch ie Gemeinen dachten auf nichts, als ſich uſtig zu machen. Sie trugen eine Art eckig⸗ er Muͤzzen auf dem Kopfe, welche ſie Pil⸗ E nennten, beteten Tiger und Löwen an, opferten ihnen Menſchen. Die Cura⸗ E wurden eben fo ſehr von ihren Unter⸗ * 8 15 5 thanen 154 Fuͤnftes Buch. thanen geehrt, als von ihren Nachbarn ger fuͤrchtet; demungeachtet hatten ſie nicht Muth genug, als fie vom Puka aufgefodert wur den, ihm zu widerſtehen; weil ſie ſich vor ſeiner groſſen Macht allzuſehr fuͤrchteten. Sie 4 | | antworteten ihm alſo, daß fie keinen andern Willen hätten, als den, ihm zu gehorchen, 5 ) und ihn für ihren Herrn zu erkennen. Die Einwohner der andern Thaler an der Küfte, wie auch die Chuvana Ciniu, die Callonche und die Jaqual, gaben dem Ynka eben die ſe Antwort. Zehntes Kapitel. Beſtrafung derer, welche uͤberzeugt wurden, daß fie die Diener des Inka Tu⸗ pak hupanqui ermordet hatten. Der YVnka Hudyna Capak verſchoͤnerte bie Provinz Tumpiz durch viele ſchoͤne Ge 10 bäude, unter welchen ein veſtes Schloß, . ein Tempel der Sonne, und ein Hauß fin 1 geweyhete Jungfrauen die vornehmſten wa ren. Nunmehr ruͤckte er mit ſeinem Hee in diejenigen Laͤnder ein, deren Einwohn r 1 * „ P - Fuͤnftes Buch. 155 ie Treuloſigkeit an den Hauptleuten, Leh⸗ ern und Dienern, welche ihnen der Ynka Tupak Pupanqui, zugeſchickt, begangen und ie ermordet hatten. Dieſe Ungluͤcklichen ge⸗ iethen in das groͤßte Schrecken, als ſie die Ankunft des Ynka vernahmen, und aufge odert wurden vor ihm zu erſcheinen, um von hrer boͤſen That Rechenſchaft zu geben. In ich ſelbſt von ihrer Undankbarkeit und Un⸗ reue uͤberzeugt und ſich bewußt, daß fie viel u ſchwach waͤren, dem Ynka zu widerſte⸗ )en, nahmen fie zu den demuͤthigſten Bit⸗ en und der ee des Ynka ihre ee 4. Hieruuf ließ der Ynka alle e Curakas, ie Haͤupter ihres Raths, alle ihre Haupt⸗ eute, und diejenigen, welche die Geſandſchaft in feinen Vater verrichtet hatten, zuſam⸗ nen fodern. Alsdann hielt Einer ſeiner Un⸗ . auf ſeinen Befehl, eine Rede m fie, und ſagte ihnen; daß fie die undank⸗ jarften und treuloſeſten Leute von der Welt vaͤren; man koͤnne ſich in der That keine röſſere Untreue vorſtellen, als die, welche Ne ſie 156 Fuͤnftes Buch. fie begangen hätten; denn anſtatt den Ynke und feine Diener, die er zu ihrem Beſten zi Ihnen geſchickt, anzubeten, haͤtten fie die Grauſamkeit begangen, ſie zu ermorden, wo durch fie zugleich gegen den Ynka die groß: te Verachtung bezeigt haͤtten: Dieſes ſey eit fo ſchwarzes Verbrechen, daß es nach dei Strenge nicht anders, als durch die Ausrot tung des ganzen Volks, bey welchem et waͤre begangen worden, gebuͤſſet werden könn te. Allein die Gnade des Inka Huaäyne Capak, welcher ſich einen Ruhm daraus machte, den Tittel, eines Freundes der Ar men mit Recht zu führen, braͤchte ihn da hin, ihnen allen in ſo ferne zu verzeihen, daß er nur den Zehnten Mann, welcher durch das Looß dazu wuͤrde beſtimmt werden, am Leben ſtrafen ließ. Der Ynka verfuhr alſe gegen ſie, damit man ihm nicht nachſagen möchte, er habe nur die, welche er gehaſſet, ſeiner Rache aufgeopfert. Auf der andern Se ite gab er den Befehl, daß in der Pro; vinz Huankavillka, wo man zuerſt die Ge ſandſchaft an den Pnka und auch die 5 dung Fünftes Buch. 157 ung ſeiner Diener auf die Bahn gebracht, en Curakas und den Edelſten des Volks, ie vier vorderſten Zaͤhne ausgeriſſen werden aten: dieſes ſolte auch allen ihren Nach⸗ omen, zum immerwaͤhrenden Zeichen ihrer reuloſigkeit wiederfahren; deren fie ſich ges en den Pnka Tupak Yupanqui ſchuldig emacht. Die Einwöhner dieſer Laͤnder, welchen ekannt war, daß die Untreue der Unter⸗ Janen gegen ihren Koͤnig dasjenige Ver⸗ rechen fen, welches die Ynkas unter allen m haͤrteſten zu beſtrafen pflegten, und ge⸗ irchtet hatten, daß ſie insgeſamt wuͤrden erben muͤſſen; achteten ſich höchſt glücklich, aß es ihnen nicht ſchlimmer ergangen war. deine aber erduldeten ihre Strafe mit einer illigern Unterwerfung, als die Einwohner on Huankavillka. Als ſie ſahen, daß nur er zehnte Mann zum Tode verdammt war, nd daß nur die Curakas und Edeln die er vorderſten Zähne verlieren ſolten, hielten e dieſes fuͤr eine ſo groſſe Gnade, daß ſie 0 insgeſamt, Maͤnner, Weiber und Kin⸗ \ der, 158 Fuͤnftes Buch. der, freywillig derſelbigen Strafe unterwar⸗ fen; und ſeit der Zeit haben ſie auch allezeit dieſes Zeichen an ſich getragen: Außerdem durchſtachen fie ſich auch den Knorpel zwi— ſchen den beyden Naſenloͤchern, um ein klein Kleinod darinne zu tragen. Eilftes Kapitel. Der Ynka thut eine Reiſe durch fein Reich; befragt die Orakel und erobert die Inſel Puna. Der Ynka Huaͤyna Capak legte in Se Provinzen die noͤthigen Beſazzunger und begab ſich hierauf in das Reich N wozu er immer eine vorzuͤgliche Neigung hatte. Er wendete ſich hierauf gegen Mit⸗ tag, und beſuchte alle Provinzen feines weiß laͤuftigen Reichs: Er ſezte ſeine Reiſe fort, bis in die Landſchaft Charkas, welche ſieben— hundert Meilen von Cusko entfernet iſt Er ſchickte auch Abgeordnete in das Rei Chili, aus welchem ſein Vater und Er vie les Gold erhalten hatten, und ließ unterſt chen, ob daſelbſt alles in gehoͤriger Ordnun ſe 8 Fünftes Buch, 159 h. Er endigte dieſe Reiſe durch feine Säne er in vier Jahren, worauf er die folgenden wey in Cusko zubrachte. Nach Verlauf ieſer Zeit zog er in den Provinzen von hinkaſuyu funfzigtauſend Mann zuſammen, elchen er an den Graͤnzen von Tumpiz ih⸗ n Sammelplaz anwies. Er ſelbſt durchs iſete indeſſen die niedrigen Gegenden an der üfte, wo er alle Sonnentempel, welche in en vorzuͤglichſten Städten erbauet waren, fuchte. Er begab ſich auch in den reichen empel des Pachakamak, welchen die Pe⸗ janer unter dem Namen des unbekannten zottes verehrten. Hier ließ er das Ora⸗ U wegen dem Erfolge feines Feldzuges bes agen. Die Priefter brachten ihm die Ant⸗ ort zuruck; Er möge ſich mit feinen Waf⸗ n wenden, in welches Land er wolle; es uͤrde fie allezeit ein gluͤcklicher Erfolg be⸗ leiten, und er ſey beſtimmt, Herr von den er Theilen der Welt zu werden. Nach eis em ſo guͤnſtigen Ausſpruche, ging er in as Thal Rimak, wo ſich der berühmte Goͤz⸗ befand, welchen man die redende Bildſaͤu⸗ le 160 Fuͤnftes Buch. le nennte. Von dieſem erhielt er einen eben fo vortheilhaften Ausſpruch, voller ſchmei— chelhafter Verſicherungen; worauf er ſeine Reiſe durch die Thaͤler an der Seekuͤſte fort— ſezte und in Tumpiz ankam. Von hieraus ſchickte er Abgeordnete in die Inſel Puna, um ſelbige aufzufodern, ſeine Herrſchaft zu erkennen. Dieſe Inſel liegt nicht weit vom veſten Lande, und iſt ſehr fruchtbar. Sie hat ohn, gefehr zwoͤlf Meilen im Umfange, und der ſtolze Curaka Tumpalla herrſchete darinne unumſchraͤnkt. Seine Vorfahren hatten nie einen Oberherrn erkannt, und er war ſo weil davon entfernt dieſes zu thun, daß er viel— mehr verlangte, die benachtbarten Völker auf dem veſten Lande ſolten ihm gehorchen. Die Götter dieſes Landes waren das Meer, die groſſen Fiſche darinne, und die wilde— ſten Thiere dieſer Gegend: die Opfer, welche man ihnen brachte, waren das Herz, und das Blut der Gefangenen, welche ſie i Kriege machten. Die ungemeine Fruchtbar keit des Landes machte, daß ſich der Euraf un Fuͤnftes Buch. 161 ind ſeine Unterthanen der rt und allen | aftern uͤberlieſſen. | | (| Taumpalla erſchrack von ganzem En ; | ber die Botſchaft „ welche man ihm im Nas ten des Ynka brachte. Er ließ die Vor⸗ ehmſten ſeiner Inſel zuſammen berufen, und elt, wie man mir erzähle hat, eine Rede gendes Innhalts an fie: „Meine Freunde, Ihr ſehet nunmehr e Tyranney der Fremden vor unſerer Thuͤr; drohen uns, unſere Güter und unſer Le⸗ n zu nehmen, wenn wir uns weigern, ihr och zu tragen. Nehmen wir aber dieſe gerechten Beherrſcher zu unſern Herren an, muͤſſen wir unſerer alten Freyheit entſa⸗ n, und die Herrſchaft aufgeben, welche fere Voreltern fo lange behauplet haben. tellet Euch, ich bitte Euch, unſern Zu⸗ nd vor, in welchem wir uns befinden wer⸗ n; wenn veſte Schlöffer und Thuͤrme, in lchen man, auf unſere Unkoſten, Beſaz⸗ ngen haͤlt, uns die Ketten der Knechtſchaft legen werden; wenn unſere Treue beſtaͤn⸗ verdaͤchtig ſeyn, und es uns doch unmoͤg⸗ II. Theil. N. lich lich werden wird, uns in Freyheit zu ſezzen. Unſere Feinde werden es in ihrer Gewalt haben, uns den beſten Theil unſerer Guͤter, ja ſogar unfere Weiber und Töchter zu neh— men; ihre Schönheit wird ihr Verderben be; fordern. Was uns aber am empfindlichſten ſeyn muß, das wird dieſes ſeyn: Man wirt uns zwingen, unfere Gebräuche und Gewohn heiten fahren zu laſſen, und wird uns neu Geſezze vorſchreiben; wir werden nicht ein mal unſere Goͤtter behalten, ſondern fremde Goͤtter anbeten muͤſſen; mit einem Worte, wir werden in eine ewige Knechtſchaft fal len; ein Leben, welches ich fuͤr hundertma ſchlimmer als den Tod halte. Dieſer wie derfaͤhrt dem Menſchen nur einmal; von Je nem aber ſiehet man das Ende nicht ab Stellet Euch dieſes alles vor Augen, und er waͤget ſorgfaͤltig, was zu thun ſey; und dam ſagt mir frey Eure Meinung, was Ihr fi das Beſte haltet. 9 Dieſe Inſulaner, voller Verzweiflung daß ſie es mit ihrem maͤchtigen Feinde nich aufnehmen konnten, vergoſſen Thraͤnen bey die Fünftes Buch. 163 er Vorſtellung. Da ſie ſich nun außer Stand ahen, fü ch ſelbſt zu vertheidigen, und von ußen keinen Beyſtand zu gewarten hatten; 5 bielten ſie es fuͤr das Beſte, ſich der Liſt u bedienen, und unter zwey Uibeln das hlimmſte zu vermeiden. Es ward alſo bes hloſſen; dem Pnka einen verſtellten Ge orſam zu leiſten, und alsdann eine guͤnſti⸗ e Gelegenheit zur Abſchuͤttelung des Jochs I erwarten. Der Curaka Tumpalla ließ erauf die Abgeordneten des Ynka wieder 'r ſich kommen, und ertheilte ihnen nicht ir eine Antwort, in welcher er viel Hochs htung und Unterwerfung zeigte; ſondern ſchickte auch ſelbſt Abgeſandte, mit vie⸗ n Geſchenken, an den Ynka, und befahl nen ausdruͤcklich ihm alle Ehrenbezeigungen erweiſen, die er nur verlangen wuͤrde, id ihn unterthaͤnig zu bitten, feine neuen nterthanen mit feiner koͤniglichen Gegen⸗ rt zu beehren; dieſes wuͤrde die groͤßte nade ſeyn, die ſie ſich jemals Machen irden. 3 ‘a Der 164 Fuͤnftes Buch. Der Ynka, ſehr zufrieden mit dieſem Betragen des Curaka Tumpalla, ſchickte Leute ab, um von dieſer Inſel Beſtz zu neb: men, und richtete alles ſo gut, als möglich dazu ein, daß feine Armee auf felbiger ein, rücken koͤnne; wiewohl dieſes nicht mit dei Pracht geſchahe, wie Tumpalla und die Sei nigen es wuͤnſchten. Der Ynka begab fid hierauf ebenfalls dahin, und ward mit groſſet Feyerlichkeiten, welche von Taͤnzen und Ge fängen begleitet wurden, empfangen. Di Lezten waren ausdrücklich zum Lobe des grof fen Huaͤyna Capak verfertigt. Sie gabe ihm einen Pallaſt zur Wohnung ein, wel cher ſeit kurzem erſt erbaut war; wenigften waren die, für ſeine Perſon beſtimmten Zim mer ganz neue; weil fie glaubten, daß e wider den Wohlſtand ſey, wenn ein Koͤni in einem Hauſe wohnte, welches ein Andere ſchon beſeſſen haͤtte. Huaͤyna Capak lie es ſeine erſte Sorge ſeyn, die Landesre rung nach feinen eigenen Geſezzen einzuri ten. Er befahl ferner dieſen Inſulanern ihren falſchen Goͤzzen nicht mehr zu 7 kei ö , El Fuͤnſtes Buch. 165 Peine Menſchen mehr zu opfern, noch ſich mit ihrem Fleiſche zu naͤhren, die Sonne anzubeten, und als vernuͤnftige Menſchen tach den Regeln der Billigkeit zu leben. Der Schluß von dieſem allen war, daß er hnen, als Sohn der Sonne und Geſezge— er des größten Reichs, alles dieſes bey Tv esſtrafe, im Falle des Ungehorſams, gebot. Tumpalla und ſeine Unterthanen unterwar⸗ en ſich dieſen Befehlen, und verſprachen en genaueſten Gehorſam gegen den Willen es Ynka. 55 Einige Zeit darnach fanden die Vorneh⸗ nen dieſer Inſel, daß dieſe Geſezze ſehr trenge, und den alten Gewohnheiten ihres Bolks, gänzlich zuwider wären; nach wel hen ſie ſich alle Vergnuͤgungen des Lebens rlaubten. Die neue Regierung, die ihnen en Genuß derſelben verbot, konnte ihnen lſo nicht anders, als unertraͤglich ſeyn. Sie beſchloſſen demnach, ſobald ſich ihnen eis e Gelegenheit zeigen wuͤrde, den Ynka mit inem ganzen Gefolge zu toͤdten. Ehe fie ber zu dieſer boshaften That ſchritten, hiel⸗ Nane L 3 ten 166 Fuͤnftes Buch. ten fie es für noͤthig, ihre Götter zu fragen, um zu erfahren, ob der Erfolg mit ihrer Erwartung uͤbereinkommen wuͤrde; und weil ſie ſie zeither verlaſſen hatten; ſo thaten ſie alles, um bey ihnen wieder in Gnade zu kommen. Sie ſezten ihre Bildſaͤulen an die ehrenvolleſten Oerter, brachten ihnen viele Opfer und uͤberhaͤuften ſie mit den ſchoͤnſten Verſprechen; wiewohl alles insgeheim. End⸗ lich erhielten ſie die Antwort; ſie ſolten nur bey ihrem Vorhaben verharren; ſie wuͤrden es zu Stande bringen, und die Goͤtter ih— res Landes würden ihnen guͤnſtig ſeyn. Die fe Antwort feuerte den Muth dieſer Barba— ren ſo an, daß ſie entſchloſſen waren, ihre Unternehmung alsbald auszufuͤhren; und man weiß nicht, ob es ihnen nicht gelungen waͤre, wenn ſie von ihren Zauberern und Wahrſagern nicht unter dem Vorwande waͤ— ren abgehalten worden; daß man eine beſſe . re Gelegenheit abwarten muͤſſe, bey welcher weniger Gefahr zu beſorgen ſtuͤnde; Dieſes ſey der Rath, W ihnen ihre Goͤtter 30 f ben. ur Zwölf Fünftes Buch. 167 0 qoͤlftes Kapitel. Die Einwohner der Inſel Puna bringen 5 die Hauptleute des Hnka ums Leben. er Ynka Huaͤyng Capak war während dieſer Zeit damit beſchaͤftiget, dieſes Volk zu einer ordentlichen Lebensart und zu juten Sitten zu gewöhnen. Er beſchloß uch einige Hauptleute aus dem Geſchlechte er Inkas nach demjenigen Theile des ve ten Landes zu ſchicken, welcher dem Beherr⸗ cher dieſer Inſel unterworfen war; um auch ieſes Volk in der Religion der Ynkas und hren Geſezzen und Gebraͤuchen zu unfers ichten. Er befahl dieſen Offizieren, Trup⸗ en mit ſich zu nehmen, fie in Beſazzungen u legen, und ſich ihrer im Fall der Noth u bedienen. Die Einwohner der Inſel ver⸗ drachen, Fahrzeuge herbey zu ſchaffen, und iefe Truppen, bis an die Mündung eines ewiſſen Fluſſes zu bringen, wo fie anlaͤnden olten. Nachdem der Pnka dieſe Befehle ge jeben hatte, ging er wieder nach Tumpiz zus üͤck, um daſelbſt einige wichtige Sachen in 2 4. Ord⸗ 168 Fuͤnftes Buch. Ordnung zu bringen, welche die Regierung dieſes Volks betrafen. Man muß in That geſtehen, daß ſich dieſe Fuͤrſten via Wohlfahrt ihrer Unterthanen ſo angelegen ſeyn lieſſen, daß dieſe ihnen mit Recht den Tittel Freunde und Wohlthaͤter der Armer gaben; Der ehrwürdige Pater Blas Valera nennet fie gute Hausvaͤter und Vormuͤndei der Mündel. | | i Sobald der König die Inſel verlaſſer hatte, machten ſeine Hauptleute Anſtalten, ſich an den Ort zu begeben, wohin ſie zu ge⸗ hen Befehl hatten. Sie lieſſen demnach Fahrzeuge herbeykommen, um uͤber den Arm der See hinuͤber zu gehen, welcher das vefte Land von der Inſel trennte. Dieſe Gelegen⸗ heit ſchien den Curakas zu gut, als daß fie dieſelbe ungenuzt ſolten vorbey gehen laſſa Um ihren Zweck deſto beffer zu erreichen, bez ſchloſſen ſie nur ſo viele Fahrzeuge herzuge— ben, als zur Uiberſchiffung der Haͤlfte der Truppen zureichend waren. Man ſchiffte alſo nur einen Theil der Soldaten und Haupt— leute ein, aber es waren lauter auserleſene Fünftes Buch. 169 und im Kriegsweſen ſehr erfahrne Leute. Sie waren auch als Pnkas ungemein koſtbar ges kleidet und bewaffnet. Sobald man das Ufer aus dem Geſichte verloren hatte, uͤber⸗ fielen die Barbaren die Pnkas auf einmal und warfen ſie in das Meer; es war Jenen leicht das zu thun, weil ſich dieſe gar nichts Böſes vermutheten. Die Ynukas ſuchten ihr | Leben durch das Schwimmen zu retten, al⸗ lein die grauſamen Inſulaner lieſſen fie nicht dazu kommen, ſondern toͤdteten fie entweder mit ihren eigenen Waffen, oder ſchlugen ſie mit den Rudern todt; ſo daß kein einziger von ihnen dieſem Mordſpiele entging. Als fie dieſen Sieg erhalten und ſi ich mit der Beute der Erſchlagenen bereichert hatten, er: hoben ſie ein groſſes Freudengeſchrey, und chmeichelten ſich mit der Hoffnung, fi ſie wuͤr⸗ den das Joch des Huaͤyna Capak abwerfen oͤnnen: Sie kehrten nach der Inſel zuruͤck um die andern Hauptleute und Soldaten ein⸗ zunehmen; dieſe, welche von dem Schickſale hrer Mitbruͤder nichts argwohnten, ſtiegen Pr Furcht in die Fahrzeuge und erlitten 85 gar 170 Fuͤnftes Buch. gar bald eben dieſelbe Begegnung. Auf die⸗ ſen gluͤcklichen Erfolg trugen dieſe Barbaren kein Bedenken mehr, alle Statthalter, Rich⸗ ter und Einnehmer der Einkünfte des Koͤni⸗ ges und des Sonnentempels, welche der Is ka geſezt hatte niederzumachen. Auch hier⸗ bey ließ es ihre Wuth nicht bewenden: Sie hieben dieſen Schlachtopfern die Koͤpfe ab, ſteckten ſie auf Pfaͤhlen vor ihre Tempel, und opferten ihre Herzen und ihr Blut den Goͤzzen; um das Verſprechen zu erfüllen, welches ſie ihnen gleich zu einfanen des . ruhrs Be hatten. I Dreyzehntes Kapitel. ö Beſtrafung der Aufruͤhrer. Der Ynka Huaͤyna Capak hatte kaum erfahren, was vorgegangen war, als er einen toͤdtlichen Verdruß Darüber empfand. Der Verluſt ſo vieler Perſonen, die zum Theil mit ihm verwandt, insgeſamt aber im Kriegsweſen, und in der Staatskunſt ſehr erfahren waren, mußte ihm nothwendig ſehr nahe gehen. Er legte Trauerkleider an, wel⸗ che Fuͤnftes Buch. 171 che nach der Gewohnheit der alten Könige ſeiner Vorfahren eine Mauſefahle Farbe ha⸗ ben; er brachte eine ziemliche Zeit mit Kla⸗ gen und Seufzen zu, und beſchloß endlich an dieſen meineidigen Aufruͤhrern eine grau⸗ ſame Rache auszuuͤben. Er zog zu dem Ende eine groſſe Armee zuſammen, und über: fiel die Provinzen auf dem veſten Lande plöͤz⸗ lich. Dieſe hatten weder die Klugheit ge— habt, ſich in Bereitſchaft zu ſezzen, noch auch izt Macht und Muth genug, ſich zu wehren; ſie wurden t in kurzer Zeit 1 waͤltigt. 0 Er ging hierauf unter Seegel, um die Inſulaner anzugreifen; ihr Widerſtand war ſo ſchwach, daß fie ſich gar bald genoͤthigt ſahen, die Waffen niederzulegen. Der Pnka ließ alsbald die vornehmſten Urheber des Aufſtandes, die Hauptleute „ und die verwe⸗ genſten Soldaten, welche ſich bey der Er: mordung ſeiner Leute befunden hatten, ge⸗ fangen nehmen. Hierauf mußte Einer von feinen Unterfeldherren eine Rede an fie hal⸗ ten, und ihnen ihre Verraͤtherey und Grau⸗ ein}: ſamkeit 172 Fuͤnftes Buch. ſamkeit gegen die, welche ſie unterrichten, und ihnen Gutes hätten thun ſollen, vorſtellen. Er ſezte hinzu, daß die Gröffe ihres Ver brechens, und die Gerechtigkeit es nicht zus lieſſe, ihnen Gnade wiederfahren zu laſſen; Der Puka ſey alſo gezwungen, fie insge⸗ ſamt zum Tode zu verdammen. Der Ur theilsſpruch wurde augenblicklich vollzogen, und die Verbrecher mußten eben die Arten des Todes ausſtehen, welche ſie den Dienern des Huaͤyng Capak angethan hatten. Ei⸗ nige wurden gehangen; Einige mit ihren ei genen Waffen getoͤdtet; Einige geviertheilt und Einigen wurden die Koͤpfe abgeſchlagen: Viele wurden auch in das Meer geworfen, und verſchiedene wurden geſpießt; weil ſie die Köpfe der Ynkas auf Pfaͤhle geſteckt hatten. Der ſpaniſche Geſchichtſchreiber Pe dro de Cieka de Leon redet im fünf und drey⸗ ßigſten Kapitel ſeines Buchs, von dieſer groß fen und öffentlichen Beſtrafung des Volke auf der Inſel Puna faſt eben fo, und feg hinzu; daß Huaͤynga Capak, um dieſe Stra fen den Voͤlkern deſto ſchrecklicher zu machen, g befoh⸗ \ Fünftes Buch. 173 zefohlen habe; daß feine Unterthanen dieſe Begebenheit mit in die offentlichen Trauerge⸗ aͤnge ſezzen ſolten, welche man bey allge neinen Ungluͤcksfaͤllen abzuſingen pflegte: Er bezeugt auch daß man dieſe Lieder noch zu einer Zeit geſungen habe. an f Vierzehntes Kapitel. | Aufruhr der Chachapuyas und Groß⸗ muth des Huaͤyng Capaks. Als der Ynka Huaͤyna Capak nach Cusko zuruͤckkehrte, fanden ſich viele Curakas, don Landſchaften auf dieſer Kuͤſte, die erſt dor kurzem waren bezwungen worden, wel⸗ che ihm entgegen kamen, und ihm Geſchen⸗ de an ſolchen Dingen, die in ihrem Lande am beſten und ſeltenſten waren, darbrachten. Unter Andern brachten fie ihm einen dowen und einen Tiger, welche dem Ynka ſo ſchoͤn vorkamen, daß er ihnen befahl, fie mie groß ſer Sorgfalt aufzubehalten. Huaͤyna Ca⸗ pak verließ Tumpiz, nachdem er alle noͤthi⸗ gen Anordnungen gemacht hatte, und ging bis in die Landſchaft der Chichas; von hier⸗ . aus 174 Fuͤnftes Buch. aus ſendete er Bevollmaͤchtigte in die Königrei⸗ che Tukma und Chili, um zu erfahren, o auch hier alles ruhig und gluͤcklich fey. Er ga ö ihnen eine groſſe Menge der beſten Kleider mit, wie er ſelbſt zu tragen pflegte, um da⸗ mit den Statthaltern, den Hauptleuten, = Curakas und andern hohen koͤniglichen Bez dienten Geſchenke zu machen, damit I deſto willkommener waͤren. N Als er nach Cusko zurückgekehrt war, beſahe er das veſte Schloß daſelbſt, welches beynahe fertig war: Er legte ſelbſt bey ge⸗ wiſſen Dingen Hand an das Werk, um die Arbeiter deſtomehr aufzumuntern. Vier Jah⸗ re hatte er mit dieſen friedlichen Geſchaͤften zugebracht, als er eine friſche Armee zuſam⸗ men zog, um damit die Landſchaften, welch uber Tumpiz gegen Norden hinauf liegen, zu erobern. Allein kaum war er in das Land der Canarinen gekommen, als er die Nachricht bekam, daß die Einwohner der groſſen Landſchaft Chachapuya einen Auf ſtand gemacht hätten. Ihr kriegeriſcher Geiſt, die vortheilhafte Sage ihres Landes und der Felb⸗ Fuͤnftes Buch. 175 Feldzug, womit fie den PYnka beſchaͤftiget ſahen, hatte ihnen dieſe Kuͤhnheit eingege⸗ ben. Sie hatten die Statthalter, die Haupt⸗ leute und die Solbaten des Ynka groͤßten⸗ theils getoͤdtet, die Andern aber zu Gefange⸗ nen gemacht, und molten fie zu Sklaven behalten. Der Ynka ward uͤber dieſe Nach⸗ richt ſehr betruͤbt, und ſchickte an alle Orten Befehle, daß ſeine Soldaten nicht nach den beſtimmten Sammelplazze ſondern nach den Graͤnzen der Chachapuyas marſchieren ſol⸗ en. Waͤhrend der Zeit, daß dieſe zuſam⸗ men kamen, ſchickte er Abgeordnete an die Chachapuyas, und ließ ihnen Verzeihung anbieten, wenn fie alsbald zu ihrer Pflicht zurückkehren würden. Allein anſtatt dieſe Gnade zu erkennen, begegneten fie diefen Ab⸗ geſchickten vielmehr uͤbermuͤthig und drohe⸗ ten, ihnen das Leben zu nehmen. Der auf⸗ gebrachte König verſammelte feine Truppen auf das Geſchwindeſte, und ruͤckte bis an einen groſſen Fluß, wo man auf ſeinen Be⸗ fehl eine groſſe Menge Barken zuſammen gebracht hatte. Von dieſen ließ er in Einem R | Tage 176 Fuͤnftes Buch. Tage eine Brucke über den Fluß ſchlagen, ging mit feiner ganzen Armee hinüber unk ruͤckte vor, bis Caſſamarquilla, welches ein Stadt in dieſer Provinz iſt; mit dem Vor ſazze, alles mit Feuer und Schwerd zu ver wüſten. Eine von den Staatsregeln dieſes Koͤniges, welche er allezeit beobachtet hatte war dieſe: die Widerſpenſtigen auf das ſtreng fie zu ſtrafen, und hingegen, in Anfehung derer, welche ihre Fehler erkennten, ſehr ge linde und gnaͤdig zu ſeyn. Die Aufruͤhrer bekamen indeſſen Nach— richt, daß der Ynka eine mächtige Armee zu: ſammen gezogen habe, und ſich hoͤchſt zornig ihren Graͤnzen naͤhere. Nun fingen ſie an vor dem Ungewitter zu erſchrecken, das ihnen drohete, und glaubten es wuͤrde unmoͤglich ſeyn, Gnade zu erlangen. In dieſer Vers zweifelung, da ſie nicht wußten, wohin ſie ſich wenden ſolten, faßten ſie den Entſchluß, ihre Wohnungen zu verlaſſen, und ſich auf das Gebirge zu begeben. Nur alte unver⸗ mögende Leute und Kinder blieben in der Städten und Dörfern. Allein eben dieſt Fünftes Buch, 177 llten, welche mehr Erfahrung Hatten und ußerdem wußten, daß Huaͤyna Capak ſehr naͤdig waͤre, und nicht leicht Jemanden, be⸗ onders dem Frauenzimmer, „Etwas abſchluͤ⸗ e; kamen auf den Einfall, zu einer Dame us Caſſamarquilla, welche von dem Tu⸗ ak Inka Pupanqui war geliebt worden, re Zuflucht zu nehmen. Sie begaben ſich ſo mit Augen voller Thraͤnen zu dieſer ame und ſagten zu ihr; daß fie mit ihren zoͤhnen und Toͤchtern und ihrem ganzen Ge; echte verloren wären; daß ihre Staͤdte d Länder zerſtoͤrt und verwuͤſtet werden irden, wenn fie nicht die Guͤte haͤtte, eine irbitte für fie einzulegen. Dieſe Dame, welche ohnedem 1 ß ſie ſelbſt und ihre Anverwandten , mit das allgemeine Verderben verwickelt wer n koͤnnten, wurde durch dieſe Rede ſehr be⸗ gt. Sie ging alſo aus der Stadt in Be⸗ itung vieler andern Frauen, hinaus, ohne end eine Mannsperſon bey ſich zu haben. it dieſer traurigen Geſellſchaft ging ſie dem nige bis zwo Meilen von Vaſſamarquil II. Theil. M la 178 Fuͤnftes Buch. la entgegen. Sobald ſie ihn anſichtig ward, warf ſie ſich ihm zum Fuͤſſen und redete ihn ſo an: „Einiger Beherrſcher! wenn Du noch wahrhaftig der Freund und Beſchuͤzzer der Armen biſt, welchen Tittel Du ſtets für den rühmlichſten gehalten haſt; fo habe Mitl | den mit den unglücklichen Einwohnern dieſes Landes, die fo arm am Verſtande find. Er⸗ innere Dich, daß dein groſſer Vater dief Provinz eingenommen, und fie feiner Gna⸗ de gewürdiget hat. Verdienen die Einwoh⸗ ner derſelben nicht, daß Du ihnen verzeiheſt ſo wird das Lob deiner Barmherzigkeit de 0 geöffer ſeyn, wenn Du es dennoch * Thue alfo deinem zu Gnade und Wohlthus geneigtem Herzen keine Gewalt an, ſonder folge ihm, es wird Dich zu dem ſchoͤnſt Ruhme führen. Du haſt das Gluͤck, ein Sohn der Sonne zu ſeyn; Du darfſt alf den Glanz deiner ſchoͤnen Thaten nicht n dem Blute dieſer Elenden beflecken, we c die Waffen ſchon niedergelegt haben. D fe Heldenguͤte, auf welche deine Vorfah ren allezeit ſo viel gehalten haben, wel h Fünftes Buch. 179 nen in der ganzen Welt einen ſo groſſen damen verſchafft hat, wird alle deine an⸗ ern Tugenden kroͤnen. Ich bitte Dich alſo aßfaͤllig, bey dem Throne, auf welchen Dich e Sonne, dein Vater erhoben hat, dieſen glücklichen Gnade wiederfahren zu laſſen; ft Du aber veſt entſchloſſen, mir dieſe Bit⸗ nicht zu gewaͤhren; ſo laß wenigſtens dei⸗ Rache zuerſt auf mich fallen, damit ich n Schmerz nicht empfinde, die Verwuͤſtung d Zerſtörung meines Vaterlandes zu erle⸗ n. Sobald fie aufgehoͤrt hatte zu reden, arfen fi ch alle Frauen, die ihr gefolgt wa⸗ n mie Thraͤnenvollen Augen vor dem Köͤ⸗ ge nieder und ſchrien: „Einziger Beherr⸗ er! Liebhaber der Armen! Groſſer Huaͤy⸗ Capak! Habe Mitleiden mit uns, mit fern Vaͤtern, mit unfern Brüdern und mit ſern Kindern!“ ö Der Pnka antwortete nicht gleich; aber hrt durch die Vorſtellungen der Mama ma und durch die Thraͤnen ihrer Begleite⸗ nen, naͤherte er fi) ihr, hob fie auf und efe fie endlich alſo an: „Du verdienſt mit 6 5 M 2 Recht E.... ͤ—1—1 111 111]1]101¾¹¹sꝛůů —öv—ô—U——8— U — — 5 mehr auf mein Wort verlaſſen, fo gebe i | 180 Fuͤnftes Buch. Recht die allgemeine Mutter (Mamachiku! oder vielmehr Meine Mutter genennt 51 werden; weil Du ſo viel Sorge fuͤr mein und meines Vaters Ehre traͤgſt. Ich dank Dir dafür von Herzen. Du erfuͤllſt di Pflicht einer Mutter in Anſehung deiner Lan desleute; deine Klugheit iſt es, die ihnen ih Leben und ihre Guter erhalten hat. Ich ge waͤhre Dir deine Bitte, und ſogar noch mehr als was Du gebeten haft, wenn Du e wuͤnſcheſt. Gehe alſo hin zu deinen Landes leuten; kuͤndige ihnen in meinem Nar e Verzeihung an; verſprich ihnen noch daz eine jede andere Gnade, nur daß fie fie z erkennen wiſſen. Damit ſie ſich aber deſte Dir vier andere Ynkas, welche meine Bruͤder und deine Kinder ſind, mit. Mein Will iſt daß ſie Dich ohne Truppen begleiten, un nur diejenigen Diener mit ſich nehmen, wel che noͤthig ſind um in dieſen Provinzen d Frieden und die gute Den wieder h zuſtellen.“ atte, kehrte er mit ſeiner ganzen Armee ieder zuruͤck zu der Eroberung der Laͤnder, elche er im Sinne hatte. Die Chachapuy⸗ s, welche die Groͤſſe ihres begangenen Ver⸗ chens einſahen, waren durch die Gnade 3 Pnka fo geruͤhrt, daß fie niemals wieder e Treue, welche ſie ihm gelobet hatten, bra⸗ en. Ja, um das Andenken einer fo groß- üthigen That zu verewigen, umgaben fie n Ort, wo Huaͤyna Capak mit ſeiner tiefmutter geredet hatte, mit einer dreyfa⸗ en Mauer; damit dieſer Ort heilig gehal— t würde, und niemand ihn betraͤte. Die ſte Mauer beſtand aus ſchoͤnen gehauenen teinen und hatte oben rundherum einen ims: Die zweyte war von ſchlechtern Stei— n, und die dritte von gebackenen Steinen. h habe noch einige Uiberbleibſel dieſes Denk⸗ ils geſehen, welches der m der Frem⸗ 1 er hat. Fuͤnftes Buch. 181 Als der Ynka dieſe Anſtalten gemacht 182 Fuͤnftes Buch. Funfzehntes Kapitel. Vom Goöͤzzendienſte und der Lebensart de Mantas; Der Pnka vereinigt die⸗ ſes Volk mit ſeinem Reiche. | 1 Capak ruͤckte gegen die Kuͤſte fort bis an die Graͤnzen der Landſchaft Man ta; wo die Spanier izt den berühmten 5 fen Puerto Viejo beſizzen. . Die Einwohner auf dieſer Kuͤſte bis we gegen Norden beten das Meer und die F ſche an, ob ſie ſich gleich davon naͤhrten Sie erwieſen eben dieſen Dienſt den wilde Thieren, den groſſen Schlangen; ja ſoge einigen Inſekten: Allein in Manta, welche die Hauptſtadt dieſes ganzen Striches war beteten fie einen Schmaragd an, welcher a Groͤſſe beynahe einem Strauſſeneye glei kam. An ihren groſſen Feſttagen ſtellten fi ihn vor den Augen des ganzen Volks a und die Amerikaner kamen aus weit entfer ten Gegenden, um ihn anzubeten, und Op MN zu bringen. Vornemlich brachten fie i A 0 andere kleine Schmaragde zum Geſchen 64 weil die Curakas und Prieſter den Leute Fuͤnftes Buch. 183 u verſtehen gaben, daß der Gott Schma⸗ agd feine Söhne mit Vergnügen annaͤhme. Allein dieſe Lehre gruͤndete ſich auf den Geiz, denn fie behielten fie ſelbſt. Dieſe Schma⸗ agden fielen endlich in groſſer Anzahl in die Haͤnde des Dom Pedro de Alvarado, und neines Vaters des Garzillaſſo de la Vega. Allein ungluͤcklicher Weiſe hatten fie die Mei⸗ tung, daß ein guter Schmaragd durch kei⸗ ze Schläge eines Hammers muͤſſe koͤnnen erbrochen werden. Sie machten dieſe Pro be an den in Manta gefundenen Schmarag⸗ den, und zerſchlugen ſie beynahe insgeſamt zuf einem Amboße. Was den groſſen Schma⸗ agb betrifft; der verſchwand, ſobald die Spanier in das Land kamen. Die Einwoh⸗ ier verſteckten ihn ſo liſtig, daß ihn die Spa⸗ ner niemals haben finden, auch weder durch Drohungen, noch durch Verſprechungen has en heraus bringen koͤnnen wo er . en ſey. | Die Sitten der Mantas und Sie Rach⸗ jarın waren übrigens ſehr verdorben; Sie baren dem widernatuͤrlichen Laſter mehr, als f M 4 irgend 1 | 184 | Fuͤnftes Buch. irgend ein anderes Volk ergeben: Bey einen Heyrath mußte der Bräutigam feinen gutei Freunden, und Verwandten ſeine Brau eher uͤberlaſſen, als er fie ſelbſt umarmen durfte. Den Kriegsgefangenen zogen ſie di Haut ab, fuͤllten ſie mit Aſche, und binger fie hernach als Siegeszeichen, vor den Thuͤ ren ihrer Tempel, oder an öffentlichen Pr zen auf. Sobald der pnka an die Graͤnzen die ſes Landes gekommen war, ließ er die Man: tas auffodern, fih ihm zu unterwerfen. gerne ſie ſich mit ihren Nachbarn verbu r den, und dem Ynka widerſezt haͤtten; fü ſahen fie doch, daß fie viel zu ſchwach war 40 ren, ſie nahmen alſo das Joch an, und ih ö Beyſpiel bewog viele andere Voͤlker, ein Gl ir ches zu thun. 1 Von hier wendete ſich der Ynfa m feinem Heere gegen die Carankas. Die fuͤhreten ein ganz thieriſches Leben; deſtowe niger waren ſie vermoͤgend dem Pnka z widerſtehen. Er gab ihnen alſo Statthal und Maͤnner, die ſie unterrichten konnte wo Fuͤnftes Buch. 185 worauf er mit ſeinem Heere immer weiter orruͤckte. Er kam endlich in ſolchen Laͤndern in, deren Einwohner an Wildheit alle vor⸗ ergebende uͤbertrafen. Männer und Wei⸗ er ſchnitten ſich mit ſpizzigen Kieſeln aller, and Linien in das Geſichte, und verunſtal⸗ eten ſich den Kopf mit zwey kleinen Bre⸗ ern eben ſo, wie die Paltas, welche der Inka. Tupak Yupanqui bezwungen hatte. die Haare ſchnitten fie ſich auf dem Wirbel b, und fieffen fie nur ‚auf den Seiten wach⸗ en, kaͤmmten ſie aber niemals. Sie lebten on Wurzeln, Kräutern, wilden Früchten, ind vorzuͤglich von Fiſchen, in deren Fange ie ſehr geſchickt waren. Die Namen dieſer Voͤlker waren Apichiqui, Pichunſi, Sava, Vekllamfimiqui, Pampahuaqui u. ſ. w. Nach⸗ em Huaͤyna Capak auch zum Unterrichte ieſer Volker Anſtalten gemacht hatte, ſezte r ſeinen Marſch weiter bis Saramiſſu und Paſſau fort; beydes Länder, welche unter er Aequinokziallinie liegen. Dieſe Volker atten weder einen Gott, noch Geſezze, noch Städte, Sie wußten nichts von Heyrathen, } M 5 nichts 186 Fuͤnftes Buch. nichts von Kleidern, oder Bedeckung einiger Theile des Leibes, noch vom Ackerbau. Sie malten ſich die Geſi chter mit mancherley For⸗ ben, durchſtachen ſi ſi ch die Lippen, „ weil fie glaubten, daß es ſchoͤn tiefe, 4 trugen langes Haar, und bedeckten es mit Gras oder Staub. Als der Puka Huaͤyna Capak die ſchlechte Beſchaffenheit der Luft und des Wet⸗ ters in dieſem Landſtriche „ und die außerſt 3 Wildheit der Einwohner, „ welche fie beynahe dem Vie he gleich machte, bemerkte; ſo ur⸗ theilte er, daß er an den Einwohnern ver gebens arbeiten wuͤrde, wenn er ſie ele machen wolte; und daß das Land nicht werth fen, es zu beſizzen. Er fol alſo zu ſeinen Offizieren geſagt haben: „ gaſſet uns zurück gehen; dieſe Leute ſind ſo wild und rohe, daß fie nicht verdienen uns zu Regenten zu ha⸗ ben. Er verließ ſie auch in der That, als ganz unvermoͤgend gebeſſert zu werden 2 und ging mit ſeinem Heere weiter. Ich ſelbſt war Augenzeuge der Weiher dieſer Voͤlker; Als ich im Jahre 1560 nach Spanien abreiſete, berührte unſer Schiff die Fünftes Buch. 197 fe Küfte, um Holz und Waſſer einzunehmen. Waͤhrend den drey Tagen, die wir hier vor Anker lagen, kamen viele dieſer Barbaren in Barken von Weiden, an das Schiff um uns Fiſche zu verkaufen, welche ſie in unſe⸗ rer Gegenwart mit Spieſſen mit Widerhacken toͤdteten. Sie waren hierinne ſo geſchickt, daß ſie ihren Fiſch niemals verfehlten. Die Spanier gaben ihnen Bisquit und Fleiſch dafuͤr, denn Geld wolten ſie nicht anneh⸗ men. Wenn ſie zu den Spaniern gehen wolten, bedeckten fie ihre Bloͤſſe, außerdem aber gingen ſie ganz nackend. Sie waren übrigens noch die roheſten und wildeſten Leu⸗ 5 die ich geſehen habe. 0 | Sechzehntes Kapitel. . Erzaͤhlung von den Rieſen, wel⸗ he ehedem in dieſes Land e waren. he wir dieſe Gegend verlaſſen, muß 10 einer uͤberlieferten Erzaͤhlung erwaͤhnen, welche zwar hoͤchſt fabelhaft klingt, aber den⸗ noch in Peru vielen Glauben gefunden hat. nn | Es 188 Fuͤnftes Buch. Es iſt eine Sage, von welcher die Einwoh⸗ ner behaupten, daß ſie immer vom Vater auf den Sohn ſey fortgepflanzt worden, und die ernſthafteſten ſpaniſchen Geſchichtſchreiber; der ehrwuͤrdige Pater Joſeph Akoſta, der Ge⸗ neralintendant Auguſtin de Carate, und Pe⸗ dro de Cieka de Leon ſcheinen ſie geglaubt zu haben. Da dieſer Leztere am ausfuͤhrlich⸗ ſten davon ſpricht, ſo will ich ſeine Worte aus dem zwey und funfzigſten Kapitel feiner Geſchichte anführen. * »Man behauptet in ganz Peru,” ſchreibt er, „daß einige hundert Jahr vor der Anz kunft der Spanier in dieſem Reiche eine An⸗ zahl groſſer Rieſen, beym Vorgebuͤrge St. Helena, welches nicht weit von Puerto Vie jo liegt, angelandet waͤren. Sie kamen, ſagt man, auf gewiſſen Fahrzeugen von dicken Binſen, in Geſtalt groſſer Barken gemacht, über das Meer; ohne daß man weiß, aus welchem Lande, oder welchen Weg? Ihre Groͤſſe war ſo ungeheuer, daß ein gewoͤhnli⸗ cher Menſch ihnen nur bis an das Knie reichte: Sie hatten lange Haare, welche i Fuͤnftes Buch. 1489 nen zerſtreut uͤber die Schultern hingen; aber keinen Bart: Ihre Augen waren ſo zroß, als Teller, und die andern Glieder nach Verhaͤltnis: Einige von ihnen gingen nackend, andere bedeckten ihre Blöffe mit den Haͤuten wilder Thiere: Weiber batten ſie nicht mitgebracht“ : Nachdem diefe Rieſen auf dere em Vorgebuͤrge ans Land geftiegen waren, ieſſen ſie ſich in einer gewiſſen Gegend nie⸗ der, welche die Einwohner des Landes noch eigen; wo fie, um gutes Waſſer zu bekom⸗ nen, tiefe und weite Brunnen in die Tele en gruben. Sie lebten vom Raube, und yerheerten die ganze Gegend Ein Einziger von ihnen verzehrte auf eine Malzeit mehr Fleiſch, als funfzig andere Menſchen: Sie ingen auch viele Fiſche in groſſen Nezzen. „Dieſe Ungeheuer toͤdteten die Manns⸗ derſonen in der Nachbarſchaft, brachten die Weiber um, indem fie fie mißbrauchen wol en, und richteten alles Ungluͤck an, welches ö hnen nur einfiel: die armen Einwohner des andes, hatten weder Muth noch Kräfte, ſic 8 >: . — ̃ ͤ — > ” 2 * ir — = — — = — u — — 2 ER x = —— - ee zer za we - = — 5 2 — * m N — Ben — — K 4 “ — —5k w — - PN EEE ne PPP EEE nn ne * — ———äʒ—— iX 4 ö 1 ur 190 Fuͤnftes Buch. . ſich dieſe Unmenſchen vom Halſe zu ſchaffen; IN A fie durften fih nicht einmal einfallen laſſen, 1 a Ä fie anzugreifen. Auf dieſe Art blieben dieſe | Tyrannen lange Zeit, ohne das Geringſte zu fuͤrchten zu haben, in dem Beſizze dieſer Küſte. Endlich,“ ſezzen die Peruaner hin⸗ zu, “fielen dieſe Abſcheulichen, weil fie keine Weibesperſonen hatten, in die entſezliche Suͤnde der widernatuͤrlichen Wolluſt; der Himmel konnte ihre Verbrechen nicht laͤnger mehr anſehen; er ließ mit groſſem Krachen Feuer auf ſie herabfallen und Einer der Gei⸗ ſter deſſelben toͤdtete dieſe Ungeheuer insge⸗ ſamt mit einem flammenden Schwerdte. ö 1 „Man erzaͤhlt, daß dieſes himmliſche Feu⸗ 4 0 erer ihre Gebeine nicht verzehrt habe, damit “ von dieſem verbrecheriſchen Geſchlechte ein 1 Denkmal übrig bliebe. Man hat in der AT | That in dieſer Gegend Knochen von wun⸗ | derbarer Groͤſſe gefunden und ich habe von einigen Spaniern gehoͤrt, daß ſie Stücke 1 von Zaͤhnen geſehen haͤtten, aus welchen ſi 1 1 ſchlieſſen lieſſe, daß ein ganzer Zahn ein hal 1 Sieh bes Pfund muͤſſe gewogen haben. ME c. In | Fuͤnftes Buch. 191 In dieſem 15 Soſten Jahre hat man mir u Lima erzählt: daß, da Dom Antonio de Mendoza Vizekönig in Mexiko geweſen iſt, nan daſelbſt noch viel groͤſſere Knochen, als ie, wovon ich geredet, ausgegraben habe. Ja, in der Hauptſtadt ſelbſt, habe man Ei⸗ ige in alten Gräbern gefunden.” So weit EN de Cieka de Leon. er N Kapitel. boden, Capak gehet nach Cusko zu⸗ ruck; ſeine Meinung von der Sonne. Jer Inka befahl alſo feiner Armee, „ ſich > zuruck zu ziehen, und die Landſchaft Paſ⸗ au zu verlaſſen. Er durchreiſete hierauf in Einem Jahre fein ganzes weitlaͤuftiges Reich, ind begab ſich alsdann nach Cusko, um as groſſe Feſt der Sonne, Raͤymi genannt u feyern, welches jederzeit neun Tage dauerte. Bey Gelegenheit dieſes Feſtes erzaͤhlen ie Peruaner folgendes Geſpraͤch des Huaͤy⸗ ja Capak mit dem Großprieſter der Son⸗ te: An Einem dieſer feyerlichen Tage, nahm ich der Vnka, waͤhrend der Ceremonie, die kt - Frey⸗ wuͤrdig find: Wenn Du es aber heute thuſt 192 Fuͤnſtes Buch. Freyheit die Sonne anzuſehen, welches ſo wohl ihm, als jedem Andern, als eine Han lung, welche wider die Hochachtung, die 4 dieſer vermeinten Gottheit ſchuldig zu ſeyn glaubten, verboten war. Da er ſeine Au⸗ gen eine Zeitlang nach dem Orte des Him— mels, wo dieſes Geſtirne ſtand, richtete; ſagte der Großprieſter, ſein Onkel, zu ihm: „Was denkſt Du, Pnka? weiſt Du nicht, daß Du eine Sache thuſt, die verboten in?” Der König fehlug hierauf die Augen niede aber bald darauf wendete er ſie, mit 9 der Freyheit gegen den Himmel. Der Groß prieſter gab ihm von neuem einen De mit dieſen Worten: “Einiger Beherrſcher! gib wohl acht, was Du thuſt! denn eı kömmt hier auf eine Sache von der groͤßten Wichtigkeit an. Du weiſt, daß es uns ins geſamt verboten iſt, die Kuͤhnheit zu h ben, und die Sonne, unſern Vater anzuſe hen, weil wir dieſes hohen Anblicks ni ſo giebſt Du deinem ganzen Hofe, und len vornehmen Herren deines groſſen Reichs, Fünſtes Buch. 193 n boͤſes Beyſpiel; da fie hier verſammelt id, um deinem Vater die Verehrung zu weiſen, die ſie ihm, als ihrem Beherrſcher id einzigen Herrn, ſchuldig find.” Der oͤnig wendete ſich, ohne aufgebracht zu erden, gegen den Großprieſter und ſagte: Ich will Dich nur zwey Dinge fragen, wel— e Dir anſtatt der Antwort dienen koͤnnen; icht wahr, Ihr erkennet mich alle fuͤr eu⸗ 1 König? dieſes vorausgeſezt, iſt wohl Je⸗ ind unter Euch vermögend, zu machen, daß von meinem Throne aufſtuͤnde und eine ige Reiſe unternaͤhme, wobey ich, ohne te zu halten, beſtaͤndig laufen müßte?” Wahrhaftig; antwortete ihm der Groß eſter, derjenige, welcher fo Etwas behau⸗ n wolte, wuͤrde fuͤr einen Unſinnigen ge⸗ (ten werden.“ Der Ynka fuhr fort: „Ich Dich noch Eins fragen: Iſt wohl Je⸗ ind unter meinen Vaſallen, er ſey auch h fo reich und mächtig, welcher kuͤhn gnug re, mir nicht zu gehorchen, wenn ich ihm öhle, in größter Eil nach Chili zu gehen?“ s iſt kein Zweifel, erwiderte der Groß⸗ II. Theil. N prieſter, zaͤhlt haben, ſehr uͤbereinſtimmen. 194 Fuͤnftes Buch. prieſter, “ daß Dir deine Unterthanen bis in den Tod gehorchen werden, wie es ihre Schul digkeit erfodert. Wenn dieſes iſt, ſchlof der König, “fo iſt auch kein Zweifel, daf die Sonne, unſer Vater, noch unter einen andern Herrn ſtehet, der maͤchtiger iſt; au deſſen Befehl ſie die Bahn zurück legt, wel che wir fie täglich durchlaufen ſehen. Dent wäre die Sonne, unſer Vater, der böchfkı Herr von allen Dingen hiernieden, fo iſt er wahrſcheinlich, daß ſie zuweilen ausruhen, oder ſich zum Vergnuͤgen aufhalten a weil fie alsdann keine Nothwendigkeit zwaͤn ge, immer zu laufen. 4 Man ſiehet leicht, daß dieſe Geſinnun gen des Huaͤyna Capaks mit dem, was wir von feinem Vater Tupak Pupanqui er Aberglaube der Prieſter und anderer Perf nen, welche bey dieſer Unterredung zugeg waren, hielt es für ein ſehr boͤſes Zeiche daß der Koͤnig ſich unterſtanden hatte, d Sonne anzuſehen und ihre thoͤrichte Furcht ward durch das, was bald darauf nach ſei Fünftes Buch. 195 em Tode geſchahe, gerechtfertiget. So ber uͤnſtiget oft der Zufall den Aberglauben und erwirret den Verſtand der Klugen. Aahktzehntes Kapitel. Aufſtand der Carankas und ihre Beſtrafung. Jer YPnka war eben auf feiner lezten Rei⸗ ſe, die er zu Beſichtigung ſeines Reichs at, als er die Nachricht bekam, daß die arankas in einem allgemeinen Aufſtande griffen waͤren. Dieſe ehemals ſo grauſa⸗ en und wilden Voͤlker, waren das Joch des nka, welches fie im Zaume hielt, uͤberdruͤ⸗ g und wolten wieder zu ihrer vorigen Le⸗ nsart zurück kehren. Verſchiedene benacht⸗ rte Voͤlker, welche ſich vor der Macht und engen Zucht der Pnkas fuͤrchteten, hatten h mit ihnen vereiniget und brachten heim⸗ h eine groſſe Anzahl Truppen zuſammen. m ihr boͤſes Vorhaben deſto beſſer zu ver⸗ rgen, ſtellten ſie ſich, als ob ſie die Befeh⸗ des Ynka und ſeiner Staatsdiener mit oͤſſerer Bereitwilligkeit, als jemals annaͤh⸗ . | N 2 men, u 196 Fuͤnftes Buch. men, und bezeigten ſich ſehr eifrig, ſie zi vollziehen. Allein ſobald der Tag der Aus führung ihrer Abſichten angebrochen war erwuͤrgten fie alle Vnkas und Diener dei Koͤniges, ſowohl als die Soldaten, welch die Beſazzungen dieſes Landes ausmachten Sie opferten ihre Koͤpfe, ihre Herzen un ihr Blut ihren falſchen Goͤzzen zur Dank barkeit, daß ſie ſie von der Herrſchaft de Ynkas befreyet und ihnen Gelegenheit ver ſchafft haͤtten, zu ihren alten Gebraͤuchen un Sitten zuruck zu kehren. Um ſich an den Ynka dafür zu rächen, daß er ihnen unter ſagt hatte Menſchenfleiſch zu eſſen, fraſſe ſie das Fleiſch ſeiner Verwandten und Die ner begierig auf. Kurz fie übten an dieſe Unglüclichen alle die Grauſamkeiten aus welche ihnen die Rache eingab. Der Koͤnig durch dieſe blutduͤrſtige Beleidigung hoch: aufgebracht, zog eine groſſe Armee zuſammen und ruͤckte damit aus, um die Aufrührer z beſtrafen. Sobald er an der Graͤnze ihre Landes angekommen war, blieb er dennot den Staatsregeln ſeiner Vorfahren, welch allezei Fuͤnftes Buch. 197 allezeit die Gelindigkeit anriethen, ſo getreu, daß er Abgeordnete an die Rebellen ſchickte, welche ihnen Verzeihung anbieten mußten, wenn ſie um Vergebung bitten, und ſeine Gnade ſuchen wolten. Allein ſie antworte⸗ ten dieſen Abgeordneten mit dem groͤßten Stolze, behandelten ſie uͤbel und haͤtten ſie bdeynahe umgebracht. Auf dieſe Nachricht ließ Huaͤyng Capak feine Armee wider fie anruͤcken und gab feinen Hauptleuten aus | ruͤcklich Befehl, nichts zu verſchonen, und les mit Feuer und Schwerd zu verheeren. Es kam alſo zu einem Treffen, in welchem zuf beyden Seiten viel Blut vergoſſen wur⸗ de. Die Furcht vor der Strafe, welche die Carankas belebte, und die Begierde, die Bes eidigung, welche man ihrem Koͤnige ange⸗ han hatte, wovon die Truppen des Ynka jefeelt wurden, machte, daß man mit einer unglaublichen Hartnaͤckigkeit fochte. Endlich nußten dennoch die Feinde weichen. Uiber⸗ eugt daß fie den Angrif des Heeres des Yin a im Felde nicht aushalten koͤnnten, nah⸗ nen ſie ihre Zuflucht zu Kriegsliſten und \ ü N 3 klei⸗ 198 Fünftes Buch. kleinen Uiberfaͤllen: Sie dachten auf nichts, als wie ſie die Zugaͤnge, die engen Paͤſſe und andere, von der Natur beveſtigte Oerter vertheidigen wolten. Alles dieſes aber half ih: nen zu nichts, ſie verloren Einen Poſten nach dem Andern und mußten ſich endlich insge⸗ ſamt zu Gefangenen ergeben. Der vornehm; ſten Urheber des Aufruhrs waren ohngefehr zweytauſend, theils Carankas, theils von den mit ihnen verbundenen Völkern, wel von den Ynkas noch nicht waren bezwungen worden. Um einmal ein Beyſpiel der Stren⸗ ge zu geben, welches nie vergeſſen würde, befahl der König, daß dieſe Haͤupter der Ver⸗ ſchwoͤrung insgeſamt am Leben ſolten geſtraft werden. Ihre Leiber ließ er in einen groß ſen See, welcher auf der Graͤnze beyder Voͤ ker liegt, werfen, welcher um deßwillen, zun ewigen Andenken, Pahuarkocha, das il Blut⸗ Meer, genennet ward. Pedro d Cieka, welcher dieſer Begebenheit in ſein Geſchichte auch erwaͤhnt, ſagt zwar da zwanzigtauſend Mann waͤren getoͤdtet wo den; allein das iſt von allen denen zu vor fee Fuͤnftes Buch. 199 ehen, welche im ganzen Kriege angetan 1 ſind. Der data Huaͤyna Capak kehrte nn. ir Beſtrafung der Schuldigen nach Qul⸗ zuruck; ſehr betruͤbt, daß während feiner eren ſo abſcheuliche Verbrechen waren gangen worden, welche ihm zu einer fol en Strenge, die feinen natuͤrlichen Geſin⸗ ungen ſo entgegen war, gezwungen hatten. r beklagte ſich, daß es ihm nicht erlaubt weſen waͤre, die Guͤte und Gelindigkeit ſei⸗ er Vorfahren nachzuahmen, und daß er einer Zeit gelebt, die fo reich an Aufruhr nd Empoͤrungen geweſen; da man doch vor⸗ er nur von dem einzigen Aufſtande der hankas unter der Regierung des Ynka Dir Pr im Wage der Pakas gehört De Neunzehntes Kapitel. 3 { Juäyna Capak macht ſeinen Se FERN zum Könige: on Quito. 80 Der Ynka Huaͤyna Capak hatte, wie wir geſagt haben, mit der Tochter des lez⸗ N 4 ten Sohn, daß nach der alten Gewohnheit 200 Fuͤnftes Buch. ten Koͤniges von Quito einen Sohn gezeug welcher den Namen Atahuallpa führte. Di fer Prinz war ſchön von Geſicht, wohl ge wachſen, geſchickt, tapfer, klug und hatt vielen Scharfſinn. Dieſe Eigenſchaften mach ten ihn zum größten Vergnügen ſeines Ve ters; er fuͤhrete ihn allenthalben mit ſich hei um, und haͤtte ihn gern zum einzigen Ei ben ſeines ganzen Reichs gemacht. Da e aber nicht in ſeinem Vermögen ſtund, fei nem aͤlteſten Sohne, Huaskar Ynka, die ſes Recht zu rauben, ſo beſchloß er, wi der die Gewohnheit und Anordnung ſeine weiſen Vorfahren, ihm wenigſtens das Reid Quito zu entziehen, und es, unter einen ſcheinbar gerechten Vorwande, ſeinem Lieb linge zu geben. Er ließ zu dem Ende ki nen Erbprinz Huaskar von Cusko holen, und redete ihn alsdann in Gegenwart ſeiner andern Söhne, feiner Hauptleute und Eu rakas alſo an: „Ich weiß gar wohl, mein welche der Ynka Manko Capak unſe Stammvater, eingeführt hat, dieſes Reich | Quito Fuͤnftes Buch. 201 e Quito einſt mit unter deine Herrſchaft kom⸗ nen ſolte. Es iſt gewiß „daß bis bierher, | | lle Provinzen und Reiche, die wir erobert ni: haben, mit dem, was wir vorher beſaſſen, CH ind vereiniget, und der Gerichtsbarkeit, und | er Herrſchaft unſerer Hauptſtadt Cusko un⸗ ö erworfen worden. Aber es wuͤrde mich ver; N 11 ruͤſſen; wenn ich ſehen ſolte, daß dein Bru⸗ N \ er Atahualpa nicht fo verſorgt würde, wie r es verdient. Ich wuͤnſchte alſo, daß, von en vielen Laͤndern, welche ich dieſer Krone % nterworfen habe „das Reich Quito, wel⸗ 79 hes den Vorfahren ſeiner noch lebenden | Mutter gehört hat, ihm auf beſtaͤndig zu e Theil werden möge; und daß Du dieſe Vers l henkung billigeſt. Du darfſt übrigens nicht . üͤrchten, daß ein fo guter Bruder, wie er, N mals feine Gewalt mißbrauchen, oder Dir n dieſem Zuſtande nicht beſſer und getreuer ienen werde, als wenn er nicht ſo reichlich erſorgt waͤre. Ich habe für izt nichts wei⸗ er von Dir zu fodern, und Du wirſt fin⸗ en, daß das, was ich für deinen Bruder erlangt habe, nicht ſehr betraͤchtlich if, g * N 5 wenn 202 Fünftes Buch, wenn Du die Provinzen und groffen Reiche, welche Du behaͤltſt, in Betrachtung zieheſt; ich will die nicht einmal erwaͤhnen, welche Du noch mit Huͤlfe deines guten Bruders erobern kannſt; der Dir als Feldherr, und als Soldat, wenn es die Noth erfodert, nuͤzli⸗ che Dienſte leiſten wird. Wenn Du ihm dieſe Verſorgung zugeſteheſt, ſo ſind meine Wünſche erfüllt, „ und ich werde mit Ver⸗ gnuͤgen aus dieſer Welt in eine Andere ge⸗ hen, um bey meinem Vater, der Sonne, die mir beſtimmte Ruhe zu genieſſenn Der Prinz Huaskar Pnka antwortet mit der größten Folgſamkeit: „Nichts liege ihm ſo ſehr am Herzen, als dem "Könige feinem Vater, ſowohl in dieſem Stuͤcke, als in allem Andern zu gehorchen, was er ihm nur befehlen wuͤrde. Er ſey ſogar bereit, ſeinem Bruder Atahuallpa noch jede andere Provinz abzutreten, um ſeinem Vater ein Vergnuͤgen zu machen, die er fuͤr ihn ver⸗ langen wuͤrde. Ä vg Huaͤyna Capak war mit dieſer Wien ſehr zufrieden, und fand für gut, daß Hu⸗ askar Fuͤͤnftes Buch. 203 1 ear nach Cusko zurück kehrete, während aß er den Atahuallpa im Beſtz des Koͤnig⸗ eichs Quito ſezte. Er vereinigte verſchiede⸗ 5 e andere Provinzen damit, die ihm bequem 1 agen, und gab ihm einen guten Theil ſeiner | lemee nebſt ſehr erfahrnen und tapfern | daupeleuten. Kurz er verſchaffte ihm alle \ Bortheile, die er nur konnte, wovon Eini⸗ 1 e dem rechtmäßigen Erben feiner Krone achtheilig ſeyn mußten. Dieſes war noch IN icht alles; aus allzugroſſer Zaͤrtlichkeit ge⸗ | 1 > en dieſen jungen Prinzen, beſchloß er ſogar, ine übrige Lebenszeit bey ihm in Quito zuzu⸗ ringen. Vielleicht that er es, um ihn auf ſei⸗ 5 b em Throne zu beveſtigen, und die am Meere TA elegenen Provinzen, welche er bezwungen | 68 atte, durch die Furcht vor ihm im Zaume u halten. Den Einwohnern derſelben, fehl⸗ des weder an Muth, noch an böfen Wil en, die Herrſchaft der Ynkas von ſich ab⸗ uwaͤlzen. Um allen übeln Folgen vorzubeu⸗ en, ließ ſie der Koͤnig in andere entfernte Jeopinzen verſezzen, und an ihre Stelle rachte man friedlichere Völker. Dieſes Mit⸗ oe tels 204 Fuͤnftes Buch. tels bedienten ſich die Koͤnige von Peru ge woͤhnlich i in dergleichen Faͤllen, und befand ſich wohl dabey. “ Zwanzigſtes Kapitel. | Von zwo groſſen Landſtraſſen, welche dure das Reich der Ynkas gingen. 3 us der Regierung des Ynka Huaͤyne Capak legten ſeine Unterthanen, ihn zu Liebe, zwo breite Landſtraſſen an, wel von Cusko aus gegen Norden, bis 2 Quito gingen. Eine davon lief längft d Seekuͤſte, auf dem platten Lande hin; Di Andere aber war weiter gegen Morgen üb: die Gebürge geführt: Von Beyden bebauı pten die Geſchichtſchreiber, daß ſie fünfhunden Meilen lang, und an einigen Orten funfzehm an Andern aber fuͤnf und zwanzig Schritte breit geweſen ſind. N Der Weg über die Gebuͤrge war der 0 jenige, welchen man am meiſten bewunder muß. Um ihn gleich zu machen, waren A vielen Orten hohe Felſen hinweg geſchafft und an noch mehrere Thaler, zwanzig Klaf⸗ i tern Fünftes Buch. 205 en tief, ausgefüllt: Dennoch war er ſo eben, iß man mit einem europaͤiſchen Wagen dar if hätte fahren können. An einigen Orten ng er über ſolche Höhen, daß man eine usſicht von hundert Meilen um ſich herum itte. An ſolchen Stellen waren auf bey⸗ n Seiten des Weges platte Erhoͤhungen n gehauenen Steinen, mit Treppen er⸗ net, damit die, welche den König auf ſei⸗ m Armſtuhle trugen, bequem hinauf ſtei⸗ n, und ausruhen koͤnnten, indeß der Koͤ⸗ 9 das Vergnügen der ſchoͤnen Ausſicht ges fie, welche ihm oft auf Einer Seite die ſchneyeten Spizzen der Berge, und auf r Andern, die ſchoͤn grünenden Thaͤler vor⸗ llete. Der andere Weg an der Seekuͤſte hin, ng groͤßtentheils durch ſandichte Ebenen, ifchen welchen doch auch verſchiedene Ber⸗ und Thaͤler waren. Dieſe Thaͤler, von elchen ich ſchon mehr geredet habe, waren woͤhnlich eine Meile, oder etwas daruͤber eit, und durch kleine Gehölze und Fluͤſſe * erfriſcht. Durch dieſe Thaͤler fuͤhr⸗ ten 206 Fuͤnftes Buch. ten die Peruaner Daͤmme, oder erbten gen, und durch die ſandichten Ebenen pflanz ten fie. auf beyden Seiten groſſe hoͤlzern Pfaͤhle, und machten Schranken, daß mar den Weg nicht verlieren konnte. fi Laͤngſt dieſen Wegen, waren auf beyder Seiten, wo Etwas wuchs, Baͤume gepflanzt auch waren in gewiſſen Weiten, Haͤuſer zun Aufnahme der Reiſenden, und Magazin fuͤr die Armeen erbaut, wo ſich beſtaͤndig eir Vorrath an Lebensmitteln, Waffen, Kriegs vorrath und Kleidern befand. Beyde Wege wurden mit der größten Sorgfalt unterhal⸗ ten, bis die Spanier das Land eroberten, In den buͤrgerlichen Kriegen, welche darauf erfolgten, wurden ſie von den feindlichen Partheyen, welche einander das Been men erſchweren wolten, mit Fleiß verdorbe 1, und an fo vielen Orten unterbrochen, daß man izt nur noch einige Uiberreſte davon wahrnimmt. 4 Wie ich hier dieſe e koͤniglichen Straſſen beſchrieben habe, ſo bilden fr, ie aue die beſten ſpaniſchen Schriftſteler, welche Fuͤnftes Buch. 207 on Peru ſchreiben, ab. Auguſtin de Ca⸗ ata redet davon in den praͤchtigſten Aus⸗ rücken in feinem Buche von dem Urſprun⸗ e der Dnkas. Eben dieſes thut Pedro de ieka de Leon, und Juan Batero Benes, de⸗ en Worte ich anführen koͤnnte, wenn mein eugnis verdächtig wäre 80 Ein und zwanzi gſtes Kapitel: Bere hiedene ſeltſame 2 Begebenheiten, ſezzen ie abergläubifchen Vnkas in groſſe Furcht: c Erſcheinung der Spanier, an der Peruaniſchen Kuͤſte. win ein Capak hatte ſein Reich ohngefehr Ein und dreyßig Jahre beherrſchet, als 0 zu Cusko ein verdrießlicher Vorfall zu⸗ ug, welcher den Vnka und ſeine Untertha⸗ en ſehr in Furcht ſezte. An Einem von n Tagen, an welchen man das groſſe Feſt er Sonne feyerte, ſahe man in der Luft nen groſſen Adler, von derjenigen Art, wel⸗ je Anka genennt werden „ der von ſechs Vaſſervögeln „und eben ſo viel kleinen Fal⸗ en, welche die Peruaner Huaman nennen, i ver⸗ 1 0 208 Fuͤnftes Buch. N verfolgt ward. Dieſe Voͤgel ſtieſſen wech 1 ſelsweiſe, mit ſolcher Geſchwindigkeit auf 50 den Adler, daß fie ihn verhinderten fort zu | fliegen, und an vielen Orten mit ihrer Schnaͤbeln verwundeten. Als der Adler nich! mehr im Stande war, ſich zu vertheidigen, fiel er auf dem groſſen Plazze in Cusko mitten zwiſchen den Ynkas zur Erde, als of er fie um Beyſtand anflehen wolte. Sie er: griffen ihn gleich, und glaubten Anfangs, er ſey krank; denn er war unrein, ſein gan— zer Koͤrper war mit Blattern oder Schwaͤ⸗ ren bedeckt, und ihm alle Federn, außer an den Fluͤgeln, ausgerupft. Sie warfen ihm zu freſſen hin, und thaten ihr möglichſtes, | um ihn zurechte zu bringen; aber aller ihrer N Sorgfalt ohngeachtet, ftarb er in wenig Ta: | gen. Die, wegen dieſes Vorfalles zu Na | the gezogenen Wahrſager verficherten insge⸗ | ſamt, daß dieſes eine offenbare Worbedeus J | tung des gaͤnzlichen Umſturzes des Staats, ' und der Vertilgung des Gottesdienſtes fe Bald nach dieſer Begebenheit ereignete ſich einige Erdbeben, die ſo heftig waren, | daß aß die Einwohner des Landes, obgleich Per 1 diefem Uibel ſehr unterworfen iſt, ſich ch nicht erinnern konnten, jemals derglei⸗ en erlebt zu haben; denn es wurden ſogar nige der hoͤchſten Berge zerſpaltet, daß ih⸗ Gipfel herab fielen. Dieſer Vorfall, der ſich ſelbſt ſchon ein groſſes Uibel war, urde dennoch nur fuͤr den Vorboten eines l groͤſſern gehalten. Dazu kam noch, daß Einwohner an der Seekuͤſte meldeten, ß das Meer bey der Ebbe und Fluth ſei⸗ gewoͤhnlichen Graͤnzen uͤberſchritten, und ige Gegenden uͤberſchwemmet, wohin es cher niemals gekommen wäre. Da fie nicht ißten, daß dieſes eine gewoͤhnliche Wirz ig des Erdbebens ſey; ſo nahmen ſie es ch fuͤr eine ſehr ſchlimme Vorbedeutung an. lein kaum hatten die armen Ynkas Zeit habt, hieruͤber zu erſchrecken, als fie ein eteorum, oder Luftzeichen ſahen, das ſie viel groͤſſere Unruhe ſezte. Sie wurden nlich in einer ſehr hellen und heitern Nacht, y groſſe Ringe um den Mond gewahr; Erſte davon war Blutroth; der Zweyte II. Theil. O ſchwarz⸗ Fuͤnftes Buch. 209 210 Fuͤnftes Buch. ſchwarzgruͤnlich; der Dritte ſahe einem Rau che aͤhnlich. Ein Wahrſager oder Zauberer welche Leute man in Peru Llayka zu ner nen pflegt, ſahe dieſe Ringe mit der groͤßte Aufmerkſamkeit an, worauf er mit meine den Augen zum Hudyna Capak ging, un ihn mit ſchwacher und trauriger Stimme a fo anredete: “Einziger Beherrſcher (Cape Vnka) Du ſolſt wiſſen, daß der Mond, de ne Mutter, welche Dich ſehr liebt, D durch meinen Mund zu wiſſen thut, daß Pe chakamak, deſſen Vorſehung alles regier was er gemacht hat, dein Hauß, dei Reich, und deine Unterthanen mit viele groſſen Unfaͤllen bedrohet, die er uͤber f wird ergehen laſſen. Denn jener erſte Rin von Blut, welcher den Mond umgiebt, b deutet, daß, nachdem Du dieſe Erde wir verlaſſen haben, deine Nachkommen eine grauſamen Krieg mit einander fuͤhren we den, worinne man fo viel koͤnigliches Bl vergieſſen wird, daß ſeine Quelle bis auf d lezten Tropfen vertrocknen wird. Der z ei te Kreis zeigt an, daß nach den Ba de Fuͤnftes Buch. 211 er Vertilgung deiner Nachkommenſchaft un⸗ re Religion wird abgeſchafft werden und ann wird dieſes Reich wie ein Rauch ver— ehen, wie der dritte Ring zeiget, welcher us Rauch zu beſtehen ſcheinet. Es geſchie⸗ et mit der größten Bekuͤmmerniß, daß ich zr dieſe Unglüͤcksfaͤlle verkuͤndige.“ Ob der Pnka gleich durch die Worte die⸗ s Wahrſagers ſehr geruͤhrt ward, ſo ließ es ſich doch nicht merken, damit es nicht biene, als ob es ihm an Herzhaftigkeit man⸗ le. „Gehe und entferne Dich,“ ſagte er m Wahrſager, ich ſehe wohl, daß Du le dieſe Thorheiten in dieſer Nacht getraͤu⸗ et haſt, und nun nenneſt Du ſie Offenba⸗ ngen meiner Mutter.“ Ich wuͤrde zu ta⸗ ln ſeyn, antwortete der Wahrſager, wenn das, was ich ſage, nicht beweiſen koͤnnte. imm Dir die Muͤhe, und komm mit mir raus, ſo wirſt Du die traurigen Zeichen iner Mutter mit deinen eigenen Augen ſehenz sdann kannſt Du, wenn Du es gut findeſt, e andere Wahrfäger laſſen zuſammen kom⸗ en und ſie fragen, was dieſes bedeute. Be: O 2 Dieſe 212 Fuͤnftes Buch. Dieſe lezten Worte erſchreckten den Ynk noch mehr, und bewogen ihn, aus dem Har fe zu gehen um ſich von dem, was er gehoͤl hatte, zu uͤberzeugen. Als er es wahr fand ließ er alle Zeichendeuter ſeines Hofes zuſan men kommen. Der Geſchickteſte unter aller welcher aus dem Volke der Yaviner war und die drey Ringe um den Mond ſchon be trachtet hatte, behauptete eben das, was de Erſte Wahrſager verſichert hatte. Allein ol gleich Huaͤyna Capak von dem, was er ge hoͤrt hatte, überzeugt war, fo ſtellte er fic doch, als ob er es nicht glaubte, um feiner Volke den Muth nicht zu nehmen, und ſag te zu den Zeichendeutern indem er fie vo ſich ließ: »Ich werde euern Worten niemal Glauben beymeſſen, wenn mich der grof Pachakamak nicht ſelbſt von der Wahrhei derſelben verſichert. Denn ich kann mir nich einbilden, daß die Sonne, mein Vater, fei eigenes Geſchlecht ſo ſehr haſſe, daß er de gaͤnzlichen Untergang feiner Kinder geſtatte folte” Er brachte hierauf der Sonne viel groſſe Opfer, und befahl, das Orakel de Pacha, Fuͤnftes Buch. 213 hachakamak und des Rimak um die Be⸗ ufung dieſer Wunderzeichen zu befragen. llein die Antworten, die er an dieſen bey⸗ in Orten empfing, waren zweydeutig und rworren, und die Zeichendeuter behaupteten immerfort ihre vorige Meinung. Um dieſe igedroheten Uibel, wenn es möglich waͤre, zuwenden, brachte der Ynka eine gute rmee von lauter alten wohlgeuͤbten Solda u zuſammen, und verlegte fie an den Or: , wo es ihm am nuͤzlichſten ſchien, in eſazzung. Ich habe uͤbrigens von dieſen Wunder⸗ chen, zu welchen noch einige ſchreckliche ymeten kamen, nichts geſagt, was nicht im nzen Reiche waͤre bekannt geweſen. Mir es von zween Hauptleuten der Leibwache Huaͤyna Capak erzähle worden, welche de in einem Alter von achtzig Jahren das uͤck hatten, getauft zu werden; der aͤlte⸗ hieß Dom Juan Pachuta, der Andere, ſen Taufnamen ich vergeſſen babe, nennte Be: . Ei O 3 Ohn⸗ 214 Fuͤnftes Buch. Ohngefehr drey Jahr, nach dieſen, fi die Ynkas fo fürchterlihen Begebenheiten als ſich Huaͤyng Capak in feinem Pallaſt zu Pumipampa, einem der praͤchtigſten i Peru, befand, bekam er Nachricht, da man gewiſſe außerordentliche Menſchen, de gleichen man in dieſer Weltgegend noch nich geſehen, wahrgenommen, welche in eine ungewöhnlichen Fahrzeuge an der Kuͤſte he um fuͤhren. Es war dieſes das Schiff de Vasko Nugnez de Valboa, welcher da Suͤdmeer zuerſt entdeckte; und feine Leu waren es, die, wie ich im Anfange mein Geſchichte geſagt habe, dieſem Lande zuer den Namen Peru beylegten. Dieſe Beg benheit trug ſich im Jahre 1515, acht Jah vor dem Tode des Ynka Huaͤyna Capo zu. Dieſer Fuͤrſt wendete alle Mittel ar um zu erfahren, was dieſes fuͤr Leute we ren, und wo ſie wohl herkaͤmen; ohne da er eine befriedigende Nachricht erhalten ko te. Er wendete die acht übrigen Jahre, m che er noch lebte, nachdem man dieſe Fre den geſehen hatte, an ſein Reich weißlich a 9 8 regie Fuͤnftes Buch, 215 egieren, und den Frieden zu erhalten. Die euen Ankoͤmmlinge machten ihm zu ſorgſa⸗ ne Gedanken, als daß er auf neue Erobe⸗ ungen haͤtte ſollen Anſchlaͤge machen. Außer⸗ em beunruhigte ihn das, was man ihm von hrem Schiffe geſagt, deſtomehr, weil ihm ie alte Weiſſagung, welche ſich bey den Pe⸗ uaniſchen Koͤnigen vom Vater auf den Sohn fortgepflanzt, unvergeſſen war; „daß ach einer gewiſſen Anzahl von Königen von beru, fremde Menſchen, dergleichen man och nie geſehen „ an ihren Kuͤſten ausſtei⸗ en, ſie ihres Reichs entſezzen, und ihrer Religion ein Ende machen wuͤrden. Zwey und zwanzigſtes Kapitel. Teſtament des Huaͤyna Capak; feine Vorherſagung der Ankunft der Spa⸗ nier, und ſein Tod. uaͤyna Capak befand ſich im Koͤnigreiche Quito bey ſeinem liebſten Sohne Ata⸗ uallpa, als er eines Tages Luſt bekam, ſich, um Vergnuͤgen, in einem See zu baden. ber kaum war er wieder aus dem Waſſer, * 5 O 4 als che nicht allein den Tod des Hudyna Ca⸗ 216 Fuͤnftes Buch. als ihn ein Froſt, und dann eine far Hizze uͤberfiel; kurz der Koͤnig bekam ei heftiges Fieber. Es blieb in den folgende Tagen nicht außen, ſondern wurde vielmel mit jedem Anfalle heftiger; hieraus urtheili er, daß feine Krankheit toͤdtlich ſey. Er wu: de in dieſer Meinung durch Weiſſagungen die feine Perſon betrafen, welche die Ynka von der Sonne ſelbſt zu haben glaubten durch zauberiſche Wahrſagungen, und dure die Auslegungen, welche man über einig wunderbare Begebenheiten machte, geftärfi Es lieſſen ſich nemlich gegen das Ende de Regierung dieſes Fuͤrſten, wie ich ſchon er waͤhnt habe, einige Kometen ſehen; unte Andern Einer, deſſen Licht gruͤn ſpielte, wel cher die Weiſen unter den Peruanern unge mein in Furcht ſezte. Uiberdieſes hatte auch der Bliz in das Haus der nkas eingefchla gen; welches die Amautas, die Wahrfager, und die Prieſter ſehr betruͤbte, weil ie dieſes alles für Wunderzeichen hielten, wel⸗ pak, fondern auch den Untergang feines Hau⸗ ſes, Fuͤnftes Buch. 217 es, und den Verluſt feines Königreichs vers pas. Als Huaͤyna Capak keine Hoffnung zur n mehr vor ſich ſahe, ſo ließ er eine Kinder und andern Anverwandten, nebſt den Statthaltern und Hauptleuten der naͤch— ſten Provinzen zu ſich rufen; worauf er ſie mit folgenden Worten anredete: „Meine Freunde, ich gehe hin im Himmel, die mir beſtimmte Ruhe zu genieſſen; denn die Sons ne hat mir ſeit einiger Zeit offenbaret, daß ie mich aus einem See zu ſich rufen wuͤr⸗ he. Da ich nun mit dieſer Krankheit aus dem Waſſer gekommen bin, ſo iſt es ein icheres Zeichen, daß mich mein Vater zu ich ruft. Ich empfehle Euch alſo, daß Ihr dach meinem Tode, mein Herz und Einge— veide nach Quito bringet; als einen Be⸗ weiß der groſſen Liebe, welche ich allezeit ge⸗ gen dieſes Land gehegt habe. Meinen Koͤr⸗ der bringet nach Cusko, wo die Leichname neiner Vorfahren ruhen. Vornemlich aber raget Sorge fuͤr meinen Sohn Atahuallpa; Er iſt dasjenige, was ich auf der Welt am 4 25 meiſten 218 Fuͤnftes Buch. meiſten liebe. Ich hinterlaſſe ihn an meine Statt als Ynka in dieſem Koͤnigreiche Qui to, und ich befehle Euch allen, ihm mit al ler Treue und aller Zuneigung, die ihr eue rem Koͤnige ſchuldig ſeyd, zu dienen, und it allem zu gehorchen; denn er wird Euch nichtt befehlen, was ich ihm nicht, nach dem Willer der Sonne, meines Vaters offenbare. Libri: gens empfehle ich Euch die Gerechtigkeit und Gelindigkeit gegen die Unterthanen. Damit ihr Euch den ruͤhmlichen Namen, der Freun⸗ de der Armen, erhaltet. Mit Einem Wor⸗ te betraget Euch in allen Dingen, als wah— re Ynkas, oder Kinder der Sonne.“ Nachdem Huaͤyna Capak dieſes zu ſei⸗ nen Söhnen und Verwandten geſagt hatte, redete er auch mit den Curakas und Haupt⸗ leuten, die nicht von koͤniglichem Gebluͤte wa ren, und empfahl ihnen, ihrem Koͤnige gut zu dienen, und ihm getreu zu ſeyn. Zulezt ſchuͤttete er noch fein ganzes Her aus, und ſagte: “Es find ſchon viel Jahr daß wir es, vermoͤge einer Offenbarung un⸗ m Vaters der Sonne, für gewiß baren g Fuͤnftes Buch. 2119 daß, nachdem zwoͤlf Ynkas, von feinem Ge . haben, eine Art, uns ganz neuer und unbekannter Menſchen in dieſes Land kommen und ſowohl unſer Reich, als verſchiedene andere Laͤnder unter ihre Gewalt bringen wuͤrde. Ich ſtelle mir vor, daß ſie von dem Geſchlechte derer ſeyn wer— den, die an unſern Kuͤſten herum fahren. Sie werden uns an Tapferkeit und jeder Kunſt übertreffen. Außerdem wiſſen wir, daß ich der zwoͤlfte König von dem Geſchlech— te der Ynkas bin. Glaubet alſo gewiß, daß dieſe Fremden nach einigen Jahren in dieſes Land kommen, die Worte meines Vaters in Erfüllung bringen und ſich dieſes Reichs ber maͤchtigen werden. Ich befehle Euch ihnen zu dienen und zu gehorchen, als Leuten, wel— che Euch in allem uͤbertreffen und maͤchtigere Waffen haben werden, als die unſrigen ſind. Widerſezzet Euch ihnen nicht, es wuͤrde verge⸗ bens ſeyn. Lebet mit einander in Frieden; denn ich gehe nun zu meinem Vater, der Sonne, welcher mich zu ſich ruft v * 1 rt y - 12 Je g r . * un wodes * 1 W Wo Dieſe 220 Fuͤnftes Buch. Dieſe Weiſſagung erzählt auch Pedre de Cieka de Leon, und Francisko Lopez de Gomera hat uns ein Geſpraͤch aufbehalten, welches Ferdinand von Soto und Pedro von Barko, auf ihrer Reiſe nach Cusko, einige Tagereiſen von Caxamalka, mit dem dnfa Huaskar, welcher von den Truppen des Atahuallpa war gefangengenommen wor den, gehabt hatten. „Huaskar erklaͤrte ges gen dieſe beyden tapfern Spanier, daß alle dieſe Koͤnigreiche von Rechtswegen ihm zuge⸗ hörten, und daß Atahuallpa nur ein unbe⸗ fugter Beſizzer davon ſey. Er wolle ſich a den Anfuͤhrer der Chriſten wenden, welcher ihm ohne Zweifel Gerechtigkeit wiederfahren laſſen; und ihn in Freyheit und in dem Be ſiz feiner Koͤnigreiche ſezjen werde. Uibri— gens habe ihm Huaͤyna Capak, fein Vate vor feinem Ende ausdruͤcklich befohlen, | die fremden, baͤrtigen Leute zu Freunden zu machen; weil fi ie die Welt zu erobern b ſtimmt waͤren.“ 5 Um zu dieſen Zeugniſſen noch Eines Bü zu zu thun, das vielleicht mehr Gewi ö hat, = Fuͤnftes Buch. 22 at, als jene alle, muß ich noch erzaͤhlen, as mir der alte Ynka ſagte, welchen ich n Anfange meiner Geſchichte habe auftre⸗ n laſſen. Einſt als er der Eroberung der Spanier von Peru erwähnte, fragte ich ihn: Wie war es moͤglich Vnka, daß da der ingang in dieſes Land ſo ſchwer iſt, und ihr Ynkas ſo geuͤbte, und zu Eroberun⸗ n von Königreichen und Provinzen fo ge— öͤhnte Soldaten waret; Ihr dennoch euer eich in fo kurzer Zeit verloren „und Euch ner ſo kleinen Anzahl Spanier ergeben bt?“ der Ynka antwortete: Ihr König männa Capak habe ihnen befohlen, den paniern zu gehorchen, und ihnen zu dienen, s Leuten, die beſſer wären, als fie. Dies Worte unſers PYnka' ſezte er hinzu, „die zten in ſeinem Leben, waren maͤchtiger is zur Unterwerfung zu bringen, als ale Waffen, womit dein Vater und ſeine jefährten in dieſes Land gekommen find.” ch habe die Zeugniſſe für dieſe Vorherſa⸗ ing um deßwillen angefuͤhrt, weil es vie n unglaublich vorkommen möchte, daß ſich 222 Fuͤnftes Buch. N ſich Huaͤyna Capak dieſes ſo gewiß vorge 1 1 ' ſtellt, oder daß er feinen Unterthanen befoh | len haben folte, den Fremden zu gehorchen Huaͤyng Capak ſtarb als er zwey uni vierzig Jahr regieret, und beynahe dreyhun ‘ dert Kinder gezeugt hatte, von denen noch zweyhundert am Leben waren. Drey und zwanzigſtes Kapitel. Huaskar Ynka verlangt von feinen Bruder, daß er ihn huldigen, und fuͤr ſeinen Herrn erkennen ſoll. a 9 ls der Ynka Huaͤyng Capak geſtorber war, lebten ſeine beyden Soͤhne in den erſten vier bis fünf Jahren, in einem ziem— lich guten Verſtaͤndniſſe, und jeder begnuͤgte ſich mit ſeinen Laͤndern, ohne an neue 9 oberungen zu denken. Da es unmoͤglich war, die Graͤnzen des Reiches der Ynkas gegen Morgen, wo es von den hohen Schne . gebuͤrgen Antis, oder gegen Abend, wo e vom Suͤdmeere eingeſchloſſen war, zu e weitern: Da die Ynkas ihre Herrſchaft g gen Mittag bis an den u Mauly ausge breitet / — Fuͤnftes Buch. 223 reitet hatten, jenſeit welchem armſeelige Bölferfchaften wohnten, die fo wild waren, aß der Puka welcher Chili erobert, ſchon amals beſchloſſen, nicht weiter zu gehen; ind da Atahuallpa Quito beſaß, welches peru gegen Norden lag; ſo konnte Huas⸗ ar PYnka auf keine neuen Eroberungen aus⸗ iehen, ohne ſeinen Weg durch das Gebiete ines Bruders zu nehmen; denn weiter ger en Mitternacht vermuthete man noch "Kos igreiche und Voͤlker, die ſich der Koͤnig aͤtte unterwerfen koͤnnen. Der Ynka Ata⸗ Uallpa, welcher nicht wußte, ob es ſein Bruder gelaſſen anſehen wuͤrde, wenn er eue Eroberungen machte, ſchien auch mit en Provinzen und Vaſallen, die ihm ſein Safer, wider Hoffen, gelaſſen hatte, zu⸗ rieden zu ſeyn. Allein, entweder iſt es nur zu ie aß der königliche Thron keinen Mitgenoſſen raͤgt, und Huaskar Ynka fuͤrchtete ſich nit der Zeit an feinem Bruder Einen zu kommen: oder der Gedanke, daß er, ohne leichſam die Erlaubnis ſeines Bruders zu 5 | haben, 224 Fuͤnftes Buch. haben, keine Eroberungen, wie alle ſein 7 Vorfahren, machen koͤnne, wurde in ihn % zu lebhaft; mit einem Worte Huaskar fing 40 an, es als eine groſſe Thorheit anzuſehen daß er den Willen ſeines Vaters genehmiget, und zugegeben haͤtte, daß ein fo wichtiger Königreich wie Quito von feinem Reich, ſolte getrennt werden. Er fuͤrchtete; ſeit Bruder werde ſich der Gelegenheit, neue Laͤn der zu erobern, die ihm abgeſchnitten waͤte, zu Nuzze machen und vielleicht einmal da: durch fo mächtig werden, daß er ihn ſelbſt vom Throne ſtieſſe: Und endlich glaubte er, es fen eine Schande, den Tittel Capak Yn— N ka, (das iſt Einziger Beherrſcher,) zu 10 führen und feine Herrſchaft dennoch mit N 1 nem Andern theilen zu muͤſſen. 1 Alle dieſe Betrachtungen beunruhigten d 161 | Herz des Huaskar Inka fo ſehr, daß er, un 157 ſich zu beruhigen, Einen ſeiner Anverwan ten an ſeinen Bruder Atahuallpa abſchickte welcher zu ihm ſagen mußte: „Es ſey ihr bekannt, daß, nach der alten Verordnu des erſten Inka, Manko Capak, welche vo u Fünftes Buch. 225 fen feinen Nachfolgern waͤre beobachtet orden, das Koͤnigreich Quito, und alle rovinzen, die er beſaͤſſe, der Krone und m Reiche von Cusko zugehoͤrten; Die Ab: tung dieſer Sander, auf das Verlangen nes verſtorbenen Vaters, ſey vielmehr ein wungener Gehorſam, als eine gerechte indlung: Da fie zum Nachtheil des Reichs, d feiner kuͤnftigen Beſizzer geſchehen ſey, hätte weder fein Vater fie begehren, noch fie thun ſollen: Jedoch da es einmal ges ehen, fo willige er darein, daß es fo blies wenn ſich Atahuallpa zwo Bedingun⸗ gefallen lieſſe; Erſtlich, daß er mit kei⸗ n Fußbreit Landes fein Reich erweitere; l alle noch zu erobernden Sander, zum iche von Cusko gehoͤrten: Zweytens, daß ihn fuͤr ſeinen Herrn erkenne, aa ihm dige.“ t, ſich noch zur Zeit in einen öffentlichen eg mit feinem Bruder einzulaſſen, be ite ſich der Verſtellung. Er empfing die⸗ Beſandſchaft mit allem Anſcheine der Ehr⸗ I, Theil. P erbie⸗ Atahualpa, der es nicht fuͤr rathſam 226 Fünftes Buch. erbietung und Unterthaͤnigkeit; und nachden 5 er drey Tage lang wohl uͤberlegt hatte, was e thun muͤſſe, ließ er den Geſandten vor fic fodern, und ſagte mit dem groͤßten Sche ne der Aufrichtigkeit zu ihm: “Daß er de Capak Ynka allezeit für feinen Herrn geha ten, und ihn noch in feinem Herzen dafür en kenne; Er ſey ſo weit von dem Gedanken en fernt, fein Königreich zu vergroͤſſern, daß vielmehr bereit ſey, es dem Könige, feine Bruder wieder zu geben, ſobald er es vel lange: ihm endlich allen Verdacht zu b nehmen; erbiete er ſich, zu ihm an ſeine Hof zu kommen, und als eine Privatpe ſon, wie ſeine andern Anverwandten, be ihm zu leben; auch werde er ihm, bey alle vorfallenden Gelegenheiten, als ſeinen Fu ſten und rechtmaͤßigen Herrn, Dienſte le ſten.“ Der Abgeſandte that dieſe Antw } dem Huaskar Ynuka, durch einen geſchwin Boten zu wiſſen, er ſelbſt aber blieb an d Hofe des Ynka Atahuallpa, ihm den E ſchluß, welchen Huaskar Ynka auf d Antwort faſſen wuͤrde, zu wiſſen zu thun. 907 0 Fuͤnftes Buch. 227 zar war mit dieſer Erklärung feines Bru— s hoͤchſt zufrieden, und ließ ihm ſagen: er ſey es zufrieden, daß ſein Bruder Reich beſaͤſſe, welches ihm ſein Vater aſſen haͤtte, und er beſtaͤtige ihm hiermit es Geſchenke, mit der Bedingung, daß in einer gewiſſen Zeit nach Cusko kaͤme, ihn zu huldigen, und den Eyd der Treue leiſten. Atahuallpa gab zur Antwort: 18 er ſich ſehr glücklich ſchaͤzze, den Wil⸗ feines Bruders zu wiſſen, ihm in als Stuͤcken Folge zu leiſten; er werde nicht angeln, ſich zu der beſtimmten Zeit auf Weg zu machen, ihm den Gehor⸗ zu leiſten, den er ihm ſchuldig ſey; und ait dieſe Huldigung deſto feyerlicher ſey, > er den König, daß ihn die Vornehm⸗ ſeiner Provinzen begleiten duͤrften; ſo le um das Trauergepraͤnge feines Vaters äyna Capak, nach der alten Gewohn⸗ des Reiches Quito und der benachtbar⸗ Länder nebſt ihm zu begehen; als auch, h Endigung dieſer Ceremonie, ihm als pat Pnka den End der Treue zu lei⸗ Ä P2 fin.” 228 Fünftes Buch. ſten.“ Huaskar willigte in alles, was fei Bruder begehrte, und ließ ihm ſagen; 0 möchte alles, was er zu dem Trauerg praͤnge, welches er feinem Vater halten we le, alles fo, wie es ihm beliebte veranſte ten, und er koͤnne zu dem Ende, wenn Zeit ſey, nach Cusko kommen. Dieſe Vi. abredung war beyden Brüdern angenehr denn Huaskar ſahe alle Schritte, die ſe Bruder that für Beweiſe an, daß er v ihm nichts zu fürchten habe; und da At huallpa bemerkte, daß ſein Bruder nich von den Fallſtricken argwohnte, welche ihm ſtellte, ihm des Reichs zu beraube ſo zweifelte er nicht, daß er ihn unverm thet überfallen, und feine Abſichten ef ren würde. x A 4 * Vier und zwanzigſtes Kapitel. Kunſtgriffe des Atahuallpa, durch che er ſeinen Bruder hintergehet. Atahualpa ließ nun in ſeinem ganzen nigreiche, und in allen, damit ver denen Provinzen bekannt machen; Es fl fü Fuͤnftes Buch. 229 h alle im Dienſte ſtehende Mannſchaft fer⸗ halten, auf einen gewiſſen Tag nach Cus— abzugeben, um, nach der alten Gewohn⸗ it eines jeden Volkes, das Trauergepraͤnge nem Vater Huaͤyna Capak zu halten, und dann den groſſen Monarchen Huaskar nka zu huldigen, und ihm den Eyd der eue zu leiſten. Er gab auch Befehl, daß h ein Jeder prächtig kleiden ſolle, damit r Aufzug deſto feyerlicher würde. Insge— im aber befahl er den Hauptleuten, in ih— n Diſtrikte die beſten Soldaten auszuſu⸗ n und fie insgeheim zu bewaffnen; denn habe fie vielmehr zum Streite, als zu eis m Leichengepraͤnge, noͤthig. Er machte fer⸗ r die Anordnung, daß ſie in Haufen zu f bis ſechshundert Mann marſchieren, und ſo kleiden ſolten, daß ſie eher fuͤr Buͤr⸗ , als für Soldaten angeſehen würden und ß Ein Haufen ſich immer drey Meilen von m Andern entfernt halten ſolte. Endlich ten die Erſten Hauptleute, wenn ſie noch 'n bis zwölf Tagereiſen von Cusko ent⸗ nt waͤren, Halte machen, damit ſie die P 3 Nach⸗ 230 Fuͤnftes Buch. Nachfolgenden deſto beſſer einholen koͤnnten die Hinterſten aber ſolten, wenn fie an ö ö wiſſe beſtimmte Oerter kaͤmen, ihre Tagere ſen verdoppeln, um ſich mit den Vorde te deſto geſchwinder vereinigen zu konnen. A dieſe Art ſezte Atahuallpa liſtiger Weiſe mel als dreyßigtauſend Mann in Bewegung, vi denen die Meiſten auserleſene, alte Sold ten, unter der Anführung der erfahrenfk Hauptleute des Landes waren, welche i fein Vater noch übergeben, und die ihn ze her nie verlaſſen hatten. Alle dieſe Truppe wurden von zween Feldherren ac von welchen der Eine ſich Challkuchima, d Andere aber Quiezquiez nennte, denen d YVnka zu erkennen gab, und es auch oͤff lich bekannt machte, daß er mit dem Lez ſich auf den Weg machen wuͤrde. Indeſſen dachte Huaskar Ynka gar ni daran, auf ſeiner Hut zu ſeyn. Denn trauete den Worten feines Bruders vollk men; nochmehr aber verließ er ſich auf lange Erfahrung ſeiner Vorfahren, w ſie von der Treue ihrer Unterthanen h verme ermoͤge welcher, wie der Pater Akoſta in iner Geſchichte ſagt, die Peruaner ihre doͤnige fo ſehr liebten, daß man ihnen in einziges Beyſpiel der Verraͤtherey orwerfen koͤnne. Huaskar befahl alſo, aß man reichlich für die Leute ſeines Bru⸗ ers ſorgen, und ihnen alles geben ſolte, was e noͤthig haͤtten. Er wolte, ſagte er, daß zan fie allenthalben als feine eigenen Brir er aufnehmen folte, welche kaͤmen, feinem zater ein Trauergepraͤnge zu halten, und im den Eyd der Treue abzulegen. h Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel. duaskar bekommt einige Nachrichten, welche ihn bewegen, ein Mißtrauen in ſeinen Bruder zu ſezzen und ſich zu ruͤſten. Die e des Atahuallpa legten von Qui⸗ to aus beynahe vierhundert Meilen in er vorbeſchriebenen Ordnung zuruͤck, bis ſie och ohngefehr achtzig Meilen von Cusko ntfernt waren. Einige alte Ynkas, welche Statthalter in den noͤrdlichen Provinzen, und P 4 ſowohl Fuͤnftes Buch. 231 232 Fuͤnftes Buch. ſowohl in den Kuͤnſten des Krieges als der Friedens wohl erfahren und geuͤbt waren ſahen mit Verwunderung ſo viele Leute durch ihre Statthalterſchaften gehen, und bekamer davon uͤbele Meinung. Sie urtheilten mi Recht, daß fünf bis ſechs⸗, auf das höoͤchſt zehntauſend Mann gnug ſeyn muͤßten, un das Trauergepraͤnge wegen dem Tode det Huaͤynga Capak aufzuführen; und was den Eyd der Treue betraͤfe, ſo ſey es nicht nd thig, daß ihn andere Perſonen leiſteten „ als Atahuallpa, die Curakas, die Statthalter und die Hauptleute. Uiberdieſes wurde auch Atahuallpa nicht allein fuͤr einen tapfern, ſondern auch fuͤr einen unruhigen und ehr⸗ geizigen Herrn gehalten. Dieſe Ynkas ga ben alſo dem Huaskar Ynka insgeheim Nach richt, daß er auf ſeiner Hut ſeyn möchte. Dieſe Nachricht weckte den Ynka Huas⸗ kar aus ſeinem Schlafe, in welchen ihn fein allzugroſſes Zutrauen eingewiegt hatte. E ſchickte in Eil Boten in die Bezirke von Al | tiſuyu, Collaſuyu und Cuntiſuyu an all Statthalter, daß ſie mit ſo vielen Kriegsleu⸗ Fuͤnftes Buch. 233 n, als fie nur zuſammen bringen könnten, er Hauptſtadt zueilen ſolten: Allein in dem Zezirk von Chinkaſuyu, welcher der größte nd volkreichſte iſt, ließ er dieſen Befehl icht ergehen, weil er glaubte, daß die Pro: inzen, welche dazu gehoͤren, ihre Leute ſelbſt othig haben würden, um den Feinden, wel- 111 e ihren Zug hierdurch nehmen mußten, zu 1 iderſtehen. Die Einwohner von Collaſu⸗ e * 1 konnten nicht zeitig gnug kommen, weil IN efer Theil des Reichs zu weitlaͤuftig , | 1 0 ad ſich über zweyhundert Meilen gegen Suͤ⸗ n erſtreckt: Antiſuyu, welches voller Ber⸗ und alſo nicht ſehr bewohnt iſt, ſchickte enig Mannſchaft: aus Cuntiſuyu, welches | 19 cht fo gar groß und ſtark bewohnt iſt, eil⸗ 6 n alle Curakas, mit ohngefehr dreyßigtau⸗ m ad Mann herbey; allein die Einwohner die— EB s Landes find von Natur nicht fehr herz | ft; und da fie einen langen Frieden genoſ⸗ n, waren fie auch nicht ſehr geübt in den affen. | Huaskars und feiner Leute Nachlaͤßigkeit rmehrte den Muth von Atahuallpas Trup⸗ 3 P 5 pen: auch weil er wußte, daß die Feinde gar nich 234 Fünftes Buch. pen: In kurzer Zeit ſtanden zwanzigtauſend Mann von ihnen am Fluſſe Apurimak. Se bald fie hinüber gegangen waren, gaben ihre Geſinnung öffentlih zu erkennen, u | rückten, gewaffnet, mit groͤſſerer Gefchroim digkeit der Hauptſtadt naͤher. Das Vorder treffen marſchierte auf dieſe Art, wie it Schlachtordnung fort, bis der Nachzug, wel cher noch aus zehntauſend Mann beſtan ö dazu geſtoſſen war; worauf ſich das ganz Heer auf dem Hügel Villakunha, ſechs Mei len von der Stadt lagerte. Atahuallpa, | es nicht wagte, fo nahe zu kommen, bliel an der Graͤnze feines Koͤnigreichs, und wol te den Erfolg des erſten Treſſens erwart n worauf er ſeine ganze Hoffnung geſezt hatt Theils weil er ſich von der Erfahrenheit ei ner alten Hauptleute und der Tapferkeit ſt ner verſuchten Soldaten alles verſprach; Theils zu einem Kriege gefaßt waren. Huask Ynka mit allen feinen Verwandten und d Truppen, die er zuſammengerafft hatte, ur die ſich ohngefehr auf zehntauſend Mann be liefen, vereinigte ſich mit dem Heere, wel: ches Cusko gegen Weſten ſtand, um daſelbſt die, welche noch aus den entferntern Pro— vinzen kommen wuͤrden, an ſich zu ziehen. Sechs und zwanzigſtes Kapitel. Treffen zwiſchen den Heeren der beyden Ynkas: Atahuallpa ſiegt. Die Pflicht eines Geſchichtſchreibers, der ich mich unterzogen habe, zwinget mich hier am Ende der Regierung der Ynkas eis ne Erzaͤhlung zu unternehmen, welche die Menſchlichkeit empoͤrt. So, wie man nie wird geleſen haben, daß ein Reich nach men⸗ ſchenfreundlicheren Grundſaͤzzen errichtet, von guͤtigern Eroberern vergroͤſſert, und nach ge- rechtern und liebenswuͤrdigern Geſezzen regie⸗ ret worden iſt, als das Reich der Ynkas; fo wird man auch ſchwerlich in den Geſchich⸗ ten der Welt ein Beyſpiel von einem ploͤzli⸗ chern Umſturze einer ſo groſſen Macht, von naͤher auf einander folgenden Ungluͤcksfaͤllen, und von einer unmenſchlichern Grauſamkeit finden, als die, wodurch das weitlaͤuftige Ge⸗ br ſchlecht fl Fünftes Buch, 235 236 Fuͤnftes Buch. ſchlecht der Ynkas, der guͤtigſten Könige auf Erden, ausgerottet worden iſt. So fonders bar, das Reich der Ynkas in feinem Urſprun⸗ ge; ſo einzig die Art und der Geiſt ſeiner Eroberer iſt; ſo ungewoͤhnlich iſt auch ſein Ende. Es ſolte mit Blut und nicht mit Tinte beſchrieben werden; allein ich fange meine traurige Arbeit an. Die Feldherren des Atahuallpa, wel— ches alte erfahrne Krieger waren, beſchloſſen den Huaskar Ynka ohne Verzug aufzuſu— chen, und alsbald, ehe er Zeit haͤtte, eine groͤſſere Macht zuſammen zu ziehen, ein Tref⸗ fen mit ihm zu wagen. Sie fanden ihn, drittehalb Meilen, von der Stadt gegen Weſten, auf der weiten Ebene ſtehen, wels che ſonſt Quepaypa, ſeit der blutigen Nies derlage der Chankas aber, Vahuar-Pampa genennt ward. Hier griffen fie, ohne Kriegsz erklaͤrung, das Heer des Huaskar Ynka mit der groͤßten Wuth an, welches ihnen ei⸗ ne gleiche Hartnaͤckigkeit entgegen ſezte. Da Treffen dauerte den ganzen Tag, und es wurden auf beyden Seiten Ströme von Blut ver⸗ Fuͤnftes Buch. 237 vergoſſen. Die Armee des Atahuallpa muß⸗ fe entweder fiegen, oder unter dem ſchimpfli⸗ hen Namen der Auqui, das iſt der Verraͤ⸗ her des Vaterlandes, und der Aufruͤhrer vider den groſſen Ynka Capak der haͤrte⸗ ten Todesſtrafen gewaͤrtig ſeyn; das Heer | es Huaskar Ynka hingegen ward durch die Gegenwart feines Beherrſchers belebt, ind wolte lieber umkommen, als die gehei— igte Perſon feines Pnka beſchaͤdigen, oder n die Gewalt der Feinde kommen laſſen. Da aber die Leute des Huaskar weniger Muth und Geſchick im Kriege hatten; die Soldaten des Atahuallpa hingegen ſo tapfer varen, daß tauſend von ihnen, zehntauſend us den ſuͤdlichen Provinzen geſchlagen hät en, und da ihre Feldherren an Erfahrung ind Geſchick zum Kriege nicht ihres gleichen hatten; fo ward Huaskar überwunden. Die er Fürft flohe mit ohngefehr tauſend der Seinigen, welche ihn der Wuth der Schlacht ntriſſen hatten; allein die Sieger, welche jlaubten, fie hätten nichts gewonnen „wenn r n Haͤnden entginge, verfolgten ihn fo 238 Fuͤnftes Buch. ſo hizzig, daß ſie ihm zum Gefangenen machten. Alle, die ihn begleiteten, ſturben in ſeiner Gegenwart, entweder durch das Schwerd der Feinde, oder durch ihr eige⸗ nes, weil ſie die Freyheit ihres Koͤniges nicht uͤberleben wolten. In den folgenden Tagen, ergaben ſich eine groſſe Anzahl Cu⸗ rakas, Hauptleute und andere vornehme Per⸗ ſonen, als arme Schaafe, welche nicht wife ſen, wo ſie eine Zuflucht ſuchen ſollen. Ver⸗ ſchiedene Hätten entfliehen koͤnnen; allein fie wolten lieber mit ihrem Koͤnige Gefangene ſeyn, ihm ihre Treue bis in den Tod zu bes zeigen, als ohne ihn die Freyheit genieſſen. Die Feldherren des Akahuallpa, welche die Perſon des Huaskar als die reichſte Beute betrachteten, lieſſen ihn beſtaͤndig durch vier Hauptleute und etliche der getreueſten Soldaten bewachen, welche einander von Zeit zu Zeit ablöſeten. Hierauf lieſſen ſie oͤffent lich bekannt machen, daß der König Huas— kar ihr Kriegsgefangener ſey; in der Abſicht daß die, welche etwa Willens waͤren, i zu Huͤlfe zu kommen, ihren Vorſaz, auf dieſe ieſe Nachricht fahren lieſſen. Vornemlich ber lieſſen ſie dieſe groſſe Neuigkeit alsbald em Atahuallpa zu wiſſen thun. Nunmehr rungen fie in Cusko ein, wo fie Alle, die ynen aufſtieſſen, niedermachten. Dieſes war der entſcheidende Zeitpunkt es Krieges; denn einige Gefechte, welche uf den Graͤnzen zwiſchen den Beſazzungen es Huaskar und einigen Hauptleuten des ltahuallpa vorfielen, waren ſehr unbetraͤcht⸗ ch. Die Geſchichtſchreiber, welche behau⸗ ten, Atahuallpa ſey auch in die Gefangen- haft der Truppen feines Bruders gerathen, eren ſich. Die Veranlaſſung dazu mag Dies > geiwefen ſeyn, daß Atahuallpa, um ſei⸗ en Bruder deſto ſicherer zu machen, aus⸗ prengen ließ; er ſey gefangen; und um her⸗ ach das Volk glaubend zu machen, daß hn die Götter eines beſondern Schuzzes vuͤrdigten, ließ er die Fabel ausbreiten; die Sonne habe ihn in eine groſſe Schlange ver⸗ vandelt, damit er ſich durch ein Loch aus hem Gefaͤngniſſe retten konne. Dieſes Volk dr dieſe ſo unwiſſend und leichtglaͤubig, daß es 240 Fuͤnftes Buch. 1 dieſe Erdichtung, fo handgreiflich fie aue | N war, für eine Wahrheit annahmen. MR Sieben und zwanzigſtes Kapitel. 1 Unmenſchliche Grauſamkeit des Vn ka Atahuallpa. Als der Ynka Atahuallpa ſahe, daß e Herr des Reichs ſey, faßte er den ur menſchlichſten Entſchluß, der nur je einen Tyrannen in den Sinn gekommen iſt. Un ter dem ſcheinbaren Vorwande, er wolle fei nen Bruder wieder auf den Thron ſezzen ließ er allenthalben bekannt machen, daß fid | alle Ynkas, alle Statthalter, Hauptleute 4 Curakas, und alle Staatsdiener, oder we | nur ſonſt ein öffentliches Amt hätte, in eine Na) gewiſſen Zeit nach Cusko begeben ſolten; w il er eine Verſammlung der Landſtaͤnde halten | | und mit feinem Bruder wegen gewiſſer Ar NEN) tickel uͤberein kommen wolte, durch derer Beobachtung ſie forthin in dem beſten Ver ſtaͤndniſſe mit einander leben wuͤrden. Di HDnukas vom königlichen Geblüte eilten zuerft dieſem Rufe zu folgen; nur wenige, die du Fuͤnftes Buch. 241 lter oder Krankheit abgehalten wurden, ͤlten; dennoch blieben auch einige um deß— illen zurück, weil fie den Worten eines fies nden Tyrannen nicht trauen wolten. Die nigen aber, welche ſich einfanden ) wurden „ wie fie kamen, nach dem, vom Atahu— lpa gegebenen Befehle, hingerichtet. Allein ehe ich in der traurigen Erzaͤhlung r Grauſamkeiten des Atahuallpa fortfahre, uß ich die Bewegungsgruͤnde, welche fein erz vermuthlich getrieben haben, anführen; il dieſer Theil meiner Geſchichte, ſo wahr iſt, ſonſt ohnmoͤglich Glauben finden wuͤr— denn ohne allem Nuzzen wuͤrde auch der ste Unmenſch ſolche Abſcheulichkeiten nicht sgeuͤbet haben: Es war ein Grundgeſez dieſem groſſen Reiche, welches ſeit dem en Ynka Manko Capak unverbrüchlich r gehalten worden, daß kein Sohn ſeinem ater auf dem Throne folgen konnte, wenn nicht mit der rechtmaͤßigen Gemalin des ka, das iſt, mit ſeiner Schweſter, war zuge worden. Hätte der Capak Ynka kei⸗ Sohn mit der Koͤnigin, ſeiner Gemalin I. Theil. Q erzeugt 242 Fuͤnftes Buch. erzeugt gehabt, fo hätte der Sohn des naͤch ſten Anverwandten, der rechtmaͤßig von ei nem Ynka und einer Palla, in deren Ab kunft kein fremdes Blut waͤre gemiſcht ge weſen, abſtammte, die Krone nach dem Te de des Koͤniges bekommen. Haͤtte auch die fer keinen rechtmäßigen Sohn gehabt, fo hä te der Naͤchſtfolgende, welcher von der, i den Geſezzen beſtimmten Abkunft geweſe waͤre, den Thron beſtiegen, und ſo for Dieſe Beſchaffenheit fehlte der Geburt de Atahuallpa; ſeine Mutter war eine Fremd eine Tochter des ehemaligen Koͤniges ve Quito; alſo konnte er den Thron der . kas nicht beſteigen: Da ferner ein andere Geſez des Manko Capak befahl, alle e oberten Laͤnder mit der Krone zu vereinige und nichts davon abzuſondern; fo konnte Al huallpa nicht einmal mit Recht das Koni reich Quito beſizzen. Vor dieſen Geſezz welche ſeit einigen Jahrhunderten unter z Koͤnigen unverbrüchlich waren beobachtet wi den, die alſo den Unterthanen der Yn als Vorſchriften der Natur ſelbſt vorkon Fuͤnftes Buch. 243 zen mußten, fürchtete ſich Atahuallpa. Er rgwohnte, die Peruaner, welche ihre alten Heſezze und Gebräuche ohnedem übermäßig ieben, möchten alsdann, wenn alles wieder ubig wäre, und er fein Heer haͤtte ausein⸗ nder gehen laſſen, einhellig einen Ynka, eſſen Geburt die gehoͤrige Rechtmaͤßigkeit aͤtte, verlangen, oder ſich ſelbſt einen er⸗ yählen. Diefe en machten, y daß er eſchloß für das Erſte die Kinder des Hu⸗ skar, und dann auch alle ſeine Bruͤder, onkel, Vettern und alle Anverwandten von em Geſchlechte der Ynkas töͤdten zu laſſen. Seine Grauſamkeit erſtreckte ſich ſogar auf ie, welche, wie er, natürliche Söhne, und nit Fremden erzeugt waren; weil er ſich urchtete, fie möchten fein eigenes Beyſpiel zachahmen, und ſich einſt, bey einer guten Selegenheis, mit Gewalt auf den Thron chwingen. Alle dieſe Ungluͤcklichen wurden ehenft, oder mit groſſen Steinen am Halſe n Slüffe und Seesen geworfen. Die unbarm⸗ erzigen Diener der Grauſamkeit dieſes Ty⸗ Q 2 rannen N | 244 Fuͤnftes Buch, rannen mußten feine abfcheulichen Befeh 1 mit der groͤßten Eilfertigkeit vollbringen, we | I er ſich nicht fuͤr ſicher hielt, fo lange noı N) | Ä Jemand von der Familie der Ynkas am L Am ben war. Er ſelbſt blieb, obgleich feir Feldherren einen ſo vollkommenen Sieg ei | halten hatten, zu Sauſſa, welches noch ach \ zig Meilen von Cusko entferne ift, und ge trauete ſich noch nicht, der Hauptſtadt ne her zu kommen. | Die Wuth, oder vielmehr die Furcht de ſchaͤndlichen Atahuallpa war durch ſo vie vergoſſenes Blut noch nicht befriediget: e beſchloß ſogar auch die kleinſten Kinder un! die Frauenzimmer vom koͤniglichen Geſchlech te von der Welt zu ſchaffen, denn auch die f fe machten ihm Sorgen. Er befahl alfı | den gewöhnlichen Dienern feiner Gewaltthaͤ 9 tigkeiten, alle Kinder und Frauenzimmer vom 1057 En der Ynkas, die geweyheten Jungfrau: 1 | en zu Cusko ausgenommen, aufzuſucher und nachdem fie fie aus der Stadt hinaus wuͤrden geführt haben, nach und nach umzi bringen. Dieſe Henker vollzogen feine bl i e Ä eigen Fuͤnftes Buch. 245 gen Befehle auf das genaueſte, und ſuch— n dieſe ungluͤcklichen Geſchoͤpfe im ganzen zoͤnigreiche mit der größten Sorgfalt auf. die Zahl der rechtmaͤßigen ſowohl, als der nrechtmaͤßigen Kinder der Ynkas, war aus rordentlich groß. Denn da jeder Ynka e Freyheit hatte, fo viele Weiber zu neh⸗ en, als es ihm beliebte, und da, durch die eiſen Geſezze dieſes Reichs, Niemand we⸗ en feinem oder der Seinigen Unterhalte in sorge ſeyn durfte; fo war wohl nie ein zahl— icheres Geſchlechte auf Erden geweſen. Nach⸗ m ſie ſich dieſer Unſchuldigen bemaͤchtiget N uten, brachten fie fie auf die weite Ebene, ren ich ſchon oft unter dem Namen Hahu— pampa, oder das Blutfeld, erwähnt ha „ zuſammen. Hier wurde dieſer unglückfees ze Haufen nicht nur von einigen tauſend kann beſtaͤndig bewacht, ſondern es waren ich in gewiſſen Entfernungen Schildwachten die Zugaͤnge zu dieſem traurigen Orte, ſtellt, welche niemanden weder heraus, noch nein gehen lieſſen. Bey jedem Mondes⸗ pi ward nunmehr ein Theil dieſer bekla⸗ Q. 3 gens⸗ 246 Fünftes Buch. genswuͤrdigen Schlachtopfer, von den Hen— kersknechten des verfluchten Atahuallpa, der es fo befohlen hatte, auf die ſchmaͤligſte Wei⸗ ſe hingerichtet; da indeß die Andern, bis die Stunde ihres Todes kam, mit nichts, als Maiz und gruͤnen Kraͤutern, wie man bey den ſtrengſten Faſten zu eſſen co genähret wurden. Auf dieſe Art rotteten dieſe unmenſchlichen Werkzeuge der Grau— ſamkeit des Atahuallpa beynahe das ganze koͤnigliche Geſchlechte der Ynkas innerhalb drittehalb Jahren aus, bis auf Wenige, des ren wir im folgenden Kapitel gedenken wol len. | Acht und zwanzigſtes Kapitel. Einige Ynkas von koͤniglichem Blute enk gehen der Verfolgung des Atahuallpa. # Ber der groſſen Menge der Perſonen vom koͤniglichen Geſchlechte konnte es nich fehlen, daß nicht einige derſelben, auch de genaueſten Nachſuchen der blutigen Dien des Tyrannen von Quito haͤtten entgehen Fuͤnftes Buch. 247 ollen: eben fo waren unter der groſſen Anz ahl dieſer Barbaren verſchiedene, welche die Nenſchlichkeit nicht ſo ganz verlaͤugnen konn⸗ | en , daß ſie nicht einiges Mitleid mit dem a | \ \edaurenswürdigen Geſchlechte der Dnkas, 2 Mi velches fie für goͤttlich hielten, ſolten gehabt a 1 haben. Muͤde dieſe Unſchuldigen zu verfol— | | zen und zu quälen, und des Mordens über: | ruͤßig, erlaubten fie verſchiedenen fich heim: N ich zu retten, die gemeiniglich von einem 0 Alter von zehn, bis zwölf Jahren und dar⸗ } N inter waren. Ehe fie aber zugaben, daß fie die Ebene Yahuarpampa verlieſſen, nahmen N ie ihnen ihre Ehrenzeichen und koͤniglichem 775 Schmuck ab, zogen ihnen die Kleider aus, | welche den koͤniglichen Stand verrathen konn ?. 0 ten, und gaben ihnen Kleider, wie Leute von gemeinem Stande trugen; damit ſie nicht | Dun verrathen würden und ſelbſt in die Gefahr N | ! kaͤmen, aus welcher fie. andere ziehen wolten. 94 il Unter der Anzahl dieſer geretteten Per * ſonen war auch meine Mutter, die eine i h Nichte des groſſen Huaͤyna Capak, ſowohl | von der muͤtterlichen, als von der väterlichen N = Seite, | 90 nach fpanifcher Art zu reden „ Infanten, 248 Fuͤnftes Buch. Seite, und Tochter des Huallpa Tupak Inka Pupanqui, eines rechtmäßigen Bru— ders dieſes Koͤniges war. Mit ihr ward auch ihr Bruder, Dom Franzisko Huallpg Tupak Ynka Hupanqui, gerettet. Mit die ſem habe ich viele Jahre den genaueften Um gang gehabt, und er iſt es, aus deſſen Er ö zaͤhlungen ich das Meiſte, was ich gefchries ben, gefchöpft habe. Die Vornehmſten u ter denen, welche der Grauſamkeit des Atahu⸗ allpa entgingen, waren zween Auquis, oder Söhne des Huaͤyng Capak. Einer hieß Paulu, er war ſchon, zu der Zeit diefer trans rigen Vorfaͤlle, ein erwachſener Mann „ wi man aus der Geſchichte der ſpaniſchen Er— oberung ſiehet, wo oft von ihm geredet wird der Andere, Prinz Titu, war nur noch eir Knabe. Des Prinzen Paulu Sohn, Don Carlos YVnka, war mein Schulkamerad. Er ward mit einer vornehmen Spanierin verhey⸗ rathet, und zeugte mit ihr den Dom Mel chior Carlos Inka. Er kam im Jah 1602 nach Spanien, und befindet ſi ſich, in⸗ dem Fuͤnftes Buch. 249 dem ich dieſes ſchreibe, am Hofe zu Valla⸗ lid, Prinz Ditu hatte zwo Töchter; weil e von Föniglichem Gebluͤte waren, führten ie den Tittel Nuſtas, das ift fo viel als Infantinnen: fie wurden auch mit vorneh— nen Spaniern verheyrathet. Außerdem ha— e ich noch zweyhundert YVnkas und Pallas n Peru gekannt; wie auch einen Sohn und wo Töchter des Tyrannen Akahuallpa. Der Sohn dieſes Moͤrders feiner Familie hieß Dom Franzisko; ob er gleich ſchoͤn und ohlgebildet war, wurde er doch von Allen, die das Andenken feines Vaters verabſcheu⸗ 5 zu feinem Gluͤcke ſtarb er ſehr jung: von en beyden Töchtern, ließ ſich die aͤlteſte, Donna Angelina, mit dem Dom Franzis⸗ d Pjzzarro ein, welcher mit ihr einige Kin⸗ er zeugte, die aber auch bald ſtarben; die indere, deren Namen Beatrix oder Eliſabet ar, iſt auch mit einem Spanier verheyra⸗ et worden. Außerdem erzog der Marquis dom Franzisko Pizarro auch eine Tochter s Ynka Huaͤyna Capak, Namens Don⸗ N Pr Huaͤylla Nuſta. Huaͤyna Capak, 55 hinter⸗ den. Da ſich fein Haß auf alle erſtreckte, fangenſchaft gerathen waren, wurden mi 250 Fuͤnftes Buch. 1 hinterließ auch noch einen andern Sohn, Manko Ynka, welcher der Erbe des Reichs war: dieſen habe ich nie geſehen. 4 1 Neun und zwanzigſtes Kapitel. Fernere Grauſamkeiten, welche Ata hu— allpa bis zu der Zeit ſeiner Gefan⸗ genſchaft ausübte, | Och komme von meiner Ausſchweifung zus ruͤck, um das ſchaudervolle Gemälde der Unmenſchlichkeit des Atahuallpa zu vollen⸗ die ſeinem Bruder gedient und ihn gelie t hatten; weil er glaubte, er haͤtte Urſache, ſich vor dieſen allen zu fuͤrchten, ſo ließ er es nicht dabey bewenden, daß er alle Ynkas von koͤniglichem Gebluͤte, deren er habhaft werden konnte, umbringen ließ, ſondern e beſtimmte auch allen Curakas, Statthaltern, Hauptleuten und. Offizieren der koͤniglichen Armee, gleiches Schickſal. Dieſe Ungluͤck ſeeligen, welche, wie ich oben erwaͤhnt habe theils willig, theils durch Betrug in die Ge gebun⸗ | Fuͤnftes Buch. 251 gebundenen Haͤnden, auf eine weite Ebene im Thale Saxahuanam gefuhrt, und hier in zwo Reihen geſtellt. Hierauf ward der wink, lich beklagenswerthe Huaskar Ynka; wel: chen der liſtige Tyranne zum lezten Opfer ſeiner Wuth aufſparte, weil er, im Falle eines Aufſtandes, durch das Verſprechen ſei— ner Freyheit, den wildeſten Aufruhr ſtillen zu konnen glaubte; Der ungluͤckliche Huas⸗ kar, ſage ich, der wahre Erbe des Throns der YUnkas, wurde mit einem Stricke um den Hals, mit auf den Ruͤcken gebundenen Haͤnden beſchimpft, und mit Koth bedeckt, mitten durch die Reihen ſeiner ehemaligen Vaſallen hingefuͤhrt. Als dieſe armen Ge⸗ fangenen, ihren rechtmäßigen Fuͤrſten, in einem ſo traurigen Zuſtande, vor ihren Au⸗ gen vorbey fuͤhren ſahen, ſtieſſen ſie ein trau⸗ riges Klagegeſchrey aus, und warfen ſich alle vor ihm nieder, wie fie in feinem gluͤck⸗ ſeeligſten Zuſtande zu thun gewohnt waren, wenn ſie ihm, als dem Sohne der Sonne, ihre Ehrerbietung bezeigten. Allein in dem⸗ ſelben Augenblick wurden ſie von den Leuten 5 t des 252 Fuͤnftes Buch. des Atahuallpa, auf ein gegebenes Zeichen, mit Aexten und Kaͤulen, welche die Perug: ner Champi nennen, auf das grauſamſte er ſchlagen. Huaskar aber ward wieder hinweg gefuͤhrt, um vor feinem Tode, noch mehrer: 77 Beyſpiele von der Grauſamkeit ſeines Bru⸗ * ii g ders zu hoͤren. A: Nach dieſem ſchrecklichen Bepfpiele ı der | U \ Unmenſchlichkeit, wodurch Atahuallpa allen A Vornehmen des Reichs, eine Furcht einzuja⸗ ‚N gen ſuchte; ließ er auch alle Diener des Fi Der Tittel Inka, welchen ihnen Manko Ca⸗ pak gegeben hatte; und die Ehre, ihren Kis nig bedient zu haben, waren gnug, fie dem | niglihen Hauſes um das Leben bringen: 1 14 f 19 Zerſtoͤrer des Reichs verhaßt zu machen. Je N; näher ihr Amt fie der Perſon des Koͤnigs N ehemals gebracht hatte, deſto grauſamer wur— 144 den fie behandelt. Die, welche den König UN bey der Tafel bedient hatten, die Thuͤrhuͤter, J die Schazmeiſter, die Mundſchenken und die gleiches Anſehens waren, mußten dieſe Ehre 7 mit dem Leben Webb Ihre Anverwand— 1 1 ten wurden eben fo wenig, als fie ſelbſt ver⸗ ſchont; | Sünftes Buch. 253 hont; ja ſogar die Städte, aus welchen waren, wurden mit den, fich daſelbſt be⸗ idlichen koͤniglichen ei ‚in die Aſche legt. Die geringern Hoſpedienten wurden zwar der That nicht ſo ſchlimm behandelt, als ne, dennoch aber wurden ſie nicht ganz rſchont. Denn die grauſamen Soldaten > Atahuallpa tödteten in einigen der Staͤd⸗ die ihnen zur Wohnung angewieſen wa— „ den zehnten, in Andern den fünften, und der in Andern den dritten Theil der Ein; hner. Auf dieſe Art war keine Stadt in n Umkreiſe von ſechs bis ſteben Meilen t Cusko, welche nicht ihren Antheil an Grauſamkeit des Tyrannen empfand. in dem ganzen Reiche, wo nur dieſe elloſen Uiberwinder, welchen ihr abſcheu— er Herr alles erlaubte, hinkamen, ſahe n nichts, als Rauben, Brennen und utvergieſſen. Am ungluͤcklichſten war un⸗ den entfernten Ländern die Provinz der narinen, weil ſie ſich dem unrechtmaͤßigen nige widerſezt hatte. Als Atahuallpa, ſchreibt 12 — 254 Fünftes Buch. ſchreibt Pedro de Cieka, den Feldherrn An: toko, welcher eine Armee ſeines Bruders an führte, bey der Stadt Ambato geſchlager batte, ließ er ihn auf eine grauſame Wei umbringen; und als ihm die Einwohner Maͤnner und Kinder, mit Palmenzweigen in den Händen, entgegen kamen, um fein Barmherzigkeit anzuflehen, befahl er feine Hauptleuten, ſie insgeſamt niederzumachen Daher die Spanier in dieſer Provinz zehn mal mehr Weiber als Maͤnner fanden. Di Stadt Tumipampa ließ er verbrennen um gänzlich zerfiören. So fuhr der na Atahualipa fort, wo er nur hinkam, Str me von Blut zu vergieſſen; bis er endlich da er ſchon in den raͤchenden Haͤnden de Spanier war, das größte Verbrechen beging und ſeinen unſchuldigen Bruder Huaska auf eine unmenſchliche Weiſe hinrichten ließ Aber Atahuallpa, dieſer blutduͤrſtige Tyran ne, der jedoch in Anſehung der Spanier ebe ſo unſchuldig, und eben ſowohl ein ung haͤngiger König war, als fein Bruder, dem Verhaͤltnis gegen ihn, wurde ſelbſt we nig Tage darnach auf Befehl des fpanifihen Anführers, Dom Franzisko Pizarro, zum Tode verurtheilt und als ein Miſſethaͤter bins gerichtet, und das Reich, deſſen Beſiz er durch ſo viele unnatuͤrliche Grauſamkeiten ge⸗ ſucht, ward von den Spaniern erobert. Dreyßigſtes Kapitel. Von den, aus dem koͤniglichen Geſchlechte hoch uͤbriggebliebenen Familien, Nech muß ich eine kurze Nachricht von dem elenden Uiberreſte des zahlreichen, und ehemals fo glücklichen Geſchlechts der 1 Ynkas geben; um meine Erzählung fo voll taͤndig zu machen, als mir es möglich iſt. Es haben ſich von den wenigen Ynkas, wel⸗ he der Grauſamkeit des Atahuallpa und der temden Tyrannen entkommen find, mehrere Nachkommen gefunden, als man ſich vor⸗ zeſtellt hatte. Alle dieſe Ungluͤcklichen ſchrie⸗ den im Jahre 1603 an den Dom Melchior Carlos Inka, an Dom Alonſo de Meza ind an mich, und baten uns, bey Ihro Ka⸗ holiſchen Majeſtaͤt die Gnade für fie auszu⸗ ’ wirken, * Fünftes Buch. 255 256 Fuͤnftes Buch. wirken, daß fie von der Abtragung dei Steuern und Gaben freygeſprochen wuͤrden, welche man von ihnen, wie von andern Pe ruanern foderte. Sie ſchickten uns zugleich eine Vollmacht zu, an dem Hofe alles das zu thun und zu verſprechen, was wir für gu befinden würden. Sie fügten zu dem Ende au thentiſche Beweiſe ihres Geſchlechtregiſters unk von welchen Koͤnigen ſie abſtammten, bey. Un die Wahrheit deſſelben in ein deſto helleres Licht zu ſezzen, hatten fie auf anderthalb EI: len weiſſen chineſiſchen Taffet, den koͤniglichen Stammbaum vom Manko Capak bis auf Hu— aͤyna Capak und feinen Sohn Paulu, malen laſſen. Auf dieſem, nach der alten Art verfer tigten Gemälde, find die Ynkas bis an den halben Leib, mit der Binde um den Kopf, mit den groſſen Ohrgehenken in den Ohren und ei— ner Hellebarde, anſtatt des Zepters, in der Hand, abgebildet. Man ſiehet neben der Fi— gur eines jeden Koͤniges ſeinen Stammbaum. Der Tittel iſt: Capak Ayllu, das iſt koͤnigli ches Geſchlechtsregiſter. Nebſt dieſer allgemei nen Uiberſchrift findet man allezeit noch ein beſon⸗ Fuͤnftes Buch. 257 ſondere, von einem jeden Koͤnige, mit einem 3 Namen, welcher anzeigt; daß dieſes die Nachkommen dieſes oder jenes Koͤniges ſind. Die Nachkommenſchaft des Manko Capak nennen fie Chima Panaka; fie beſtehet aus 0 Ynkas: Die, vom Chinchi Roka, Raura Panaka; zu dieſer gehören 64 Ynkas: Die Tachkommenſchaft des Lloqui Pupanqui be: and aus 63 Haͤuptern und war Huaynana lyllu benennt: Capak Yupanqui hinterließ 6 Ynukas, dieſer Stamm war Aumata be⸗ ennt. Uska Maͤyta hieß die Nachkommen⸗ haft des Maͤyta Capak und beſtand aus 35 nkas: Des Ynka Roka ſeine beſtand aus > und hieß Vipaquiraus: Die, des Ynka ahuarhuakak beſtand aus 51, und war Ayl— Panaka benennt: Coczo Panaka war der ame der Nachkommenſchaft des Ynka Dir kocha, welche aus 69 Ynkas beſtand: Yn⸗ Panaka war die Nachkommenſchaft des nka Pachakutek und des Ynka Yupanqui nennt, welche beyde in ein Stammregiſter bracht waren; man fand darinne 69 Ynkas: as Stammregiſter des Tupak Ynka Yu II. Theil. R panqui 258 Fünftes Buch. 2 panqui war Capak Ayllu benennt und hatt. nur 18 Ynkas: Der Stammbaum des Hu: aͤyna Capak führte den Tittel Tumi-Pam. pa, die Anzahl der Ynkas welche dazu ge hoͤrten war 22. Vor dem grauſamen Blut bade, in welchem Atahuallpa die dem Thro ne am nächften ſtehenden Inkas auszurotten ſuchte; waren die Abkömmlinge von den ber den lezten Königen, Huaͤyng Capak un Tupak Ynka Pupanqui, 567 an der Zah) Sie ſtammten alle in maͤnnlicher Linie vol beſagten Koͤnigen ab; denn die Unkas rech neten die von der weiblichen Seite nicht, wen ſich die Pallas nicht mit Ynkas, oder m ſpaniſchen Eroberern, welche ſie auch Juka nennten, verbunden hatten. Denn von de Spaniern glaubten fie eben ſowohl, daß fi von der Sonne abſtammten, als die Inka von des Manko Capak Blute. Der Brief, welchen uns dieſe Unterdruͤc ten, mit dieſem Stammbaume zuſchickten, we von Einem unter ihnen aufgeſezt, und eilf Ynkas, nach der Zahl der Stammbäu: unterſchrieben. Ein Amt welches ich begleite Fuͤnftes Buch. 259 wodurch ich zu meinem groſſen Kummer abge: halten werde, die Sache meiner bedauernsmürs digen Blutsverwandten zu betreiben, noͤthigte nich, dieſes Geſchaͤfte dem Dom Melchior Carlos Pnka, welcher ſich am Hofe zu Valla⸗ zolid befand, zu uͤberlaſſen. Dieſer wuͤrdige Enkel des Ynka Paulu hielt um die Beloh— tung der Dienſte an, welche fein Großvater der Krone Spanien bey der Eroberung von Peru und in den darauf folgenden buͤrgerlichen Kriegen, geleiſtet hatte. Der König ertheilte hm eine Anweiſung, vermoͤge welcher er jaͤhr⸗ ich 7500 Dukaten, als eine Penſton aus der ffentlichen Kaſſe zu Lima zu heben hatte. Er ieß ihm auch die noͤthigen Koſten auszahlen, im ſeine Gemalin und ganzes Gefolge aus Amerika nach Spanien kommen zu laſſen: Er nachte ihn ferner zum Ritter von San Jago, ind gab ihm Hoffnung, eine von den hohen Bedienungen des koͤniglichen Hauſes zu bekom⸗ nen: doch alles dieſes mit der Bedingung, aß er allen Erbſchaften und Rechten, wel⸗ he ihm ſein Vater und Großvater in Cus⸗ o hinterlaſſen hätten, entſagte; daß dieſe | | 2, mit 260 Fuͤnftes Buch. | mit der Krone von Spanien verbunden win den, und daß er nie wieder nach Amerika 1 So gänzlich ward der groſſe königliche Baum, unter welchem fo viele Völker wohl thaͤtigen Schatten und Schuz gefunden hat⸗ ten, mit der Wurzel ausgeriſſen, ſeine Krone abgehauen, und ſeine Zweige in den Staub gelegt; daß es unmöglich ſcheint, daß fie jez mals wieder gruͤnen und Fruͤchte tragen werden. 4 Ende des Fuͤnften Buchs. — — > = 3 — 5 D r . 5 => 5 80 38 2 2 er ng „ 8D 5 | es S828 S . C Innhalt des Sechſten Buchs. Ven der Religion, den Tempeln, den Gebraͤuchen den Feſten, der Pracht, der Regierungsart, den Ge ſezzen, der Polizey und der Lebensart der Nuka und der Glückſeeligkeit ihrer Unterthanen. Sechſtes Buch. 263 e -SO el M Re . | Erſtes Kapitel. Von der Religion der Peruaner überhaupt, ©: ift nothwendig, ehe ich von der Re⸗ ligion der Einwohner desjenigen Lan— desſtriches rede, welchem die Spanier den Namen Peru beygelegt haben, vorher zu erinnern, daß man zwey Zeiträume wohl zu unterſcheiden hat. Denn ganz anders war der Goͤzzendienſt dieſer Voͤlker beſchaffen, ehe ie von den Ynkas unterrichtet wurden; und anders war ihre Religion, nachdem dieſes Geſchlecht ſich zum Herrn dieſes Erdſtrichs gemacht hatte. Ehe Manko Capak in der Gegend des Sees Titikaka erſchien, war dieſe ganze Ge gend von unzaͤhlichen kleinen Voͤlkern bewohnt, und dieſe Voͤlker waren insgeſamt die ab⸗ ſcheulichſten Goͤzzendiener, fo wie fie auch die ungeſchlachteſten Sitten hatten. Sie ver⸗ * Todtengerippe von geſchlachteten Fein⸗ R 4 den, — 269 Sechſtes Buch. den, das Meer, die Fluͤſſe, groſſe Berge groſſe Schlangen, groſſe Voͤgel, Fiſche, wil de Thiere, ſchaͤdliches Gewuͤrme und nuͤzlich Fruͤchte der Erde: mit einem Worte, alles wovon fie ſich naͤhrten, und wofür fie fid fuͤrchteten. Da ich aber hiervon im erfter Theile dieſer Geſchichte hinlaͤngliche Nach richt gegeben zu haben glaube; ſo will ich von dieſen Abſcheulichkeiten nichts weiter ſchrei ben, um mich nicht zu widerholen, oder ber unangenehmen Dingen zu lange aufzuhalten. Manko Capak, oder der Erſte Ynka trat auf und machte die zweyte Epoche in der Religion dieſer Völker. Er unterrichtete ſie in einer Lebensart, durch welche ſie ſo offenbar gluͤcklicher wurden, als ſie vorher geweſen waren; daß er ſie geneigt machte alles, was er ihnen ſagen wolte, zu glauben. Durch dieſe Wohlthat und dann auch durch eine einnehmende Beredſamkeit, vielleicht au durch den Beyſtand ſeiner Gemalin Mam Oello, brachte er es dahin, daß er den dum⸗ men Göͤzzendienſt eben ſowohl, als die thi riſchen Sitten, bey dieſen Menſchen gaͤnzlic Sechſtes Buch. 265 ſchaffte „und ſie eine Religion lehrte, die zwar mit Abgötterey vermiſcht, aber doch viel menſchlicher und von einem Begriffe des | wahren Gottes nicht ganz leer war. 4 Alle Geſezze, alle Glaubenslehren, alle Opfer, Einrichtungen, Anordnungen und Rechte, ſowohl in geiſtlichen, als in weltli— chen Dingen, in Religions- und in Regierungs⸗ N ſachen, ſchrieben die Ynkas und ihre Unter 1 hanen, in den folgenden Zeiten, dem erſten ö Ynka Manko Capak zu. Auch wenn fie 1 zor gut hielten, neue Geſezze oder Gebraͤu⸗ ) he einzuführen; fo gaben fie vor, Manko \ un Capak habe fie ſchon feinen Kindern gefagt, | ind fie wären durch mündliche Uiberlieferung⸗ | | ortgepflanzt, aber bisher nicht in Ausübung — \ x jebrac)e worden, bis die Vergroͤſſerung des ei 0 Reichs es nunmehr noͤthig machte. Da die 9 es Volk die Schreibekunſt nicht kannte, und fo kein ſicheres Mittel hatte, eine genaue N h Nachricht von den einzelnen Vorfaͤllen auf Ya ie Nachkommenſchaft fortzupflanzen; fo war I s auch unmöglich in den fpätern Zeiten aus⸗ indig zu machen, von welchem ihrer Könige i ft R 5 jedes 83 266 Sechſtes Buch. jedes Geſez, oder Anordnung berrühre. Das ſicherſte Mittel alſo war; ſie insgeſamt dem Erſten Stifter zuzuſchreiben; ſo wie etwa die Römer beynahe alle ihre gottes dienſtli⸗ chen Gebraͤuche vom Numa herleiteten. Ge⸗ wiß iſt es daß Manko Capak dieſem Volke die erſte Idee zur Religion der Pnkas ans gegeben hat. 5 ; Zweytes Kapitel. 4 Die Ynkas hatten einen Begrif, von dem einigen wahren Gotte. 1 Die Betrachtung der Natur, durch die er⸗ heiterte Vernunft geleitet, war allem Vermuthen nach die Quelle, aus welcher die Ynkas und ihre Amautas, ihre Weltweifen, den Begrif von der höchften Gottheit ſchöoͤpf— ten. Sie erkannten nemlich einen Gott, welcher auch ſelbſt die Sonne, und alles, was da iſt, geſchaffen habe, und dieſen Gott nennten ſie Pachakamak. Dieſer Name iſt zuſammengeſezt aus Paſcha, welches Wort die Welt bedeutet und Kamak, welches das Mittelwort der gegenwaͤrtigen Zeit (Partici- pium Sechſtes Buch. 267 pium praeſentis temporis) iſt, vom Zeit⸗ worte (Verbo) Kamar, beleben. Kamar aber iſt abgeleitet von Kama, die Seele. Man fi iehet alfo leicht, daß der Name Pas | chakamak denjenigen bezeichnet, der die 0 Welt belebet; oder welcher alles traͤgt mit ſeiner Kraft; oder wie es Einige auslegen, der fuͤr die Welt das iſt, was die Seele für den Körper iſt. Sie hatten von dieſer . Gottheit den hoͤchſten Begrif; Wir Chriſten ſelbſten haben keinen vollkommenern vom wah 1 ren Gotte. Wenn man die Ynkas fragte, 8 ö wer Pachakamak ſey? ſo antworteten ſie: l Es iſt derjenige, welcher allein der ganzen Welt das Leben giebt, und ſie erhaͤlt. Wir 14 haben ihn nicht geſehen, um deßwillen bau⸗ | vd en wir ihm keine Tempel, aber wir beten | ihn im Grunde des Herzens an, und nennen ihn in unſern Gedanken: den unbegreiflichen ' Gott. Der ſpaniſche Geſchichtſchreiber, Au⸗ | 4 guſtin von Carate erzaͤhlt in feiner Gefchichs 160 te von Peru: Als der Pater Vincent von 10 0 Valverde zu dem Koͤnige Atahuallpa geſagt u 1 Er “Ynfer Herr Jeſus Chriſtus habe die 4 268 Sechſtes Buch. Welt geſchaffen;' fo habe der Ynka gean wortet: Ich weiß davon nichts; ich glaul auch nicht, daß irgend ein Weſen, außer di Sonne, Etwas ſchaffen kann: Dieſe halt ich für einen Gott, und die Erde für ein Mutter. Uibrigens hat Pachakamak di Welt aus dem Nichts gezogen ꝛc. ꝛc. Hier aus ſiehet man, daß dieſes Volk den Pa chakamak für den hoͤchſten Gott und der Schöpfer alles deſſen, was vorhanden ift anſahen. Die Pnkas hielten dieſen Namen für fü heilig, daß fie es nicht leicht wagten, ihn auszuſprechen; und wenn es ja die Nothwen— digkeit erfoderte, fo ſprachen fie ihn mit al len Zeichen der groͤßten Demuth und Ehrer— bietung aus: Sie zogen alsdann die Schul— tern zuſammen, buͤckten ſich mit dem Kopfe und dem ganzen Leibe, hoben die Augen auf zum Himmel, ſchlugen ſie alsdann auf ein⸗ mal wieder nieder zur Erde, legten die flas che linke Hand auf die rechte Schulter, und kuͤßten die Luft. Alle dieſe Ceremonien waren bey den Pnkas und ihren Vaſallen, Zeichen | der Sechſtes Buch. 269 e hoͤchſten Anbetung und einer außerordent— chen Ehrfurcht; ſie bedienten ſich derſelben, enn fie den Namen Pachakamak ausfpra: en, wenn fie die Sonne anbeteten, und venn ſie ihren Koͤnigen ihre Ehrerbietung ezeigten. Allein fie thaten diefes, fo zu ſagen Stufenweiſe; fie verrichteten mehr, oder we⸗ iger dieſer Ceremonien, nach dem Range er Perſonen. Einige davon gebrauchten fie uch gegen die Prinzen vom koͤniglichen Ge luͤte; die wenigſten aber gegen die Cura— as. Man ſahe auch daraus deutlich, daß e den Gott, welchen ſie Pachakamak nenn⸗ en, viel höher verehrten, als die Sonne; deil fie jenen Namen nicht eher über ihre ippen gehen lieſſen, als bey der höchften ſtothwendigkeit, da ſie hingegen die Sonne ey jeder Gelegenheit nennten. Dieſen Pa⸗ hakamak baueten ſie alſo keine Tempel, rachten ihm keine Opfer und ſagten auch icht, daß fie ihn jemals geſehen haͤtten. Allein, als die Ynkas das Thal Pacha⸗ amak, welches nach dem Meere zu, neben en Thaͤlern der Chinkas liegt, eroberten; 17 a ſo — a ie 270 Sechſtes Buch. ſo fanden ſie da einen Goͤzzentempel, welch dem Pachakamaͤk geweyht war; wo man ſowohl, als im Tempel des Goͤzzen Ruraf das Drafel fragte. Diefes war aber nicht! der Pachakamak der Ynkas; ob ihn diek gleich unbeſchaͤdigt ſtehen lieſſen, und viel von ihren Unterthanen dieſen Aberglauben, das Orakel zu fragen, auch annahmen. Viraͤkocha endlich war eigentlich kein Gott, ſondern eine Art von Geſpenſt, wel ches dem Ynka Virakocha, da er noch Prinz war, ſolte erſchienen ſeyn. Nunmehr wende ich mich zu der ſichtbaren Gottheit der YVnkas, der Sonne. 4 Drittes Kapitel. F Die Untertanen der Ynkas thun Sonne allein goͤttliche Ehre an und bauen ihr Tempel. | Als Manko Capak die erſten Einwohne des Landes, welches wir izt Peru nen— nen, von ihrer verabſcheuungswuͤrdigen A goͤtterey abbringen, und ſie zur Anbetun der Sonne überreden wolte, ſoll er ihne ohnge⸗ Sechſtes Buch. 271 ohngefehr folgende Vorſtellungen gethan ha⸗ ben: Pachakamak hat jene hellleuchtende Son- ne gemacht, welche taͤglich über die Mitte des Himmels wandelt und die ganze Welt erleuchtet, erwaͤrmt und durchſchauet, damit | Ihr fie für euern Gott erkennen und ſie an⸗ beten ſollet. Sie ſelbſt uͤberhaͤuft Euch täge lich mit ihren Wohlthaten und hat Euch eben zt die groͤßte erwieſen, indem ſie Euch ihre Kinder zugeſandt hat, um Euch von euerer hieriſchen Lebensart zu entwoͤhnen und Euch zu lehren, als Menſchen zu leben. Verge— bens hoffet Ihr von lebloſen Dingen, von unvernuͤnftigen Thieren, oder von kriechenden Gewürmen Hülfe: alle dieſe eure ehemaligen Götter find ſelbſt Geſchoͤpfe jenes hellglaͤnzen⸗ den Sterns, welcher den ganzen Tag uͤber allein den Himmel beherrſchet und auf die Erde herabſiehet; Er hat fie geſchaffen, daß ſie den Menſchen zur Nahrung und en lichkeit gereichen ſollen.“ Durch dieſe und aͤhnliche Vorſtellungen 5 Manko Capak ſeine Unterthanen zu uͤber⸗ 272 Sechſtes Buch. | überreden, die Sonne fur ihren Gott zu er kennen und ſie anzubeten. Uiberzeugt durch ſeine Gruͤnde, oder vielmehr geruͤhrt durck die Klugheit und den Unterricht, welchen ih nen ihr neuer Lehrer in allen Dingen gab, die zu einem bequemern und menſchlicherr Leben nuͤzlich find; entſchloſſen fie ſich di Sonne allein anzubeten, ohne ihr einen Va— ter, oder einen Bruder an die Seite zu ſez— zen. Vermoͤge eben dieſer Beweiſe glaubten fie, daß ihr König und ihre Königin Kinder der Sonne waͤren und daß dieſe beyden Men— ſchen, welche ihnen ſo vielen Nuzzen geſchafft, eben um deßwillen vom Himmel geſandt waͤs— ren. In dieſem Glauben erwieſen ſie ihnen goͤttliche Ehre: welchen Vorzug auch nach der Zeit alle ihre Nachkommen genoſſen. Auch nennen ſie noch, ſeit ihrer Bekehrung zum Chriſtenthum, nie den Namen Eines, ihrer ehemaligen Ynkas, ohne ſich durch groſſe Zeichen der Verehrung dazu vorzubereiten. Sie ſagen; fie wären dieſes ihrem Gedaͤcht— niſſe, wegen der vielen und groſſen Wohlthate ſchuldig, die ſie von ihnen empfangen haͤrten Obgleich Sechſtes Buch. 99 Obgleich dieſes Volk mancherley Aber⸗ auben unterhielt und Wahrſager, Traum⸗ d Zeichendeuter hatte, ſo verehrte es doch ur allein die Sonne als ſeinen Gott, baue⸗ e ihr in der Folge der Zeit Tempel und N 1 lltaͤre und brachte ihr Opfer. Dieſe . | | iederfuhr weder dem Monde „ob es ihn 1 Wr leich die Schweſter der Sonne und die 5 11 Nutter der Ynkas nennte; noch den Geſtir⸗ - 4 n, welche es für die Diener der Beyden 10 | rigen hielte; noch auch dem Donner, Bliz 1 d Hagel, die es für die Ausrichter der | ' erechtigkeit der Sonne anſahe. Dieſe Ge⸗ | * ne und Meteoren hatten zwar im Hofe Sonnentempels zu Cusko ihre Wohnun⸗ 1, wie wir in der Folge ſehen werden, aber . 1 wurden nicht angerufen und es wurden 0 il en auch Feine Opfer ante) ett Die Spanier, ſonderlich ihre Geiſtlichen, b 1 en den Peruanern Schuld, daß fie noch 1 groſſe Anzahl andere Götter, außer der | | u nne verehrten. Dieſes ruͤhrte theils von | 1 Begierde her, dieſes Volk in der Mei⸗ an g anderer Europaͤer herunter zu ſezzen, 9 . Theil. S und l 5 Sechſtes Buch. und die Grauſamkeiten, welche ſie an ihnen, unter dem Vorwande, ſie zu bekehren, aus⸗ übten, deſto nothwendiger und erlaubter vor— zuſtellen: theils, weil ſie die Unterthanen der Inkas nicht allezeit von den noch wilden Völkerſchaften unterſchieden: zum Theil abel auch, weil ſie ihre Sprache nicht recht ver ſtanden. 2 493 money Sl e Viertes Kapitel. Von der Unſterblichkeit der Seele, der a gemeinen Auferſtehung und andern Glaubensmeinungen der Pe⸗ . ruaner. | Die Inkas Amautas, oder die Welt fen unter den Pnkas, glaubten daß Menſch aus Leib und Seele beſtehe: deß gen nennten ſie ihn Alpakamaska, das hei Beſeelte Erde. Einen Menſchen nennten auch Runa, das iſt Ein mit Verſtand be | tes Geſchoͤpfe; ein Thier aber Llama, oder Vieh ohne Verſtand. Sie glaubten fer um der Belohnung und Beſtrafung w daß nach dieſem Leben ein anderes Leben, n welchem es den Guten beſſer „ als in die⸗ m erſten Leben; den Böſen aber ſchlech ter ehen wuͤrde: dennoch hielten ſie dafür „daß nes andere Leben auch ein koͤrperliches, und on dieſem hier nicht ſehr unterſchieden yn würde. Man ſiehet wohl, daß ſie die⸗ n Verſtorbenen, Guten und Boͤſen, auch Vohnungen ſchaffen mußten: fie theilten ſo das ganze Univerſum in drey Welten 1: Hanan⸗ Paſcha, oder die Oberwelt ar das, was wir den Himmel nennen; die zohnung der Seeligen: Hurin⸗Paſcha, die iederwelt, nennten fie den Ort dieſes Le⸗ 18, wo alle lebende Gefchöpfe gebohren rden, und ſterben: Veu⸗Paſcha, die Un⸗ welt, war in ihren Gedanken der Ort, die Böfen in jenem Leben wohnen ſolten. e nennten dieſe lezte auch Cupaypa⸗Hua⸗ „oder das Hauß des Teufels. Denn die kas hatten, gleich vielen andern Voͤlkern, h die Idee von einem Weſen „das Got⸗ und der Menſchen Feind ſey. Sie ga⸗ ihm den Namen Cupay, aber fie ſpra⸗ 3. dieſen Namen niemals aus, ohne auf Gr die Sechſtes Buch. 275 2 276 Sechſtes Buch. die Erde zu ſpucken, und ihren Abſcheu da: gegen zu bezeigen. Ihre Seeligkeit ſezten fi darinne; daß man in dem Himmel ein ruhi ges und von allen Beſchwerden vollkommen freyes Leben führe; doch zaͤhlten ſie zu dei Vergnügen jenes Lebens, weder die Eörperli chen Wolluͤſte, noch die 1 andere Laſter. | Die Ynkas bitch zwar e fte, y daß si Seelen für ſich, ohne Körper, empfinden und denken koͤnnten; daher behaupteten fi auch; wenn der Menſch ſchliefe, ſo verlieſſ die Seele, welche keines Schlafes fähig wo re, den Koͤrper, und wanderte in der Wel herum; da ſaͤhe ſie denn die Dinge, die de Menſch zu traͤumen glaubte: Dennoch abe war die allgemeine Auferſtehung der Todtet auch Einer von ihren Glaubensartikeln. 2 dieſer Auferſtehung, verſicherten ſie, bekaͤ die Seele den ganzen Koͤrper wieder, den im vorigen Leben gehabt haͤtte. Daher ben ſie auch alles, was ſie von ihren K pern abſchnitten, zum Beyſpiel Haare Nägel, an verborgenen Oertern, forgf 2 RA. auf; und als die Spanier, aus Geiz, die Graͤber der Pnkas öffneten, ausplünderten, und die Todtenknochen unachtſam hinweg warfen; fo wurden fie von den gegenwaͤrti⸗ zen Peruanern auf das angelegentlichſte ge⸗ deten, dieſes nicht zu thun, damit die Seelen der Pnkas fie bey einander fänden, wenn fie vieder aufleben ſolten. Dieſes Wort ge⸗ rauchten fie, weil fie kein gleichbedeutendes, nit auferſtehen, hatten. Dieſes Lezte wird elbſt von den ſpaniſchen Schriftſtellern beſtaͤ⸗ iget; Zum Beyſpiel „ von Franzisko Lopez e Gomara, von ee on und von zn de Mr | — u Fuünſtes Kapitel. Von den Opfern die man der e brachte, und ihren Prieſtern. Das vornehmſte Opfer, welches man der Sonne brachte, war wohl dieſes, daß man r, bey jeder Eroberung, den dritten Theil es eroberten Landes, mit allen Fruͤchten und erden widmete, welche darauf waren. Dies Grundstücke wurden hernach beftändig von S 3 daruͤber⸗ Sechſtes Buch. 277 278 Sechſtes Buch. daruͤbergeſezten Leuten verwaltet, und * Ertrag davon den Vorſtehern der Tempel der Sonne, und der Haͤuſer, wo die aus⸗ erwaͤhlten Jungfrauen der Sonne wohnten, uͤberliefert. 1 Was aber die eigentlichen Opfer betriff ſo glaubte man, daß die Sonne veel Lammer, Schaafe, und Widder liebte. Man opferte ihr auch zahme Kaninchen, und alle Arten von eßbaren Voͤgeln. Außerdem wur⸗ den ihr Aehren, Huͤlſenfruͤchte, Schwe und Buͤſchel von dem Kraute Kuka darge⸗ bracht. Der Sonne zu Ehren verbrannte man auch ſonſt allerhand Dinge, und dank⸗ te ihr dabey, daß ſie ſie zum Nuzzen der Menſchen hervorgebracht habe. Die Perua⸗ ner brachten ihr auch Trankopfer von einem Getränke, welches aus Waſſer und May; gemacht war. Bey einem Trinkgelag tunk— ten ſie, wenn ſie ſich vorher ſatt gegeffer hatten, die Spizze des Vorderfingers in das Gefäß, worinne dieſer Trank war, wendete die Augen gegen den Himmel, ſchüttelten den Tropfen e welcher ſich an den | Sechſtes Buch. 279 Finger gehangen hatte, davon ab, warfen drey Kuͤſſe in die Luft, und alstann han 4 an mit einander zu trinken. Ihre Opfer wurden von ie vers ne Der Oberprieſter in Cusko war al ezeit ein Onkel, oder ein Bruber des Koͤ⸗ nigs. Er wurde Villak-Umu genennt, die⸗ es heißt: der Prophet, welcher redet. Die⸗ er Name gab zu verſtehen, daß er es ſey/ velcher dem Volke den Willen der Sonne, hres Gottes ankuͤndige. Die andern Prie— ter im Sonnentempel der Hauptſtadt muß⸗ en insgeſamt Ynkas vom Stamme des Manko Capak ſeyn. Die Diener dieſes Tempels aber durften auch aus den gemach⸗ en Ynkas genommen werden. In den Pro inzen wurden die Prieſter von den Ver⸗ vandten des Curaka, oder Herrn der Pro⸗ yinz genommen; der Superior, oder Ober- zufſeher aber mußte ein gebohrner Ynka ſeyn. In der Kleidung unterſchieden ſich die Prie⸗ ter nicht von den andern Einwohnern des andes. Die für die Sonne auserwaͤhlten Sungfeauen wohnten in beſondern Haͤuſern, S 4 welche 230 Sechſtes Buch. welche nicht weit von den Tempeln der Sor ne erbauet waren. Sie waren von zweyerle Art: Einige dieſer heiligen Jungfrauen wid meten ſich einer ewigen Keuſchheit und muß ten, wenn ſie ihr Geluͤbde brachen, mi dem Tode buͤſſen; Andere aber kamen unte die Kebsweiber des Koͤniges. Sechſtes Kapitel. Von dem Tempel der Sonne ane ge Cn ene 1 De 55 in der Hauptſtadt Ri Reichs, war ein bewundernswuͤrdiges Gebäude, wenn man einerſeits den Reich— thum und die Pracht deſſelben, und ande— rerſeits den Mangel der alten Peruaner, den fie an Eiſen⸗ Baus und Zimmerwerkzeu⸗ gen litten, in Erwaͤgung ziehet. Er war viereckigt; feine Mauern waren von gebacke⸗ nen Steinen, aus einer ungemein ſchoͤnen Erde oder Thon aufgefuͤhret, und fein Dach von einem koſtbaren Holze gemacht. Er hatz te verſchiedene Thuͤren, der eee, aber befand ſich auf der Nordſeite; gege Mor⸗ Sechſtes Buch. 281 iu Morgen zu ſtand der groſſe Altar, und auf ö dieſem zeigte ſich in ungemeiner Pracht, das N Bild der Sonne vom reinſten Golde auf eis ner ſehr ſtarken goldenen Platte. Dieſes Bild der Sonne ſtellte ein Mannsgeſichte, mit Flammen und Strahlen umgeben, vor. Es war ſo groß, daß es von einer Seiten⸗ vand des Tempels bis zur Andern reichte. Die vier Waͤnde dieſes Tempels waren von ben bis unten mit Goldblechen uͤberzogen. ö In den Wänden herum ſtunden auf golde⸗ 7 en Platten goldne Throne, auf welchen die alſamirten Koͤrper der verſtorbenen Könige fen," als wenn fie noch lebten. Die Ge hter dieſer Könige waren gegen den untern (| heil des Tempels gekehrt; nur Hudyna | | apak, der liebſte unter den Kindern der Sonne, hatte den Vorzug, daß fein Köͤr— er dem Sonnenbilde gerade gegenüber ſtand. die Thuͤren des Tempels waren auch mit Bin zolde überzogen, und um die Mauern deſ⸗ A Iben, lief auswendig eine goldene Platte, | . | ner Elle breit, gleich einem Blumengehaͤnge. a | | ö * 3 x 0 u 0 f ö N | } 10 8 Sie⸗ | 1 282 Sechſtes Buch. Siebentes Kapitel. Von dem Hofe des Tempels und den klei nern Gebaͤuden, welche dem Monde, der Sternen, dem Donner und dem Re⸗ | genbogen gewidmet waren. 2 S herrliche Tempel ſtand mitten au einem weitlaͤuftigen Plazze, der vo einer Mauer eingeſchloſſen war, und ei Viereck vorſtellte. Um den oberſten The dieſer Mauer ging ein goldner Kranz eine Elle breit. Innerhalb dieſes Einſchluſſes un den Sonnentempel herum ſtunden fünf grofl Pavillons die viereckigt waren, deren Daͤche N aber in Pyramidengeſtalt ſpiz zu liefen. De | Erſte war beſtimmt, dem Monde zur Woh nung zu dienen. Die Thuͤren und Waͤnd . davon waren mit Silberblech überzogen U um durch die Farbe anzuzeigen, daß € Al | für den Mond beſtimmt ſey. Die Figur da 5 von ſtand auf einem Altar in dieſer Kapelle ' fie war von einer filbernen Platte gemacht und ſtellte ein Frauenzimmergeſicht v r 0 Denn dieſes Volk glaubte, daß der Mo 0 | die Schwefter und Gemalin der Sonne unk Sechſtes Buch. 283 die Mutter der Ynkas ſey: um deßwillen f nennten fie ihn Mama Quilla, oder Mur: N termond; fie beteten ihn hier an, aber fie | brachten ihm keine Opfer, wie der Sonne. 10 1 Auf beyden Seiten neben dieſem Altare ſahe Ih nan die Leiber der verſtorbenen Königinnen, ö f nach ihrem Alter geordnet. Mama Oello, die Mutter des Huaͤyna Capak, ſtund dem ilbernen Bilde des Mondes gerade gegen iber, weil ſie dieſen vortrefflichen en sur 1 5 Pal gebracht hatte. A Scwohl die Körper der Könige im Sum 3 als auch die, der Königinnen, in der Kapelle des Mondes, fi nd von den Pe⸗ uanern, ſobald fie von dem Einfalle der Spanier hoͤrten, nebſt den goldenen und ſil⸗ | | 7 ernen Thronen hinweg gebracht und ver | eh orgen worden; und es iſt nicht moͤglich ge⸗ 0 beſen mehr, als drey Körper von Koͤnigen N N nd zwey von Koͤniginnen eher 1 entde⸗ e en. N Nicht weit von dem Pavillon des Mon⸗ WM \ es, ſtand die Wohnung des Morgenſterns, 1 [ N es Siebengeſtirns und aller Sterne über: | 995 haupt. | hf 284 - Sechſtes Buch. haupt. Sie nennten den Morgenſtern Ei ka, weil fie ſich vorſtellten, daß feine Straß: len langen und krauſen Haaren aͤhnlich waͤ⸗ ren; außerdem hielten ſie ihn in gar groſſen Ehren, und nennten ihn den Pagen der Son— ne; weil er bald vor dieſer hergehet und bald ihr folget: das heißt nach unſerer Art zu re den, weil er bald der Morgen- und bald 4 Abendſiern iſt. Die übrigen Sterne nennte man die Dienerinnen des Mondes und nie der Sonne, weil ſie nur des Nachts zu . hen ſind. Dieſe Wohnung der Sterne ſo— wohl, als ihr groſſes Portal waren mit Sil— berplatten bedeckt. Das Dach ſtellte den Himmel vor, weil es ganz mit Sternen von verſchiedener Groͤſſe beſaͤet war. 4 Der dritte Pavillon war dem Bliz unk dem Donner geheiliget, beydes begrif mat unter dem Worte Yllapa. Man erwies bie ſem Phänomen: keine görtliche Ehre, abe man ſahe es fuͤr den Diener der Sonne un Ausrichter ihrer ſtrafenden Gerechtigkeit ar Man verabſcheuete die Oerter, wo der Bli eingeſchlagen hatte und wenn es Haͤuſer, oder Sechſtes Buch. 285 der Gemaͤcher waren, fo bewohnte man fie . ie wieder. Auch die Wohnung des 9 5 ar mit Gold uͤberzogen. Dem Regenbogen weyheten ſie den vier⸗ n Pavillon, weil er von der Sonne her⸗ orgebracht wird. Das ganze Innere deſſel- n war mit Gold überzogen und an Einer, r vier Wände, war der Regenbogen mit len feinen Farben vorgeſtellt; fein Bild | ar fo groß, daß es ſich von Einer Seiten⸗ and bis zu der Andern ausbreitete. Sie ne ennten dieſe Lufterſcheinung Cuychu und fen eine groſſe Ehrfurcht dafuͤn. Wenn einen Regenbogen erblickten, ſchloſſen fie | in Mund zu und hielten eine Hand davor; N eil fie glaubten, wenn fie ihn öffneten, fo | uͤrden ig Säge verderben und Fe | 99 5 erden. ) | Der fünfte: Pavillon war für die Prie⸗ e er beſtimmt, welche dem Gottesdienſte im h empel beywohnten, und insgeſamt von dem / N sefchlechte des Manko Capak ſeyn mußten. 1 ieſes Hauß war, wie die Andern, von | nten bis oben mit Golde uͤberzogen; Die I . 5 Prie⸗ | 286 Sechſtes Buch. | Prieſter ſchliefen und aſſen aber nicht darin I" ne, fondern der Oberprieſter verſammelte dar inne die andern Prieſter, um ſich mit ihner uͤber alles, was den Dienſt im Tempel be traf, zu berathſchlagen. j 1% 1 An den auswendigen Seiten der Mau: ern dieſer Pavillons, waren an jeden vier groſſe Blenden, wie Tabernakel, ebenfalls, wie das ganze Gebäude, von gebackenen Stei— nen aufgefuͤhrt. Dieſe Tabernakel waren ö inwendig ganz mit Goldblechen bedeckt, um ſie herum aber, waren auswendig vertiefte Linien zur Verzierung angebracht, welche in den Ecken, oder Winkeln mit Türkiſſen und Schmaragden auf kleine Goldplatten beveſti— get, geſchmuͤckt waren; auch die Ecken der Pavillons waren mit Goldplatten bekleidet, auf denen Edelſteine beveſtiget waren. | An den hohen Feſten pflegte fich der Ynka bald in dieſes, bald in jenes Tabernakel zu ſez— zen, nachdem es die Feyerlichkeit erfoderte. Die Mauern, welche den Hof des Som nentempels einſchloſſen, hatten zwoͤlf Thore, auch Sie, waren mit Goldblech überzogen, Außer Sechſtes Buch. 287 Ki) Außer dieſen fünf Pavillons, welche um den Sonnentempel herum ſtunden, befan⸗ den ſich in dem Hofe des Tempels noch ver⸗ ſchiedene Wohnungen, ſowohl für die Pries ſter ſelbſt, als auch fuͤr ihre Diener, welche allezeit von der Zahl der gemachten Ynkas waren. Kein Peruaner, er mochte auch ein noch ſo groſſer Herr ſeyn, durfte in den Tempel kommen, wenn er nicht Ynka war. Auch die Damen, die Gemalin und die Töchter des Koͤniges waren davon ausge⸗ ſchloſſen. Die Prieſter verrichteten den Dienſt Wochenweiſe in dem Tempel; die Wochen aber rechneten fie nach den Mondsvierteln; waͤhrend der Zeit blieben ſie in den Woh⸗ nungen im Tempelhofe, und gingen nicht nach Hauſe, hielten ſich auch nicht au 008 Weibern. b Die Peruaner, welche als Knechte am Tempel dienten; zum Beyſpiel, die Pfoͤrtner, Kehrer, Köche, Kellner, Holz- und Waſſer⸗ traͤger und ſo fort, waren von eben den Zoͤlkern, und aus eben den Staͤdten, als Bi, welche alle diefe Dienſte auch bey dem Koͤni⸗ 288 Sechſtes Buch. Könige verrichteten. Denn verſchiedene Staͤd te waren verbunden, Bediente fuͤr das Hauf der Sonne und des Königes zu ſtellen. Ir beyden war kein anderer Unterſchied, als die fer; daß im Sonnentempel keine Weibsbil der Dienſte verrichteten, im Pallaſt des Vnka aber keine Opfer gebracht an . 9 Achtes Kapitel. EWR Von den Oertern, wo man die Opfer verrichtete, und den Brunnen welche daſelbſt waren. Y e Die Oerter, wo man die Opfer brachte, waren der Feyerlichkeit jedes Feſtes ge⸗ maͤß. Einige verrichtete man auf gewiſſen Plaͤzzen in der Stadt; andere an mem ſchiedenen Oertern im Hauſe der Sonne, welche fuͤr die beſondern Feſte beſtimmt was ren. Die allgemeinen Opfer an dem vors nehmſten Feſte der Sonne, welches Raymi genennt wurde, verrichtete man auf dem groſſen Plazze der Stadt; die andern aber welche nicht ſo feyerlich waren, in den Vor⸗ hoͤfen des Tempels, wo die Einwohner ale Secchſtes Buch. 289 Provinzen und Leute von allerley Völkern zu anzen und ſich zu beluſtigen pflegten. Die, > Derter durfte man nicht anders, als mit loſſen Fuͤſſen betreten: denn es waren ge⸗ viſſe Graͤnzen um den Tempel herum be; timmt, wo man die Schuhe ausziehen muß⸗ e, ehe man naͤher hinzu trat. Ich will nich deutlicher erklären, | Von dem groſſen Plazze in Cusko gin⸗ en drey Straſſen ſuͤdwaͤrts nach dem Haufe er Sonne zu, von welchen die mittelſte die ornehmſte war. Die Peruaner pflegten urch dieſe nach dem Tempel zu gehen, wenn > dort opfern, beten, oder der Sonne Ge⸗ henke bringen wolten. Queer durch dieſe straffen lief von Morgen gegen Abend eine dere Straſſe in einer Entfernung vom auſe der Sonne, die mehr als zweyhun— rt Schritte betrug. Hier war es, wo alle e, welche zum Tempel gehen wolten, ihre ſchuhe ausziehen mußten. Eben ſolche raͤnzen waren auch auf den andern drey eiten des Tempels beſtimmt. II. Theil. 5 In 290 Sechſtes Buch. In dem Hauſe der Sonne, worunter ie allezeit den ganzen Bezirk, um den Sonnen tempel herum, verſtehe, waren fünf Brun nen an verſchiedenen Oertern; ihre Röhre waren aus Golde verfertiget, die Becke waren entweder von Steinen, oder von Go de, oder von Silber. In dieſen Brunne wuſchen ſie die Opfer; von dem Einen leite ten ſie auch das Waſſer in den Garten de Sonne. | . Neuntes Kapitel. Von dem Garten bey dem Tempel un den Reichthuͤmern deſſelben. Von den Schaͤzzen der Tempel in den ver⸗ ſchiedenen Provinzen. 1 Der Garten des Sonnentempels war fi wohl, als die Gärten, welche man b den Pallaͤſten des Koͤniges ſahe, ganz ve Gold und Silber. Man fand darinne ei Menge Kräuter, Blumen, Pflanzen, Ba me verſchiedener Sorten, groſſe und klein wilde und zahme Thiere, Schlangen, C deren, Schnecken, Gewuͤrme, Schmetterli nd Voͤgel, welche alle aus Golde, nach der katur nachgeahmt und an den, ihnen zukom⸗ enden Plaͤzzen, angebracht waren. Außer⸗ em befand ſich auch da ein groſſes Stück eld, auf welchem tuͤrkiſcher Weizen, Qui⸗ la und andere Huͤlſenfruͤchte zu wachſen hienen; es war aber alles aus Gold verfers jet, In dem Pallaſte des Koͤniges ſowohl, s im Haufe der Sonne, waren ſogar groß Gold- und Silberbarren, wie Scheitholz er einander gelegt, auch groſſe goldene Fi⸗ ren von Männern, Weibern und Kindern; dlich fanden ſich in beyden auch verſchiede⸗ Schuͤttboͤden, wo allerhand Koͤrner von old aufgeſchuͤttet lagen, als ob fie von den dern, bey den goldenen Gärten, wären irndtet worden. Denn an allen den groſ⸗ » Feſten, welche das Jahr hindurch gefey⸗ wurden, brachte man der Sonne und n Pnka eine groſſe Menge Gold und Sil⸗ zum Geſchenke, welches zur Verfchönes ag des Pallaſtes des Inka und des Haus. wu Sonne angewendet wurde. Zu dies 14 T 2 ſem Sechſtes Buch. 291 155 ; 292 Sechſtes Buch. . ſem Ende erfand man täglich neue Arten vor nl Pracht. Alle Goldſchmiede, welche den vol ' Dienfte der Sonne gewidmet waren, arbei, 3 teten hieran ohne Unterlaß und beeiferter ſich um die Wette alles, was man nur mi Augen ſahe, auf das natuͤrlichſte nachzuah men. Sie verfertigten auch eine unbeſchreib liche Menge Gefaͤſſe, Hausrath und Werk zeuge: denn im Hauſe der Sonne und in Pallaſte des Königes war alles uͤberein und auch das ſchlechteſte Geraͤthe, als Hacken und Schaufeln, von Golde, oder Silber Aus dieſer Urſache pflegte man auch dae Hauß der Sonne Carikancha, das Vorraths hauß des Goldes zu nennen. 4 Alle andere Tempel, welche ſich in der verſchiedenen Provinzen des Königreichs bi fanden, hatten dieſen Tempel gleichſam zu Muſter. Jeder Curaka gab ſich Muͤhe de Tempel der Sonne in ſeiner Provinz ſo ſeh zu ſchmuͤcken, als er konnte; die Curake hatten darinne nicht nur zur Abſicht ih e Gott zu ehren, ſondern ſie glaubten au e Sechſtes Buch. 293 urch dieſes Mittel ihren Koͤnigen zu ſchmei⸗ eln „ welche ſich Kinder der Sonne nenn— n. Nach dem Tempel zu Cusko war derje⸗ ige der beruͤhmteſte und reichſte, welcher auf er Inſel Titikaka ſtund, welches Wort ſo el als Bleyberg bedeutet. Der See, wor⸗ nen dieſe Inſel liegt hat von ihr eben den⸗ lben Namen angenommen. Die Inſel gt ohngefehr drey- bis vierhundert Schrit— vom veſten Lande und hat ſechstauſend chritte im Umfange; der See aber hat ohl achtzig Meilen im Umkreiſe und iſt an nigen Orten acht und vierzig Klaftern tief. ie Spanier ſchreiben ihm die beſondere Ei⸗ nſchaft zu, daß man mit keinem hoͤlzernen ihrzeuge darauf fahren koͤnne. Man glaubte von dieſem See und dieſer iſel, daß die Sonne, nach der allgemeinen berſchwemmung, ihre Strahlen zuerſt auf ſen Ort geworfen und alsdann auch ihre nder Manko Capak und Mama Oello ako vom Himmel hier nieder gelaſſen, ſie von da ausgehen und alle Einwohner * T 3 des 294 Sechſtes Buch. des ganzen Landes im Guten unterrich en und zu einer menſchlichen Lebensart gewoͤh⸗ nen ſolten. Aus dieſem Grunde gaben die Pnkas dieſe Inſel für heilig aus und baueten darauf einen Tempel, oder ein Haus der Sonne, welches mit Golde überzogen, und mit um fehägbaren Reichthümern angefuͤllt war. Einwohner aller Länder, welche den YVnke unterworfen waren, reiſeten jährlich hierhet und brachten reiche Geſchenke, an Golde, Sil ber und Edelſteinen. Man ſaͤete in den Gaͤr⸗ ten des Tempels auf dieſer Inſel allerhand Hulſenfruͤchte und ſendete von den Fruͤchte die man hier aͤrndete an den Koͤnig unde alle Vornehme des Reichs. Der König ſchickf te einen Theil davon in den Tempel der Som ne und an die, der Sonne geheiligten, Jung frauen, mit dem Befehle ſie wieder allen Sonnentempeln und Haͤuſern der heiligen Jungfrauen mitzutheilen. Ein jeder Perug⸗ ner, der fo glücklich war, ein einziges ſolches Koͤrnchen zu befizzen, glaubte gewiß vor ab lem Mangel, fo lange er lebte, ſicher zu ſeyn, Sechſtes Buch. 295 Der Pater Blas Valera erzaͤhlt, daß ie Prieſter dieſes Tempels nebſt den Be⸗ bohnern der Ufer dieſes Seees, ſobald fie on dem Einfalle der Spanier in dieſes Reich ind von ihrer Raubbegierde gehört, alle Dies e Reichthuͤmer in den See Titifafa gewor⸗ en haͤtten. Eben ſo ſollen die Einwohner on Cusko einen groſſen Theil der Schaͤzze m Tempel der Sonne, und im Pallaſte es Koͤniges, in einen kleinen, aber ſehr fies en See im Thale Orko ſechs Meilen von er Hauptſtadt verſenkt haben. Unter dieſen eztern war auch die groſſe goldene Kette, wel⸗ he Huaͤyna Capak bey der Geburt feines Sohnes Huaskar verfertigen ließ. Ich ha⸗ e fie n im fünften Buche e 5 Zehntes Kapitel. Von den der Sonne geweyhten Jungfrauen, ihrer Wohnung und ihren Arbeiten. m Lande der Ynkas befanden ſich Haͤuſer für Jungfrauen, welche den europaͤiſchen Nonnenkloͤſtern ſehr ähnlich waren. Die pe⸗ ane Nonnen waren Frauenzimmer, die T 4 der \ 4 IE 296 Sechſtes Buch. | der Sonne und ihrem Dienſte geheiliget wa 3 ren, und wurden die auserwaͤhlten Jungfrau en genennet, weil man fie nach ihrer Schön: beit und nach ihrem Stande waͤhlte. Ehe ich aber von ihnen ſelbſt rede, muß ich ihre Wohnungen vorher beſchreiben; ich waͤhle dazu die, welche ſie in der Hauptſtadt bat; ten; denn die andern Haͤuſer der geweyhe— ten Jungfrauen in den verſchiedenen Pro⸗ vinzen, waren nach dieſem Muſter gebauet. Bey der kurzen Beſchreibung des Hauſes der Sonne habe ich dreyer Straſſen erwaͤhnt, welche von dieſem heiligen Hauſe nach dem groſſen Plazze in Cusko von Mittag gegen Mitternacht zu liefen. Dieſe drey Straſſen wurden von einer Andern durchſchnitten, wel⸗ che von Morgen gegen Abend zu ging, und ohngefehr zweyhundert Schritte vom Tem⸗ pel entfernt war. Unter den erſtbemeldeten drey Straſſen ſchnitten zwey, die zur lin⸗ ken Hand nemlich, und die Mittelſte nebft der queer durch fie laufenden, zwey Quarz tiere ab. Dasjenige Quartier, welches zwi ſchen dem groſſen Plazze, und der von Mor: ge Sechſes Buh. 29 gen gegen Abend laufenden Straſſe lag, wur— de ganz von dem Hauſe der geweyheten Jung⸗ frauen eingenommen. Man ſiehet, daß es alſo ungemein groß muͤſſe geweſen ſeyn. Wei⸗ zer gegen Mittag war alſo die Queerſtraſſe, alsdann ein groß Quartier von andern Haͤu— ern, und endlich wieder ein geraͤumiger Plaz, welcher dem Hauſe der En gleich am zum Vorhofe diente. | Dieſes Hauß, oder Biere dieſer Pal: af „wurde von den Ynkas Acllahua, oder as Hauß der Sterne genennet: feine Vor⸗ erſeite war gegen den groſſen Plaz gerich— et, die andern drey Seiten wurden von en drey Straſſen umgeben. Mitten durch ieſes Gebäude, lief eine kleine Gaſſe, gleich iner Gallerie , fo breit daß zwey Perſonen eben einander gehen konnten. An der Vor⸗ erſeite, nach dem groſſen Plazze zu, war ie vornehmſte Thuͤr, deren Portal und Fluͤ⸗ el auch mit Gold uͤberzogen waren; aber tan öffnete dieſe Thuͤr niemals, als wenn ie Koͤnigin ſich zu den geweyheten Jung⸗ rauen ee oder dieſes heilige Hauß ei⸗ T 5 ne 298 Sechſtes Buch. ne neue Veſtalin aufnehmen wolte. Geg Eine von den Straſſen zu, „war das Die thor, wodurch man in das sbentefcicbene enge Gaͤßchen kam. Wenn man durch d erſte Haͤlfte deſſelben gegangen war, kam man an ein zweytes Thor, durch welches aber nie eine Mannsperſon, oder eine ver⸗ heyrathete Frau, kurz niemand als die zum Dienſte der auserwaͤhlten Jungfrauen be ſtimmten Maͤdchen, weiter in das Gebaͤude hinein gehen durfte. 72 An dem aͤußern Thore nach der Straſſe zu, befanden ſich allezeit zwanzig Pfoͤrtner, welche die Dinge, die in das Haus, ode heraus ſolten gebracht werden, hin und her trugen; fie durften aber bey Lebensſtrafe, ni weiter, als in der kleinen Gaſſe, bis an dat zweyte Thor gehen. Wenn man durch di erſte Haͤlfte dieſer Gallerie ging, ſahe ma auf beyden Seiten verſchiedene Wohnungen in welchen die zum Dienſte der auserwaͤhl ten Jungfrauen beſtimmten Mädchen lebte und arbeiteten; jedes, dieſer kleinern Haͤuſer, hatte feine Pfortnerin, welche ihres Amtes | Sechſtes Buch. 299 genau wahrnahm. Am Ende der Gallerie, ſing ſich die Wohnung der auserwaͤhlten Jungfrauen, oder der en der Son⸗ ne an. Alles Gerathe in dieſem uss , (age der geringſte Keſſel oder Topf, war eben ſowohl, als im Hauſe der Sonne, von Gold oder Silber. Auch hatten dieſe Damen eis nen Garten, deſſen Baͤume, Pflanzen, Kraͤu⸗ ter, Blumen, Früchte, Vögel und andere Thiere aus Gold oder Silber waer waren. In dieſer groſſen Eon * ink 1 05 der innerſten Abtheilung, befanden ſich ge⸗ wöhnlich funfzehnhundert auserwaͤhlte Jung⸗ frauen, doch war dieſe Zahl nicht eben ber ſtimmt. Dieſe mußten alle Toͤchter von wah⸗ ren Ynkas, rechtmaͤßig erzeugt ſeyn, und ſowohl von vaͤterlicher, als muͤtterlicher Sei⸗ te vom Manko Capak und Coya Mama Oello herſtammen. Die, welche zu einem gewiſſen Alter gelanget waren, nennte man Mama ⸗Cuna, welches fo viel, als eine Ma⸗ trone, oder eine Frau bedeutet, welche die Pflich⸗ 1 — — — x — —— 300 Sechſtes Buch. Pflichten einer Mutter verrichtet. Sie ver⸗ walteten das Amt der Aebtißinnen, der Auf— ſeherinnen und Lehrerinnen; denn ſie muß⸗ ten die Novizen in ihren Pflichten unterwei— ſen, auf die Eingaͤnge und Thuͤren acht has ben, und Befehle wegen Verſorgung des Hauſes geben. Fr j Alle diefe Damen lebten beftändig einge, ſchloſſen, in einer ewigen Jungfrauſchaft. Sie hatten keine Sprachzimmer wie die eu⸗ ropaͤiſchen Nonnen, und ſelbſt der Koͤnig kam nicht zu ihnen; niemand als die Koͤ⸗ niginnen nebſt ihren Prinzeßinnen, durfte ſie beſuchen. 4 1 Die vornehmſte Arbeit dieſer Gemalin⸗ nen der Sonne, naͤchſt ihren gottesdienſtli⸗ chen Verrichtungen, die nicht eigentlich außer ihrer Wohnung bekannt wurden, war ſpin⸗ nen, weben und die Kleider, welche der Ynka und die Coya trug, verfertigen. Auch machten ſie ſehr feine Kleider „welche ſie der Sonne als Opfer brachten. 4 Der Inka trug auf dem Kopfe das Llau⸗ ta, oder die heilige Binde, welche ihm an⸗ | ſtatt Sechſtes Buch. 8 ſtatt der Krone diente, und von mir oben beſchrieben worden. Seine Kleidung war ein Kamiſol, welches ihm bis an die Kniee | j ging; man nennte es Unku. Diefes Unter: | (N kleid guͤrtete er auf der Mitte des Leibes mit V einer schön gearbeiteten, zwey Finger breiten 0 Schnur, woran ein viereckigter Beutel hing, welchen man Chuspa nennte, worinne er ein gewiſſes Kraut Cuka, bey ſich trug. Dieſes Kraut kauet man, wie in Oſtindi⸗ en das Betel. Aber nur der Ynka und e e wem er ein Geſchenk damit machte, durfte damals dieſes Kraut kauen. Uiber die We— fte trug der Ynka, anſtatt des Mantels, ei⸗ nen weiten Oberrock, der Vakolſ me er Sie verfertigten auch eine andere Art von 8 „Paycha genennt. Dieſe aber trug nicht der Ynka, fondern 1 5 e | Anverwandten. N Alle dieſe Kleidungsſtuͤcke, a die, wel⸗ che fie für die Sonne verfertigten, mache ten fie in groſſer Menge, und uͤberſchickten je dem Pnka, welcher fie mit der größten 302 Sechſtes Buch. Ehrerbietung annahm. Der Ynka, durfte kein Stück davon an jemanden verſchenken, welcher nicht ein wahrer Puka, oder von koͤniglichem Gebluͤte war. ng Außer dieſen helligen Kleidern mußten die auserwaͤhlten Jungfrauen auch zu be— ſtimmter Zeit das Brodt, welches man Can— ku nennte, backen. Es wurde bey den Opfern gebraucht, welche man der Sonne an ihren beyden groſſen Feſttagen, Raymi und Citua, brachte. Endlich machten ſie auch ein ge— wiſſes Getraͤnke, welches der Ynka nebſt feis nen Anverwandten an dieſen Feſten trank. Der Name deſſelben war Aka. Die Ynkas hatten ein Geſez gemach welches die Strafe uͤber diejenigen beſtimmte, welche das Geluͤbde der Keuſchheit in dieſem Hauſe verlezten. Dieſes Geſez war ſehr hart zum Gluͤck ift es nie noͤthig geweſen, es i Vollziehung zu bringen. Es befahl, daß die jenige der Sonne geweyhte Jungfrau, we che das Geluͤbde der Keuſchheit braͤche, leben dig ſolte begraben, ihr Liebhaber hingege gehangen werden. Allein nicht nur die bey f de ben Schuldigen ſolten ſterben, ſondern die ganze Familie des Verbrechers und alle Ein⸗ wohner der Stadt, worinnen er gebohren wäre, folten hingerichtet, die Stadt zerſtört und für unbewohnbar erklärt werden. Nies mals, wie ich geſagt habe, iſt es nöthig ge; weſen, dieſe Strafe zu vollziehen: entweder weil die Peruaner zu tugendhaft, oder das Geſez zu ſchrecklich, oder die Anſtalten zur Erhaltung der Tugend zu vortrefflich waren. Zum Dienſte dieſer auserwaͤhlten Jung⸗ frauen befanden ſich im Hauſe der Sterne fuͤnfhundert junge Mädchen, welche insge⸗ ſamt Jungfrauen und Tochter, nicht der ei⸗ gentlichen Ynkas, ſondern derjenigen Ynkas ſeyn mußten, welche Manko Capak mit die⸗ ſem Tittel, aus Gnaden, beehrt hatte. Sie wohnten in den kleinen Haͤuſern, welche man auf beyden Seiten der, durch das Gebaͤude laufenden, Gallerie erblickte. Sie hatten auch ihre Mamacunas, oder Aufſeherinnen, wie die auserwaͤhlten Jungfrauen und wur⸗ den von ihnen unterrichtet. Dieſes waren die rien „ Geſezze, Einrichtungen, Sechſtes Buch. 303 | Vor⸗ * 304 Sechſtes Buch. Vorzuͤge und die Wohnungen der, 0 Sonne geheiligten Jungfrauen in der Hau ſtadt. Dieſes geheiligte Hauß, oder Kloſter hatte den Vorzug vor allen in den Pros vinzen. „e 7 4 ö N 1 Eilftes Kapitel. Vie Von den auserwaͤhlten Jungfrauen in den Provinzen. 3 Nach dem Muſter des Hauſes der Ster⸗ ne, oder des Jungfrauen Klofters in Cusko baueten die Yukas eben ſolche Haͤu⸗ fee in allen Provinzen ihres weitläuftigen Reichs. In dieſe Haͤuſer nahm man Maͤd⸗ chen von allerley Stand und Geburt auf, von den Töchtern der Ynkas an, bis zu den gez ringſten Buͤrgermaͤdchen, wenn fie nur Jungs frauen und ſchoͤn waren. Dieſe Nonnen wurs 7 den aber nicht Gemalinnen, ſondern Töchter der Sonne genennt, und waren eigentlich nichts anders, als Kebsweiber des Koͤnigs. Sobald er ſie foderte, wurden ſie zu ihm gebracht, und wenn ſie ihm gefielen, behielt er ſie bey ſich. Die, welche er einmal ſei— ner Sechſtes Buch. 305 er Liebe gewuͤrdiget hatte, mußten im Pal⸗ te, im Dienſte der Königin bleiben „ bis | tan ihnen erlaubte in ihre Vaterſtadt zurück 6 kehren; auch hier wurden fie mit Guͤtern | | | berhaͤuft, und mit der größten Ehrfurcht bez 1 ent, weil es alle Peruaner für eine groſſe Eh: | 1 ‚hielten, eine geweſene Gemalin des Capak Inka, oder Königs in ihrer Stadt zu haben. ih die andern Nonnen, welche der Koͤnig nicht ürdigte, ſie zu dem Range ſeiner Geliebten erheben, blieben in dem Kloſter, bis ſie ge⸗ ſſe Jahre erreicht hatten; alsdann war es nen erlaubt, ſich entweder zu entſchlieſſen, ſo nge fie lebten, da zu bleiben; oder auch in ih⸗ Vaterſtadt zurück zu kehren, wo fie fo, wie r geſagt haben, bedient wurden. Die ganze Lebensart dieſer Nebengema⸗ N nen des Ynka war der, welche die Ge 0 alinnen der Sonne in Cusko fuͤhrten, voll⸗ nmen aͤhnlich. Auch fie hatten ihre Ma⸗ zcunas, ihre Dienerinnen, eben fo koſtba⸗ Hausgeraͤthe, verfertigten eben ſolche beit, womit aber der Koͤnig Geſchenke an Curakas, und an wem es ihm beliebte, II. Theil. u machen —— 4. * 306 Sechſtes Buch. machen konnte, und wurden auch nach eben ſo ſtrengen Geſezzen bewacht. Gleichwie aber die auserwaͤhlten Jungfrauen in der Haupt— ſtadt auf Unkoſten des Sonnenhauſes ernaͤhrt, möbliert und bedient wurden, weil ſie Ge— malinnen der Sonne waren; ſo machte bey denen in der Provinz der König den Auf— wand, denn dieſe waren Gemalinnen dee Sohnes der Sonne. 4 Ein jedes dieſer Haͤuſer hatte ferner ſeinen Statthalter, welcher ein Inka ſeyn mußte, ſeinen Haushofmeiſter, ſeinen Intendanter und alle Hausbedienten, die zur Verpflegung und Bequemlichkeit der Gemalinnen des . nigs noͤthig waren. Wenn der regierende Koͤnig ſtarb, ſo be ehrte ſein Nachfolger dieſe Nebengemalinne ſeines Vorgaͤngers mit dem Tittel Mama cuna; fie wurden die Gouvernannten feine eigenen Nebengemalinnen und unterrichtete fie in allem, was fie ihrem Stande nac wiſſen mußten. Aber keine von Allen w je an Einem andern verheyrathet, weil ih Perſonen Für heilig geachtet wurden: Doch Sechſtes Buch. 307 Töchter aber, welche er mit dieſen Nebenge⸗ malinnen zeugte, pflegte er zuweilen an Cu— Es, oder andere vornehme Herren, die ihm zroſſe Dienſte geleiſtet hatten zu vermaͤlen. Zwoͤlftes Kapitel. Von den Sonnenfeſten. as vornehmſte Feſt, welches die Vnkas und ihre Unterthanen der Sonne zu ehren anſtellten, wurde von ihnen Yntip⸗ Raymi, oder das feyerliche Sonnenfeſt ges ennt. Denn Pntip iſt das Wort, womit e die Sonne bezeichnen, und Raymi heiſſet in feyerliches, oder groſſes Feſt. Es wurde iefes Feſt, welches neun Tage lang dauer⸗ >, gleich nach der Sonnenwende, welche in en Monat Junius faͤllt, mit außerordentli⸗ her Pracht und Sorgfalt begangen. Nicht ur der Koͤnig nebſt dem groͤßten Theile der nfas vom Gebluͤte, ſondern auch die Cu⸗ akas, oder ihre Söhne, mit einer groſſen Nenge Diener und viele andere Leute, wel⸗ je um dieſe Zeit nach Cusko kamen, wohn⸗ m ihm bey. Zu dieſem groſſen Feſte mac): u 2 fen 308 Sechſtes Buch. ten ſie auch ungemein groſſe Vorbereitun⸗ gen. | | Durch ein dreytaͤgiges Faſten, während welchem ſie nichts, als einige rohe Koͤrner weiſſen Mayz, nebſt einigen Blaͤttern vom Kraute Chukam aſſen und Waſſer tranken, ſich ihrer Weiber enthielten, und in der gan— zen Stadt kein Feuer anzuͤndeten, weyheten ſie ſich gleichſam dazu ein. In der Nacht vor dem erſten Feſttage beſchaͤſſtigten ſich die dazu befiellfen Prieſter damit, Schoͤpſe und Laͤmmer, welche geopfert werden ſolten, aus— zuſuchen und den Trank zuzubereiten, welcher der Sonne dargebracht und den Ynkas bey der Ceremonie gegeben wurde. Die Jung— frauen der Sonne aber machten indeſſen den Teig Canku, und aus demſelben eine Men— ge runder Brodte, von der Groͤſſe eines Apfels. Nur am Pntip-Raymi und an ei nem andern groſſen Feſte, Citua genannt bucken und aſſen die Peruaner Brodt; wäh: rend der uͤbrigen Zeit genoſſen ſie an deſſen Statt Zara, eine gewiſſe Art Mayz, feiner als die gewoͤhnliche, welche fie entweder kocht ten, Sechſtes Buch. 309 ten, oder röſteten; wie auch andere Hilfen: fruͤchte. Niemand, als die Jungfrauen der Sonne durfte dieſes Brodt und alles Fleiſch, welches der Capak Ynka und die andern Ynkas an dieſem Feſte genoſſen, zubereiten. Die Curakas und andere Fremde (denn alle mußten während dieſen neun Tagen beföftis get werden,) wurden von einer Menge an— derer Frauen auf das reinlichſte und köſt- lichſte bewirthet. Wenn in der Nacht, ehe die Sonne zu dieſem feyerlichen Tage aufging, alle dieſe Zubereitungen gemacht waren, begab ſich der Koͤnig, nebſt allen gegenwärtigen Ynkas, velche ihm in der Ordnung nach Alter und Stande folgten, auf den groſſen Plaz Hauß⸗ zypata, wo ihm ſchon die Curakas und ei- ze groſſe Menge anderer Andaͤchtigen er varteten. Dieſe Curakas, nebſt ihren Leu⸗ en, waren, ihrer Meinung wenigſtens nach, lle auf das praͤchtigſte gepuzt; in der That dar ihr Aufzug ungemein ſeltſam. Einige atten ihre Kleider mit Gold- und Silber laͤttchen beſezt und Kraͤnze von eben der | W Mate⸗ 310 Sechſtes Buch. Materie auf den Köpfen. Andere waren mit Lowen⸗ oder Tigerhaͤuten bekleidet: wieder Andere trugen Flügel von dem groſſen Bor gel Cuntur auf dem Ruͤcken. Man wird ſich noch aus dem erſten Theile dieſer Ge— ſchichte erinnern, daß die verſchiedenen Plei- nen Volker, welche dieſen Landſtrich, vor der Ankunft des Manko Capak, bewohnten, vorgaben, daß ſie von verſchiedenen Thieren abſtammten; alle dieſe Voͤlker hatten allezeit in ihrem Aufzuge ein Merkmal, oder Aehn— lichkeit von dem Thiere, oder der Sache, von welcher ſie ihren Urſprung herleiteten. Hier— bey trug zugleich eine jede Voͤlkerſchaft die Waffen, deren ſie ſich im Kriege bediente. Jedem Curaka und ſeinen Dienern folgte eine anſehnliche Zahl Leute mit Trompeten, kleinen Paucken und andern Juſtrumenten womit ſie ſich hoͤren lieſſen. ö Auf dieſem groſſen Plazze der Haupt ſtadt, wartete nun der Capak Ynka, und ſein Gefolge in groſſer Stille, mit bloſſen Fuͤſſen und gegen Morgen gerichtetem Ge— ſichte, bis die Sonne aufging; ſobald ſie den Bliz Sechſtes Buch. 311 Bliz ihres Aufgangs erblickten, fielen ſie auf hre Kniee, um fie anzubeten. Sie breiteten alsdann ihre Arme aus, hielten ihre Haͤnde gerade gegen das Geſicht und warfen Kuͤſſe in die Luft; wobey fie dieſen herrlichen Lichtkoͤr⸗ per fuͤr ihren Vater und Gott erkennten. Da aber die Curakas nicht von koͤniglichem Ge⸗ bluͤte waren, fo begaben fie ſich, gleich nach der Erſcheinung des Koͤniges, auf einen ſehr nahen Plaz, der Cußypata genennt ward, und erwieſen der aufgehenden Sonne eben die Ehre, wie der Ynka. Nach dieſer Ber willkommung der Sonne ſtand der Koͤnig auf, alle andern aber blieben auf den Knie⸗ en, und nahm zwey groſſe goldene, mit ger woͤhnlichem Getraͤnke angefüllte, Trinkgefaͤſſe (Aquilla) in die Haͤnde, machte, als der Erſtgebohrne unter den Kindern der Sonne, ſeinem Anherrn die Ehrenbezeigung in ſeinem Namen und reichte ihm das Gefaͤſſe, welches er in der rechten Hand hatte, gleichſam zum Teinken dar. Die Peruaner glaubten daß die Sonne dieſe Einladung annaͤhme und n Capak Pnka, nebſt allen andern Ynkas 1 4 auffo⸗ de x 312 Sechſtes Buch. auffodere, ihr Beſcheid zu thun. Denn un ter dieſem Volke war das größte Zeichen dei Ehre und Freundſchaft, welches man jeman den erweiſen konnte, dieſes, daß man ihm zutrank. 4 Nachdem der Ynka die Sonne alſo ein: geladen hatte, goß er das Getraͤnke, welches in dem Gefaͤſſe, das er in ſeiner rechter Hand hatte, enthalten war, in eine Kumme, aus welcher es in eine duͤnne goldene Roͤhre floß, welche bis an das Haus der Sonne reichte. Hierauf trank der Ynka ein went ges aus dem Gefaͤſſe in ſeiner linken Hand und vertheilte alsdann das Uibrige in die kleinen goldenen oder ſilbernen Taſſen, wel⸗ che die um ihn herumknieenden Pnkas in den Händen hatten. Die Pnukas tranken dieſen durch die Opferung geheiligten 20 aus, die Curakas bekamen anderes Getraͤn⸗ ke, das aber doch von den Jungfrauen der Sonne verfertiget war. Nach Vollendung dieſer Sete ging der König, auf welchem die Pnkas, unk nach dieſen die Curakas in gehoͤriger Or nung Sechſtes Buch. 313 nung folgten, nach dem Tempel der Sonne. Zweyhundert Schritt davon zogen ſie insge— ſamt außer dem Koͤnige, die Schuhe aus; der König und die Ynkas gingen in den Tempel, und warfen ſich vor dem Bilde der Sonne nieder. Der Erſte opferte die Scha— len, woraus er der Sonne das Trankopfer gebracht hatte ſelbſt; die Ynkas aber uͤber⸗ gaben die ihrigen den Prieſtern, ON fie der Sonne darbrachten. Nunmehr gingen ſie insgeſamt vor das Thor des Hauſes der Sonne, wo die Cura⸗ kas während dieſer Ceremonie geblieben wa- ren, um von dieſen die Geſchenke, welche ſie der Sonne brachten, anzunehmen. Sie be ſtanden, außer den Trinkgefaͤſſen, in aller hand goldenen Bildern, welche im Kleinen Thiere aller Art, auch Gewaͤchſe und Blu— men vorſtellten, und dann kehrten ſie in eben der Ordnung, wie ſie gekommen waren, auf die Plaͤzze zuruͤck. Dieſes war die Zeit, da die Prieſtr⸗ Ynkas zu dem vornehmſten Opfer des Ta⸗ ges ſchritten. Sie hatten eine groſſe Menge 4 1 1 5 Laͤm⸗ 314 Sechſtes Buch. Lämmer, Schöpfe und Schaafe, die nicht gebahren, beyſammen. Aus der ganzen Heer⸗ de, welche der Sonne gehoͤrte, nahmen ſie ein ſchwarzes Lamm heraus, welches nicht den geringſten, weiſſen Flecken hatte, (denn die Ynkas liebten die ſchwarze Farbe vorzüge lich.) Sie banden es nicht, ſondern vier Opferprieſter hielten es bey den Füffen, und dreheten ihm den Kopf gegen Morgen, der fünfte aber öffnete ihm die Seite, und zog Herz, Leber und Lunge nebſt dem Schlunde heraus. Dieſes Opfer enthielt, als das Hauptopfer, die guten Vorbedeutungen in ſich. Wenn das Lamm, während der Def nung der Seite ſeine Fuͤſſe nicht aus den veſthaltenden Haͤnden zog: Wenn der Schlund nicht von dem Gehaͤnge abriß, ſondern alles an einander haͤngend herausgeriſſen ward: Wenn die Theile des Gehaͤnges ganz unbe— ſchaͤdiget und geſund waren, und andere aͤhn liche Bemerkungen; ſo war es ein gutes Zei chen fuͤr das Feſt und das Volk. Waren die Zeichen bey der Opferung des Lamme nicht gut, ſo opferten ſie einen Schoͤps: zeigte Sechſtes Buch. 315 hen auch dieſer nichts gluͤckliches an, fo bes ienten fie ſich eines unfruchtbaren Schaafes. donnten fie auch dadurch keine erwuͤnſchten Borbedeutungen erlangen, fo feyerten fie den— och das Feſt, aber mit einer allgemeinen 5 Niedergeſchlagenheit. Nach der Opferung 1 es Lammes, opferten fie noch eine groſſe An⸗ | ahl Schöpfe und Schaafe, die nicht mehr e ebähren konnten, aber fie oͤffneten ihnen die ö Seite nicht, und beobachteten auch die an⸗ ern Gebräuche nicht dabey; ſondern fie nah⸗ nen nur das Herz nebſt dem Blute, und raͤſentirten es der Sonne im Tempel, nebſt dem Eingeweide des erſten Lammes, als ein Ipfer, worauf fie alles dieſes verbrannten. Das Feuer, wodurch die Oyferſtuͤcke ver⸗ brannt wurden, mußte ihnen von der Son⸗ ie ſelbſt gegeben worden ſeyn; dieſes ging alſo zu. Die Ynkas trugen auf dem Ge lenke der Hand eine Art von goldenen Me⸗ ' dallion mit einem Armbande beveſtiget. Das | I Medallion des Oberprieſters übertraf an Gröſ⸗ N ſe die Andern; ſie nennten es Chipana, es r war ſo groß, als die Haͤlfte einer Citrone, | | 1 inwen⸗ 316 Sechſtes Buch. inwendig hol und ſehr poliert. Dieſes Biel er gleich einem Brennſpiegel gegen die Son ne, fing ihre Strahlen auf, und zuͤndete da mit einen Zunder von geſchabeten baumwol lenen Zeuge an. Vermittelſt dieſes Feuer: zuͤndete man das Holz zu den Opfern an und auch dasjenige, woran man alles Fleiſch der Thiere briet, die an dieſem Tage gegef ſen wurden. Von eben dieſer Flamme zuͤn dete man auch ein Feuer im Tempel det Sonne und im Hauſe der auserwaͤhlter Jungfrauen an, welches das ganze Jahr un— terhalten werden mußte, und man hielt es fur ein ſehr ungluͤckliches Zeichen, wenn es an einem von dieſen beyden Oertern verloͤſch— te. Eben fo traurig wurden die Ynkas, wenn an dem Tage vor dem Sonnenfeſte, an welchem dieſes Feuer angezuͤndet werden mußte, keine Sonne ſchien, und ſie ſich ge— zwungen ſahen, es ſich durch das Aneinan— derreiben zweyer Staͤbe von dem Holze Vya⸗ ka, welches dem Zimmetholze wan 10 verſchaffen. 4 Wenn das Fleiſch von den geopferten hieren auf den beyden Plaͤzzen Haußay⸗ ata und Cußypata, wohin ſich die Pros Kion vom Tempel der Sonne zuruͤck bege⸗ en hatte, gebraten war, ſo wurde es, nach em Range unter die Ynkas, Curakas und as uͤbrige Volk ausgetheilt, wozu ſie oben waͤhntes Brodt, Canku genannt, bekamen. dieſes war das erſte Gerichte bey der Ga— erey, welche auf das Opfer erfolgte. So inge fie aſſen, wurde nicht getrunken: denn ie Peruaner tranken niemals während dem ſſen. Wenn ſie ſich aber geſaͤttigt hatten, hard getrunken, und zwar im größten Uiber⸗ as. Das Getraͤnke, deſſen fie ſich bedien⸗ n, war eine Art von Bier, welches aus Nayz, oder m... Weizen ee ard. Waͤhrend dem Trinken ran Truppen on Saͤngern und maskierten Taͤnzern, wel⸗ hen die vornehmen Trinker zuſahen. | Dieſes Feſt dauerte, wie ich geſagt has e, neun Tage. Nur den erſten Tag ward Pee, die übrigen Tage aber wurden mit Sechſtes Buch. 317 Schmau⸗ 318 Sechſtes Buch. Schmauſereyen zugebracht. Waͤhrend — Zeit ſaß der König auf feinem maßiv-golde nen Stuhle und ließ die anweſenden Herren durch feine Verwandten zum Trinken auffo— dern. Wenn das Feſt geendiget war, ſo zog Jedermann, nachdem der Koͤnig die Erlaub— nis gegeben, mit groſſen Freuden nach Hau— ſe. Das zweyte Sonnenfeſt, zur Zeit der Sonnenwende, im December, war nicht ganz ſo feyerlich. Die Curakas und andere Frem— den fanden ſich nicht ſo haͤufig ein; man zog nicht ſolche Folgerungen aus den Vor— bedeutungen, und es wurden auch der Son— ne keine goldenen Schalen geopfert; eng aber war es dieſem aͤhnlich. Dreyzehntes Kapitel. Von dem dritten und vierten Feſte der Vnkas. a dritte Feſt nennten die Peruaner Cus⸗ kuy⸗Raymi, man hielt es, wenn die Saͤezeit vorbey war und der Mayz anfing aus der Erde hervor zu keimen. Der Mayz war ihre vornehmſte Speiſe und man darf ſich Sechſtes Buch. 319 ſich nicht wundern, wenn die Peruaner an dieſem Tage viel Laͤmmer, Schoͤpſe und Schaafe ſchlachteten und die Sonne baten, ihre Saat vor Reif, Froſt und Hagel zu bewahren. Auch auf dieſem Feſte, tanzten, ſangen und tranken fie. Nur das erſte Lamm, nebſt dem Eingeweide und dem Blute der übrigen geopferten Thiere, ward an dieſem wie am Yntip⸗Raymi der Sonne dargebracht und verbrannt. | Das vierte Hauptfeſt, welches die Ynkas in Cusko feyerten, ward Citua genennt, und hatte eine groſſe Aehnlichkeit mit den Reini⸗ gungs- und Verſoͤhnungsfeſten der Alten. Am Tage des Neumondes nach der Tags und Nachtgleiche im September, fingen die Einwohner von Cusko das ſtrenge Faſten an, welches Hatunkaci genennt, und von uns ſchon beym vorigen Feſte iſt beſchrieben worden. Alle, welche ſich auf dieſe Art vor⸗ bereitet hatten, kamen in dem Hauſe des Aelteſten jeder Familie zuſammen; ſelbſt der ‚König begab ſich in das Hauß feines aͤlteſten. Onkels. In der Nacht, welche auf dieſen 4 N Tag 320 Sechſtes Buch. Tag folgte, wuſchen ſie ſich und bereiteter das Brodt Canku, aber auf zweyerley Art; Die erſte Art wurde zubereitet, wie das Can⸗ ku am Yntip-Naymi; unter die zweyte Art aber knetete man ein wenig Blut, von fünf: bis ſechsjaͤhrigen Knaben, welchen man eine Ader zwiſchen den Augenbraunen, oder Na— ſenlöchern oͤffnete. Dieſe lezte Art Brodt ward nicht gegeſſen; ſondern, nachdem ſie ſich gewaſchen hatten, nahm jeder ein kleines Stück von dieſem, mit Blut vermiſchten Brodte und rieb ſich damit alle Glieder des Leibes, um ſie vor allen Arten von Krank— heiten zu verwahren: Der Haußherr nahm ein groͤſſeres Stuck und rieb damit die Haus⸗ thüͤr, welche nach der Straſſe zu ging, wor— auf er es an dieſe Thür heftete, zum Zei⸗ chen der geſchehenen Reinigung. Der Ho— heprieſter verrichtete eben dieſe Ceremonie in den Palläften der Ynkas und im Haufe der Sonne, worauf er andere Prieſter abſchickte, welche ſie am Hauſe der erwaͤhlten Jung: frauen beobachten mußten. h So⸗ Sechſtes Buch. 321 Scobald die Sonne aufging, beteten ſie fie an und fleheten fie, alle Uibel von ihnen zu entfernen; worauf ſie ihr Faſten durch den Genuß des Brodtes Canku, welches nicht mit Blut vermiſcht war, brachen. Dies es Gebet wurde zu einer beſtimmten Stun: e verrichtet, worauf aus der Citadelle, ie gegen Nordoſten, auf der Anhoͤhe Sakſahuanam lag, und die Wohnung der Sonne genannt ward, ein Pnka von koͤnig⸗ chem Blute, in praͤchtiger Kleidung, als lbgeſandter der Sonne, gelaufen kam. Die ipfel feines Kleides waren zuruͤckgeſchla⸗ en, und in der Hand hielt er eine Lanze, belche von dem Handgriffe bis an die Spiz⸗ mit bunten Federn und vielen goldenen ingen geſchmuͤckt war. Er ſchuͤttelte feine anze, und lief bis auf den groſſen Plaz daußaypata. Hier traf er vier andere nkas mit ähnlichen Lanzen an. Er be ihrte alsdann mit der ſeinigen die Lanzen r vier andern Pnkas, und ſagte zu ihnen: ie Sonne beföhle ihnen, als ihren Boten nd Ausrichtern, alle Krankheiten und an⸗ II. Theil. * dere 322 Sechſtes Buch. dere Uibel aus der Stadt und der umliegen⸗ den Gegend zu vertreiben. Nunmehr fingen dieſe vier Ynkas an, durch die vier groſſen Straſſen der Stadt, welche nach den vier Gegenden der Welt gingen, zu laufen. All Einwohner, Maͤnner und Weiber, Junge und Alte, welche dieſe Boten der Sonne wahrnahmen, traten vor ihre Thüren, ruf ten ihnen Beyfall zu, ſchüttelten ihre Klei der aus, als ob ſie den Staub abſchuͤttelt wolten, und berührten Kopf, Geſichte, Ar me und Beine mit ihren Händen, als ol fie das Boͤſe davon abwaſchen wolten. St glaubten fie alle Uibel aus ihren Haͤuſer z treiben, damit fie von den Lanzentraͤgern au der Stadt möchten gejagt werden. Die liefen durch die obbemeldeten vier Hauptſtra ſen bis auf eine viertel Meile vor der Stadt wo fie vier andere Pnkas, aber nicht vo königlichem Gebfüte, antrafen; dieſe nahme ihnen die Lanzen ab, und liefen weiter, bi auf eine gewiſſe Entfernung, wo ſie ihne wieder von Andern abgenommen wurde So ward dieſer Lauf abwechſelnd, fortgeſez 16 1 bi \ Sechſtes Buch. 323 bis ſechs Meilen von Cusko, wo ſie ihre Lanzen in die Erde pflanzten, um gleichſam die Graͤnzen anzuzeigen, außerhalb welchen die Uibel bleiben ſolten. In der folgenden Nacht gingen die Ein wohner mit Fackeln, die fie Pankunku nenn⸗ ten, aus ihren Haͤuſern. Dieſe Fackeln wa⸗ ren von ineinander geflochtenen Stroh ge⸗ macht, mit Faden umbunden, und brannten ziemlich lange. Sie zuͤndeten ſie an und lie⸗ fen damit durch die ganze Stadt. Endlich liefen ſie damit zu den Thoren hinaus und warfen ſie brennend in den Fluß, in welchem ſie ſich den Tag zuvor gebadet hatten. So glaubten fie auch die Unfälle der Nacht aus ihrer Stadt verjagt zu haben. 155 Nach dieſer Verrichtung opferten ſie ber Sonne am folgenden Tage eine Menge Schoͤpſe, Schaafe und Laͤmmer; verbrannten die Eingeweide nebſt dem Blute; brieten das Fleiſch, ſchmauſten, tranken und überlieffen ſich, bis zum naͤchſten Viertel des 3 * erdenklichen ele * 2 Außer 320 Sechſtes Buch. Außer dieſen Hauptfeſten begingen, for wohl die Prieſter im Hauſe der Sonne, als auch die Koͤnige, noch manche andere Feſte, die ſich aber durch nichts e merkwuͤr⸗ diges auszeichneten. Vierzehntes Kapitel. Auf welche Art die Ynkas die Tag⸗ und Machtelerhen und die Sonnenwende⸗ h tage kannten. Dome f ſich der Leſer nicht ungläubig wun⸗ dere, wie Voͤlker, die fo wenig unter richtet waren, ihre Feſttage zur Zeit der Son⸗ nenwende oder der Tag- und Nachtgleichen haben feyern koͤnnen; ſo will ich hier mit wenigem die Art beſchreiben, wie f ie dieſe Zeiten erkannten. Die Pnkas rechneten ihre Jahre na dem Laufe des Mondes und zwoͤlf Monat waren bey ihnen ein Jahr: fie kannten alfe das Sonnenjahr nicht. Um aber zu * wenn ſie Tag und Nacht gleich haͤtten, ren zu Cusko ſechzehn Thuͤrme an ai te gegen Morgen und achte gegen Aben | ö zu. Viere und viere ſtunden allemal bey einander, die beyden mittelſten waren die kleinſten und ohngefehr nur drey Stockwerke hoch; fie dienten eigentlich zu Wachtthuͤrmen. Gegen die Zeit, wenn Tag und Nacht gleich ſeyn ſolte, begab ſich der Pnka an einen bes quemen Ort, wo er zwiſchen dieſen Thuͤrmen hindurch ſehen konnte. Wenn er nun ſahe, daß die Sonne bey ihrem Aufgehen und bey ihrem Untergehen gerade zwiſchen den kleinen Thuͤrmen hindurch ſchien, ſo ward dieſer Tag 5 das Aequinoctium gehalten. Den laͤngſten Tag beſtimmten ſie 190 dane Mitten auf dem Plazze vor jedem Sonnentempel ſtund eine koͤſtliche, ſchoͤn gearbeitete Saͤule. Um ſie herum war ein Cirkel, davon ſie der Mittelpunkt war. Aus dieſem Mittelpunkte zogen fie eine gerade Li⸗ nie gegen Morgen und eine Andere, der vo: rigen gerade gegen uͤber, nach Abend zu. Ei⸗ ne lange Beobachtung und Erfahrung hatte ſie von der richtigen Lage dieſer Linie belehrt. Sobald ſich die Zeit des laͤngſten Tages naͤ⸗ herte; verſammelten ſich die Prieſter alle Ta⸗ a ge 928 Sechſtes Buch. ge an dieſem Orte und gaben genau auf den Schatten dieſer Saͤule acht. Wenn vom Aufgange der Sonne bis zu ihrem Nieder- gange der Schatten um die Saͤule herum fiel, am Mittage aber die Saͤule gar — Schatten machte; ſo war Min: der geſuch⸗ te Tag. = In allen Provinzen, Narr von den Ps kas erobert wurden, errichtete man ſolche Saͤulen und ihre Amautas, oder Weiſen, zogen die Linien. Am hoͤchſten wurde die Saͤule vor dem Sonnentempel zu Quito geſchaͤht, weil hier zweymal im Jahre der Schatten die Linie niemals verließ und im Mittage die Saͤule von der Sams re berum befchienen wurde. | Sobald der erwartete Tag ſich zu faken nen gegeben hatte, wurden dieſe Saͤulen mit Kraͤnzen von Blumen und wohlriechenden Kraͤutern geſchmuͤckt und der goldene Thron der Sonne darauf geſezt, damit ſie ſich, mit ihrem ganzen Glanze darauf niederlaſſen koͤnne. An Sechſtes Buch. 327 An dem Tage der Tags und Nachtglei⸗ he in unſerm Fruͤhjahre fingen die Einwoh—⸗ zer von Cusko mit groſſen Freudensbezeigun⸗ zen an, ihren Mayz einzuaͤrndten: Aber an der Tags und Nachtgleiche in unſerm Herbſt feyerten ſie das Feſt Citua. Uiſbrigens bielten fie die Serpenſaſter⸗ nie für ein Zeichen ihres Zorns und wenn der Mond verfinſtert ward, ſo glaubten ſie, er ſey krank. Sie erregten alsdann ein groſſes Geſchrey und Laͤrmen, um ihn zu ermuntern, Fiaunfzehntes Kapitel. Von den koͤniglichen Gebaͤuden in Cusko. N anf Capak, der Urheber des Geſchlech⸗ tes der Ynkas, war auch der Stifter der unvergleichlichen Stadt Cusko. Dieſe Stadt lag am Fuſſe eines Huͤgels, in einem weiten, ungemein fruchtbarem Thale, das allenthalben von hohen Bergen umgeben war, welche beſtaͤndig eine reine und fühle Luft in dieſem heiſſen Erdſtriche gewaͤhrten. Der er⸗ fie Ynka bauete fi ich, mit ſeinen neuen Un⸗ X 4 tertha⸗ * 328 Sechſtes Buch. terthanen am Abhange des Huͤgels Sakſa⸗ huanam an, welcher der Stadt gegen Nord: oſt lag: ſeine Nachfolger erweiterten ſie nach und nach auf allen Seiten nach der Ebene zu. Wenn ſie eine neue Provinz eroberten, ſo zog gemeiniglich eine ziemliche Menge Volks aus derſelben nach Cusko, und das Oberhaupt des eroberten Landes, oder der Curaka bauete ſich in dieſer Reſidenz des Capak Pnka, oder regierenden Königes eis nen Pallaſt. Da nun die Ynkas vom Ans fange an die Hauptſtadt und ihr Reich in vier Gegenden eingetheilt hatten, welche ſie, wie ich ſchon erwaͤhnt habe, zuſammen Tas huantinſuyu, das iſt, die vier Gegenden der Welt; einzeln aber, Antifuyu, Collaſuyu, Chinkaſuyu und Cuntiſuyu nennten; ſo mach⸗ ten fie auch alsbald die Einrichtung, daß al le, die ſich in Cusko anbaueten, ihre Woh⸗ nungen nach der Himmelsgegend anlegen mußten, in welcher ihre Voͤlkerſchaft wohn te: die von Antifuyu her kamen, mußten ihre Haͤuſer nach der Morgenſeite zu, und die von Collaſuyu gegen Mittag bauen. Auf f dieſe Sechſtes Buch. 329 dieſe Art, rühmten ſich die Ynkas, war ihre Hauptſtadt eine Vorſtellung ihres ganzen . im Kleinen. Mitten durch die Stadt feömee von Mor: * gegen Abend ein ziemlicher Fluß; die Hauptſtraſſe, welche laͤngſt dieſem Fluſſe hin ief, theilte die Stadt ſelbſt in Hanan-Cus⸗ o und Hurin⸗Cusko, oder in die Ober ind Unterſtadt. Die ganze Stadt war nach yeruanifcher Art beveſtiget, und mit einer Nauer umgeben. Gegen Nordoſt lag der benerwaͤhnte Hügel Sakſahuanam, auf velchem einige nachfolgende Ynkas die ſtaͤrk⸗ te, aller peruaniſchen Veſtungen anlegten. Sie baueten nemlich um dieſen Hügel ber: m drey Mauern in Geſtalt eines halben Mondes, Eine am Hügel weiter gegen die Spisze zu als die Andere „ ſo daß von Eis er zu der Andern ein Raum von ohnge⸗ ehr dreyßig Schritten blieb. Dieſe Mau⸗ en liefen um den Hügel herum, fo daß fie nit beyden Enden an die Stadtmauer ſtieſ⸗ n. Sie waren von fo ungeheuer groſſen Beinen; daß die Spanier, als fie fie ſahen X 5 nicht “ — — ——— ¶ ͤ—-nm— — 330 Sechſtes Buch. nicht glauben wolten, daß ſie bloß mit Dtene ſchenhaͤnden, ohne Maſchienen und ohne Hül⸗ fe des Teufels hätten Fonnen an den Ort gebracht werden. Inwendig war der Raum, zwiſchen dem Abhange des Hügels und jeder Mauer mit Erde ausgefuͤttert; jo daß nur oben eine Bruſtwehr übrig blieb. Durch je— de Mauer gelangte man vermittelſt eines Thores, und wenn man durch das dritte den Hügel erſtiegen hatte; befand man ſich auf einer langen, aber nicht gar breiten Ebene, auf welcher, in Geſtalt eines Drey— ecks, drey ſtarke Thuͤrme ſtanden, davon der Eine rund, die beyden Andern aber vier— eckigt waren. In dem runden, Thurme, wel cher, wie andere koͤnigliche Wohnungen auf das praͤchtigſte moͤblirt war, hielten ſich die Könige auf, wenn fie in dieſe Veſtung ka⸗ men; in den beyden Andern aber wohnte die Beſazzung, welche allezeit aus Ynkas, meh chen Manko Capak dieſen Ehrentitel ge geben, beſtehen mußte. Es war aber alle zeit ein Ynka von koͤniglichem Gebluͤte Statt halter in dieſer Veſtung. Unter den Thun me Sechſtes Buch. 331 nen waren eine Menge Wohnungen, und interirrdiſche Gänge, wodurch man aus eis | lem Thurme in den Andern kommen konn⸗ e. Allein dieſe liefen ſo verſchlungen durch | inander, daß niemand, als der das Gebaͤu— e recht genau kannte, ſich hinein wagte. Außerdem waren auch Vorraͤthe von aller; f and Lebensmitteln, Waffen und Kriegsnoth— vn dendigkeiten, nebſt einer vortrefflichen Quel⸗ e in dieſem Bezirk. Man nennte dieſe Ve⸗ tung die Wohnung der Sonne: denn gleich- die ihre Kinder, die Ynkas im Tempel opfer⸗ | en und beteten; ſo berathſchlagten fie fich 5 n dieſer Wohnung is Feldzuͤge, Krieg f I. U nd Frieden. 19 Auf der Ebene, vor dem Hügel Sak⸗ N en lag ein groſſes Felſenſtuͤcke, an 1 velchem zwanzigtauſend Peruaner gearbeitet 60 hatten, um es von Muyna, fünf Meilen j | von Cusko, auf dieſe Stelle zu bringen; wo s ohne Zweifel zur Grundlage eines koͤnig— ichen Gebaͤudes waͤre gebraucht worden, wenn | as Reich länger beftanden haͤtte. Dieſen 1 Stein nennten die Einwohner Saykuska, | | 8 den — —— ¶ w Äô — = 332 Sechſtes Buch. den ermuͤdeten Stein; weil er auf wir Wege bis hierher geſeufzt und geſchwizt ha ben ſoll. TA Mr | Von dem Hügel Sakſahuanam kan auf der weſtlichen Seite ein Bach herab, welcher von Norden gegen Süden durch di Stadt floß. Von dieſem Bache gegen Mor gen war ein groſſes Viertel der Stadt, wor inne alle Prinzen vom Gebluͤte ihre Pallaͤſt hatten. Dieſes Viertel hatte den Namen Collkampata und reichte bis an die Straſſe wo Manko Capak ſein Haus erbauet hatte Gegen Weſten ſonderte oben erwaͤhnter Bach die Stadt von den Vorſtaͤdten ab, welch ſich in einer Entfernung von tauſend Schrit ten anfingen. An das Viertel Colfampa ta ſtieß gegen Suͤdweſt die groſſe Straff Huakapunku, oder das Thor des Hei ligthums, weil man durch dieſe 1 ſe nach dem Tempel ging. Weiter geger Mittag lag ein groſſer Plaz von welchem nach Suͤden zu, ein anderes Viertel e fing. In dieſem waren die groſſen Haͤuſer des Unterrichts, oder die Schulen, welche die Ynkas Sechſtes Buch. 333 )nkas Roka und Pachakutek erbauet hats n. Gegen Mittag von dieſen Schulen auete der Ynka Roka den Pallaſt Kokako⸗ u und der Ynka Pachakutek den Pallaſt afana. Beyde waren ungemein groß, und ſchoͤn gemauert, daß die Wände von eis em Stuͤck zu ſeyn ſchienen. Sie hatten im endig groſſe Säle, und auf zwey Seiten einere Gemaͤcher. Alle Wände waren ans att der Vertaͤfelung mit goldenen Platten elegt, und mit goldnen Figuren von Men⸗ hen, Thieren, Voͤgeln, Schlangen, krie⸗ henden Ungeziefer und Inſekten geziert. Im Bezirk dieſer koͤniglichen Haͤuſer, waren nicht llein Blumen- und Baumgaͤrten voll der hoͤnſten, natürlichen Gewaͤchſe; ſondern uch goldene Gaͤrten und Felder, wie ich ſie ben beſchrieben habe. Vor den Haͤuſern baren weite bedeckte Gänge, wo ſich das Bolk, im Angeſicht des Ynka mit Tanzen nd andern Luſtbarkeiten, an ihren Feſtta⸗ en ergoͤzte, wenn ſchlechtes Wetter war. Vor dieſen koͤniglichen Haͤuſern lagen die roſſen Plaͤzze Hauſſaypata und Cußypata, m dem 334 Sechſtes Buch. dem Vorigen gegen Abend, von welchem ich ſchon geredet habe, und auf der Mit tagsſeite des Plazzes Hauſſaypata lag da Haus der auserwaͤhlten Jungfrauen. Gegen dem Pallaſte Caſana uͤber, am Fluſſe, lag der Pallaſt Amarukancha, welchen Huaͤyng Capak erbauete. Außer dieſen gab es noch verfchiedene königliche Pallaͤſte, ſowohl in Cusko, als auch in den verſchiedenen P vinzen. Sie waren zwar nicht alle von gl cher Groͤſſe, aber alle von gleicher Pracht, und alle voll Haußgeraͤthe von Gold oder Silber; fo daß man nie aus einem koͤnigli⸗ chen Hauſe das geringſte Gefaͤſſe, in das Andere zu bringen noͤthig hatte. Damit man es aber nicht fuͤr ganz unbegreiflich halte, wie in den Haͤuſern der Sonne, der auser wählten Jungfrauen und der Könige fo. vie Gold und Silber habe koͤnnen zuſammen ges bracht werden, ſo muß man wiſſen: daß in dieſem Koͤnigreiche, welches einen ſolchen Uiberfluß an den edlern Metallen hatte, daß die Spanier anfangs glaubten, der ganze Boden ſey unter der Erde Gold oder Sil ber Sechſtes Buch. 935 ber, dennoch niemanden erlaubt war, ſich die⸗ ſer Metalle zu ſeinem Gebrauche zu bedienen, es ſey denn, daß ihm der Koͤnig Geſchenke | davon machte; außer daß ein jeder der Cu⸗ | rakas einen goldenen Becher von einer ges | wiſſen Groͤſſe haben durfte: das andere kam N | nach und nach alles in das Hauß der Son⸗ | | ne, oder des Ynka. Ich unterlaſſe es die ee N 5 uͤbrigen Theile von Cusko zu beſchreiben. Dieſe Stadt war ſehr groß, regelmaͤßig und ar 1 \ | 1 va Ich bene bier auch die chiglchen | I. Borrarhehäufe in den Provinzen; die bey⸗ N den groſſen Landſtraſſen, welche von Suͤden 2 gegen Norden bis an das Ende des Reichs 1 gingen; die Haͤuſer zur Aufnahme der Rei⸗ ſenden; die groſſen Waſſerleitungen und an⸗ N} dere prächtige Werke, welche die mächtigen ; Ynkas in ihrem Reiche angelegt hatten, weil ich ihrer im 5 1 erwaͤhnt Er a, | | Seh — || ———+˖—ö — — 336 Sechſtes Buch. Sechzehntes Kapitel. Von dem Geiſte ihrer Geſezze und der Ein: richtung ihrer Regierung. Der Anfang der Regierung der Drag Rund wie fie es eingeleitet haben den, ihnen unterworfenen, Völkern Geſezze zu ges ben, iſt aus dem erſten Theile dieſer Ge ſchichte bekannt. Unſere Leſer werden dadurch an aͤhnlichen Beyſpielen auf unſerer Halbku— gel erinnert worden ſeyn: Allein Manko Ca⸗ pak zeigte ſich kluͤger, als Numa oder Mu⸗ hammed. Da er Voͤlker vor ſich fand, die ſich alles überreden lieſſen, fo bediente er fich ganz dieſes Vortheils. Er nahm gleichſam ihre Vernunft dadurch gefangen, daß er es ihnen zum erſten Glaubensartikel machte, die Sonne fuͤr ihre einzige Gottheit, die Ynkas aber für die Kinder derſelben anzu⸗ nehmen: Dadurch verſicherte er ſich eines göttlichen Anſehens. Nunmehr gab er ſei⸗ nen Völkern Geſezze, welche die Sicherheit, die Keuſchheit, das Vermoͤgen, den guten Namen und die guten Sitten feiner Unter thanen ſchuzten und zugleich den Gehorſam gegen Sechſtes Buch. 337 gegen Obrigkeit und Eltern veſt ſtellten: und nun wurden alle Verbrechen nicht nur als Uibertretungen der Geſezze, ſondern auch als Verſuͤndigungen an der Gottheit, geahndet. Auch waren ihre Strafen ſehr hart. Kein Verbrecher wurde an feinem Vermoͤgen bes ſtraft; ſondern die geringſten mußten durch charfe Geiſſelungen und alle die von einiger Erheblichkeit waren, mit dem Tode gebüffee verden; wobey an keine Erlaſſung zu denken ar. | Jedoch der Geiſt der Geſezgebung der Infas war mehr die Vergehungen ihrer interthanen zu verhuͤten, als fie zu beftras en. Bey andern Voͤlkern ſchlafen die Ge; zze, bis ein Verbrechen begangen iſt; bey leſem wachten fie, damit ſich dieſer Fall icht ereignen möchte. Die Strafen waren art: aber fo ſehr die Unterthanen ſich fuͤrch ten darein zu verfallen; ſo ſehr ſchienen die zeherrſcher ſich zu ſcheuen, fie ausüben zu | uͤſſen. | Nine: In dieſem Geiſte machte ſchon Manko apak folgende weiſe Einrichtung: Er theil⸗ II. Theil. 9 te 338 Sechſtes Buch. te fein Volk in Chunkas ein. Eine Chun⸗ ka bedeutet fo viel, als eine Zahl von zehen. Jede Chunka hatte ihren Chunka⸗Camayu, oder Zehnmann. Uiber zehn Chunkas war ein Vorſteher von hundert Mann geſezt Uiber fünfhundert Burger hatte wieder eit neues Haupt die Aufſicht; und tauſend Manr zuſammen hatten noch ein höheres Oberhaupt dieſe ſtunden unter der hoͤchſten Obrigkeit je der Provinz. A Obgleich das Reich in den folgenden Zei ten zu einer ungeheuern Gröſſe wuchs, f wurde dieſe Ordnung dennoch beftändig be obachtet. Alle Unterthanen in Dörfern, Ele nen und groſſen Städten wurden aufgeſchrie ben und in Chunkas eingetheilt. Der Chun ka⸗Camayu mußte für die neun ihm U tergebenen ſtehen. Das heißt: Er mußte Vermehrung und Verminderung ihrer d milien aufzeichnen, ſich nach ihrem haͤuß chen Zuſtande erkundigen, ihnen in iht Unfaͤllen beyſtehen, bey irgend einem Mar gel an Kleidung oder Unterhalt hoͤhern Ort für fie bitten, und wenn fie in Streitigke Sechſtes Buch. 339 en verwickelt wurden, ſie vertheidigen. Hin⸗ gegen war er auch verbunden, jede Verge⸗ jung zu bemerken und den Verbrecher bey einem Vorſteher anzuzeigen, wenn er nicht elbſt eben fü hart wolte beſtraft ſeyn. Der Borſteher über hundert Mann mußte auf ben die Art über die zehn Vorſteher von en Chunkas wachen; die uͤber fünfhundert eſezt waren hatten ihre Augen uͤber die Hun⸗ ertmaͤnner offen; und die Oberhaͤupter von aufenden mußten ſich wieder um jene bekuͤm⸗ zern. Die Vorſteher von Hunderten konn⸗ n nur geringe Vergehungen beſtrafen und ber die gemeinſten Leute Urtheil ſprechen; wichtiger aber das Verbrechen, und je vor⸗ hmer der Verbrecher war, von einem deſto bern Vorſteher mußte die Gerechtigkeit rwaltet werden. Fuͤr Civilſachen aber war jeder Stadt ein Richter geſezt, vor wel⸗ em die Vorſteher den Prozeß bringen und itſcheiden laſſen mußten. Junge Leute wur⸗ n eben ſo genau beobachtet und beſtraft, s Alte; nur mit dem Unterſchied, daß Kin⸗ r nie die Miſſethat ihrer Eltern tragen 9 2 durf⸗ — Ess sn — 340 Gehftes Buch. durften; wenn aber ein junger Menſch ein Verbrechen beging, ſo ward zwar bey der Strafe auf die Jugend mit geſehen; der Vater aber ward auch mit vor den Richter gefodert, und wegen der Vergehung ſeines Sohnes deſto haͤrter angeſehen. Am Ende eines jeden Monates, mußte jeder Vorſteher und jeder Richter bey ſeinem Vorgeſezten, Rechenſchaft von ſeinen Unter⸗ gebenen, und auch von ſeinen Urtheilsſprü⸗ chen ablegen; und der, welcher nachlaͤßig, oder untreu befunden ward, wurde auf das haͤrteſte beſtraft. In der Hauptſtadt einer jeden Provinz, war ein Landrichter in peinli chen Sachen, welcher die groͤßten Verbre chen, ohne Appellation beſtrafte, und ein Anderer, welcher in wichtigen Civilſachen den Ausſpruch that; und da das ganze Reich in vier Hauptabtheilungen getheilt war, ſo be fand ſich wieder in jeder dieſer vier Hauptz abtheilungen ein Vizekönig von koͤniglichem Gebluͤte und drey Dikaſterien, Eins beſorgte die Kriegsfachen, das zweyte ſahe auf die Verwaltung der Gerechtigkeit, und das drit te Sechſtes Buch. 341 te entſchied alle Graͤnzſtreitigkeiten. Die Vi⸗ ſekoͤnige hatten den Worfiz in dieſen Gerich— en, waren unumſchraͤnkt, legten nur beym Könige alle Vierteljahre Rechenſchaft ab, ind empfingen von ihm die noͤthigen Befeh— e, welche ſie den unter ihnen ſtehenden brigkeiten, Vorſtehern und Offizieren mit⸗ heilten. | Uiberdieſes hatte der König eine Art on Aufſehern, welche Cukuy-Rikok genennt urden. Der Name bedeutet Einen, der e Augen allenthalben hat: denn dieſe wur; n insgeheim in alle Provinzen abgeſchickt, n zu ſehen, ob die königlichen Befehle ge: u befolgt, und die Gerechtigkeit gehoͤrig rwaltet wuͤrde. 8 N Durch alle dieſe Einrichtungen wußte der onig am Ende jedes Jahres genau, wie Unterthanen er im ganzen Reiche hatte; e ihre Vorraͤthe an allem, was zum Le⸗ isunterhalt gehöre, beſchaffen waren; wo d wem er zu Hülfe kommen mußte; wie dazu erfodert würde; wie viel er Sol— en zum Kriege, oder Arbeiter zu öffentli⸗ N 3 chen 342 Sechſtes Buch. chen Werken, aus jeder Provinz beben konnte, und ſo fort. Uibrigens durfte keine Obrigkeit von dei Strafe, welche in den Geſezzen vorgeſchrie ben war, das Geringſte nachlaſſen, oder aͤn dern; kein Vorgeſezter durfte ſeinen Unter gebenen das Geringſte nachſehen; kein Sol dat durfte auf einem Marſche aus dem We ge weichen, und irgend Etwas befchädiger oder nehmen; Keine Armee durfte eine er oberte Stadt plündern, oder in einem be zwungenen Lande Etwas mit Gewalt neh men. Alles dieſes ward mit dem Tode be ſtraft. Daher hatte auch die Gerechtigke der Ynkas in ihrem Welttheile einen gro fern und gegründetern Ruhm, als fi ch irgen ein Volk in der Welt erworben hat. Siebenzehntes Kapitel. Von der Vorbereitung der jungen Inka zu hohen Ehrenftellen, oder von den i Rittern. | re dieſem, von den polizierten * nen der ſogenannten alten Welt ſo ib Sechſtes Buch. 343 ernten, Volke war dennoch eine Art von Ritterſchaft, oder Einweyhung gewoͤhnlich. Alle Jahr, oder alle zwey Jahr, wenn ine gewiſſe Anzahl von ſechzehnjaͤhrigen Juͤnglingen, aus dem Geſchlechte der Ynkas denn Andere wurden nicht zugelaffen,) vor⸗ anden war; wurde zur groſſen Freude des anzen Volkes, auf einen Neumond, ein Feſt ingeſezt. Ein jeder Ynka, welcher einen Sohn von gehoͤrigem Alter und gebildeten Fraͤften hatte, brachte ihn in ein groſſes auß zu Cusko, welches in dem Viertel Lollkampata ausdruͤcklich zu dieſem Endzwecke rbauet war. Hier fanden dieſe jungen Leute etliche al⸗ e Yukas, welche wegen ihrer Erfahrenheit den Kuͤnſten des Krieges und des Frie— ens, zu Aufſehern der Prüfungen geſezt was en. Wenn der zu dieſen Proben veſtgeſezte dag erſchien; fo fing man damit an, daß tan die jungen Ritter ein ſtrenges, ſechstaͤ⸗ iges Faſten beobachten ließ. Jeder bekam uf einen Tag nicht mehr, als eine Hands oll Mayzkoͤrner, und ein Glaß Waſſer. Y 4 Wel⸗ 344 Sechſtes Buch. Welcher ſich darüber beklagte und mehr zu eſſen foderte, der wurde alsbald wieder nach Hauſe geſchickt. Nach überftandenen Faſten bekamen fie wiederum ihre gewöhnliche Spei ſe, um ſich zu den abzulegenden Proben zi ſtaͤrken. Nunmehr machten die Eltern und An verwandten der jungen Ynkas zwey Reiher von dem Hügel Huanankary bis zu der Be ſtung Sakſahuanam, welches ohngefehr an derthalb kleine Meilen betrug. Am Ende die fer Laufbahn wurde ein breites Band mit Fran. gen an einem Spieſſe aufgehangen. Nach dieſem mußten die Neulinge, ohne inne zi halten, laufen, wobey ihre Anverwandten auf beyden Seiten fie auf das nachdruͤcklichſt zum Aushalten ermahnten. Die dritte Pro be beſtand darinne, daß fie in zwey kleine Heere getheilt wurden, und mit ſtumpfer Waffen gegen einander fechten mußten. Hier, auf folgte das Springen; dann das Werfen mit der Schleuder; der Gebrauch des Wurf ſpieſſes, und das Schieſſen mit Bogen und Pfeilen. Nach dieſen Uibungen mußten ſie | sehn Sechſtes Buch. 345 zehn Naͤchte nach einander Schildwach ſte— hen. Welcher ſich ſchlafend antreffen ließ, wurde mit einer Gerte gepeitſcht, und wenn er das kleinſte Zeichen des Schmerzes blicken | ließ, abgewieſen. Endlich ſtellten die alten | Lehrer dieſe jungen Lehrlinge auf den oͤffent⸗ | lichen Plaz vor dem Haufe, und ein Fecht— meiſter mußte kommen und ſich ſtellen, als ob er bald dem Einen mit einem Spieſſe in die Augen rennen, bald einem Andern mit einer groſſen Streitaxt ein Glied vom Leibe herunterhauen wolte. Die angehenden Kits ter wußten, daß er keines von beyden thun würde, wenn fie aber dennoch fo ungluͤcklich waren, entweder mit den Augen zu zwinkern, 0 oder ſonſt eine Bewegung zu machen, welche 3 Furcht verrieth; ſo war das hinlaͤnglich, ſie N N fuͤr dieſes Jahr um die Ehre der Ritterſchaft zu bringen. Uiber dieſes alles mußten ſie auch ihre Waffen, diejenigen nemlich, die aus Holz gemacht wurden, und ihre Schu— he, die aus einer Sole von Leder und Rie⸗ men von Hanf oder Wolle beſtunden, ſelbſt zu verfertigen wiſſen. ö N 5 Waͤh⸗ — 346 Sechſtes Buch. Waͤhrend der Zeit dieſer Pruͤfungen, mußten fie barfuß gehen, und auf der biof fen Erde ſchlafen; die alten Inkas, ihre Lehrmeiſter aber gaben ihnen taͤglich in ihrer Moral, in den Pflichten eines Jnka, eines Kriegers, und eines redlichen Staatsman⸗ nes und eines Beſchuͤzzers der Unschuldigen und der Armen, Unterricht. N Selbſt der vermuthliche Erbe des Reichs, war von allen dieſen harten Pruͤfungen nicht ausgenommen; ſie waͤhreten einen Monat, und dieſe ganze Zeit über mußte er alte, zer⸗ riſſene Kleider tragen, damit er lernte, die Armuth nie zu verachten. Der einzige Vor⸗ zug den er genoß, war dieſer: Wenn ein Anderer, als er, im Wettlauf das Band mit Frangen davon trug, ſo mußte er es ihm überreichen. Wenn alle dieſe Proben geendiget waren, wurde dem Koͤnige davon Nachricht gege⸗ ben, welchen man bald darauf von den al teſten unter ſeinen Anverwandten begleitet, ankommen ſahe. Sobald der Koͤnig erſchien, warfen ſich die Canditaten des Ritterſtandes vor { Sechſtes Buch. 347 vor ihm auf die Erde. Er ermahnte ſie in einer kurzen Rede; Ihren Vorfahren in als len ritterlichen Tugenden aͤhnlich zu werden, und zu erkennen zu geben, daß ſie wahre Kinder der Sonne waͤren. Dieſer ruͤhmliche Tittel muͤſſe fie aufmuntern, ſezte er hinzu, ſich eben ſo wohlthaͤtig als dieſe zu zeigen, und ihre Handlungen eben ſo glaͤnzend zu machen, als die Strahlen dieſes ihres Anz herrns. Wenn der König feine Rede geens digt hatte, nahete ſich Einer nach dem An⸗ dern dem Throne, worauf der Koͤnig ſaß, und fiel vor ihm auf die Kniee, um das Er⸗ ſte und groͤßte Ehrenzeichen von ſeiner Hand zu empfangen. Dieſes beſtand darinne, daß der Koͤnig dem neuen Ritter durch jedes Ohrlaͤppchen, an dem Orte, wo man die Oh⸗ rengehaͤnge traͤgt, eine ſtarke goldene Nadel ſtach, welche in dem Loche ſtecken blieb. Dieſes war eine Bekraͤftigung, daß er ſie fuͤr Vnkas und Prinzen vom Gebluͤte erklaͤrte. Der neue Ritter kuͤßte dem Capak Ynka die Hand, und knieete vor einem andern Nnka der an Range der Zweyte im Könige reiche 348 Sechſtes Buch. reiche war, nieder. Dieſer Ynka band ihn Schuhe mit Schnüren von Wolle an di Fuͤſſe, kuͤſſete ihn auf die Schulter, und ſag fe: Der Sohn der Sonne hat ſolche Be weiſe feiner Tugend abgelegt, daß er ver dient angebetet zu werden. Nunmehr trat der junge Puka in ein praͤchtiges Zimmer, wo die aͤlteſten Inkas ihm die männliche Scherpe umbanden. Dieſes war eine drey⸗ eckigte Schuͤrze, welche an einer Fingersdicken Schnur beveſtiget war. Die Schnur ward ihm um den Leib gebunden, der herabhangen⸗ de dritte Zipfel zwiſchen den Beinen hindurch gezogen, und hinten beveſtiget. Dieſe Scherz pe war das Zeichen der Mannheit, und gab zu erkennen, daß dieſer junge Herr nun faͤ⸗ hig ſey, alle Ehrenſtellen im Kriege und im Frieden zu verwalten. Sie ſezten ferner dem neuen Ritter einen Kranz von Immer— gruͤn auf, und beſteckten ihm den Kopf mit den Blumen Cautut und Chihuayhua, wel— che niemand anders, als die Ynkas, tragen durfte. Hierbey ſagten ſie ihnen: „Gleichwie die Sonne dieſe Blumen auf den Wieſen zum Sechſtes Buch. 349 um Vergnuͤgen der Menſchen hervorbraͤchte, d muͤſſe auch ein Ynka die Tugenden zum Nuzzen des menſchlichen Geſchlechts naͤhren; damit ſein Ruhm, gleich dieſem Kranze, be⸗ tändig gruͤnte. War der Erbprinz mit unter den neuen Rittern, ſo wurde ihm an dieſem Feſte zu⸗ rſt die rothe Binde, das Vorzugszeichen es Kronerbens, um den Kopf gebunden; lsdann überreichte man ihm einen Wurf⸗ pieß und eine Streitart mit dem Worte Aukukanapak! das heißt: es die Gott⸗ * Nachdem dieſe guten Greiſe, alles Dee u dem Kronprinzen in Gegenwart des Koͤ⸗ tiges, feines Vaters, geſagt hatten; fo far nen feine Vettern, Brüder, und alle ande⸗ e vom koͤniglichen Geſchlechte, und fielen zor ihm nieder auf die Kniee; wodurch er öffentlich fuͤr den ungezweifelten Kronerben erkannt wurde. Dieſe Ritterproben, nebſt allen Ceremo⸗ nien die dabey vorgingen, wurden unter dem Nr Huaraka begriffen, welches ohnge⸗ fehr 350 Sechſtes Buch. fehr fo viel bey ihnen bedeutete, als bey ung, Jemanden zum Ritter ſchlagen. Das gan ze Feſt endigte ſich mit einem groffen Schmau ſe, der neun Tage waͤhrete. y Achtzehntes Kapitel. Eintheilung der Laͤndereyen, und Behand— lung der eroberten Laͤnder. ; Da die Ynkas alle Laͤnder ihres groſſen Reichs nach und nach erobert hatten; ſo wird man ſich eine richtige Vorſtellung von der Art, ihre Unterthanen zu behandeln, machen koͤnnen, wenn ich, mit wenigen Wor— ten ſage, wie fie mit einem neu- eroberten Lande verführen, 0 Wenn der Koͤnig, oder Einer von ſeinen Feldherren dem Reiche eine neue Provinz unterwuͤrfig gemacht hatte; ließ er alsbald das Volk, wovon ſie bewohnt war, nach den Familien, Haußhaltungen, Maͤnnern, Weibern und Kindern zaͤhlen, und dann auch ein genaues Verzeichniß von den Bergen, Wie⸗ ſen, fruchtbaren und unfruchtbaren Feldern und dem Viehe verfertigen. Wo es noͤthig und Sechſtes Buch. 351 und möglich war, wurden Wege, Brücken und inſonderheit Waſſerleitungen angelegt, um ſo viel Ackerfeld zu erhalten, als man nur konn⸗ te. Die Felder wurden eingetheilt in ſolche, welche man waͤſſern und folglich mit Mayz, welcher ihnen unter den Feldfruͤchten das liebſte war, bepflanzen konnte; und in ſolche, die ſich allein auf den Regen, der ſelten hier iſt, und auf den Thau des Himmels verlaſ⸗ ſen mußten; wo man nur Quinua, eine Art von Hirſen, und andere e ſaͤen konnte. 7 — Alsdann wurde der Curaka, oder vorige Regent, des Landes beſtaͤtigt, jedoch ſo, daß er den Capak Ynka für feinen Oberherrn erkannte und es wurde ihm Einer von den Inkas, als Statthalter zugegeben. Auch die vorigen Geſezze des Landes, welche den Geſezzen der Ynkas nicht widerſprachen, wur⸗ den bekraͤftiget, und dieſe leztere eingefuhrt. Die Aufſeher über zehn, über hundert, über fuͤnfhundert „ uͤber tauſend, die Richter und * fort, wurden angeſtellt und überhaupt die Ord⸗ 352 Sechſtes Buch. Ordnung der Landesregierung, wie in den an dern Provinzen des Reichs, eingerichtet. Wenn dem Capak Ynka von allen die ſem Bericht abgeſtattet, oder er ſelbſt zuge gen war; ſo gab er den Bergen, Thaͤlern, Gegenden, Quellen und Fluͤſſen beſtimmte Namen und theilte das Ackerland, die Wie— ſen, die Felder wo Baumwollenſtauden wuch— ſen und die Weiden an den Bergen, nach einem gewiſſen Ackergeſezze, unter die Ein⸗ wohner aus. Das Salz, welches man aus den Salzquellen, oder dem Meerwaſſer mach⸗ te; die Früchte, welche auf den Bäumen in den Wäldern und auf den Bergen wuchſen; die Fiſche in den Fluͤſſen und Seeen waren allen gemein; ein jeder konnte davon neh⸗ men, fo viel er brauchte, nur nicht um Han⸗ del damit zu treiben. Die Gold: Silber⸗ und Kupferminen blieben dem Curaka: Dies ſer nahm nebſt ſeinen Anverwandten daraus fo viel Metall er wolte, theils zu Gefaͤſſer fuͤr ſich; aber von dieſen war die Anzahl be ſtimmt; theils um die Tempel der Sonne damit zu ſchmuͤcken und dem Ynka Geſchen⸗ ke Sechſtes Buch. 353 ke davon zu machen. Das Ackerland ward folgendermaaſſen vertheilt. 1 Der Pnka machte aus allem Lande, wel⸗ ches bearbeitet werden mußte, drey Theile. Der Erſte war fuͤr die Einwohner; wenn dieſe gehoͤrig verſorgt waren, ſo wurde das Uibrige noch in zwey Theile getheilt; der Erſte war für den Sonnentempel, feine Prie⸗ ſter und ſeine Diener; der zweyte fuͤr den Pnka, fein Geſchlecht und alle, die im Dien⸗ fie des Koͤniges ſtunden, oder ein öffentli- hes Amt verwalteten. Was von den Feld: fruchten dieſer beyden lezten Theile übrig lieb, ward in die öffentlichen Magazine ge⸗ vracht, wovon ich bald reden werde. Derjenige Theil, welcher fuͤr die Ein⸗ vohner des Landes beſtimmt war, wurde olgendermaaſſen angewendet: Eine jede er⸗ vachſene Mannsperſon bekam zu ſeinem An⸗ heile, ſowohl an gewaͤſſerten, oder Mayz⸗ ande, als an ungewaͤſſerten, worauf man Huͤlſenfruͤchte ſaͤete, und an Wieſen, einen Tupu Land; welches die Benennung eines Maaſſes war, wovon ein Mann mit ſeiner II. Theil. 188808 Frau 354 Sechſtes Buch. Frau leben konnte. Bekam er einen Sohn, ſo theilte man ihm noch einen Tupu zu, wenn ihm aber eine Tochter gebohren war, jederzeit einen halben Tupu. Starb ein Kind, fo gab der Vater den Antheil deſſel⸗ ben zurück: Heyrathete der Sohn, fo behielt er ſeinen Tupu: Heyrathete aber die Toch⸗ ter, fo bekam fie kein Land mit. Vermehrten ſich die Einwohner ſo, daß der Antheil des Volks nicht mehr zureichte, ſo nahm man, fo viel nͤthig war, vom Lande des Königs, Der Curaka erhielt fo viel, als er zu ſei— ner Haushaltung, fuͤr ſeine Weiber, Kin⸗ der und Dienerſchaft noͤthig hatte. Die Pn⸗ kas aber, die ſich in dem Lande niederlieſſen, bekamen noch einen groͤſſern Antheil, und zwar von dem beſten Lande. So war das Geſez von Vertheilung der Aecker. | Während daß dieſe Staatseinrichtungen gemacht wurden, gab der Ynka dem bezwun⸗ genen Volke Lehrer, welche es unterrichteten, ihm die Nichtigkeit feiner Göͤzzen zeigten, und es lehrten, die Sonne anzubeten, und die Pnkas, als ihre Kinder, zu verehren. Denn Sechſtes Buch. 355 kein Menſch ward ununterrichtet, und mit Gewalt zu ihrer Religion gezwungen. Als⸗ dann ward ein Tempel der Sonne, und N: venn der König den neuen Unterthanen ſehr ud znaͤdig war, ein Hauß für geweyhete Jung⸗ rauen erbauet. Die Curakas und andere Bornehmen des Landes begleiteten den Vnka ach Cusko: man zeigte ihnen alle Pracht N iefer Hauptſtadt; man unterhielt ſie mit Fe⸗ 0 en und Taͤnzen; man that ihnen groſſe Eh⸗ man, und endlich ließ man fie wohl ber henkt wieder in ihr Land ziehen, doch fo, a | aß fie alle Jahre, bey dem groſſen Son⸗ | nfofte Yntip⸗Raymi, wieder nach Cusko mmen mußten. Ihre Söhne wurden meh⸗ ntheils am Hofe des groſſen Koͤniges erzo⸗ n. So wußten dieſe Eroberer die Herzen r bezwungenen Völker an ſich zu ziehen. — — ͤ Ä— —— 8 3 — — 2 Neunzehntes Kapitel. 5 eſezze, die den Ackerbau in dem Reiche / \ 4 der Pnkas betrafen. | N \ as erſte Ackergeſez, betraf die Einthei⸗ | lung der Laͤndereyen; das zweyte ihre . 3 2 Bear⸗ * —ů — Ben. in 2 8 — = — — — — 356 Sechſtes Buch. Bearbeitung. Dieſes Geſez befahl, daß zu⸗ erſt die Aecker der Armen mußten gepflugt und beſaͤet werden; alsdann die Laͤndereyen der Curakas und übrigen Einwohner der Städte, oder Provinzen, und zulezt die } weiche der Sonne und dem Könige gehörten. Bey der Aerndte ward es eben fo gehalten, | Unter die Armen wurden gerechnet die Witben, die Wayſen, die Kranken, die Al⸗ ten und die Weiber, deren Männer bey der Armee waren, kurz alle die, welche ihr Land nicht ſelbſt bauen konnten. In jeber Stadt waren gewiſſe Kommiſſarien, Laktakamayn genannt, darüber zu Aufſehern beſtellt. Den Tag vorher, wenn man dieſe Arbeit vorneh⸗ men wolte, ſtieg ein ſolcher Kommiſſar na | Einbruch der Nacht, auf einen hierzu erbau ten Thurm, ſtieß in eine Poſaune, um Je dermann aufmerkſam zu machen, und ruft alsdann aus: Morgen gebet die Arbeit ar den Aeckern der Unvermoͤgenden an; ein © der, dem dieſes angehet, finde ſich an d gehörigen Orte ein!” Jeder, welcher in fd ner Verwandſchaft eine ſolche Perſon hatte Sechſtes Buch. 357 oder nach der Muſterrolle wußte, daß er zu⸗ gegen ſeyn muͤſſe, fand ſich willig ein, und brachte auch ſeinen Mundvorrath mit, ſo, daß dem Armen, die Bearbeitung ſeines Ackers nichts koſten durfte. Nach Vollbringung dieſer heiligen Pflicht, wurde das Land der Curakas und andern Einwohner beſorgt. Auch dieſe Ordnung ward ſo unverbruͤchlich gehalten, daß Huaͤy⸗ na Capak Einen der Aufſeher, in Chacha⸗ puya, welcher die Aecker des Curaka, der fein Anverwandter war, eher, als die Laͤn— dereyen der Unvermoͤgenden hatte bauen laf ſen, auf eben dieſem Lande aufzuhenken be⸗ fahl. N 15 Zulezt wurden die Aecker der Sonne ind des Koͤniges auch beſorgt. Alle Ein⸗ vohner jeder Stadt oder Provinz, welche nicht zu anderer Arbeit beſtimmt waren, gin⸗ zen zu dieſer Arbeit, als zu einem Feſte, zeſchmuͤckt und mit der größten Freudigkeit. Waͤhrend derſelben aber ſangen ſie gewiſſe ieder zu Ehren der Sonne und des Puka. 33 Bey Bey dem Adern bedienten fie ſich einer Art Pfluges, woran der Pflugſchaar von hartem Holze, breit und abgeſchaͤrft war. Gemeiniglich ward dieſe Maſchiene von vier Perſonen gezogen, und von zweyen in die Erde gedruͤckt und gelenkt. Auch die ef ber halfen hier. In den vornehmſten Viertel zu Cusko, Collkampata, lag am Fuſſe des Hügelt Sakſahuanam ein ſchoͤnes, groſſes Stück Land, welches unter allem der Sonne zuerſt war geweyhet worden; dieſes durfte von nies manden, als den Ynkas und Pallas bear⸗ beitet werden; welches dieſe auch jaͤhrlich i ihrem ſchoͤnſten Schmucke, und mit der groͤf ten Feyerlichkeit verrichteten. Während die Aecker des Ynka und der Sonne vergattet wurden, bekamen die Arbei— ter ihren Unterhalt aus den koͤniglichen Vor⸗ rathshaͤuſern, aus welchen auch die Saa⸗ menforner genommen wurden. | Nach der Aerndte brachte man die Fruͤch— te von den Aeckern der Sonne und des Ki nigs in groſſe Kornhaͤuſer. Sie hatten in | wendig * sfr Sechſtes Buch. 359 wendig einen Unterſchied; auf der einen Sei— te wurden die Fruͤchte des Koͤnigs, auf der Andern, die Einkünfte der Sonne verwahrt. Es waren eigentlich dreyerley Arten ſol⸗ cher Vorrathshaͤuſer: in jeder Stadt waren deren zwey; in dem erſten befand fi ich das Getraide des Königs und der Sonne, wie ich ſchon geſagt habe; im zweyten ein groſſer Vorrath, wenn etwa eine Hungersnoth oder ein Mangel bey den Unterthanen, welchen man alsbald abhalf, eintreten ſolte; und die dritte Art war auf den groſſen Landſtraſſen, wo man alle drey Meilen ein ſolches Hauß fand. Dieſe wurden von den Aeckern des Koͤnigs und der Sonne angefuͤllt. Alle Fruͤchte, welche funfzig Meilen um Cusko herum jedes Jahr übrig blieben, nach⸗ dem alle obrigkeitliche Perſonen und Diener des Koͤniges ihren beſcheidenen Theil erhal⸗ ten hatten, wurden nach dieſer Hauptſtadt gebracht; in groͤſſerer Entfernung wurden fie in die groſſen Vorrathshaͤuſer det ade geliefert. k Bi 34 | Alle Kupfer in Menge, welches hoͤher geſchaͤzt 360 Sechſtes Buch. Alle Armeen, alle Richter, alle Dien und alle, die fuͤr den Koͤnig arbeiteten, wur den auf Unkoſten des Koͤnigs, und alle Pri ſter, ſo oft ſie im Dienſte waren, nebſt den geweyheten Jungfrauen von den ee der Sonne unterhalten. u 5 MN‘ 75 Zwanzigſtes Kapitel. Von der Verfertigung der Kleider, ef, fen und anderer Arten von Arbeiten. e Se Provinzen eines ſo groſſen Reichs, als das, wovon wir reden, mußten noth⸗ wendig von ſehr verſchiedener Beſchaffenheil ſeyn. Die Thaͤler am Meere, ſonderlich in Cuntiſuyu brachten viel Mayz hervor, 5 hingegen der ganze Strich von Collaſuyu dieſe Frucht gar nicht trug. In einigen Ge⸗ genden wuchſen viel Hülfenfrüchte, in ans dern viel Baumwolle; wieder Andere waren zur Weide geſchickt; in verſchiedenen wuchs Holz das ſich vorzuͤglich zu allerhand Geraͤ⸗ the oder Waffen ſchickte und viele 4 wurde, Sechſtes Buch. 361 wurde, als Gold, weil man ſich deſſelben in allen den Faͤllen bediente, wo wir das Eiſen gebrauchen. In den Provinzen wo die Baumwolle vorzuͤglich waͤchſt, ließ der Inka für die Son⸗ ne und für ſich eine groſſe Menge ſammeln um Kleider daraus verfertigen zu laſſen. | | ' Den Sonnentempeln und dem Ynka ge⸗ [ 15 hoͤrten auch die groͤßten Heerden vom zah⸗ men, Wolletragendem Viehe; auch die Wolle ward ſorgfaͤltig zu vorbenanntem Endzwecke e | Die Peruaner pflegten alle ihr daher Wie Llamma zu nennen. Es gab nur zwey 1 Arten deſſelben. Die groͤſſere, welcher ohn⸗ 1 gefehr unſere Hirſche gleichen wuͤrden, wenn . 7 fie keine Hörner und ſtaͤrkere Schenkel His 8 ten, wurde von ihnen Huanaku genennt und NE hatte gröbere Wolle von allerley Farbe; die Fi wilden Huanaku ſahen allezeit grau aus. Die kleinere Art, welche ſie Paco nennten, hat viel feinere und laͤngere Wolle, aber viel ſchlechter Fleiſch, als die groͤſſere. Auch be m diente man ſich der Huanakus zum Laſttra⸗ 4 3 5 gen. R ———————— — 362 Sechſtes Buch. gen. Die feinſte Wolle traͤgt das Vikun⸗ na, eine Art wilder Ziegen, welche den zah— men Pacos übrigens ſehr gleichen, aber aͤu— ßerſt ſchwer zu fangen find. Man ſonderte von beyden Arten von Thieren die Heerder nach den Farben ab, und vermiſchte nie ſchwarze, weiſſe und braune Wolle mit ein, ander. Die Wolle von jeder Farbe wart wiederum in grobe, feine und die feinſte ab- getheilt. Die erſte Art trugen die gemein ſten Leute: die zweyte, welche man auch zr färben pflegte, war für die Curakas, Offizie re und Unterobrigkeiten: die feinſte für die Ynkas. In den warmen Gegenden und ir der heiſſern Jahreszeit trug man Baumwol⸗ lene Kleider. Bey Beſchreibung der Opfen habe ich der Schaafe, Schoͤpſe und Laͤmmen erwaͤhnt: dieſes waren, wie man ſich leicht vorſtellen wird, keine europaͤiſchen, fondern Pacos, oder Huanakus. Der Koͤnig ließ die Wolle und Baum⸗ wolle, in groſſer Menge, in den Provinzen ſpinnen und weben, wo wenig Ackerbau, und die Leute zu der Wollenarbeit vorzüglich ge: ſchickt Sechſtes Buch. 363 ſchickt waren. Alsdann ließ er Kleider und Decken daraus verfertigen. An andern Oertern mußten die Einwoh⸗ ner Schuhe aus Huanaku⸗Leder und Hanf, welchen man von dem Baſte des Baumes Maguey erhielt, oder, fuͤr die Vornehmen, aus Baumwollenen Schnüren machen. 5 Die Waffen verfertigte man in den Pro 5 (>. vinzen, wo fih die beſten Materialien dazu fanden: gewiſſe Gegenden lieferten alſo Bo⸗ gen und Pfeile; Andere Lanzen und Wurf⸗ ſpieſſe, die vorn zugeſpizt und gebrannt wa⸗ ren, wie auch Keulen von ſchweren Holze; wieder andere Streitaͤrte von Kupfer, und noch andere lederne Schilde und Schleudern. f Dieſes waren alle in Peru gewoͤhnliche Waffen. N W 7 Ein jeder Unterthan des Dnfa war ein 0 Ackermann; doch gab es viele, die auch zim⸗ | NE mern, mauern, ſchmieden, oder andere kuͤnſt⸗ Bi liche Arbeit verfertigen konnten. Wenn ein Curaka in feinem Lande ſolche Kuͤnſtler hat⸗ te, fo ward es von ihm dem Ynka gemel⸗ det; und dieſer bediente ſich ihrer, wenn er m fie nörhig hatte. | 4 . i 364 Sechſtes Buch. Aus dem Vorigen iſt bekannt, daß vor Cusko aus, nach den vier Abtheilungen de 14 Reichs, vier Hauptſtraſſen gingen; von Cus Ä N ko gegen Norden aber waren dieſe Straffer 7 gedoppelt: Eine über die Gebuͤrge, und bi A Andere durch das ebene Land am Meere. 714 \ Auf allen diefen Straſſen hatten die Vn g kas in abgemeſſenen Weiten, gemeinigfid von Einer Tagereiſe zu der Andern, Pallaͤ fie mit Vorrathshaͤuſern erbauen laſſen. Je— der dieſer Pallaͤſte war ſo groß, daß der Inka mit feiner Hofſtatt und einem ganzer Heere feinen Aufenthalt darinne nehmen konn— | te; (denn nie wurden die Soldaten bey den 2 Bürgern einquartiert,) und mit Lebensmit— 40 teln, Kleidern und Waffen ſo reichlich verſe— Hi hen, daß ein Heer von dreyßigtauſend Mann \ | davon konnte ausgeruͤſtet und verſorgt werz | „ den. Doch befanden ſich nicht fo viele ſol⸗ 1 che groſſe Herbergen auf dem Wege durch | die Ebenen, als auf dem über die Gebuͤrge. Ein Sechſtes Buch. 365 Ein und zwanzigſtes Kapitel. befke von den Abgaben der Unterthanen | der Ynkas. Nove „ was ich im vorigen Kapitel ge⸗ ſagt habe, kann ich nunmehro einen Begrif von den Abgaben machen, welche die ynkas von ihren Unterthanen foderten. Das Wort Abgabe, oder Tribut, oder Contribution kann man hier nur im unei⸗ gentlichen Verſtande gebrauchen: Alles was die Unterthanen der Ynkas ihren Koͤnigen leiſten mußten, war, von jedem Manne zwey Monat Arbeit im Jahre. Dieſes war ſo zu ſagen, eine Art allgemeiner Abgabe, wel⸗ che in Europa ſo viel Schwierigkeiten fin⸗ det. Vom fuͤnf und zwanzigſten bis zum funfzigſten Jahre mußten ſich Alle, die nicht in öffentlichen Aemtern oder Dienſten ſtun⸗ den, fie mochten Arm oder Reich ſeyn, Dier ſem Geſezze unterwerfen. Reich waren hier diejenigen, welche viele Kinder, oder min⸗ derjaͤhrige Geſchwiſter hatten, die ihnen bey ihrer Arbeit helfen konnten. Denn jeder Haus⸗ — — —— ———— 366 Sechſtes Buch. Hausvater verrichtete, entweder allein, oder mit Huͤlfe feiner Hausgenoſſen, fein aufgeges benes Stuck Arbeit, und man machte als⸗ dann keine fernern Auffoderungen in demſel⸗ ben Jahre an ihn. Von dieſer Abgabe, wenn man es ſo nennen darf, waren frey: Alle von dem Ge⸗ ſchlechte des Manko Capak, alle Prieſter und Diener der Tempel, alle Offiziere, alle im Felde ſtehende Soldaten, alle Richter, obrigkeitliche Perſonen und Aufſeher bis auf die, welche uͤber hundert Mann geſezt waren; endlich alle Weibesleute und die Mannsper⸗ ſonen, uͤber funfzig oder unter ns * zwanzig Jahren. | Die Arbeit welche fie für den Pnka, oder eigentlich fuͤr den Staat verrichten muß⸗ ten, beſtand ohngefehr im folgenden. Jeder von den Tributmaͤßigen Unterthanen mußte, ſo wie er Befehl empfing, mit zu Felde zu gehen; an den Wegen und Waſſerleitungen, am Baue der Tempel, Magazine, koͤnigli⸗ chen Gebäude, Brücken und dergleichen zu e die Laͤndereyhen der Sonne und des g Koͤni⸗ Sechſtes Buch. 367 Koͤniges zu ackern, und die Früchte einzu⸗ ärndten; die Heerden der Sonne und des Ks niges zu hüten, zu ſcheeren, und die Wolle in die Magazine zu liefern, das Amt eines Bo⸗ en, welchen man Chaqui nennte, auszurich⸗ en; Kleider, Schuhe, Waffen und Kunſtſachen on Gold und Silber für die Tempel der Sonne, und die Pallaͤſte des Ynka zu verfer⸗ 355 ; bereit ſeyn, feinen Theil zu übernehmen. Hierbey muß ich aber nicht unterlaſſen, ochmals zu erinnern; daß ein jeder Haus⸗ jafer nur zwey Monate im Jahre arbeitete, ntweder nach einander, oder zu verſchiede⸗ ten Zeiten, nach feinem Gefallen; daß von g em, welcher die eine Art von Arbeit vers _ ichtete, die Andere nicht gefodert ward; daß in Jeder zu den Dingen, die er verfertigte, ie Materialien aus den Magazinen bekam, iemlich zu den Kleidern bekamen ſie die Wolle, zu den Schuhen das Leder und den hanf, zu den Dingen, womit man die tempel und Palläfte auszierte, das Gold ind das Silber, zu den Waffen mußten Andere das Holz und das Kupfer herbey⸗ ſchaffen, — ——— — — 368 Sechſtes Buch. ſchaffen, und fo fort; fo daß er nichts a die Arbeit darzu that. Ein jeder der fir den Koͤnig oder fur den Staat arbeitete, ward ſo lange als bier ſes waͤhrete, aus den Magazinen unterhal; ten, wie auch die Soldaten, Aufſeher, Obrig⸗ keiten und Richter, daher ſie auch von den Unterthanen nichts nehmen durften. 1 Auf dieſe Art gaben die Unterthanen der Ynkas ihren Königen gar keinen. eigentlichen Tribut von ihrem Vermoͤgen. Gold, Silber, Edelgeſteine, ſchoͤne de dern nebſt andern Seltenheiten foderte der König nie als einen Tribut; fo oft aber di Curakas vor ihm erſchienen, entweder wenn fie in die Hauptſtadt kamen, oder wenn ei die Provinzen feines Reichs durchreiſete; uber: reichten fie ihm alles, was fie an ſolchen Koſtbarkeiten das Jahr über geſammelt h ten, als ein Geſchenke, denn man e ganz Amerika vor der Ankunft der Spanier von keinem Gelde. Der König nahm als, dann davon, was ihm gut duͤnkte, das Libri, ge gab er ihnen zurück, oder beſchenkte die Offt⸗ Sechſtes Buch. 369 Offiziere und Diener, denen er wohl wolte zamit; und alsdann war es ihnen erlaubt, s zum Schmuck ihrer Perſon oder ihres Hau— es anzuwenden. Doch ſezten fie keinen groſ— en Werth darauf. Ihr groͤßter Ehrgeiz ging Jabin, ihre Sonnentempel und Haͤuſer für die ſeheiligten Jungfrauen damit zu ſchmuͤcken. Zbwey und zwanzigſtes Kapitel. Beſezze wie die öffentlichen Dienſte und Einkuͤnfte ſolten verwaltet werden und bon den Quippus. Die Ynkas hatten ein Geſez gemacht, wor⸗ inne die Arbeiten und Verrichtungen ih⸗ er Unterthanen, die man anſtatt der Abga⸗ en, ſowohl fuͤr den Koͤnig, als fuͤr das gemei⸗ e Beſte foderte, veſtgeſezt waren: Wir haben e ſchon im vorigen Kapitel angegeben; ein nderes Geſez beſtimmte die Einrichtung Dies r öffentlichen Dienſte. Wir wollen hier inen Sinn darſtellen. Zu einer gewiſſen Zeit im Jahre kamen ie Richter, Einnehmer und Rechnungsführer der Provinz in der Hauptſtadt derſelben zu⸗ II. Theil. A a ſam⸗ — | ̃¶ —ͤͤ8ĩrnn. — dieſer Rechnungen ward hernach jedes dab 370 Sechſtes Buch. ſammen, und legten ihre Rechnungen vor dem Ynka, welcher Statthalter war, in Gegen⸗ wart des Curaka, ab. Da ſie von der Kunſl zu ſchreiben keine Kenntniß hatten, ſo bedien⸗ ten ſie ſich anſtatt der Rechnungen und He: gifter der Quippus, einer Art von Schnüren, in welche man Knoten kruͤpfte „ und rechne: ten damit eben fo richtig und ficher, als wit mit geſchriebenen Zahlen. Ich werde von die: fen Quippus, damit man mich hier deſto leich ter verſteht, alsbald Nachricht geben. Ver mittelſt dieſer arithmetiſchen Zeichen legten die fe Rechnungsfuͤhrer dem Statthalter und Cu raka auf das deutlichſte vor Augen, ne Dienfte jeder Unterthan dem Könige ode dem Staate gethan, wie viel an Kleidung, Waffen, Geraͤthe, Gold, Silber, Kupfer Wolle, Feldfruͤchten und dergleichen, in di öffentlichen Magazine gekommen, wie viel mat daraus zum Gebrauch angewendet, und 5 viel noch vorraͤthig ſeyx. Der Hauptinnhal von den Statthaltern wieder dem König 1 * Na 0 } Sechſtes Buch. 371 Nach Abnahme dieſer Rechnung legte der Statthalter den Richtern und Einnehmern wiederum die Befehle des Königs vor, in wels chen angezeigt war, was fuͤr Dienſte er von ſelbiger Provinz verlange: dieſe wurden auf das gerechteſte und billigſte auf die Untertha⸗ nen vertheilt und die erwaͤhnten Unterbefehls⸗ a haber zeigten den Auffehern über tauſend, e über hundert und über zehn Mann an, wass 74 dieſes Jahr geſchehen muͤſſe. Die Untertha⸗ nen, welche nach obenbeſchriebener Art nie a übernommen wurden, erfüllten die Befehle der Ynkas mit Freuden und behielten Zeit gnug übrig, nicht nur ihre eigenen Angeles | 4 genheiten zu beſorgen, ſondern auch einen 1 109 groſſen Theil des Jahres über, im Schooſſe 6 | 2 ihrer Familien, der Ruhe zu genieſſen. Außer⸗ N dem waren fie gewiß verſichert, daß die Arbeit, 10 0 | die fie, wegen ferner Feldzuͤgen, nicht ſelbſt 5 | thun konnten, Andere für fie verrichten mußten. Endlich war noch ein Geſez, welches be⸗ fahl, daß alles, was nach den beſtrittenen Ausgaben des Koͤnigs, an Kleidern, Feld⸗ 1 früchten und andern nuͤzlichen Dingen, in den Wr 1 | A a Bora \ | ̃¶— l! — - 37 Sechſtes Buch. Vorrathshaͤuſern des Koͤniges und der Son ne, welche in den Städten waren, noch übrig‘ blieb, in die groſſen Magazine gebracht und zur Unterſtuͤzzung der Unterthanen angewen⸗ det werden ſolte. 3 Um das, was ich von dieſen Rechnungen ſage, ein wenig deutlicher zu machen, will ich hier, ſo gut es moͤglich iſt, die Quippus be⸗ ſchreiben. I Quippus find Bündel von woͤllnen Faden, die folgendergeſtalt verfertigt ſind: An einem ſtarken Faden von beliebiger Lange und bes ſtimmter Farbe, find eine Anzahl anderer Fa⸗ den von mancherley Farben angereihet, die ohngefehr die Staͤrke eines mittelmaͤßigen Bindfadens haben. Jeder von dieſen Fade iſt gemeiniglich aus drey duͤnnen Faden . ſammengedrehet, die entweder alle drey vo Einer, oder von verſchiedenen Farben fi nd; ihre Länge beträgt gewoͤhnlich drey viertel El⸗ len. Duippu heiſſet rechnen, oder auch eine Rechnung; man konnte auch durch dieſe Buͤndel Faden nichts anders, als Zahlen un Rechnungen ausdrucken. 6 4 . Die Sechſtes Buch. 373 Die Farbe des ſtarken Bindfadens, wor⸗ an die andern angereihet waren, druͤckte gleich⸗ ſam die Uiberſchrift der Rechnung aus; ob es nemlich die Rechnung der Einwohner einer Stadt, oder die Muſterrolle der Soldaten einer Provinz, oder der verrichteten Arbeit, oder der Vorraͤthe in einem Magazine u. ſ. f. war. Die Farbe der herabhangenden Faͤden, ſie mochte nun einfach, oder zwey- oder drey⸗ färbig ſeyn gab wieder beſondere Bedeutungen. In dieſe Faͤden wurden beym Gebrauch Kno— ten geknuͤpft, welche die Zahlen, die man an⸗ deuten wolte, ausdruͤckten. An die herabhan⸗ genden Faden knuͤpfte man zuweilen, wenn es nöthig war, kleinere in die Queere, welche den Mangel oder die Ausnahmen anzeigten. Die hoͤchſte Reihe Knoten, nahe am ſtarken Faden, bedeutete die groͤßten Zahlen, zum Beyſpiel 10,000. Die folgende herunterwaͤrts 5000, weiter 1000, 500, 100, 50, 40, 30, 20, 10 und dann die einzelnen Zahlen. In einem Regiſter, welches die Einwohner einer Stadt, oder Provinz enthielt, zeigte der vor⸗ derſte Faden die Greiſe an, welche keine Dien⸗ 1 A a 3 ſte den Quippus machen konnte, überfehen, un | 374 Sechſtes Buch. ſte mehr thaten, der zweyte, die Dienſtfaͤhige Maͤnner, der dritte die Weiber, der vierte die Jünglinge, der fünfte die Mädchen, der ſech⸗ ſte die Kinder des Einen und der ſiebente di Kinder des andern Geſchlechts und ſo for Aber ich hoffe, daß der Leſer nun mit einem | Blicke den ganzen Gebrauch, welchen man vo ſich leicht vorſtellen wird, daß man durch ſelbi⸗ ge weder artikulierte Worte, noch die Empfin⸗ N dungen feines Herzens, wie in Briefen, aus zudrücken vermögend war. Dennoch dienten ſie zwiſchen den Ynkas und ihren Feldherren, oder Statthaltern, als Chiffern; und die, wel⸗ che beſtellt waren, die Geſchichte des Reichs zu wiſſen und wenn es erfodert wurde, zue 2 zählen, erſahen aus felbigen die Zahlen der Jahre, der Heereszuͤge, der Truppen, der Feinde, der Gebliebenen und ſo fort. Das Uibrige, was in der Geſchichte merkwürdig N war, mußten die Amautas in kurze Erzaͤhlun⸗ gen oder die Aravek, oder Dichter in Geſaͤn⸗ ge bringen, damit man es deſto leichter behal⸗ ” koͤnnte und die, welche über das Archiv, | or | Sechſtes Buch. f 375 der die königlichen Quippus in Cusko ge ezt waren, mußten die Erzählungen, oder Befänge auswendig lernen; fo wurden die bornehmſten Begebenheiten vom Vater auf en Sohn fortgepflanzt. } Alle Aufſeher über die Quippus wurden nit einem allgemeinen Namen Rechnungsfuͤh⸗ er oder Quippukamayun genennt. Wer dieſes Amt verwaltete, lebte auf königliche Unkoſten, und war frey von allen andern Verrichtun⸗ zen. In jeder kleinen Stadt waren wenig⸗ ſtens viere, in groͤſſern mehrere, und in Cus⸗ ko ſehr viele. Sie wurden unter den be⸗ Be ausgeſucht und ſehr hoch geſchaͤt. Drey und zwanzigſtes Kapitel. Getz von den wilden Thieren, und von den koͤniglichen Jagden. m Reiche der Ynkas wurde kein Muͤßig⸗ * gaͤnger geduldet; allein dieſe Könige hiel⸗ | ten nicht nur in fo ferne über dieſes Geſez, daß fie die Muͤßiggaͤnger ſtraften, ſondern fie hatten auch Geſezze, welche ſolche Beſchaͤfti— gungen verboten, die Gelegenheit zum Muͤßig⸗ Aa 4 gange 376 Sechſtes Buch. gange geben. Zum Beyſpiel: Niemand durf⸗ te bloß zum Vergnuͤgen in den Provinzen de Reichs herum reiſen: Niemand durfte jager Es war im ganzen Reiche ausdruͤcklich verboten, irgend ein Wildpret, es mochter Voͤgel oder vierfuͤßige Thiere ſeyn, zu toͤd ten, außer Rebhuͤner und Tauben fir die Tafel der Statthalter und Curakas. Den noch durften nur wenige dieſer Thiere getöde tet werden, und man mußte Befehl von der Obrigkeit dazu haben. Niemand toͤdtete alſo ein Wild in dieſem Reiche, weil jedermann | wußte, daß die Geſezze der Ynkas nie un⸗ geſtraft verlezzet wuͤrden. = Nur der König und die Generafftasgal | ter ſtellten alle Jahre eine groſſe Jagd an, welche Chaku genennt wurde. Dieſe gefcha: | he folgendermaaſſen: Zu einer gewiſſen Jah⸗ reszeit ließ der Koͤnig bekannt machen, daß er an einem beſtimmten Tage, in einer ange- zeigten Provinz, eine allgemeine Jagd halten wurde. Alsdann gab er zwanzig bis drey⸗ ßigtauſend Mann Befehl, an einem gewiſſen Orte, im freyen Felde zu erſcheinen. Hierauf beſtimm⸗ Sechſtes Buch. 377 beſtimmte der Ynka Berge und Fluͤſſe, die Jedermann bekannt waren, zu Graͤnzen der Jagd, und die verſammelte Mannſchaft fing an, ſich auf beyde Seiten auszubreiten, ſo daß der Kreis der Jaͤger einen Raum von ohngefehr funfzehn, bis zwanzig Meilen einſchloß. Wenn die beyden aͤußerſten Enden dieſes Kreiſes, an dem, ihnen angezeigten Orte zuſammen geſtoſſen waren, ſo ſing der Kreis an ſich zu verengen, und die wilden Thiere wurden nach und nach in eine von Wäldern und Gebüfchen freye, Gegend ge trieben. Die reiſſenden Thiere, Löwen, Bis ren, Füuͤchſe, Luchſe, welche man Ozkollo nennte, wurden fo, wie man fie antraf, todt⸗ geſchlagen; andere wilde Thiere, als Rehe, Damhirſche, Gemſe, Huanakus, Vikunnas und ſo fort, fingen ſie lebendig, und ihre Anzahl belief ſich zuweilen auf vierzigtauſend Stuͤck. Von den beyden leztern Arten tödte— ten ſie nur die Aelteſten, welche zur Zucht nichts mehr taugten, den Uibrigen ſchoren ſie die Wolle ab, und lieſſen ſie alsdann wie⸗ der laufen. Die Weibchen von den Neben Nan A und | | ̃— ⅛U—— — 378 Sechſtes Buch. und Damhirſchen, nebſt den Maͤnnchen, d noch zur Zucht ſehr gut ſchienen, erhielten auch ihre Freyheit wieder. Wenn die Jagd geendiget war, ſo nahm man vermittelſt den Quippus ein genaues Verzeichnis von allem Wildpret, welches war gefällt worden, und der König ließ das Fleiſch, welches in Peru ſehr ſelten war, mit der größten Billigkeit unter alle, welche bey de j | Jagd geweſen waren, austheilen; auch die Wolle der Huanakus ward unter das Volk ausgetheilt, aber die Wolle von den Vikun⸗ nas behielt der König, und theilte davon den Prinzen vom Gebluͤte und den Curakas mit; denn es durfte niemand, als ſolche vorneh⸗ me Perſonen Kleider von dieſer außerordent-⸗ lich feinen Wolle tragen. | Die Provinzen um Cusko herum waren in vier Quartiere eingetheilt, und in jedem ward alle vier Jahr einmal koͤnigliche Jagd gehalten. Die wilden Thiere hatten alſo FR | gnug, ſich zu vermehren. I In den vier groffen Abtheilungen des Reichs, welche man Tahuantinſuyu zu nen⸗ | nen Sechſtes Buch. 379 nen pflegte, hielt es jeder Vizekoͤnig und Ynka Statthalter eben fo. Auf dieſe Art wurde das Volk mit Wolle, zum täglichen Gebrauch verſehen; bekam wenigſtens einmal im Jahre einen Uiberfluß an gutem Fleiſche, welches ſie theils gleich mit den Ihrigen ver⸗ zehrten, theils doͤrreten und aufbewahrten; und die reiſſenden Thiere wurden verhindert im Lande ſich zu ſehr zu vermehren. Bey der königlichen Jagd um Cusko war allezeit der Konig, und bey der in den Provinzen der Vizekoͤnig, oder Ynka Statthalter zugegen. g Vier und zwanzigſtes Kapitel. | Von einigen merkwürdigen Thieren in die ſem Reihe Ä E. it meine. e Abſt cht nicht, von allen Thie⸗ ren, die vor der Ankunft der Spanier im Reiche der Ynkas gefunden wurden, zu handeln; dieſes wuͤrde meine Geſchichte ohne Nothwendigkeit vergröffern: ich will nur eine kurze Uiberſicht davon geben, und einige merk⸗ würdige darunter, die nähere Beziehung auf meinen Gegenſtand haben, beſchreiben. 5 380 Sechſtes Buch. Ich habe ſchon geſagt, daß die Einwoh⸗ ner dieſes Reichs kein anderes zahmes Vieh hatten, als die Huanakus, Pacos und eine Art von Kaninchen, welche ſie Coy nennten. Von den wilden Thieren habe ich bey der Beſchreibung der allgemeinen Jagd auch ver⸗ ſchiedene genennt. Es giebt wen in dieſem Lande, aber ſie ſind weder ſo groß noch ſo grimmig, als die in Afrika. Es finden ſich auch Baͤren hier, aber in geringer Anzahl und nur auf den kalten Gebuͤrgen gegen Mit⸗ tag zu. Die Tiger, welche das Gebuͤrge An⸗ tis unſicher machen, ſind von der grauſamſten und boshafteſten Natur, wie in andern Lan⸗ dern. Luchſe finden ſich auch in ziemlicher Anzahl, ſo wie verſchiedene andere Arten von Fleiſchfreſſenden Thieren. Affen und Meer⸗ kazzen aber giebt es, ſonderlich in den Laͤndern nach der Linie zu, in unbeſchreiblicher Menge. Von Schlangen werden verſchiedene Arten gefunden: Auf dem Gebürge Antis laͤſſet ſich eine Gattung von Schlangen ſehn, welche die Ynkas Amaru nennten, deren Länge 30 bis 32 Schuh beträgt. | on a Sechſtes Buch. 381 0 Die Einwohner dieſes Landes hatten kein | | zahmes Fluͤgelwerk, außer gewiſſen kleinen Gaͤnſen. Die mancherley wilden Vögel find | unmöglich alle in einem fo kurzen Raume, ’ als ich mir vorgezeichnet habe, zu beſchreiben. N Es giebt allerley Arten von Adlern und Fal- | ken hier; auch findet man hier eine Gattung | von Raubvoͤgeln, welche fonft an keinem Orte in der Welt angetroffen wird. Die Einge⸗ bohrnen nennen einen ſolchen Vogel Cuntur, die Spanier aber Condor. Er iſt ſo groß, daß die, welche, um ihn genauer zu beſchrei⸗ ben, Einen davon gemeſſen, gefunden haben, daß von der Spizze Eines Fluͤgels bis zu der Spizze des Andern, wenn er ausgebreis tet auf der Erde liegt, eine Weite von ſech⸗ zehn Schuhen iſt. Was den Cuntur von allen andern Naubvögeln unterſcheidet, iſt Dies ſes, daß er keine Faͤnge oder Krallen an den Fuͤſſen hat, wie die Adler, oder Falken, ıc. ſondern feine Füffe find den Huͤnerfüſſen gleich; er wuͤrde ſonſt ohne Zweifel mehr Schaden thun. Sein Schnabel hingegen iſt ſo hart und ſtark, daß er eine Ochſenhaut damit N durch⸗ - 382 Sechſtes Buch. durchſtoſſen kann. Zwey Cunturs ſind ver— mögend einen Stier, oder eine Kuh umzubrin gen. Sie pflegen ſich alsdann darauf zu ſez⸗ zen und das Thier, gleich hungrigen Woͤlfen, zu verzehren. Man hat Beyſpiele, daß fie Kinder von zehn bis zwoͤlf Jahren getödtet und zur Beute gemacht haben. Sie ſind ſchwarz und weiß geflecket, wie die Elſtern und 7 auf dem Kopfe einen Kamm, wie ein Hahn, nur daß er nicht gezacket iſt. Sie machen im Fliegen ein ſolches Geraͤuſche, daß die, welche aͤn dem Orte ſtehen, wo ſie nieder⸗ ſchieſſen, ganz davon betaͤubet werden. Dieſe Voͤgel laſſen ſich in geringer Anzahl ſehen, wie alle Gattungen groſſer Raubvoͤgel. Eine groſſe Anzahl ſolcher Voͤgel, wuͤrde auch i | der That ein Land gar bald von kleinen Thie⸗ ren entbloͤſſen. b So wie man in dieſem Lande die groͤßte Art von Voͤgeln findet, ſo hegt es auch die | kleinſte Gattung. Die Eingebohrnen nenne j fie Quenti, die Spanier Tomineios; bey uns aber ſind ſie unter dem Namen des Colibri bekannt. Ich ſage nichts weiter von dieſem | klei⸗ Secchſtes Buch. 383 kleinen Geſchoͤpfe, weil man feine Beſchrei⸗ bung ſchon in vielen Büchern findet; es iſt der kleinſte ſowohl als der ſchoͤnſte Vogel uns ter allen gefiederten Thieren, die man kennet. Derjenige Vogel aber, welcher vorzuͤglich eine Stelle hier verdient, iſt der Coraquenque. Ich habe in der Abſchilderung des Anzuges des Capak Ynka geſagt, daß er allezeit zwey Federn von dieſem Vogel auf beyden Seiten der Stirne, Eine von der Andern ein wenig entfernt in ſein Llauta ſteckte; ich muß alſo noch kuͤrzlich erwaͤhnen, was dieſes fuͤr eine Art von Vögeln iſt, und wo der Inka die⸗ ſe Federn herbekoͤmmt. Ohngefehr dreyßig Meilen von Cus ko gegen Morgen, am Fuſſe des groſſen Schnee⸗ gebuͤrges iſt eine wilde Einoͤde, welche man Villkanuta nennet. In dieſer wuͤſten und einſamen Gegend iſt ein Moraſt, bey wel⸗ chem ſich die Coraquenque aufhalten. Man verſichert insgemein, daß man nie mehr als zwey von dieſen Vögeln zugleich zu ſe⸗ hen bekommt; nemlich einen Hahn und eine Sie. Man weiß nicht wo ſie herkommen, noch 384 Sechſtes Buch. noch wovon ſie ſich naͤhren, und die Aehnlich 1 keit der Geſtalt und Farbe hat vermuthlich | gemacht, daß man geglaubet hat; es waͤren beftändig eben dieſelben. Eine Fabel, die der vom Phoͤnix ähnlich, nur ein wenig ver- nünftiger iſt. Der Coraquenque hat er fehr die gröffe eines Falken, aber hohe Bei⸗ ne und ſeine Federn ſind ſchwarz und weiß geſprengt 8 Die Ynkas, welche zu glauben — daß dieſe beyden Voͤgel die einzigen ihrer Art in der Welt waͤren; hielten ſie fuͤr ein Sinnbild des Manko Capak und der Ma⸗ | ma Oello und beſtimmten ihre Federn zu dem heiligem Gebrauche, daß fie ein koͤnig⸗ licher Schmuck im Diadem des Capak Yn⸗ ka ſeyn ſolten, den er allein tragen durfte. So oft ein neuer Capak Pnka den Thron beſteigen wolte, wurden Jaͤger in die Wuͤſte Villkanuta geſchickt. Dieſe ſchlichen den heiligen Voͤgeln, ſo geſchickt und leiſe als fie konnten, fo lange nach, bis fie einen davon fingen. Sie nahmen ihm die erſten Federn in beyden Fluͤgeln, und gaben ihm als⸗ Sechfes Buch. 385 alsdann ſeine Freyheit gewiſſenhaft wieder. Mit den beyden Federn, welche der vorher⸗ gehende Capak Pnka getragen hatte, wurde auch allemal ſein balſamirter Koͤrper ge⸗ ſchmuͤckt, ehe man ihn in den Sonnentem⸗ pel ſezte; ſein Nachfolger mußte ſich alſo nothwendig mit andern verſehen. Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel. Von den Verheyrathungen der Ynkas und ihrer Unterthanen. Wie ſie ihren Kindern Namen gegeben. De Geſchlecht der Ynkas war ungemein zahlreich, und konnte ſich in den lezten Jahren vielleicht auf zwanzigtauſend Seger belaufen. Alle Jahr pflegte der Koͤnig, zu einer ge⸗ wiſſen Jahreszeit alle unverheyrathete Juͤng⸗ linge und Maͤdchen von dem Geſchlechte der YVnkas, welche verheyrathet werden ſolten, in Cusko zuſammen kommen zu laſſen. Die ungen Mannsperſonen mußten fünf und zwanzig, und die Mädchen ſechzehn. Jahre ut ſeyn. II. Theil. Bb Wenn 386 Seechſtes Buch. Wenn die Ceremonie vor ſich gehen ſol⸗ te, ſo wurden alle Candidaten des Eheſtan des von ihren Anverwandten auf einen groſ⸗ fon Plaz vor dem königlichen Pallaſte ges führt. Die jungen Leute ſtellten ſich in einen Kreiß, und der König trat in die Mitte def ſelben. Die zu Verheyrathenden ſtunden ſo, wie fie einander gefallen hatten, ſchon Paar- weiſe beyſammen, und der Koͤnig rufte Ei | Paar nach dem Andern zu ſich. Er ergrif ihre Hände, legte fie in einander, ließ fi e das eheliche Verſprechen thun, und führte ſie ihren Eltern, oder Anverwandten wieder zu. Hierauf verfuhr er mit dem folgenden Paare eben ſo, dann mit dem Dritten und ſo fort, bis ſie alle vereiniget waren. Ein jedes Brautpaar begab ſich nach vollbrachter Ceremonie in das Haus des Va⸗ ters vom Braͤutigam und die Hochzeit ward drey bis vier Tage lang gefeyert, 1 8 ſon⸗ derlich viel getrunken ward. Nachdem der Capak Ynka die Perſonen von feiner Verwandſchaft auf dieſe Art vers heyrathet hatte, verrichteten gewiſſe, dazu ab - Sechſtes Buch. 387 geordnete Miniſter eben dieſes in den verſchie⸗ denen Vierteln der Stadt Cusko; die ges ſezten Obrigkeiten in den andern Staͤdten; die Statthalter in den Hauptſtaͤdten der Provin⸗ zen und die Curakas in ihren Landſchaften. Dabey durfte aber niemand aus feinem Vier- tel der Stadt in ein Anderes, noch aus Ei— ner Stadt in die Andere heyrathen: Mit ei⸗ nem Worte, das Brautpaar mußte aus Eis ner Familie ſeyn; faſt ſo wie in den alten Zeiten die Israeliten nicht aus ihren Staͤm⸗ men heyrathen durften. Jedes neuverheyrathete Paar, bekam ei⸗ ne neue Wohnung. War es aus der Fa⸗ milie der Ynkas, fo mußte ſie ihm durch die Einwohner derjenigen Provinz, der es zuge— theilt war, erbauet werden, welche um ſo viel Tage, als es dauerte, mit anderer Ar⸗ beit verſchont wurden. Fuͤr die andern neu⸗ en Ehepaare mußten die Gemeinheiten der Staͤdte die Haͤuſer beſorgen: die Kleider gab ihnen der König, und den andern Hausrath die Eltern und naͤheſten Anverwandten: Das Stück Feld aber, worauf ſie ihren Unterhalt Bb 2 bau 388 Sechſtes Buch. | bauen konnten, erhielten fie, wie ich 0 geſagt habe, von dem allgemeinen Antheile, oder wenn dieſes nicht hinreichte von dem Antheile des Königes, durch die Statthalter; ſie konnten es aber nie verkaufen, oder ur veräußern. Im ganzen Reiche der Ynkas gab es alſo keine eigentliche Armen. f Wenn der Erſtgebohrne Sohn in einer Familie gewohnt wurde, geſchahe es allezeit mit groſſen Ceremonien, und einem darauf folgenden Schmauſe. Sobald das Kind zwey Jahre alt war, mußte es gewöhnt werden, wobey ſich die ganze Verwandſchaft verſammelte. Die Mut⸗ ter hielt den Knaben auf dem Schooſſe, und derjenige unter den Anverwandten, welcher, nach unſerer Art zu reden, zum Pathen er⸗ waͤhlt war, ſchnitt ihm mit einem ungemein ſcharfen Feuerſteine eine Locke von den Haas ren ab, welche er mit auf die Welt gebracht hatte; denn vor dieſer Zeit durfte ihm kein Haar abgeſchnitten werden. Auf den Pathen, oder zweyten Vater, folgten die andern Ver- wandten, nach dem Alter, in der Reihe. War U | | Sechſtes Buch. 389 War der ganze Kopf des Kindes, nach ih- rer Mode beſchoren, ſo legten ſie ihm, mit gemeinſchaftlicher Bewilligung einen Namen bey, denn eher hatte es keinen Namen, und beſchenkte es mit allerhand Dingen, die ihm einmal nuͤzlich ſeyn konnten; worauf ſich das Feſtin anfing. Sie tranken übermäßig, fie tanzten und ſangen die ganze Nacht hindurch, und ſezten dieſe Luſtbarkeiten verſchiedene Ta⸗ ge lang fort. Ben dieſer Gelegenheit will ich doch eine kleine Probe von dem Genie der allgemeinen Sprache von Peru geben, denn die Ynkas hatten ihre beſondere Sprache. Das Wort Sohn war. in dieſer Sprache durch zwey Wörter ausgedruͤckt: Churi und Uaug. Der Vater ſagte allezeit Churi, wenn er ſagen wolte: Sohn, und die Mutter Uaua. Wenn ein Bruder ſagen wolte: Bruder, ſo bediente er ſich des Wortes Uauque; eine Schweſter aber nennte ihn Tora. Wolte Eine Schweſter die Andere nennen, fo gebrauchte fie den Aus— druck: Nanna; ein Bruder aber mußte ſagen: 91 Wer dieſes nicht beobachtete, verwech⸗ Bb 3 ſelte 390 Sechſtes Buch. ſelte die Geſchlechter und redete unverſtaͤndlich. | In andern Dingen verhielt es ſich ebenfalls alſo. Die peruaniſche Sprache war ungemein ſchwer, und wenig Spanier haben ſie recht verſtanden. 5 Sechs und zwanzigſtes Kapitel. Von den Familieneinrichtungen, und dem Hofſtaate der Ynkas. Wir haben in einem der vorhergehenden Kapitel, von den praͤchtigen Pallaͤſten, und Gaͤrten der Könige von Peru eine ger ringe Beſchreibung gemacht; wir haben ihre Hoheit, ihre Geſezze, ihre Einkünfte, ihre Reichthümer, ihre Macht im Kriege und im \ Frieden, und ihre ganze Regierungsart be⸗ ſchrieben; es bleibt alſo noch übrig, daß wir Etwas von ihren Familieneinrichtungen und von ihrem Hofſtaate melden. | Manko Capak machte die Einwohner von Peru glauben, er und feine Gemalin Coya Mama Oello wären Kinder der Sonne und des Mondes. Sonne und Mond waͤren Ge⸗ ſchwiſter, und haͤtten einander geheyrathet; und = #1 I Sechſtes Buch. 391 und mit ihm und ſeiner Gemalin habe es eben die Beſchaffenheit: daraus floß nun das Geſez, welches er gab; daß der Erbe des Reichs allemal ſeine aͤlteſte Schweſter zur Gemalin nehmen mußte; bekam er mit dieſer keine männlichen Erben, fo heyrathete er die Zwey⸗ te; war keine vorhanden, ſo vermaͤlte er ſich mit der naͤchſten Prinzeßin vom Gebluͤte, wel⸗ che ſowohl von vaͤterlicher, als von muͤtterli— cher Seite vom Manko Capak abſtammte. Solche Gemalinnen bekamen allein den Tit⸗ tel Coya, oder regierende Koͤniginnen. Außer dieſer hatte der Capak Pnka noch unzaͤhli⸗ che andere Gemalinnen: Kinder, die er mit einer Tochter eines Ynka erzeugt hatte, wur⸗ den für rechtmäßig gehalten, und waren, wenn die Kinder der Coya vor der Zeit ges ſtorben waͤren, Regierungsfaͤhig. Die Soͤh⸗ ne aber, welche ihm eine Fremde gebohren hatte, waren unaͤcht, und konnten in keinem Falle den Thron beſteigen, ſo lange noch ein aͤchtgebohrner Ynka lebte. So hatte, zum Beyſpiel die Prinzeßin von Quito dem Hu⸗ W Capak den Atahuallpa gebohren, wel⸗ Bb 4 cher, 392 Sechſtes Buch. cher, nach den im Reiche der Ynkas ge wohnlichen, Geſezzen den Thron von Cusko nie haͤtte beſizzen koͤnnen, weil viel tauſend Ynkas lebten, die ein näheres Recht dazu hatten, als er. Sobald dieſer Tyranne alſo | die Gewalt befam, ließ er nicht nur feinen Bruder Huaskar, den rechtmäßigen König, fondern auch alle Ynkas von koͤniglichem Ge⸗ blüte toͤdten, damit ihm niemand den Zepter moͤchte ſuchen zu entreiſſen. 1 Die Geburt eines Kronerben ward alle zeit mit groſſen Feyerlichkeiten begangen, noch groͤſſere aber ſage man, wenn er gewohnt ward, und einen Namen bekam. Der Groß⸗ priefter vertrat allezeit Pathenſtelle, und ſchnitt ihm die erſte Locke ab; alle Prinzen und Cu⸗ rakas beſchenkten ihn mit Koſtbarkeiten von Gold, Silber und Edelgeſteinen; und das Feſt, welches gegeben wurde, waͤhrete zwan⸗ zig Tage. Taͤnze, Geſaͤnge und andere Luſt⸗ barkeiten wechſelten dabey Tag und Nacht mit einander ab. Huaͤyna Capak ließ bey der Gelegenheit der Gewoͤhnung ſeines aͤlte— ſten Prinzen Huaskar, die beruͤhmte goldene Kette I. 1 9 Sechſtes Buch. 393 Kette machen, um dieſes Feſt beſonders aus⸗ zuzeichnen, und der Name, welchen die An⸗ verwandten dieſem Prinzen gaben, hatte eine ee auf dieſe Kette. Im ſechzehnten Jahre ward ein Fr a zum Ritter gemacht, und für den Kron⸗ prinzen erklaͤrt; aber die Feierlichkeiten dieſes großen Feſtes, nebſt allen Ceremonien, welche dabei beobachtet wurden, habe ich ſchon be= ſchrieben. Nunmehr ſieng er an, ein Kom⸗ mando im Kriege zu fuͤhren, und im Frieden die Provinzen des Reichs zu durchreiſen, da⸗ mit er ſeine kuͤnftigen Unterthanen, und fi ie. ihn möchten kennen und lieben lernen. Inm fuͤnf und zwanzig ſten Jahre ward er mit feiner) erſten Gemalin und rechtmaͤßigen Koͤnigin verbunden; bei welcher Gelegenheit wieder allen Ynkas, Curakas und den Eins. wohnern von Cusko ein zwanzigtaͤgiges Fest ' gegeben ward. Sobald ſein Vater aufhörte zu leben, — Llauta, oder die königliche Stirnbinde nach unſerer Art zu reden, das, Diadem, an zuaſteckte zun beiden Seiten der Nouad Bb 5 Stir⸗ * * 394 Sechſtes Buch. Stirne die zwei erſten Federn aus bei N Fluͤgel des feltenen Vogels Coraquenque, und zeigte ſich alsdann ſeinen Unterthanen als König. Er ließ den Leib feines Vaters, nach der Kunſt einbalſamiren, und ihn, mit den fchonften Kleidern angethan, und mit dem Llauta und den Federn des Coraquen⸗ que gefhmüct, auf einem goldenen Throne, in den Tempel der Sonne ſetzen. Einen gan⸗ zen Monat hindurch ward der verſtorbene Ca⸗ pak Ynka beweint; es wurden ihm zu Ehren in allen Vierteln der Stadt Cusko große Auf⸗ huge angeſtellt, und feine Thaten und große Eigenſchaften, wurden in Lobliedern beſungen. Allein hierdurch war die Trauer noch nicht ges endiget; ein ganzes Jahr hindurch wurden dieſe Ceremonien, in jedem Monate, acht Ta⸗ \ ge lang wiederholt. Ja viele von feinen liebs ſten Dienern toͤdteten ſich ſelbſt um nr nicht zu überleben, | Der neue Capak Pnka bezog nie das Zimmer, in welchem ſein Vater gewohnt hat⸗ te; er bediente ſich auch keines von allen den Geraͤthen, die jener gebraucht hatte. Oft bauete LEBER — 4 Sechſtes Buch. 395 bauete er ſich fogar einen neuen Pallaſt, wel⸗ cher aber gemeiniglich praͤchtiger war, als der, ſeines Vorfahren. | In dieſem Pallaſte wurde er fo herrlich bedient, als irgend einem Könige in der als ten Welt wiederfahren iſt Von ſeinen Mi⸗ niſtern, Feldherren, Statthaltern, welche allemal Ynkas von Geburt waren, und an⸗ dern Staatsdienern habe ich ſchon im Vor⸗ hergehenden geredet; die Diener ſeines Hau⸗ ſes aber waren ins geſammt aus denen zunaͤchſt um Cusko herum gelegenen Staͤdten, welche don dem Ynka Manko Capak zuerſt ange⸗ legt, und mit dem Namen Pnkas waren ber gnadiget worden. Sie wechſelten mit jedem Mondesviertel mit einander ab, und hielten es ſich fuͤr die groͤßte Ehre, den Capak Inka zu bedienen, ſie mochten zu den hoͤchſten oder zu den niedrigſten Dienften bei der Hofſtatt des Koͤnigs gebraucht werden. Von dieſen Staͤdten wurden weiter keine Weh oder Dienſte gefod ert. Nie ließ ſich der Kdo zſſentlich fehen, dat * ic auf nem ganz güldmen, Stuhle, W weh — — 396 Sechſtes Buch. welcher auf einer guͤldenen Platte ſtand, ge⸗ tragen wurde. Die Traͤger waren allezeit aus a den beiden Landſchaften Rukana und Hatun⸗ | Rukana, in welchen, wie man glaubte, die ſtaͤrkſten Männer geboren wurden. Dieſe deu⸗ te wurden von Jugend auf in der Geſchicklich! keit geübt eine Laſt, ohne zu ſtraucheln, oder zu fallen, auf ihren Gchultern zu tragen, und — der Großtraͤger mußte für ihre Treue und Fer⸗ tigkeit ſtehen. Sie thaten von ihrem fuͤnf und zwanzigſten abis zu ihrem vierzigſten Jahre wechſelsweiſe! Dienſt e. Bei der Hofhaltung des Koͤnigs gieng jaͤhr⸗ lich eine un gemeine Menge Getraͤnke auſz weil er die unumgäslichſte Ehrenbepetgung Jade man Jemanden anthun konnte, war, daß man ihm zutraul/ und weil uberhaupt die Peruaner den Trunk liebten Vom Fleiſche ward auch ſehr viel im Pallaſte verzehrt, und vertheilt weil alle Ynkas vom Geblüte zu Cusko ihr Fleiſch vom Könige bekamen; das Getraide aber baues⸗ ten fie ſich ſelbſt. Daß der Koͤnig auch das Jahr hindurch eine Menge; Kleider hat haben muͤſſen, kann man daraus ſehen / daß er kein an Kleid Sechſtes Buch. 397 Kleid zweimal anzog; ſondern das, vom vori⸗ gen Tage, allezeit verſchenkte. b A 796 Alle zwei Jahr wurde jedem Unterthanen des Reichs ſo viel Wolle gegeben, als er für ſich und ſeine Familie brauchte, die andere wur: de wieder in den Magazinen aufgehoben Allen Vorſtehern des Volks im ganzen Reiche war geboten darauf zu ſehen, daß nicht nur von ihren Untergebenen keiner ein Müßig⸗ gäanger oder Verſchwender war, ſoͤndern daß auch keiner an Getraide, Kleidern, oder irgend Etwas Mangel litte. Sobald fie dieſes wahr⸗ nahmen, mußten ſie es, bel Strafe anzeigen, und dem Durftigen wurde augenblicklich ge⸗ elend e ee eee Zu elch Niemand gab eine Steuer von feinem Vet; _ mogen: Jedermann mußte nur dem Staate, oder dem Könige eine gewiſſe Anzahl Tage „Dienſte thun, und waͤhrend der Zeit wurde er Lach aue dat Uffeadlinhen Okrorghafckmun⸗ erhalten. e n is: ent nendided Kein Einwohner des Reichs burfietgenb einen Verluſt, einen Aufwand, oder eine Laſt befürchten / wenn ein Kriegsherr des Roͤniges nen durch | | 1 Sechſtes Buch. durch 905 Land zog; kein Soldat durfte a dem Wege weichen, und die ganze Armee ward beftändig aus den königlichen Vorrathshaͤuſern | die an den Landſtraſen lagen, verſorgt. 4 * Aller dieſer Vortheile wegen, welche die Unterthanen der Pnkas genoſſen, fuhrten dieſe Könige den Tittel Vater der Voͤlker, und Freunde der Armen: ihre Fußtapfen, die Oerter wo ſie ſich aufgehalten, oder nur auf ihren Reiſen verweilt hatten, wurden heilig gehalten; und fie wurden von ihren Untertha⸗ nen angebetet. Nicht nur weil ſie von ihnen fuͤr Kinder der Sonne, ihrer Gottheit, gehal⸗ ten wurden, ſondern weil ſie auch alle ſchmei⸗ chelhaften und ehrerbietigen Namen die man Koͤnigen nur geben kann. ** Allein, warum habe ich mich doch bei bie fe ganzen reizenden Beſchreibung, welche nur durch die Schwäche meines Ausdrucks minder | einnehmend iſt, beſtaͤndig des Wortes, war, bedienen muͤſſen. Leider! iſt alle dieſe Herrliche keit ſchon vor verſchiedenen Jahrhunderten ver⸗ ſchwunden. Das wohlthaͤtige Geſchlecht der Sntas ward, bis auf wenige, von dem Tyran⸗ N nen 1. A 75 y Scechſtes Buch. 399 nen Atahualpa ausgerottet, und er ſelbſt ver⸗ lor bald darauf das Leben. Der fchöne; Tempel der Sonne iſt zerftöre; der nach Gold ſuchende Geiz der Spanier hat keinen Stein auf dem andern gelaſſen; die Pallaͤſte der Könige ſind entſtellt, oder niedergeriſſen; die großen Vor⸗ rathshaͤuſer find ausgeleert und verfallen; die mit ſo vieler Muͤhe angelegten Wege und Waſſerleitungen, ſind von den Spaniern in den, auf die Eroberung gefolgten, buͤrgerli⸗ chen Kriegen, mit Fleiß verderbt worden; die meiſten Einwohner ſind durch das Schwerd oder die harte Dienſtbarkeit der Europaͤer um⸗ gekommen, und der elende Ueberreſt ſchmach⸗ tet in einer ewigen Knechtſchafft. So gieng innerhalb drei Jahren ein Reich zu Grunde, deſſen Errichtung mehr als vier- hundert Jahr erfodert hatte; deſſen Thron auf die feſteſten Stutzen, die Gerechtigkeit , die Liebe der Unterthanen und die zahlreichſte kö⸗ nigliche Fawilie gegruͤndet war: Wo das Mein und Dein niemals die Eintracht der Bürger ſtoͤrte; wo Reichthum und Armuth niemanden erhob, oder herabſetzte, wo man | feine * — — | | | | | | | Sechſtes Buch. keine erdichteten Bedürfniſſe kannte; wo nie⸗ mand elend war, als wem die Natur dazu. ge⸗ macht hatte; und wo alle Unterthanen gewiſ⸗ ſermaſen eben ſo glücklich waren, als ihre Bes’ e Dieſes Reich, vielleicht das einzi⸗ ge, wo auf Erden Gluͤckſeeligkeit wohnen konn⸗ te, das ſeine Macht auf eine ſo wohlthaͤtige Art, indem es wilde Barbaren zu Menſchen umſchuf, uͤber ſiebenhundert Meilen von Suͤ. den gegen Norden, und hundert und funfzig Meilen von Oſten gegen Weſten ausgebreitet hatte, ward auf Einmal, ſogar bis auf ſeinen Namen, von der Oberflaͤche der Erde vertil⸗ get; und wo ehemals das große und glüctliheng Reich der Ynkas war, iſt izt die, von einzel- nen unterdruͤckten Eingebohrnen r niche nne Peru. %% e % IE nf rn ers dan 1 208 i E EN; ee INT IRRE „ eee, . | on NIE dan abe | van, dis mad Pr d are 1881 e D e RER Te ‚Vor 1 nme | 3199 1 — — 2 9 * 67 ——ͤů *. — —a—ͤ——z Anh — b̃ 2 — 8 E BT nn eee ee — — ICH DEI dd DH DO TE 7 — — 2 Tu 2 2. 7 * *. . “ “ 2 r